Dem Wettbewerbsdruck hielten auf Dauer nicht viele der so hoffnungsvollen Onlinebanken stand. Viele Werbemillionen und zehn Jahre später sind die meisten dieser Spin-offs verschwunden. Die Biligtöchter wurden von anderen Großbanken übernommen oder wieder ins Mutterhaus zurückgeholt.
Den größten Flop landete dabei zweifellos der Branchenprimus, die Deutsche Bank. Ihre Bank-24-Tochter sollte eigentlich auch das ungeliebte, teure Kleinkundengeschäft übernehmen. Das Mutterhaus Deutsche Bank wollte sich lieber auf die Bereiche konzentrieren, wo – wie die Banker meinten – das große Geld zu holen ist. Investmentbanking und Assetmanagement, also das Investieren von Geld und die Verwaltung von Anlagegütern für möglichst kapitalstarke, professionelle Kunden, hießen die neuen Geldmaschinen, mit denen der Bankkonzern in die Top-
Liga der internationalen Finanzwelt vorstoßen wollte. Die Vorstände des Geldhauses sahen sich eher als Strategen internationaler Konzernübernahmen, als Finanziers von Megaprojekten und Manager für professionelle Anleger und milliardenschwere Pensionskassen.
Von den Privatkunden wollten sie nur noch die bedienen, die wirklich Kapital mitbrachten, die Einkommensmillionäre und Supererben. Die Klein- und Mittelkunden wurden abgeschoben zur Bank 24. Eine bundesweite Anzeigenkampagne versuchte die neue Billigtochter herauszuputzen. Doch die Kunden rochen den Braten, begriffen nur zu schnell, dass sie bei der Deutschen Bank für Arme gelandet waren, und reagierten entsprechend sauer. Abwanderungen und lautstarke Proteste gegen die beschämende Behandlung waren die Folge.
Als sich nach dem Crash des Neuen Marktes und der Talfahrt an den internationalen Börsen zeigte, dass die neuen Stars des Investmentbanking und die Goldgräber im Assetmanagement auch nur mit Wasser kochten und ihre fabelhaften Prognosen nicht eintrafen, wurde das Ruder wieder umgelegt. Die Bank 24 wurde stillschweigend begraben. Die Kunden durften wieder zur Deutschen Bank zurückkehren.
Rund zwei Milliarden Euro soll nach Branchenschätzungen der Ausflug in die Billigdomäne die Bank gekostet haben. Genau genommen haben nicht die Vorstände, die den fatalen Kurs anordneten, die Zeche bezahlt, sondern die Mitarbeiter, deren Jobs gestrichen wurden, die Aktionäre und natürlich die Kunden, die für das zweifelhafte Glück, ihr Geld von der größten deutschen Bank betreuen lassen zu dürfen, auch etwas tiefer in die Tasche greifen durften.
Dafür sollen die Kunden jetzt mit Leistung durch Leidenschaft – so der jüngste Werbeslogan – bedient werden. Zum Beispiel beim Drogeriediscounter Rossmann. Dort versucht die Deutsche Bank im Frühjahr 2007 an Kunden für Kleinkredite zu kommen.