Die Banken verlangen von ihren Kunden immer wieder höhere Gebühren

Mitte der 90er Jahre hatte das traditionelle Geldgewerbe seinen Goodwill und Respekt selbst bei den gutgläubigsten Kunden verloren: Auf jedes Bargeschäft, das am Schalter durchgeführt wurde, sollte eine Gebühr von fünf € erhoben werden. Diese Geldstrafe sollte jedem aufgebrummt werden, der den anonymen Geldautomaten-Service mied, bei dem es Bares nur mit ec-Karte und Geheimnummer gibt, und sich sein Geld lieber an der Bankkasse auszahlen ließ. Als die ersten Institute die Schaltergebühr kassierten, brach ein Sturm der Entrüstung los. Kunden und Verbraucherschützer klagten gegen diese Beutelschneiderei. Diesmal waren die Banken doch zu weit gegangen. Der Bundesgerichtshof kippte diese Abgabe.

73 € für ein leeres Sparschwein
Die Banken sannen auf Abhilfe. Den sonst so distinguierten Damen und Herren war auch nach dieser Niederlage vor dem höchsten deutschen Zivilgericht kein Trick zu billig, keine Gebühr zu popelig: So verlangte die Stadtsparkasse Hannover wieder 1,50 Euro für Bargeschäfte am Schalter. Bei anderen Instituten wird für den Ausdruck von Scheckformularen kassiert, für die Ausgabe einer Rolle Münzgeld oder das maschinelle Zählen von Wechselgeld und Spargroschen. Die Dresdner Bank in Hamburg nimmt pro gezählter Münzrolle 25 Cent, die Commerzbank in München elf Cent, eine Raiffeisenbank in Sachsen-Anhalt 35 Cent. Die Deutsche Bank 24 berechnet bei Annahme und Ausgabe von Hartgeld pro Beutel zwischen zwei und fünf Euro, pro Rolle 20 Cent, mindestens aber einen Euro pro Auftrag. Das Entleeren eines Sparschweins kostete bei der Sparkasse Regensburg schon mal 73 € bei einem Inhalt von – maschinell gezählt – 102 €. Pro Münzrolle eben eine €.

Die Folge ist ein fast undurchdringlicher Gebührendschungel aus immer höheren Preisen und gebührenpflichtigen Positionen, kritisierte Verbraucherschützer Rainer Metz bei einer Umfrage der Hamburger Zeitung Die Woche. Die Unterschiede zwischen den angeblichen Wettbewerbern blieben auffällig gering. Sie können von den Kunden, unter anderem wegen der geringen Transparenz der Preismodelle, nicht genutzt werden. In den Chefetagen der Banken wird bereits an neuen und umfangreichen Anhebungen gebastelt.

Sittenwidrige Gebühren
Die Befürchtungen der Verbraucherschützer haben sich längst erfüllt. Bargeld, das aus einem Geldautomaten einer fremden Bank gezogen wird, kostet im Schnitt mittlerweile drei Euro – 1993 waren es nur drei €! Für den Zugang zum eigenen Schließfach werden neben der Miete gelegentlich sogar Wegezölle erhoben: Еine Stadtsparkasse verlangte 1,50 € ab dem fünften Tresorbesuch im Kalenderjahr – zuzüglich der Miete.

Für die Aufnahme einer Hypothek oder eines Ratenkredits fallen Bearbeitungsgebühren an. Sogar bei der Rückzahlung eines Darlehens vor Ablauf der vereinbarten Frist verlangt die Bank eine Vorfälligkeitsentschädigung, obwohl das Institut über das Geld wieder verfügen kann. Immer wieder riefen Verbraucherschützer die Richter in den roten Roben an. Im Juli 1997 entschied der XI. Senat des Bundesgerichtshofs, dass bei einer vorzeitigen Rückzahlung von grundpfandrechtlich gesicherten Festzinsdarlehen (Hypothekendarlehen im Immobiliengeschäft), wenn also das Darlehen beim Verkauf des Objekts vorzeitig abgelöst werden soll, die Bank zwar eine angemessene Vorfälligkeitsentschädigung verlangen darf, nicht aber jeden beliebigen Preis bis hin zur Grenze der Sittenwidrigkeit. Danach sollte sich die Entschädigung an dem Zinssatz für Pfandbriefe orientieren. Der Kunde muss nur die Differenz zahlen zwischen den Zinsen, die die Bank während der Restlaufzeit für das Darlehen erhalten hätte und den Erträgen, die sie im gleichen Zeitraum erzielen kann, wenn sie das vorzeitig erhaltene Geld in Pfandbriefen anlegt. Bearbeitungsgebühren für die Bereitstellung des Kredits dürfen in die Vorfälligkeitsentschädigung eingerechnet werden. Verbraucherschutzverbände helfen mathematisch weniger versierten Kunden bei der Zinsberechnung – gegen eine Gebühr.

Teure Benachrichtigungen von Ihrer Bank
Trotz der Eingriffe des BGHs bleibt der Kunde der Dumme: Die Bank kassiert. Erst recht nach dem Ableben des Kontoinhabers, die Bearbeitung des Nachlasses wird gesondert abgerechnet – bei der Deutschen Bank 24 mit mindestens 40 Euro. Bei umfangreicheren Leistungen werden Stundensätze in Rechnung gestellt. Auch an der Einführung des Euro haben manche Institute glichen werden, die den Banken durch den bargeldlosen Zahlungsverkehr entstehen würden. Diesen Raubzug stoppte das Bundeskartellamt. Die obersten Wettbewerbshüter lehnten den geplanten Wegezoll des elektronischen Zahlungsverkehrs ab. Der bargeldlose Zahlungsverkehr werde mit den geplanten Gebühren von den Banken gemeinsam verteuert, und der Handel und letztlich die Verbraucher müssten dafür die Zeche zahlen, argumentierte das Kartellamt. Die Banken könnten nicht versuchen, ihre Kosten beim ec-Kartengeschäft über intransparente Gebühren auf Umwegen auf die Allgemeinheit abzuwälzen, erklärte Kartellamtspräsident Ulf Böge. Der Zentrale Kreditausschuss des Bankengewerbes konterte: Durch diese Negativ-Entscheidung werde die Zukunft des bargeldlosen Zahlverfahrens in der heutigen Ausprägung in Frage gestellt. Bisher blieb es jedoch bei der Drohung.

Bankgebühren und Gewinne für die Kleinanleger in Deutschland – hilfreiche Information

Vor allem Kleinanleger, die nur 2.500 bis 5.000 Euro mitbringen, werden über den Tisch gezogen, abgehäutet, durchgekocht und ausgelutscht, schimpfte ein Münchner Kleinaktionär. Schon der Kauf oder Verkauf der Papiere hat seinen Preis: Die Dresdner Bank nimmt sich 25 Euro für jeden Aktienkauf – egal, ob es um ein Papier geht oder um 20. Deutsche Bank und Commerzbank verlangen 15 Euro pro Order.

Die bankinterne Profitvermehrung treibt gerade bei der Geldanlage seltsame Blüten: Da gibt es Provisionen, sonstige An- und Verkaufsspesen, Depotkosten, Courtage, und natürlich auch die bekannten Positionen Kontoführung sowie Verwaltung/Sonstiges.

Die Banken bezeichnen ihre Dienstleistung im Wertpapiergeschäft als Gebühren, als würde eine staatliche Gebührenordnung zu Grunde gelegt. Es handelt sich aber um Preise für die Abwicklung von Wertpapiergeschäften, kritisierte Herbert Hansen von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (Sdk) bereits Mitte der 90er Jahre gegenüber der Zeitung Die Woche. Diese Preise sind für den Privatanleger deutlich überhöht. Während institutionelle Anleger durchweg den halben Gebührensatz zahlen, würden Privatanleger mit dem vollen Satz und hohen Mindestgebühren zur Kasse gebeten.

Mehr Gebühren als Gewinne
Die Fantasie der sonst eher nüchternen Bankiers kennt wahrlich keine Grenzen: Beim Handel mit Auslandsaktien und -anleihen, die an einem ausländischen Börsenplatz ausgeführt werden, werden zusätzlich 19,99 Euro für die Abwicklung des Transfers einbehalten – einfach so: pauschal. Hinzu kommen – laut Preisliste des Online-Investmenthauses maxblue, einer jüngst gegründeten Tochter der Deutschen Bank – noch fremde Spesen (Brokerprovisionen und Liefergebühren, in New York beispielsweise 18 Dollar). Der Kunde kann froh sein, wenn er nicht mehr Gebühren zahlen muss, als er anlegen will. Und wenn bei Aktienverkäufen von seinem Kursgewinn noch etwas übrig bleibt.

Die Abzockerei hat Methode: Längst gibt es Depotgebühren auch für Investmentfonds, obwohl gerade diese Zertifikate einst mit dem Hinweis der Gebührenfreiheit angeboten wurden. Jetzt werden auch für diese Geldanlagen ebenso Gebühren berechnet wie für Aktien und festverzinsliche Anlagen: pro Stück 0,03 Prozent vom Kurswert und mindestens 12,78 Euro pro Depot und Jahr.

Manche Gebührenschneiderei – wie die Erhebung einer Gebühr von 20 € für die Bearbeitung von Freistellungsanträgen – stoppte der BGH: Im Juli 1997 entschieden die Richter des XI. Senats, dass Bankkunden diese Gebühren nicht entrichten müssen. Die Banken würden durch das Zinsabschlagsgesetz zur Einziehung der Kapitalertragsteuer herangezogen. Damit sei auch die Bearbeitung der Freistellungsaufträge eine unentgeltlich zu erfüllende staatliche Aufgabe.

Direktanlagebanken ziehen nach
Ärgerlich für Kleinanleger ist, dass selbst die Direktanlagebanken und Onlinebrokerhäuser, die in der Mitte der 90er Jahre angetreten waren, das Gebührenkartell der Großbanken im Wertpapiergeschäft zu knacken, schon längst ihre Preise denen der konventionellen Filialbanken angepasst haben. So lockte die Direkt Anlage Bank (DAB) mit Discountpreisen einst Hunderttausende Anleger. Doch seit Sommer 2001, als Aktien, Investmentfonds und Zinsen auf immer neue Jahrestiefst- stände abrutschten, ist es mit den Billigangeboten vorbei, die Gebühren steigen wieder. Die Münchner DAB verlangt seit dem 15. Oktober 2001 von Anlegern, die nur bis zu sechs Aufträge im Quartal erteilen, bei Telefonaufträgen eine Mindestprovision von knapp 45 €. Das ist eine Erhöhung von bis zu 60 Prozent.

Gleichzeitig wurde die Liste der Fonds, die im Rahmen von Sparplänen erworben werden können, drastisch zusammengestrichen. Auch die Ausgabeaufschläge wurden für viele Fonds erhöht, obwohl es sich um lang laufende Sparverträge handelt. So werden für den Erwerb des DWS Deutscher Vermögensbildungsfonds statt 3,75 nun fünf Prozent Ausgabeaufschlag verlangt. Beim früher kostenfreien Pictet Biotech-Fonds wird eine Gebühr von fünf Prozent berechnet. Konkurrent Consors geht zwar bisher deutlich vorsichtiger vor als die HypoVereinsbank-Tochter DAB. Seit Anfang Oktober 2001 fällen beim Kauf von Aktien über das Internet mindestens 9,90 Euro statt 9,71 Euro an, bei telefonischer Ordererteilung sind es mindestens 13,90 Euro. Außerdem müssen die Kunden wie auch bei DAB und comdirect für den Versand von Kontoauszügen per Post zahlen.

Investmentgesellschaften kassieren ab
Deutschlands größte Investmentfondsgesellschaft DWS langt seit Januar 2002 auch bei den Depotgebühren kräftig zu, betroffen sind vor allem Kleinanleger: Die Mindestgebühr stieg von 5,04 Euro auf acht Euro. Dazu kommen Ausgabeaufschläge – bei Aktienfonds im Schnitt drei bis sieben Prozent, bei Rentenfonds ein bis drei Prozent des Kaufpreises. Der Ausgabeaufschlag fällt jedoch nur einmal beim Kauf an. Deshalb erheben die Gesellschaften noch andere Abgaben, die dem Fondsvermögen direkt entnommen werden. Der größte Posten sind Verwaltungs- oder Managementgebühren. Bei Aktienfonds betragen sie meist ein bis zwei Prozent des Depotwerts, bei Rentenfonds sind es in der Regel zwischen 0,5 und 0,8 Prozent.

Bei der DWS kommt der Kunde auf eine Gebühr von durchschnittlich neun Euro pro Fonds, die neben der allgemeinen Verwahrung und Verwaltung der Fondsanteile die Erstellung der Einzelabrechnungen sowie die Jahresabrechnung nebst Ertragsaufstellung und die kostenlose Wiederanlage der Ausschüttung (Thesaurierung) einschließt.

Billiger wird es nur für Kunden, die ihre Aufträge online, per Computer, erteilen. Ihnen wird Ende des Jahres lediglich die Mindestgebühr in Rechnung gestellt. Wenn auch die Abrechnung elektronisch versandt wird, erhält der Kunde überdies zehn Prozent Rabatt auf den Betrag. Andere Fondsgesellschaften sind hierbei nicht so vorsichtig. So hat die britische Fondsgesellschaft Invesco bereits im Frühjahr 2001 für ein halbes Dutzend ihrer Aktienfonds die alljährlich anfallenden Managementgebühren um 20 bis 100 Prozent erhöht.

Die großen deutschen Fondsgesellschaften, DIT (Dresdner Bank), Deka (Sparkassen) oder Activest (HypoVereinsbank), haben ebenfalls kräftig an der Gebührenschraube gedreht. Vor allem bei neuen Fonds wurde kräftig aufgeschlagen, zu diesem Ergebnis kam eine Untersuchung des Instituts für Marktbeobachtung (IMA) in Kelkheim bei Frankfurt am Main. Bei Neuauflagen fallen die kräftigen Gebührensteigerungen nicht so auf. Für die Fondsgesellschaften ist das besonders lukrativ, die Verwaltungsgebühren werden jedes Jahr kassiert und sorgen so für einen kontinuierlichen Geldfluss.

Obendrein sind diese Gebühren für den Kunden nicht ohne weiteres erkennbar, denn sie werden nicht extra in Rechnung gestellt, sondern direkt vom Fondsvermögen abgezogen. Früher betrugen diese Kosten bei Aktienfonds zwischen 0,7 und ein Prozent, nach den jüngsten Erhöhungen werden häufiger schon 1,25 Prozent, manchmal sogar mehr als 1,5 Prozent pro Jahr verlangt. Eine Anhebung der Managementgebühren um einen halben Prozentpunkt kann bei der Anlage von 5.000 Euro über 20 Jahre und länger schon einige Tausend Euro weniger Ertrag bedeuten.

Doppelt absahnen für die Performance
Doch die Managementgebühren sind nicht alles, was der Anleger zu zahlen hat: Bei vielen Fonds werden dem Kunden nun auch noch so genannte Performancegebühren abgeknöpft. Von 900 Fonds, die im Jahr 2000 auf den Markt kamen, sahen nach einer Untersuchung von IMA bereits 70 eine derartige Vergütung vor.

Diese Gebühren fallen an, wenn dem Fondsmanager das gelingt, was dem Anleger beim Verkauf ohnehin versprochen wurde: Wenn sich sein Fonds besser entwickelt als ein relevanter Vergleichsindex. Ein Fonds mit deutschen Standardaktien müsste danach besser abschneiden als der Deutsche Aktienindex DAX. Wenn das Selbstverständliche also eintritt, zweigt das Management einen Teil der zusätzlichen Rendite als Belohnung für sich ab. In einigen Fonds beträgt das Erfolgshonorar bis zu 20 Prozent der Wertsteigerung. Dass sie damit gut verdienen, zeigt eine Statistik des britischen Fondsanalyse-Unternehmens Fitzrovia. Danach griffen Investmentfonds im Jahr 2000 weltweit rund 3,6 Milliarden Dollar an erfolgsabhängigen Gebühren ab – zusätzlich zu der Summe aus den ohnehin fälligen Verwaltungsvergütungen. Fachleute betrachten diese Entwicklung eher kritisch.

Eigentlich ist die gute Leistung eines Fondsmanagers schon mit der Verwaltungsgebühr, die mit der Wertsteigerung des Fonds ja auch zunimmt, genug entlohnt, sagt Ulrich Harmssen, Geschäftsführer von Fonds Select Worpswede. Gleichzeitig bestehe die Gefahr, dass die erfolgsabhängige Vergütung den Fondsmanager zu riskanten Manövern verleitet, für die allein der Anleger die Zeche zahlt. An den Verlusten, die durch Fehleinschätzungen entstehen, beteiligt sich das Fondsmanagement natürlich nicht.

Teurer Depotwechsel
Mit dem Ausgabeaufschlag, der Verwaltungs- und der Performance-Gebühr sind jedoch noch längst nicht alle Kosten gedeckt. Weitere Zusatzkosten können die tatsächliche jährliche Belastung nach Untersuchungen von Fitzrovia auf mehr als 20 Prozent des Depotwerts ansteigen lassen. Von diesen Entgelten sieht der Kunde aber meistens nichts. Sie werden häufig direkt vom Fondsvermögen abgezogen und oft gar nicht ausgewiesen. Der Gebührendschungel ist mittlerweile so dicht, dass nicht einmal Experten durchblicken können. Wer mit seinem Depot zu einer anderen Bank umziehen will, bekommt den Gebührenhammer erst recht zu spüren.

Abtrünnige Kunden, die mit ihren Wertpapierdepots zu einer Direktbank wechseln wollen, werden mit überzogenen Gebühren bestraft. Wenn bei einer Depotübertragung das Geldinstitut das Dreifache von dem verlangt, was sonst für die Depotführung für ein gesamtes Jahr berechnet worden wäre, dann ist das eine horrende Strafzahlung für den Kunden, so der Finanzjurist Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Gebühren seien sittenwidrig überteuert. Seit die Aktienkurse an der Börse auf immer neue Tiefststände taumeln, haben wechselwillige Anleger allerdings eine Chance, die Bußgelder zurück zu bekommen. Na gut – wir erstatten Ihnen 200 €, wenn Sie zu uns kommen, das versprach eine Beraterin des Nürnberger Direktbrokers Entrium im Frühjahr 2001 schon beim ersten Anruf dem potentiellen Neukunden. Die Kulanz war weniger überraschend, als es auf den ersten Blick aussah: Die frühere Quelle-Tochter versuchte, den Markt mit Kampfpreisen aufzumischen.

Da konnten die Branchenführer nicht tatenlos Zusehen. Bei der Direkt Anlage Bank waren für Wechsel willige immerhin 150 € (76,70 Euro) Kostenausgleich drin. Und auch bei Consors gab man sich nicht kleinlich: Wir erstatten Ihnen alles, wenn Sie zu uns kommen, hieß es am Telefon. Lediglich die comdirect zeigte sich gänzlich ungerührt: Wir wollen die Gebührenpolitik der anderen doch nicht subventionieren, wir überzeugen lieber mit unseren Preisen21, so die Aussage des Kundenberaters.

Begehrte Online-Anleger
Die deutschen Online-Anleger sind derzeit umworben wie noch nie. Ob mit teurem Marketing oder Billigpreisen – neue Kunden müssen her. Denn die anhaltende Börsenflaute verdirbt zunehmend das Geschäft der Direktbroker, und neue Kundschaft wächst nur enttäuschend langsam nach. Gleichzeitig nimmt der Verdrängungswettbewerb zu. Allein im Jahr 2000 sind sieben neue Online-Discounter auf den deutschen Markt gekommen – und alle wollen einen Teil vom großen Kuchen.

Doch die Lieblingskunden der Online-Broker, die gut über 2,5 Millionen aktiven Trader, halten sich zurück. Für einen neuen Kunden müssen die Direktbroker zwischen 200 und 300 Euro ausgeben. Der Berliner Billiganbieter Systracom, der im Flerbst 2000 mit seiner Fiatfee von 9,95 Euro je Order begann, hatte im Frühjahr 2001 gerade mal 8.000 Depots. Um die Gewinnschwelle zu erreichen, braucht er aber 50.000 Depots. Ende 2001 hatte Systracom bereits Konkurs angemeldet.

Kostspieliges Private Banking:
Auch die Reichen werden zur Kasse gebeten Keine Frage: Kleinkunden sind die Milchkühe in der Gebührenkalkulation der Banken. Aber auch ganz oben, bei den Reichen und Superreichen, lassen sich immer wieder ein paar Tausend Euros absahnen. Wer zu schnellem Geld gekommen ist – wie die Eisprinzessin Katarina Witt oder der Chip-Broker Cornelius Boersch von der Firma ACG – leistet sich einen speziellen Service der Deutschen Bank: Sie haben einen persönlichen Bankberater, der sich speziell um ihr Vermögen kümmert. Dies darf die Bank sogar per Anzeige verkünden und für ihren Luxusservice werben, private Banking heißt diese Betreuung, die zu den Wachstumsbranchen im Bankgewerbe zählt. Denn das Segment der Reichen, Neureichen oder Superreichen nimmt stetig zu, unabhängig von Börsenkrisen und Wachstumsflauten. Das zeigt eine Vermögensstudie der US-Bank Merrill Lynch und der Consultants von Cap Gemini Ernst Et Young: Von 1996 bis 1999 ist die Zahl der Euro-Millionäre in Deutschland jedes Jahr um mehr als fünf Prozent gewachsen. Rund 350.000 Deutsche verfügten Ende 2000 über ein privates Vermögen in Form von Geld, Aktien und Fonds von mindestens einer Million Euro. Das Immobilienvermögen wurde dabei nicht berücksichtigt.

Im Schnitt wäre damit etwa jeder 230. Deutsche ein Euro-Millionär. Wirklich exklusiv ist dagegen die Gruppe der Ultrareichen: Ein Geldvermögen von mehr als 30 Millionen Euro besitzen in Deutschland nur etwa 3.500 Personen. Auf der ganzen Welt gab es am Ende des Jahrtausends rund sieben Millionen Dollar-Millionäre und über 55.000 Ultrareiche mit mehr als 30 Millionen Dollar (32 Millionen Euro) Finanzvermögen.

Das Geschäft mit den Reichen ist einträglich, denn die Banken lassen sich ihre persönliche Betreung gut honorieren. Mit mindestens 17.895 Euro Gebühren jährlich, so der interne Richtpreis, muss beispielsweise der Kunde bei der Dresdner Bank rechnen, wenn er die individuellen Dienste des Instituts in Anspruch nehmen möchte. Auch bei anderen Banken gibt es ähnliche Kalkulationen. Für den Kunden lohne sich das Geschäft erst, wenn er eine halbe bis eine Million Euro Vermögen von den Private Bankern verwalten lässt, geben Bankvertreter zu. Auf die deutschen Banken kommt dank umfangreicher anstehender Erbschaften eine Welle von Reichtum zu. In der ersten Dekade des neuen Jahrtausends werden etwa 2,25 Billionen Euro weitergereicht, davon fast die Hälfte als Geldvermögen, berechnete die Deutsche Vermögensberatung AG. Und diese Erbschafts- Hut wird in den nächsten Jahrzehnten Tausende von jungen Deutschen zu Millionären machen. Für die Strategen des Private Banking sind das tolle Perspektiven. Anfang des Jahres 2000 besaßen die deutschen Euro-Millionäre zwei Billionen Euro Finanzvermögen. Ein Riesenpotenzial für die deutschen Banken.

Sie bereiten sich deshalb schon heute darauf vor, es auszuschöpfen. Weil die Reichen durchaus knauserig – im Bankenjargon konditionensensibel – sind, könnten auch in diesem Geschäft die Margen ins Rutschen kommen. Dann wird sich heraussteilen, ob Kati Witt, wie sie liebevoll bei der Deutschen Bank genannt wird, ihrem privaten Vermögensberater die Treue hält.

Ohne Bankkonto geht heutzutage leider nicht mehr

Ohne Konto läuft nichts. Ob der monatliche Empfang von Lohn und Gehalt oder die Abhebung am Geldautomaten – das Konto ist unverzichtbarer Teil unseres Daseins. Die Banken nutzen ihr Monopol auf den Umgang mit Geld nach Kräften und verdienen bei jeder Transaktion an den üppigen Gebühren und Provisionen.

Als erste Adresse empfahl sich die Deutsche Bank gern ihren Kunden in der Werbung. Doch Normalverdiener, die dem Lockruf von Deutschlands größtem Geldhaus folgten, wurden von der Bank kräftig verladen. Jetzt müssen ihre Konten wieder einmal umziehen – von der Deutschen Bank 24 zurück zur Mutter Deutsche Bank. So hat es der neue Chef des Geldkonzerns, Josef Ackermann, befohlen. Aus guten Gründen: Die Bank will das Privatkundengeschäft, das bisher auf Mutter und Tochter aufgeteilt war, wieder zusammenfassen, um besseren Zugriff auf die wirklich lukrativen Kunden der Institute zu haben.

Dazu gehören junge Leute, die heute vielleicht noch wenig verdienen, aber durch Erbschaft und Karriere einst in die Kategorie der Reichen und Besserverdiener vorstoßen könnten. An dieser Klientel hat die Bank größtes Interesse, ihre Finanzgeschäfte und Vermögensanlagen eröffnen dem Geldinstitut viele Möglichkeiten zu verdienen – an Provisionen, Courtagen und dergleichen mehr. Das Privatkundengeschäft ist die entscheidende Gewinnquelle der Zukunft, sagte Udo Reifner, Direktor des Hamburger Instituts für Finanzplanung, bereits Mitte der 90er Jahre. Um lukrative Kunden anzulocken und zu halten, werden ihnen viele Vergünstigungen eingeräumt. Wer beispielsweise 100.000 € auf der Bank hat, bekommt höhere Zinsen, bessere Beratung und muss keine Kontogebühren zahlen. Leute mit geringem Einkommen, Gut haben und Kleinkrediten sind für die Banken nicht interessant. Sie werden mit schlechtem Service bestraft.

Bei der Deutschen Bank wurden Konteninhaber mit Durchschnittseinkommen und ohne millionenschweres Wertpapierdepot wie Bauern auf dem Schachbrett hin- und hergeschoben: Erst im Jahr 1999 hatte man sie zu der Direktbank-Tochter, die eigentlich für junge Leute gegründet worden war, die ihre Geldgeschäfte am liebsten per Telefon oder Computer erledigen, abgeschoben. Gefragt wurde die Massenklientel – Arbeiter, Angestellte sowie Rentner mit bescheideneren Einkommen – damals so wenig wie heute. Auf diese Weise sendete die Bank auch ein deutliches Signal, dass ihr an dieser Kundengruppe nichts liegt: Wem diese rüde Abzockerei nicht passt, der kann ja das Konto kündigen.

Die Bank kann es verkraften. Rund zwölf Millionen Kunden vertrauten dem Marktführer des deutschen Kreditgewerbes 2001 ihr Geld an, mehr als eine halbe Million Kunden mit Vermögen von mehr als 500.000 Euro ließen ihr Depot von den Managern der Deutschen Bank verwalten. 24,7 Milliarden Euro verdiente die Deutsche Bank allein im vergangenen Jahr an Gebühren, Provisionen und durch den Handel mit Geld. Und das war nicht einmal ein Rekordergebnis – im Boomjahr 2000 wurden sogar 1,2 Milliarden Euro mehr kassiert.

Frustrierte Deutsche-Bank-Kunden haben nun die Qual der Wahl: Mehr als 2.690 Geldinstitute gibt es derzeit in Deutschland, einschließlich Filialen und Zweigstellen der Postbank AG insgesamt 56.627 Bankstellen.

Egal an welches dieser Geldhäuser sich der Kleinkunde auch wendet, dem Würgegriff der Branche kann er nicht entkommen. Denn die Geldwirtschaft versucht allerorten, ihre Kundschaft nach allen Regeln der Kunst auszunehmen. Selbst Sparkassen, Volksbanken, Raiffeisenkassen und Genossenschaftsbanken – einst als Institute für den kleinen Mann gepriesen – versuchen im Wettbewerb der großen globalisierten Geldkonzerne mitzuhalten. Das geht auf Kosten ihrer Stammkundschaft, die den Ausflug in die Champions League des internationalen Bankgeschäfts, wo riskante Fusionen, waghalsige Transaktionen und Anlagen auf den internationalen Kapitalmärkten geplant und ausgeführt werden, schließlich bezahlen muss. Aktionäre wie Sparbuchbesitzer, Rentner wie Unternehmer, Gehaltskonteninhaber wie Häuslebauer sind wütend auf die Bankkonzerne. Sie fühlen sich schlecht behandelt, falsch beraten, abgezockt und im Stich gelassen.

Das Image der Banken ist schlecht – und daran haben die Geldmanager kräftig mitgearbeitet. Kaum eine Branche geht so ruppig mit ihrer Kundschaft um, wie die Kreditwirtschaft , mäkelten bereits vor einigen Jahren sogar Blätter wie die bankenfreundliche Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Der Weg in die Abhängigkeit – soll man immer ein Gehaltskonto haben

Den Zwang zum Bankkonto und in den Würgegriff der Geldwirtschaft gibt es in Deutschland erst seit gut 30 Jahren. Noch Anfang der 60er Jahre war der bargeldlose Zahlungsverkehr per Scheck oder Überweisung vom Bankkonto ein Privileg der Reichen und Besserverdiener. Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen erhielten ihre Löhne und Gehälter an der Firmenkasse bar in der Tüte oder auf die Hand. Monatliche Abgaben ,wie Miete, Versicherungsprämien, Rundfunk- und Telefongebühren wurden per Postanweisung beglichen, das Haushaltsgeld im Küchenschrank verwahrt und was nicht gebraucht wurde, kam dann auf das Sparbuch, das meistens ebenfalls bei der Post geführt wurde.

Doch dann entdeckten die Banken diese Kleinkunden, die ein ungeheures Reservoir für die Zukunft versprachen. Allein die Millionensummen, die wochenlang unter Matratzen oder in Küchenschränken schlummerten, bis sie schließlich beim täglichen Einkauf ausgegeben wurden, stellten für das Bankgewerbe einen großen Schatz dar, den es zu bergen galt. Dieses Geld konnten die Institute gewinnbringend anlegen – zu ihren Gunsten.

Einträgliche Differenzen
Banken und Sparkassen leben schließlich davon, dass sie die Guthaben ihrer Kunden mit möglichst hoher Rendite investieren, sie beispielsweise als Kredite an andere Kunden ausleihen. Die Zinsen sind der Preis, der für diesen Transfer gezahlt wird. Der Sparer bekommt dabei immer einen deutlich niedrigeren Zinssatz als der Schuldner zahlen muss. Die Differenz – die Zinsmarge – ist der Verdienst der Bank. Im Frühjahr 2002 betrug diese Differenz acht bis zehn Prozentpunkte. So wurden Guthaben auf Sparbüchern mit gesetzlicher Kündigungsfrist von drei Monaten mit mickrigen 1,75 Prozent verzinst, für die Überziehung von Girokonten jedoch zwischen neun und 15 Prozent verlangt. Ein lohnendes Geschäft für die Geldbranche: Über die Einführung von Lohn- und Gehaltskonten für alle Arbeitnehmer konnten die Banken ihr Anlagevolumen in den 70er Jahren erheblich steigern.

Die Erfindung des Euroeheques
Auf Initiative des Deutsche-Bank-Vorstands Eckardt van Hooven wurde in den 60er Jahren der Eurocheque eingeführt. Eine geniale Erfindung des Bankiers, um die Entwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs zu beschleunigen. In Kombination mit einer Eurochequekarte garantierte die Bank, die das neue Zahlungsmittel ausgab, dem Empfänger des Euroeheques die Einlösung bis zu einem Betrag von zunächst 300 €, ab den 90er Jahren bis zu 400 €. Durch Abkommen mit europäischen Banken zunächst in den wichtigsten Ferienländern der Deutschen – Italien, Spanien, Österreich und der Schweiz – verschafften die Banken ihrer Kundschaft ein europaweit gebräuchliches Zahlungsmittel.

Diesen grenzüberschreitenden Service konnte bis zur Einführung des Euroeheques nur die Post ihren Sparern bieten. Die Inhaber von Postsparbüchern konnten in vielen Ländern über die lokalen Postämter an ihr Geld kommen. Diese Monopolstellung der damals noch staatlichen Behörde hatte van Hooven mit seiner Erfindung gebrochen. Zum Wohle des Bankgewerbes: Natürlich ließen sich die Geldinstitute die Ausgabe der Scheckkarte mit zeitlich begrenzter Gültigkeit bezahlen. Mit fünf € war der Kunde dabei. Für das Einlösen der deutschen Schecks im Ausland oder oft auch im inländischen Handel – an Tankstellen beispielsweise – wurden ebenfalls bald Gebühren erhoben.
Dennoch war der Siegeszug des Eurocheques nicht aufzuhalten. Bis Ende des vergangenen Jahrhunderts nutzten die meisten Kontoinhaber dieses Zahlungsmittel, das erst im Januar 2002, als die Garantiefunktion aufgehoben wurde, seine Bedeutung verlor.

Bankkonto Kostenlos – aber nicht lange
Um den Lohntütenempfangern das Geld aus der Tasche zu locken und sie zur Eröffnung von Girokonten zu bewegen, versprach das Geldgewerbe seinen neuen Kunden die Konten kostenlos zu führen, ihnen sollte durch die neue Bankverbindung kein Schaden entstehen.
Die Zusage, das Geld der Kleinverdiener unentgeltlich zu verwalten, hielt nicht lange. Kaum hatten sich Arbeitnehmer und Verbraucher an den bargeldlosen Zahlungsverkehr gewöhnt, begannen die Geldinstitute Klagen über das mühsame Geschäft mit der Massenkundschaft anzustimmen. Allen voran die großen Privatbanken ließen keine Gelegenheit aus, um über die hohen Personalkosten zu jammern, die das arbeitsintensive Privatkundengeschäft verursache. Die vielfältigen Dienstleistungen, die zahlreichen Überweisungen, Abbuchungen von den Konten, der Versand der Kontoauszüge und Scheckformulare könnten nicht mehr zum Nulltarif erbracht werden. Holger Bemdt, ein Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), verteidigte diese Gebührenpraxis 1994 gegenüber der Zeitung Die Woche: Der Service von Sparkassen und Banken hat wie jede andere Dienstleistung in der Wirtschaft seinen Preis. Das einfache Privatgirokonto der früheren Jahre hat sich zum Zentrum einer breiten Palette von Finanzdienstleistungen entwickelt. Girokonten ersetzen heute weitgehend die private Haushaltsbuchführung. Mit Milliardeninvestitionen, zum Beispiel für über 50.000 Geldautomaten in Europa und ein umfassendes Eurocheque- und Eurocardangebot , werden den Kunden Wege und Zeit erspart. Das Serviceangebot der Sparkassen und Banken ist daher nicht zum Nulltarif zu haben.

Die Gebührenspirale der Banken ist unverträglich
Die Geldinstitute begannen Gebühren für Kontenführung und Zahlungsverkehr einzuführen. Im Jahr 1977 gab eine Familie mit mittlerem Einkommen 22 € für Bankdienstleistungen aus. 1992 betrugen die Kosten schon 122 €, kritisierte die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bereits Mitte der 90er Jahre. Die Gebühren für Kontoführung sind in den vergangenen 15 Jahren zehnmal schneller gestiegen als alle anderen Preise, die Spannen für diesen Basisservice sind enorm, stellte die Zeitschrift Finanztest bereits 1993 fest.“ Im Laufe der Jahre wurde die Gebührenschraube immer fester angezogen. Wann immer eine € von einem Konto zum nächsten wechselt – sei es als Überweisung, Dauerauftrag oder Lastschrift – verdient die Bank, der Kunde zahlt.

Doch obwohl sich die Geldinstitute jeden Handschlag, jeden Schritt im Dienste des Kunden bezahlen ließen, wurde der Bankbetrieb immer stärker automatisiert – mit einem überraschenden Ergebnis: Während in der Industrie durch den Einsatz von Maschinen und Robotern die Erzeugnisse billiger wurden, wurde der Service der Banken immer teurer.

Online abzocken richtig verstehen
Bereits in der Mitte der 90er Jahre entdeckten die Banken einen neuen Köder, den sie für ihre preisbewusste Klientel nutzen konnten. Wieder wurde kostenlose Kontoführung angeboten, diesmal allerdings ohne Filialnetz und persönlichen Service. Direktbanken, bei denen die Kunden per Telefon und Computer ihre Bankgeschäfte erledigen konnten, schossen wie Pilze aus dem Boden.

Der Grund für die Innovation bestehe darin, dass die Loyalität des Kunden zu seinem Geldinstitut abnimmt, sagte damals Thomas Holtrop von der Bank 24, der Direktbank der Deutschen Bank. Vor allem Kunden mit gehobenem Einkommen und guter Bildung, die in einer Großstadt leben und sehr engagiert in ihrem Beruf sind, zeigten großes Interesse an diesem Service. Für den Entschluss, die Bank zu wechseln, bräuchten die Inhaber der schätzungsweise 80 Millionen Girokonten in Deutschland aber ein rationales Argument: den Preis. Innerhalb weniger Monate gründete fast jede Großbank einen solchen No-Service-Ableger. Mit kostenlosen Girokonten sollten hauptsächlich Berufseinsteiger gewonnen werden. Zum Angebot gehörten eine ec-Karte, 50 kostenlose Buchungen pro Quartal, ein monatlicher Kontoauszug und Bargeld aus den Automaten.

Auch ein eher konventionelles Geldinstitut wie die Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) machte bei diesem Trend mit. Der Markt entwickelt sich in Richtung Kundenmacht, damit geht der Trend zu geringeren Kontogebühren, erklärte im Jahr 1996 der damalige BfG-Sprecher Jürgen Kurz. Wir haben uns damals an die Spitze dieser Bewegung gesetzt, gleich ganz auf Gebühren verzichtet. Zuvor hatten lediglich Schüler, Auszubildende und Studenten bei Banken kostenlose Girokonten eröffnen können. Der Verlust von Einnahmen sei von der überraschend hohen Zahl neuer Kunden schnell wettgemacht worden, berichtete Kurz über die Erfolge nach Abschaffung der Gebühren. 60.000 Neukunden waren für 1996 geplant, mittlerweile sind es mehr als 100.000. Die Idee habe besser eingeschlagen als erwartet.

Die neue Gebührenfreiheit währte jedoch nicht lange. Wettbewerbern waren die Billiganbieter ein Dorn im Auge, ihre Kunden mussten es büßen. Sparkassen erhöhten für Direktbank-Kunden die Benutzungsgebühren an ihren Geldautomaten. Der in Bonn angesiedelte Deutsche Sparkassen- und Giroverband stand der kostenlosen Kontoführung der Konkurrenz äußerst skeptisch gegenüber. Man muss sich auch fragen, wer letztlich die Kosten trägt, die bei der Führung eines Kontos nun einmal entstehen, so ein Verbandsvertreter. Der Kunde solle genauestens prüfen, welche Leistungen die Bank ihm biete.

Tatsächlich hatten die Angebote ihre Haken: So zahlten nur die comdirect Bank, die zur Commerzbank gehört, und die Advance Bank Guthabenzinsen für die gebührenfreien Konten. Comdirect und Bank 24 hatten die Gebührenfreiheit allerdings auf ein Jahr begrenzt. Nach Ablauf dieser Frist verzichtete die Bank 24 zwar weiter auf die Kontogebühr, der Inhaber musste jedoch über ein durchschnittliches Monatsguthaben von 2.000 € verfügen oder seine Bankgeschäfte überwiegend online tätigen. Auch der BfG- Kunde musste pro Monat mindestens 2.000 €, mittlerweile – nach der Übernahme der BfG durch die schwedische SEB-Gruppe – mindestens 1.250 Euro auf seinem Konto liegen haben, damit er in den Genuss der Gebührenfreiheit kommen konnte.

Deutsche Bank gebühren und Kredite und der Ruf aus der Europäische Union

Druck auf das deutsche Kreditgewerbe kommt aber auch aus Brüssel. Die EU-Kommission hat Anstoß an der Gebührenpolitik der Banken bei Auslandsüberweisungen genommen. Wann immer Geld offiziell über die Landesgrenzen transferiert wird, werden besonders happige Gebühren fällig. So kostete 1999 eine Auslandsüberweisung selbst im Euroland noch durchschnittlich 24 Euro. Dieses Entgelt für eine simple Leistung in einer Branche, die sich wie keine andere der Internationalisierung ihrer Geschäfte und Globalisierung ihres Marktes verschrieben hat, ärgerte nicht nur Verbraucher und Unternehmer, sondern auch die EU-Kommission. EU-Präsident Romano Prodi machte die grenzüberschreitende Abzockerei zur Chefsache und verlangte eine Angleichung der Gebühren für Auslandstransfers an die Kosten für inländische Überweisungen. Falls das Bankgewerbe nicht von sich aus kooperieren werde, drohte die EU-Kommission mit gesetzlich festgesetzten Einheitsgebühren. Die deutschen Banken protestierten und lehnten dieses Vorhaben, sie könnten Dienstleistungen zum Nulltarif erbringen, empört ab. Der Bundesverband deutscher Banken verurteilte die Pläne als Preisdiktat.

Schließlich schritt Bundesfinanzminister Hans Eichel als Vermittler ein und forderte eine Selbstverpflichtung der Geldbranche. Die teils extrem hohen Tarife für grenzüberschreitende Transfers sollten bis Ende 2001 vor der Einführung der Euro-Münzen und -Banknoten auf ein Niveau reduziert werden, das annähernd den Gebühren für inländische Überweisungen entspricht, teilte er dem Bundesverband deutscher Banken mit.

Was die Branche unter annähernd versteht, kann der Bankkunde in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen nachlesen: Da werden dem Auftraggeber bei der Deutschen Bank für eine Auslandsüberweisung im Wert bis 250 Euro stolze elf Euro aufgebrummt, bei höheren Beträgen 1,5 Prozent der Summe oder mindestens 13 Euro in Rechnung gestellt. Dazu kommen Porto und 17,50 Euro Fremdspesen, wenn er die Kosten des Geldtransfers allein trägt. Wenn sich Auftraggeber und Empfänger die Gebühren teilen, bleibt dem Auftraggeber eine Gebühr von elf beziehungsweise 13 Euro oder 1,5 Promille der überwiesenen Summe. Für die Banken ist selbst diese Pauschale noch ein glänzendes Geschäft, für den Interbankentransfer der Kundengelder einigten sich die europäischen Kreditinstitute auf eine Pauschale von drei Euro für kleinere Überweisungsbeträge. Gleichzeitig wurden die Gebühren für Barauszahlungen an ausländischen Geldautomaten erhöht – im Schnitt von bisher fünf € auf durchschnittlich sieben €.

Beliebte Einnahmequellen für das Bankgewerbe sind auch der Umtausch fremder Währungen und die Ausgabe beziehungsweise Annahme von Reiseschecks. Für Kauf und Versand von Travellerschecks werden ein bis 1,75 Prozent des Betrags, mindestens aber 7,67 Euro kassiert. Die Rückgabe kostet dann oft noch einmal zwischen zwei und fünf Euro. Wer Dollar wechseln möchte, muss schon mit einer Gebühr in Höhe von drei Prozent des Betrags in Euro rechnen oder mit 4,50 Euro pro Posten.

Zu den größten Ärgernissen der Bankkunden zählte lange Jahre die zögerliche Bearbeitung ihrer Überweisungsaufträge durch die Banken. Zwischen Belastung des Auftraggebers und der Gutschrift auf dem Konto des Empfängers vergingen mehrere Tage, nicht selten sogar Wochen. Die Entdeckung der Langsamkeit im Bankenalltag war höchst profitabel – für die Kreditwirtschaft. In der Transferzeit arbeitete das Geld für die Bank. Das Nachsehen hatte der Kunde. Wenn durch die verzögerte Bearbeitung seine Zahlung zu spät beim Empfänger eintraf, bekam er den Ärger und musste womöglich noch Verzugszinsen zahlen. Wenn die Gutschriften zu spät auf den Kundenkonten eintrafen, die zu erwartenden Eingänge aber schon weiter transferiert worden waren, konnte die Bank unter Umständen auch noch Kreditzinsen beim Empfänger einstreichen.

Erst ein Urteil des Bundesgerichtshofs machte den bummeligen Bankern Beine. Im Mai 1997 erklärte der BGH die verzögerte Wertstellung von Überweisungen für unzulässig. Wenn der Betrag erst am Tag nach ihrem Eingang gutgeschrieben wird, erklärten die Richter des so genannten Bankensenats, entgehe dem Kontoinhaber der Zinsgewinn für einen Tag. Für Normalverbraucher sind das meist kleine Cent-Beträge, für die Kreditinstitute dagegen ein beachtlicher Posten auf der Habenseite. Seitdem verpflichten sich die meisten Banken in ihren allgemeinen Geschäftsbedingungen zu zeitnaher Ausführung der Kundenaufträge – allerdings nur im inländischen Zahlungsverkehr. Da werden Barauszahlungen und Überweisungsaufträge am Tag der Ausführung belastet, Schecks und Lastschriften am Tag der Vorlage. Gutschriften am Tag der Buchung und Scheckeingänge spätestens einen Arbeitstag nach Einreichung. Diese Bearbeitungsfristen lassen noch immer einen gewissen Spielraum für einen kleinen Aufenthalt des Kundengelds zum Wohle der Bank. Wer es wirklich eilig hat, muss eben zahlen – 2,56 Euro bei der Deutschen Bank pro Überweisung.

Im Auslandszahlungsverkehr gelten jedoch noch die alten Regeln. Banken können zwar in Sekundenschnelle Milliarden Dollar oder Euro im Auftrag von Großkunden rund um den Globus transferieren, haben weltweite Kooperationen und Allianzen geschmiedet, Tochtergesellschaften an allen Handelsplätzen und Kapitalmärkten eröffnet, doch eine Überweisung von Hamburg nach Paris darf noch immer fünf, nach Lissabon sieben und nach Athen acht Banktage unterwegs
sein – trotz der stattlichen Gebühren, die dabei kassiert werden. Wenn es schneller gehen soll, muss der Kunde extra zahlen: fünf Euro für die Ausführungsart Eilig.

Die Bankgebühren und das Bankservice besser verstehen – hilfreiche Information

Mieser Service und hohe Gebühren sorgen für ständigen Frust bei den Bankkunden. So kostet schon ein Girokonto, über das eine Familie ihre monatlichen Geldgeschäfte abwickelt, jährlich 100 bis 200 Euro. Diese Summe muss der Bankkunde zunächst einmal zahlen, um überhaupt über sein eigenes Geld verfügen zu können. Die Hamburger Sparkasse berechnet den Konteninhabern pro Monat Mindestgebühren von 2,95 Euro. Darin enthalten sind nur die per Urteil des Bundesgerichtshofs vorgeschriebenen fünf Abbuchungen von Bargeld am Automaten oder an der Kasse, alles Weitere kostet extra: Für Überweisungen wurden im Mai/Juni 2002 noch pro Auftrag 0,25 Euro, für die Annahme von Schecks 0,35 Euro berechnet, die Ausführung von Daueraufträgen kostete jeweils 0,13 Euro. Statt der Einzelabrechnung bietet die Bank aber auch komplette Servicepakete an. Da beträgt der Preis für das Basispaket mehr als das Doppelte des Grundpreises – 6,90 Euro – pro Monat. Dafür bekommt der Kunde nur die Kontoführung Alles inklusive – Abbuchungen vom Konto durch Überweisungen, Lastschriften, Barauszahlungen an der Kasse oder an den Automaten des Instituts – alle weiteren Dienstleistungen wie Scheckkarte, Geldkarte oder Kreditkarten werden gesondert berechnet. Die Kontoauszüge muss er sich am Drucker selbst ausdrucken und Zinsen auf sein Guthaben gibt es auch nicht. Wer auf diese Leistungen Wert legt, der muss schon das Top- Paket zum monatlichen Pauschalpreis von 15,30 Euro nehmen.

Deftige Pauschalen bei den Banken
Für die Bank lohnt sich der Abschluss solcher Pauschalarrangements allemal: Die Preise sind schließlich so kalkuliert, dass der Durchschnittskunde immer draufzahlt und die Bank sich die lästige Einzelabrechnung sparen kann.

Bei der Postbank richten sich die Kontogebühren auch nach den monatlichen Eingängen. Kunden mit monatlichen Einkünften von weniger als 1.000 Euro mussten bisher 4,35 Euro zahlen. Doch angesichts generell gestiegener Kosten müssen wir ab dem 1. April dieses Entgelt auf monatlich 5,90 Euro erhöhen, zitierte die Schutzvereinigung von Bankkunden e. V. die Mitteilung der Postbank, die den armen Schluckern unter ihren Kunden immerhin eine Erhöhung um satte 35,6 Prozent zumutete. Die Deutsche Bank 24 verlangt Mindestgebühren von 17 Euro pro Quartal. Darin enthalten sind alle Bankgeschäfte wie Überweisungen, Lastschriften, Scheckbelastungen und Barzahlungen vom eigenen Konto. Die Ausgabe von Geldkarten und Kreditkarten kostet weitere 2,56 Euro; Visa- und MasterCard gibt es ab 20,45 Euro für eine Standardkarte, bis 81,81 Euro für beide Karten in der Goldversion. Auch das Porto für die Zusendung der Kontoauszüge wird natürlich extra berechnet. Guthabenzinsen gibt es allerdings nicht. Wer diese Dienstleistungspalette nicht nutzt, zahlt drauf. Der Kunde kann sich ausrechnen, wann sein Guthaben durch die Gebühren aufgezehrt ist.

Kein Leben ohne Bankkonto
Entkommen kann der Kunde der Gebührenschneiderei der Geldwirtschaft nicht. Durch intensive Marktrecherche – etwa im Internet – lassen sich zwar durchaus preisgünstigere Institute finden, bei denen er Geld sparen kann. Aber meist muss der Kunde bei diesen Vergleichen via Internet den Anbietern seine Adresse und oft genug seine Vermögensverhältnisse preisgeben. Die Banken sitzen am längeren Hebel: Die meisten Bundesbürger sind dem Bankgewerbe hoffnungslos ausgeliefert, ohne Girokonto bei irgendeinem Institut läuft nichts mehr im Wirtschaftsleben der westlichen Industriestaaten. Wer nicht wenigstens eine Kontonummer vorweisen kann, hat keine Chance, eine feste Arbeit zu bekommen, eine Wohnung zu mieten oder einen Telefonanschluss zu bestellen. Egal ob Gehaltsüberweisung, Sparbuch, Aktienkauf, Vermögensverwaltung oder die Hypothek fürs Eigenheim, der Kredit fürs Auto, ja nicht einmal Bafög, Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe – ohne Bankverbindung ist der erwachsene Mensch nicht lebens- und handlungsfähig, weder als Arbeitnehmer noch als Student oder Konsument.

Wegen dieser hohen Abhängigkeit von einer Bankverbindung gab 1995 auch der Zentrale Kreditausschuss (ZKA) – ein Gremium, in dem alle seriösen Kreditinstitute in Deutschland organisiert sind – die Empfehlung an seine Mitglieder heraus, allen Antragstellern die Eröffnung eines Kontos zu gestatten. Damit sollte vor allem solchen Menschen geholfen werden, die arbeitslos, überschuldet und deshalb den Banken lästig sind. Die Sparkassen wurden durch die Sparkassenverordnung der einzelnen Länder sogar verpflichtet, in ihrem Zuständigkeitsbereich, ihrem gewährträchtigem Gebiet, auch für solche Personen, mit denen die Banken eigentlich nichts mehr zu tun haben wollen, ein Konto einzurichten – zumindest auf Guthabenbasis. Das heißt im Klartext: Ein Konto ohne Schecks und ohne Überziehungskredit – gegen die institutsübliche Gebühr.

Im Regelfall kann sich eine Sparkasse nur weigern, einen bestimmten Kunden zu bedienen, wenn es für sie unzumutbar ist, weil – so sieht es beispielsweise das Sparkassengesetz in Nordrhein-Westfalen vor – Dienstleistungen bei anderen Kreditinstituten vom Antragsteller missbraucht wurden.

Einführung in Thema – Banken, Bankkontos, Kredite usw.

Der alltägliche Ärger beim Blick auf die Kontoauszüge: Nicht erst ein unerwartet hohes Minus treibt vielen Bankkunden die Zornes- röte ins Gesicht. Wütend wird man auch, wenn man die Beträge entdeckt, die die Bank für sich abgezweigt hat. Dafür, dass man sie an sein Geld lässt, wird man von den Instituten zur Kasse gebeten, einfach so, ganz legal und pauschal. Kontogebühren – so heißt heutzutage der Wegezoll, den die Raubritter im modernen bargeldlosen Zahlungsverkehr stets und überall einfordern.

Wer dann noch auf Pump lebt, fühlt sich erst richtig geschröpft, wenn er den Zinsbetrag entdeckt, den das Kreditinstitut zusätzlich abgegriffen hat. Hatte Ihnen die Hausbank diesen Service nicht geradezu aufgedrängt? Hat sie, eben weil sie daran so gut verdient!

Zahlen Sie jetzt! Leben können Sie ja später – von Ihren mager verzinsten Spareuros oder den formidablen Vermögensanlagen, die Ihnen ein Bankberater wärmstens empfohlen hat. Falls sie dann noch da sind, ihre Rücklagen. Gegen eine winzige Gebühr, einen klitzekleinen Ausgabeaufschlag oder wie die selbstverständlich lächerlich geringen Abgaben sonst noch heißen, hat er Ihnen den Dachfonds XY oder die Aktien einer Neue-Markt-Klitsche – natürlich als absoluten Geheimtipp – eilfertig vermittelt. Damit auch Sie dabei sein können, wenn die Kugel im großen Geldkasino rollt. Das tut sie auch, nur leider an Ihnen vorbei. Dank der guten Bankberatung, landen die Chips genau dort, wo sie vorher schon waren: bei Ihrer Bank, allerdings nicht mehr auf Ihrem Konto. Ihrem Bankberater hat das Spiel aber ganz gut gefallen, deshalb wird er Sie wieder umwerben – solange sie noch ein ordentliches Guthaben auf Ihren Sparkonten haben: Neues Spiel, neues Glück – die Bank gewinnt immer.

Wenn Sie dann mit Hilfe Ihres allwissenden Beraters völlig blank sind, dringend Geld brauchen von der Bank, die so glänzend an Ihnen verdient hat, heißt es plötzlich: Rien ne va plus. Dann stehen Sie im Regen. Dann wird der sonst so hilfsbereite Bankberater Ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit keinen Schirm reichen, keinen günstigen Kredit vermitteln, dann werden Sie geteert und gefiedert. Und Sie müssen es begreifen: Nichts ist schwerer als einen Kredit von einer Bank dann zu bekommen, wenn man ihn wirklich braucht. Davon können Häuslebauer, Handwerksmeister und mittelständische Unternehmer ein garstig Lied singen. An den Börsen taumeln die Aktienkurse immer neuen Tiefst- ständen entgegen. Frustriert sehen Anleger, wie die Kurse ihrer Wertpapiere ins Nichts fallen. Wer im Frühjahr 2000 Papiere von den damaligen Börsenlieblingen und Highflyers am deutschen Wachstumsmarkt gekauft hat, weiß heute, dass ihm Luftschlösser angedreht wurden. Über der deutschen Wirtschaft kreist der Pleitegeier. Zigtausend Unternehmen stehen am Abgrund. Die meisten Opfer werden kleine und kleinste Betriebe sein: Handwerksfirmen, Bauunternehmen, Boutiquen und die Überflieger des Internetbooms, die dem ersten Exodus des Wachstumsmarktes gerade noch entkommen konnten. Neues Geld gibt es nicht, die Banken drehen den Kredithahn zu.

Traditionshäuser der Old Economy, große Konzerne werden zerschlagen oder dicht gemacht. In ihren Aufsichtsräten saßen Vorstandsmitglieder der großen Banken. Die Oberkontrolleure der großen Finanzinstitute haben mitentschieden – und mitverdient, wenn neue Kredite bewilligt, Aktien platziert, Firmen gekauft wurden. Die Bank gewinnt immer.

Doch wenn die Strategie, die die Bankvorstände als Aufsichtsräte mitbeschlossen haben, nicht aufgeht, dann sind sie auch diejenigen, die als Erste den Daumen senken. Hätten die hoch bezahlten Banker nicht eingreifen müssen, rechtzeitig, bevor der Hammer fällt? Das fragen sich nicht nur geprellte Anleger und die entlassenen Arbeitnehmer, die jetzt als Neuzugänge in der Arbeitslosenstatistik der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit erfasst werden. Die Manager, die die Firma heruntergewirtschaftet haben die Aufsichtsräte, die nicht aufgepasst haben, die Banker, die vor ,11cm darauf geachtet haben, dass die Interessen ihres Instituts nicht zu kurz kommen, müssen sich um ihren Arbeitsplatz und ihr Einkommen keine Sorgen machen. Wenn sie wirklich einmal gefeuert werden, warten millionenschwere Trostpflastef auf sie .Haftung oder Schadensersatzpflicht für die wenig kompetenten Ausfsichtsräte? Fehlanzeige. Nur bei grober Fahrlässigkeit konnten die Verursacher der Schieflagen zur Verantwortung gezogen werden. Die ist aber kaum einem Oberkontrolleur nach zu Weisen.

Dem Würgegriff der Finanzinstitute entkommt keiner. Gegen den Willen der Banken geschieht in der deutschen Wirtschaft nicht .Und nicht nur dort: Längst haben die großen Finanz Instituts Netz weltweit ausgeworfen. Sie sind allgegenwärtig, ln aller Herren Länder, mit fast allen Regierungen, mit Demokraten, Diktatoren, Monarchen, Rebellen und Terroristen: Gedealt wird immer und in jeder Währung. Ihre Truppen marschieren rund um die Uhr und überall – total global.

Doch kann wirklich jede der deutschen und schweizerischen Großbanken die ganze Palette von Finanzdienstleistungen noch Überblicken, wenn das Spektrum vom Einrichten eines Sparbuchs bis hin zur Anleihenemission für die argentinische Regierung reicht? Von der Vermögensberatung von Kleinanlegern bis hin zum Börsengang junger Internetunternehmen ? Von die Finanzierung einer Zweizimmerwohnung bis zur Beratung von Konzernchefs bei der Übernahme ganzer Konglomerate oder der Entwicklung hochkomplizierter Derivate für die international Kapitalmärkte? Dürfen tatsächlich so viele völlig unterschiedliche Branchen, deren einziges gemeinsames Merkmal ist, das sie alle mit Geld zu tun haben, unter einem Konzerndach zusammen- gefasst und gesteuert werden?

Kann der Vorstand eines Konzerns, der mit Milliardensummen im weltweiten Monopoly der Hochfinanz jonglieren muss, gleichzeitig über die Konditionen von Konsumentenkrediten oder die Finanzierung einer Ölpipeline im lateinamerikanischen Regenwald entscheiden? Können sich die Vorstände, Bereichschefs und Abteilungsleiter der Geldkonzerne auch noch um branchenfremde Unternehmen kümmern oder gar konkursreife Konzerne sanieren?

Diesen Fragen sind die Herren in den Vorstandsetagen der Banken immer ausgewichen, jetzt dürfen sie sich nicht mehr davor drücken. Denn nicht nur vielen Industrieunternehmen geht es schlecht, auch die Banken selbst stecken in einer schweren Krise. Schrumpfende Erträge, faule Kredite und sinkende Provisionseinnahmen aufgrund der Talfahrt der Kapitalmärkte haben viele kleinere Institute bereits an den Rand des Ruins geführt und bei den großen Geldkonzernen die Gewinne dramatisch zurückgehen lassen. Schon das ist ein Indiz dafür, dass das Bankensystem in seiner alten Form eigentlich keine Zukunft hat. Wer tiefer in die Verstrickungen deutscher Banken in fast alle Bereiche von Wirtschaft und Politik einsteigt, kommt unweigerlich zu der Erkenntnis, dass es an der Zeit ist, die allgegenwärtige Macht der Banken und ihren Missbrauch, der für viele Bankkunden schon beim Studium der Kontoauszüge beginnt, zu brechen.