Der Umgang mit Risiken gehört für Unternehmer/innen zum alltäglichen Geschäft. Das allgemeine unternehmerische Risiko lässt sich nicht absichern – es gibt eben keine Garantie für den Erfolg. Doch einige andere Risiken lassen sich mithilfe von Versicherungen beschränken. Das wird auch bei den Banken gerne gesehen, oft werden ausgewählte Versicherungen bei der Darlehensvergabe sogar vorausgesetzt. In jeden für Banken geschriebenen Businessplan gehört daher auch ein Abschnitt „Risikomanagement“, in dem Sie Maßnahmen zur Absicherung benennen. Diesen Abschnitt sollten Sie ebenfalls von Zeit zu Zeit im Rahmen des strategischen Controllings überarbeiten. Vielleicht ändert sich die Lage, und es werden neue Überlegungen notwendig. Eine Überprüfung kann ergeben, dass Maßnahmen, die in der Vergangenheit hilfreich waren, nicht mehr wichtig sind.
Welche Versicherungen Kommen infrage?
Letztlich nutzt eine gute Absicherung nicht nur der Bank, sondern auch Ihnen. Lassen Sie sich für jede Versicherung, die infrage kommt, individuelle Angebote erstellen, denn je nach Branche und anderen Kriterien fallen die Kosten unterschiedlich hoch aus. Die folgenden Versicherungen sollten Sie kennen.
Kreditausfallversicherung
Nicht immer kann ein Darlehen zurückgezahlt werden. Ist das aufgrund einer Krankheit, von Arbeitsunfähigkeit oder wegen des Todes des Kreditnehmers der Fall, springt die Kreditausfallversicherung ein. Bei einer Insolvenz können Sie jedoch nicht auf diese Versicherung setzen.
Risikolebensversicherung
Die Leistungen aus der Risikolebensversicherung werden im Fall des Todes fällig. Banken verlangen oft eine solche Versicherung, die Ansprüche werden dann an die Bank abgetreten. So stellt die Bank sicher, dass sie nicht leer ausgeht, falls der Darlehensnehmer stirbt.
Berufsunfähigkeitsversicherung
Die Berufsunfähigkeitsversicherung kann als Zusatz zur Lebensversicherung oder einzeln abgeschlossen werden. Sie zahlt, wenn Sie wegen Krankheit oder anderer Gründe nicht mehr arbeiten können.
Forderungsausfall Versicherung
Wenn Ihre Kunden nicht zahlen, springt diese Versicherung ein. Das kann insbesondere dann wichtig sein, wenn Ihr Unternehmen von größeren Aufträgen lebt und es bereits große Schwierigkeiten mit sich bringt, wenn ein Kunde seine Rechnungen nicht begleicht. Mit dieser Versicherung können Sie einen häufigen Insolvenzgrund ausschließen.
Berufshaftpflichtversicherung
Jedes Unternehmen ist haftbar für die Schäden, die es anderen zufügt. In solchen Fällen kann es sehr schnell zu Schadenersatzforderungen kommen, die sich in schwindelerregenden Größenordnungen bewegen. Zur Absicherung solcher Gefahren können Sie eine Berufshaftpflichtversicherung abschließen.
Versicherungen gegen Einbruch und Ähnliches
Wer ein Ladengeschäft hat, kann eine Versicherung gegen Einbruch oder Vandalismus abschließen. Ein zerstörtes Schaufenster kann sonst zum finanziellen Desaster führen. Andere Versicherungen helfen zum Beispiel, den Iransport von Wertgegenständen zu versichern. Informieren Sie sich, was es für Ihr Unternehmen auf dem Markt gibt, und vergleichen Sie die Angebote hierzu.
Sozialversicherung
Die freiwillige Versicherung in einer gesetzlichen Krankenkasse umfasst kein Krankentagegeld. Dieses Risiko sollten Sie mit einer zusätzlichen Versicherung abfedern. Eine freiwillige Arbeitslosenversicherung ist im Rahmen von Neugründungen möglich. Mit geringem Beitrag sichern Sie damit Ihre Existenz im Fall des Scheiterns ab.
Tipps – Vorsorge für den Krankheitsfall
Stellen Sie einen Ordner mit den wichtigsten Angaben über Ihr Geschäft zusammen, sodass im Notfall jemand anderes Ihre Geschäfte kurzfristig übernehmen kann.
Maßnahmen für das Risikomanagement
Versicherungen sind nicht das einzige Mittel, um Risiken zu bewältigen – deshalb haben wir weitere Anregungen für Sie zusammengestellt. Wenn Sie Maßnahmen des Risikomanagements einführen, sollten Sie das auch Ihrer Bank mitteilen – beispielsweise im Rahmen des vorgeschlagenen kurzen Jahresberichts.
Risikostreuung
Ein Unternehmen, das alles auf eine Karte setzt, geht ein hohes Risiko ein. So ist beispielsweise ein Beratungsunternehmen, das nur zwei große Kunden hat, stark von diesen abhängig. Springt einer der beiden ab, wird die Lage für das Unternehmen schnell kritisch. Versuchen Sie nach Möglichkeit, das Risiko zu verteilen, indem Sie beispielsweise mit mehreren Kunden Zusammenarbeiten oder ein ergänzendes Geschäftsfeld anbieten, das sich schnell ausbauen lässt.
Hauptsache Auftrag?
Lehnen Sie ruhig auch einmal einen Auftrag ab, wenn die Konditionen zu schlecht sind, ein Kunde regelmäßig nur Ärger bereitet oder häufig sehr spät zahlt und auch bei anderen Problemen. Sagen Sie ab, wenn Sie wissen, dass ein Auftrag mit viel Arbeit verbunden ist, aber nicht entsprechend honoriert wird. Stellen Sie sich folgende Frage: Wenn Sie am Ende des Tages nach Hause gehen – haben Sie dann das Gefühl, dass Ihr Einsatz angemessen entlohnt wurde? Bei den meisten Unternehmen mit Schwierigkeiten lautet die Antwort „Nein“ – und das sollte bei jedem Selbständigen die Alarmglocken schrillen lassen.
Übrigens: Aufträge zu schlechten Konditionen sind wie ein Virus. Man empfiehlt Sie dann gerne mit der Aussage weiter: „Dort war es so schön billig.“ Oder: „Ich habe noch so viele Zusatzleistungen bekommen, ohne dafür zahlen zu müssen.“ Kunden, die auf solche Empfehlungen hin zu Ihnen kommen, erwarten das gleiche Entgegenkommen – und das führt über kurz oder lang zu einer Abwärtsentwicklung bei Ihren Finanzen.
Ausstehende Rechnungen
Nur allzu oft haben kleinere Unternehmen zwar Aufträge, aber es hapert an der Bezahlung. Wenn Sie eine Rechnung schreiben und ein Zahlungsziel vereinbaren, achten Sie darauf, dass es auch eingehalten wird. Wird eine Rechnung trotz Mahnung nicht gezahlt, geben Sie diese ins Inkasso – auch wenn Sie den Kunden verlieren. Denn Kunden, die nicht zahlen, kann sich kaum ein Unternehmen leisten. Wenn Ihr Jahresumsatz über 50.000 Euro liegt, können Sie einen Factoring-Anbieter beauftragen. Auch eine Forderungsausfallsversicherung ist hilfreich.
Überprüfen Sie die Zahlungsmoral größerer Kunden mithilfe einer Auskunftei, bevor Sie eine Zusammenarbeit vereinbaren. Ein Anbieter für das Inkasso und die Überprüfung von Kunden finden Sie beispielsweise unter Mediafinanz*de – das Inkasso kostet Sie dort nichts, und Sie können ausstehende Rechnungen einfach per Internet eingeben.
Mitarbeiter
Stellen Sie keine Mitarbeiter ein, die Sie nicht unbedingt brauchen. Wenn bestimmte Aufgaben nur vereinzelt anfallen, können Sie externe Dienstleister beauftragen. Die Arbeitszeit lässt sich dann flexibler handhaben, und die Zusammenarbeit kann schnell beendet werden, wenn sie nicht mehr nötig ist. Sie finden alle möglichen Leistungen – vom Büroservice bis hin zum Fachspezialisten – im Internet. Oder fragen Sie in Ihrem Netzwerk nach, ob jemand einen Anbieter empfehlen kann.
Investitionen
Wägen Sie bei jeder Investition ab, ob sie sich auch wirklich rentiert. Es muss nicht gleich der größte und schickste Pkw sein, der sich finden lässt, bloß weil Sie jetzt Chef oder Chefin sind. Gehen Sie lieber vorsichtig mit den erwirtschafteten Gewinnen um.
Ideen sammeln
Sammeln Sie Ideen, wie Sie Ihr Geschäft ausbauen und verändern könnten. Wenn ein Krisenfall eintritt und Ihre Dienstleistungen oder Produkte aus irgendwelchen Gründen dann nicht mehr so stark gefragt sind, geraten Sie eventuell unter Druck. In einer solchen Situation ist es schwierig, auf gute Gedanken zu kommen.
Alternativen ausarbeiten
Wenn Sie etwas planen: Machen Sie sich schon im Vorfeld Gedanken, was passiert, falls Ihr Vorhaben schiefgeht. So trifft Sie ein gescheitertes Projekt nicht ganz so hart, da Sie bereits einen Plan B entwickelt haben.
Rechtliche Absicherung
Einige Risiken lassen sich durch ausgeklügelte Verträge abfangen. Verwenden Sie daher nicht einfach nur Musterverträge, sondern sprechen Sie mit Ihrem Anwalt. Berücksichtigen Sie die Investitionen hierfür bei der Finanzplanung für den Businessplan. Wenn Sie sich mit den wichtigsten Rechtsgebieten gar nicht auskennen, sollten Sie unbedingt ein Seminar besuchen oder ein Buch kaufen, um nicht in die erstbeste Falle zu tappen. So bezahlen viele Gründer und kleine Unternehmen beispielsweise teures Lehrgeld, weil sie auf einer Website Bildmaterial verwenden, das urheberrechtlich geschützt ist.
Fragen stellen und zuhören
In vielen Unternehmen aller Größenordnungen hören die Chefs und Chefinnen nicht zu; damit entgeht ihnen etwas. Fragen Sie besser bei Ihren Kunden, Mitarbeitern oder Kooperationspartnern nach Lob, Kritik oder Verbesserungsvorschlägen. Wenn Sie ein bestimmtes Lob öfter hören: Stärken Sie die Eigenschaften, die positiv wahrgenommen werden. Wenn Sie Kritik hören: Reagieren Sie nicht beleidigt, sondern denken Sie darüber nach, was Sie besser machen können. Strafen Sie Ihre Mitarbeiter für Kritik nicht ab, denn sie erkennen Probleme im Unternehmen oft besser und schneller als das Management. Sorgen Sie also für eine offene Atmosphäre — ganz gleich, mit wem Sie sprechen. Letztendlich profitiert Ihr Unternehmen davon, wenn auch ungute Entwicklungen angesprochen werden dürfen. Denn nur dann können Sie rechtzeitig eingreifen.
Wachstumsphasen nicht unterschätzen
In Wachstumsphasen wird so manche Aufgabe der Unternehmenssteuerung vernachlässigt, deshalb werden sie oft zu Prüf- und Stolpersteinen. Eine gute Planung und Vorbereitung ist auch wichtig, wenn es gut vorangeht. Vor allem die Rolle der Eigentümer eines Unternehmens ändert sich, zum Beispiel wenn Mitarbeiter beschäftigt werden. Wer den Sprung in die neue Verantwortung nicht schafft, bekommt Probleme bei der Führung des Unternehmens. In solchen Fällen kann ein Coaching hilfreich sein; manchmal ist es sogar ratsam, einen erfahrenen Geschäftsführer einzusetzen und selbst andere Aufgaben zu übernehmen. „The Big Boss“ zu sein hört sich einfacher an, als es ist.