Was ist Familie?
Familie ist da, wo Kinder sind. Mit diesem Satz definierte die frühere Familienministerin CHRISTINE BERGMANN den Begriff und wich damit etwas von der gängigen Definition ab, wonach eine Familie eine Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft miteinander verwandter und ggf. verschwägerter Personen ist. Die Familienformen sind abhängig von der jeweiligen Wirtschafts- und Sozialstruktur. In Deutschland, wie in fast allen Industriestaaten, herrscht die Kern- oder Kleinfamilie vor, i.d.R. bestehend aus zwei Eltern und ihren (noch unselbstständigen) Kindern, mit Tendenz zu noch kleineren Lebensgemeinschaften: Die Zahl der allein erziehenden Mütter und Väter wächst. Neu dem Begriff nach, wenn auch nicht nach dem Sachverhalt, ist die Patchwork-Familie bzw. Stieffamilie: Bei jeder siebten Familie in Deutschland bringt mindestens ein Partner ein Kind aus einer anderen Beziehung mit.
Familie und Beruf: immer noch ein Frauenthema
Immer mehr Eltern möchten sich beide beruflich entfalten, finanziell eigenständig bleiben und soziale Kontakte außerhalb des familiären Umfeldes finden, ohne dabei die Familienpflichten zu vernachlässigen. Die gesellschaftlichen und betrieblichen Rahmenbedingungen in Deutschland entsprechen aber bei weitem diesen Wünschen nicht. Dabei wird die Vereinbarung von Familie und Beruf immer noch vorwiegend als Aufgabe der Frauen interpretiert. Neben der Kinderbetreuung bereiten v.a. zu starre Arbeitszeiten Probleme. Die Arbeitgeber haben deshalb in vielen Bereichen auf die Nachfrage nach Teilzeitstellen reagiert. Nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz besteht zudem ein Recht auf Teilzeitarbeit in Betrieben mit mehr als 15 Beschäftigten. Meist sind es jedoch Frauen, die auf dieses Angebot zurückgreifen, sie machen 85% aller Teilzeitbeschäftigten aus.
Viele große Unternehmen haben heute Frauenförderprogramme eingeführt. Zum einen wird aufgrund der demographischen Entwicklung das Erwerbspotenzial von Frauen immer wichtiger. Zum anderen ist es teuer, junge Frauen erst auf ihrem Arbeitsplatz zu qualifizieren und dann bei Eintritt in die Familienphase relativ früh wieder zu verlieren. Dennoch ist die Arbeitswelt von der im GG (Art. 3, Abs. 3) geforderten Gleichberechtigung noch weit entfernt: Mehr als zwei Drittel aller Führungspositionen in Industrie, Dienstleistung und öffentlicher Verwaltung werden von Männern besetzt.