Hedge-Funds – ohne Rücksicht auf Verluste

Der neue Kick für risikofreudige Anleger heißt Hedge-Funds: Nichts für den kleinen Mann! Hedge heißt absichern, aber sicher ist diese Art der Geldanlage keineswegs. Hedge-Funds waren ursprünglich dazu gedacht, ein Fondsvermögen abzusichern. Heute haben sie nur das Ziel, möglichst schnell das Vermögen zu vermehren, allerdings ohne viel Rücksicht auf das Risiko. Es wird ständig gekauft und verkauft, und zwar alle möglichen Anlageformen, Optionen, Futures oder Swaps, hinzu kommen Zinsdifferenzgeschäfte und Währungsspekulationen.

Im Gegensatz zu normalen Investmentfonds unterliegen die Hedge-Funds keiner staatlichen Kontrolle. Deshalb dürfen die Banken in der Bundesrepublik sie nicht selbst auflegen. Die Deutsche Bank und andere Großbanken haben einige Produkte, die auf Hedge-Funds basieren, in ihr Angebot aufgenommen, doch deren Heimat liegt immer im Ausland, oft in Steueroasen. Der Einstieg in das hoch spekulative Geschäft mit Hedge-Funds ist meist ab einem Einsatz von 100 000 Euro möglich, also wirklich nichts für Kleinaktionäre.

Derivate: zur Kursabsicherung und für Zocker
Derivate sind Finanzinstrumente, die von einem so genannten Basiswert abgeleitet sind. Sie sind immer zeitlich befristet. Diese Basiswerte können Finanzprodukte wie Aktien, Anleihen, Devisen oder Gold sein, aber auch Waren wie Rohstoffe, Weizen oder – Schweinebäuche. Ursprünglich dienten Derivate nur zur Kursabsicherung der entsprechenden Basiswerte, heute sind sie auch ein Geschäft für Zocker, da ihre Kurse wesentlich stärker schwanken als die der Basispapiere. Sie besitzen wie die vorher beschriebenen Optionsscheine einen Hebeleffekt. Im Gegensatz zu den Optionsscheinen handelt es sich bei Derivaten aber rechtlich nicht um Wertpapiere, sondern um Finanzierungsinstrumente. Während man bei Aktien oder Gold nur auf steigende Kurse setzen kann, lässt sich mit Derivaten sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse spekulieren.

Trotz – oder gerade wegen – des hohen Risikos erfreut sich der Handel mit Optionen wachsender Beliebtheit. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich wurden 1999 weltweit Derivate im Volumen von 98,720 Billionen Dollar gehandelt, aber nur 17,262 Billionen Dollar davon an den Börsen, der größte Teil lief direkt zwischen den Brokern oder Banken ab.

Die wichtigsten Derivate sind Optionen und Futures. Letztere können Warenterminkontrakte (= Commodity Futures) sein oder Financial Futures. Optionen (Trades Options) und Financial Futures werden an Terminbörsen gehandelt, zum Beispiel an der deutsch-schweizerischen Eurex in Frankfurt, Warenterminkontrakte an speziellen Warenterminbörsen. Die einzige deutsche Warenterminbörse befindet sich in Hannover. Der Kauf oder Verkauf von Derivaten kann nur über Finanzdienstleister erfolgen, die zum Handel an einer Terminbörse zugelassen sind.

Futures und Optionen sind immer ein Vertrag zwischen zwei Parteien, dem Verkäufer und dem Käufer. Die Börse dient nur als Clearingstelld, die den reibungslosen und sicheren Ablauf des Geschäfts sicherstellt. So genannte Market-Maker an den Terminbörsen haben dafür zu sorgen, dass ein kontinuierlicher Handel möglich ist. Diese Banken oder Wertpapierhäuser haben sich verpflichtet, zu fairen Kursen jederzeit als Verkäufer oder Käufer am Markt zu erscheinen, wenn ein Anleger etwas kaufen oder verkaufen will.

An der Eurex werden unter anderem folgende Optionen und Futures gehandelt:

  • Optionen auf den DAX,
  • Optionen auf die DAX-Aktien,
  • Futures auf Bundesobligationen, genannt Bobl-Futures,
  • Futures auf langfristige Bundesanleihen, genannt Bund-Futures,
  • Futures auf den DAX,
  • Futures auf den MDAX,
  • Futures auf den Euro Stoxx 50,
  • Futures auf Zinskontrakte,
  • Optionen auf Bund- und Bobl-Futures.

Der Hauptunterschied zwischen Futures und Optionen ist, dass bei Ersteren der Käufer die Verpflichtung hat, etwas zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erwerben, bei Letzteren dagegen hat er das Recht, etwas zu erwerben beziehungsweise zu verkaufen, ebenso gut kann er es aber auch bleiben lassen. Bei Futures-Geschäften gehen zwei Vertragspartner, Käufer und Verkäufer, eine Verpflichtung ein. Sie vereinbaren verbindlich, eine bestimmte Anzahl des Basiswerts zu einem bestimmten Termin zu einem festgelegten Preis zu liefern beziehungsweise abzunehmen. Futures haben ihre Ursprünge in Warentermingeschäften. Farmer oder Bauern haben sich damit gegen Preisschwankungen ihrer Produkte abgesichert. Mit einen Future- Kontrakt konnten sie so zum Beispiel schon den Weizen des nächsten Jahres zu einem festen Preis verkaufen.

Futures können vor Ablauf des vereinbarten Termins an der Börse ver- und gekauft werden. Dabei gibt es nur zwei Geschäftsarten. Wer einen Future kauft, geht eine so genannte Long-Position ein. Wer einen Future verkauft, geht eine Short-Position ein. Sowohl für den Kauf als auch für den Verkauf müssen laut Börsengesetz Sicherheiten hinterlegt werden. Eine Option ist ebenfalls ein Vertrag zwischen zwei Parteien. Der Verkäufer einer Option wird Stillhalter genannt. Eine Option verbrieft das Recht, einen Basiswert, zum Beispiel Aktien oder Währungen, zu einem bestimmten Zeitpunkt (europäische Version) oder innerhalb eines bestimmten Zeitraums (amerikanische Version) und für einen bestimmten Betrag zu kaufen oder zu verkaufen. Der Preis, den man für dieses Recht zahlen muss, ist die so genannte Optionsprämie. Macht der Anleger innerhalb des vereinbarten Zeitraums beziehungsweise zum vereinbarten Zeit von seinem Optionsrecht keinen Gebrauch, so verfällt dieses Recht und der Schein ist nichts mehr wert, also Totalverlust.

Es gibt Kaufoptionen, Call genannt, und Verkaufsoptionen, Put genannt. Eine (europäische) Kaufoption beinhaltet das Recht, am Stichtag den Basiswert zu dem vereinbarten Preis zu kaufen, eine (europäische) Verkaufsoption das Recht, einen Basiswert am Ende der Laufzeit zu verkaufen.

Wer mit steigenden Kursen rechnet, kauft eine Kaufoption (Longcall). Als Basispreis bezeichnet man den vereinbarten Kaufpreis. Steigt der Kurs des Basiswerts, zum Beispiel der Aktie, bis zum Ende der Laufzeit über die Summe aus Basispreis plus Optionsprämie, dann wird der Anleger sein Optionsrecht ausüben und die Aktie für den Basispreis kaufen, um sie dann sofort an der Börse zum höheren aktuellen Kurs zu verkaufen. Man sagt dann, die Option ist in-the-money. Der Gewinn ist also die Differenz zwischen dem Börsenkurs des Basiswerts und dem Basispreis, abzüglich der bereits gezahlten Optionsprämie. Wenn der Aktienkurs noch innerhalb der Laufzeit entsprechend steigt, kann der Besitzer einer Kaufoption auch diese zu einem höheren Preis verkaufen, anstatt sie einzulösen.

Wenn der Börsenkurs bis zum Ende der Laufzeit unter dem Basispreis liegt, so ist diese Option out-of-money. Sie ist am Ende nichts mehr wert. Der Verlust des Käufers der Kaufoption ist die gezahlte Optionsprämie.

Wer eine Verkaufsoption kauft (Longput), kann sich gegen Kursverluste absichern. Man erwirbt damit das Recht, seine Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis zu verkaufen. Diese Art von Optionen wird oft von Fondsmanagern genutzt, um das Kursrisiko für ihre Anleger zu minimieren. Sie können fallende Aktien auf jeden Fall zu einem für sie günstigen Preis loswerden.

Fällt der Kurs der Aktie unter den vereinbarten Basispreis, wird der Besitzer der Verkaufsoption sein Optionsrecht einlösen und damit die Aktie zu einem höheren Preis verkaufen, als er an der Börse erzielen würde. Sein Gewinn ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Basiskurs, zu dem er verkauft hat, und dem aktuellen Börsenkurs, abzüglich der gezahlten Optionsprämie. Wenn er die Option bis zum Ende der Laufzeit nicht ausübt, hat er Verluste in Höhe der Optionsprämie.

Die Börse fordert für den Handel mit Derivaten hohe Sicherheiten, so ‚ genannte Margins. Der Anleger muss, wie es im Fachjargon heißt, seine Position decken, das heißt entweder Wertpapiere oder Bargeld hinterlegen. Beim DAX Futures zum Beispiel verlangt die Eurex pro Kontrakt 10 000 Euro an Sicherheiten, und Aufträge unter zwei Kontrakten sind in der Regel gar nicht möglich. Man kann als Privatmann nicht selbst an der Eurex handeln, sondern braucht eine Bank, einen Broker oder ein Wertpapierhaus, das Mitglied der Eurex ist. Die Hausbanken schlagen für gewöhnlich zu den von der Eurex geforderten Mindestsicherheiten gut 50 Prozent auf, dazu kommen noch die Gebühren.

Der Handel an der Eurex war bisher nur Finanzprofis Vorbehalten. Neuerdings will man ihn auch Privatkunden ermöglichen, die dann aber mindestens ein sechsstelliges Spielgeld zur Verfügung haben müssen. Die Eurex will mittelfristig einen Privatanlegeranteil von 20 Prozent erreichen. Dazu sollen die Produkte weiter standardisiert und die Preise übersichtlicher gestaltet werden. Es wird auch an kleinere Kontrakte gedacht, für die weniger Sicherheiten hinterlegt werden müssen. Dennoch werden die Geschäfte an der Eurex auch in Zukunft nur für Privatanleger mit viel Geld, Erfahrung und Durchhaltevermögen infrage kommen. Denn eines ist klar: Wenn einer etwas gewinnt, dann verliert es der andere. Und es ist fraglich, ob man es als Privatmensch mit den hoch spezialisierten Finanzfachleuten und ihren jahrelangen Erfahrungen mit dem Handel von Futures und Optionen aufnehmen will.

Swaps: Instrumente der Hochfinanz
Um es gleich vorweg zu sagen: Swaps sind auch nichts für Kleinaktionäre. Das Mindestvolumen, um in diesem Geschäft tätig zu werden, liegt bei etwa 5 Millionen Euro. Swap bedeutet eigentlich, dass zwei Vertragspartner Zahlungsströme gegenseitig austauschen, um Kostenvorteile zu nutzen. Dabei gibt es Zinsswaps, Währungsswaps und Equity Swaps. Ein Zinsswap ist eine vertragliche Vereinbarung zwischen zwei Partnern, ihre Zinszahlungen auszutauschen, für eine bestimmte Laufzeit und bezogen auf eine bestimmte Währung und einen bestimmten Kapitalbetrag. So können zum Beispiel feste oder variable Zinsen ausgetauscht werden, Festzinsen unterschiedlicher Laufzeit oder unterschiedliche variable Zinsen. Bei Equity Swaps verpflichten sich die Vertragspartner, variable Zinsen gegen die prozentuale Veränderung einer Aktie, mehrerer Aktien oder eines Aktienindex auszutauschen. Bei Währungsswaps werden Zahlungen in unterschiedlichen Währungen ausgetauscht. Beim Abschluss von Swap- Geschäften üben Banken eine Maklerfunktion aus. Swaps dienen beispielsweise Unternehmen zur Absicherung ihrer mit variablen Zinsen abgeschlossenen Kredite gegen steigende Zinsen. Unternehmen, deren Kredite zu Festsätzen verzinst werden, können umgekehrt, wenn sie mit fallenden Zinssätzen rechnen, diese mithilfe eines Swaps in variable Sätze tauschen, um so von den erwarteten Zinssenkungen zu profitieren.

Caps, Floors und Collars
Wer die gesamte Spielwiese der Finanzanlagen ausnutzen will, der erfreut sich an Begriffen, die heiß in Mode sind, aber nichts mit Textilien zu tun haben: Caps, Floors und Collars. Klingt schick und macht bei Partys richtig Eindruck. Dahinter verbergen sich unter anderem Finanzinstrumente, die im Alltag Zinsbegrenzungsprämie heißen und zum Beispiel auch im Zusammenhang mit Hypothekendarlehen verwendet werden, wenn man sich ein Haus oder eine Wohnung kauft. Sich mit dem inneren Mechanismus dieser Instrumente auseinander zu setzen, ist eigentlich nur Sache von Bankkaufleuten. Trotzdem hier ein kurzer Überblick für den, der es genauer wissen will:

Caps sind Instrumente, mit denen Zinsbelastungen aus Zahlungsverpflichtungen wie bei Festsatzfinanzierungen begrenzt werden können, ohne jedoch auf die Kostenvorteile und Flexibilität einer variablen Finanzierung zu verzichten. Sie werden auch immer mehr von mittelständischen Unternehmen nachgefragt. Ein Cap ist eine Vereinbarung zwischen dem Verkäufer und Käufer. Sobald ein festgelegter Referenzzinssatz über eine Zinsobergrenze steigt, erstattet der Verkäufer dem Käufer den Differenzbetrag, bezogen auf einen vereinbarten Nennwert. Der Käufer zahlt für den Cap an den Verkäufer eine pauschale Summe, entweder bei Vertragschluss oder in vereinbarten Teilbeträgen.

Das bisher Beschriebene war ein Solo-Cap oder Cap ohne Kapital, weil nicht an eine zugrunde liegende Verbindlichkeit des Käufers gebunden. Diese Form ist üblich im Geschäft zwischen Banken. Caps in Verbindung mit variabel verzinslichen Verbindlichkeiten sind eine Zinsversicherung. Steigen die Marktzinsen, erhöhen sich an den Roll-over-Stichtagen die Zinssätze der V-Satz-Verbindlichkeiten (V steht für Variabel); andererseits erstattet der Cap-Verkäufer die Differenz zur Obergrenze, sodass die echte Zinsbelastung nie höher liegt als die Obergrenze der V-Satz-Verbindlichkeiten plus Kreditmarge.

Kreditgeber und Cap-Verkäufer müssen nicht identisch sein, aber viele Banken bieten Pakete von Krediten und Caps, also V-Satz-Darlehen mit Zinsbegrenzungsgarantie; dabei enthält die genannte Zinsobergrenze bereits die Kreditmarge. Floors sind das spiegelbildliche Gegenstück zu Caps. Sie geben dem Käufer die Garantie für eine Zinsuntergrenze bei einer Geldanlage. Gegen Zahlung einer einmaligen oder von laufenden Prämien erstattet der Verkäufer dem Käufer die Differenz des Referenzzinssatzes zur vereinbarten Zinsuntergrenze, gemessen an festgelegten Stichtagen und bezogen auf ein vereinbartes Kapital. Der Anspruch aus dem Kauf des Floors ist ebenfalls nicht an eine zugrunde liegende Geldanlage gebunden.

Collars sind Kombinationen von Caps und Floors. Der variable Zinssatz einer Verbindlichkeit des Käufers wird auf eine bestimmte Bandbreite zwischen Unter- und Obergrenze limitiert. Dadurch ist der Käufer eines Collars sowohl der Käufer eines Caps als auch der Verkäufer eines Floors. Er zahlt für das Recht auf eine Obergrenze und wird für die Einräumung des Rechts auf eine Untergrenze bezahlt. Die Nettokosten eines Collars sind: Cap-Wert abzüglich Floor-Wert. Die Kosten eines Caps können also durch Collars reduziert werden. Auch Collars sind nicht an zugrunde liegende Verbindlichkeiten oder Anlagen gebunden.

Was lernen wir daraus? Machen Sie jemandem, der unbedingt mit Ihnen über Caps, Floors und Collars sprechen möchte, das Angebot einer Informationstauschbörse. Sie hören ihm zu, wenn er sich verpflichtet, anschließend Ihnen zuzuhören. Stellen Sie ihm interessante Themen in Aussicht: Details aus dem Arbeitsalltag eines Histologen oder die Geheimnisse der Kernspintomographie. Diesen Austausch von Informationen sollten Sie dann einen Info-Cap nennen.

Aktienkauf für Anfänger – Kleinanleger werden beschleunigt

Das im November 1997 eingeführte vollelektronische Handelssystem Xetra (Exchange Electronic Trading System) hat den Parketthandel inzwischen weitgehend verdrängt. Mittlerweile beträgt der Marktanteil von Xetra nahezu 90 Prozent am Umsatz in den Standardwerten des DAX und über 50 Prozent im Neuen Markt. Xetra löste die frühere Computerbörse IBIS ab, wo nur Banken untereinander handeln durften. Über Xetra sind die 5 500 an der Frankfurter Wertpapierbörse notierten Aktien handelbar, außerdem etwa 10 700 Optionsscheine.

Xetra hat auch Kleinanlegern eine längere Handelszeit börsentäglich von 9 bis 20 Uhr ermöglicht. Früher war dies nur während der Zeit des Parketthandels, also am Vormittag, möglich. Bei Stückzahlen unter 100 konnten früher Aktienkäufe oder Verkäufe sogar nur einmal täglich zur Kasse bei der Feststellung der Einheitskurse getätigt werden. Die Kassa- Notierungen sind inzwischen völlig abgeschafft worden.

Xetra macht den Handel schneller, billiger und auch transparenter, seitdem auch der Kleinaktionär neuerdings direkt ins Orderbuch schauen kann. Durch die vollelektronische Zusammenführung aller Kauf- und Verkaufsaufträge können sie schnellstens ausgeführt werden, egal ob man eine Aktie oder ein ganzes Paket kauft oder verkauft. Außerdem braucht man keinen Makler mehr, spart also die Courtage. Durch die Automatisierung sinken insgesamt die mit einer Order verbundenen Transaktionskosten. Bei Xetra erhalten alle Marktteilnehmer in Deutschland ebenso wie im Ausland gleichberechtigt Zugang zur Handelsplattform. Alle können einen Blick in das Orderbuch werfen, das zeigt, zu welchen Preisen und Mengen jeder gehandelte Wert angeboten und nachgefragt wird. Damit wird der Markt vollkommen transparent und der Aktionär kann besser auf neue Bewegungen reagieren.

Wie man Aktien kauft und verkauft, möchte ich Ihnen zunächst anhand des traditionellen Parketthandels veranschaulichen. Dies zeigt die grundsätzliche Funktionsweise der Börse am besten, auch wenn sich beim Computerhandel über Xetra inzwischen etwas geändert hat.

Kaufaufträge und natürlich auch Verkaufsaufträge, Kauforders oder Verkaufsorders genannt, kann man persönlich, schriftlich, telefonisch oder per E-Mail an die Bank geben. Die Order wird von der Bank an einen Makler weitergeleitet, der für die weitere Ausführung des Auftrags zuständig ist. Da Aktien immer als Stücke verkauft und nicht geteilt werden können, gibt es am Markt keine halben, Viertel- oder Achtelaktien. Deshalb kann man auch nicht zur Bank gehen und sagen: Ich hätte gern für 2 500 Euro Aktien von dieser oder jener Firma. Man sollte sich vielmehr zunächst über den Kurs informieren und muss dann im Rahmen des Kaufauftrags der Bank die gewünschte Stückzahl mitteilen.

Das kann wiederum im Rahmen eines unlimitierten oder eines limitierten Auftrags geschehen. Ein unlimitierter Auftrag besagt, dass die Bank die Aktien billigst kauft. Das bedeutet aber nicht zum niedrigsten Tageskurs und es bedeutet auch nicht, dass dieser Auftrag überhaupt zu einem niedrigen Kurs ausgeführt wird. Es kann durchaus sein, dass die gewünschten Aktien an einem bestimmten Börsentag vielleicht überhaupt nicht angeboten werden oder vielleicht nicht in einer der Nachfrage entsprechenden Menge. Dann wird der Auftrag eben, sofern möglich, am Folgetag ausgeführt. Wer also glaubt, dass die Kauforder billigst ihm den niedrigsten Tageskurs beschert, irrt. Niemand an der Börse weiß bei Börsenbeginn, wie sich der Kurs im Laufe des Tages entwickelt, und jeder Makler wird aufgrund seiner Erfahrung und seiner persönlichen Einschätzungen zu unterschiedlichen Entscheidungen kommen, wann genau ein Geschäft zu den bestmöglichen Konditionen ausgeführt werden kann. Ist es dann getätigt, hat sich die Sache erledigt.

Das Gleiche gilt übrigens auch für den Verkauf von Aktien. Der unlimitierte Auftrag bedeutet, dass die Verkäufe durch die Bank bestens getätigt werden. Es soll also der höchstmögliche Kurs erzielt werden, jedoch macht der Verkäufer der Bank keine Vorschriften, wie die Untergrenze beim Verkauf aussehen soll. Die Aktie soll nur weg. Bedenkt man, dass einige Aktien am Neuen Markt innerhalb eines Tages um 40 Prozent im Preis gerutscht sind, kann man sich vorstellen, dass etliche Verkäufer mit unlimitierten Aufträgen am Ende lange Gesichter machten, als sie sahen, welchen besten Kurs die Bank für sie gerade noch erzielt hat. Möchte man sich gegen unliebsame Überraschungen absichern, sollte man einen limitierten Auftrag erteilen. Man gibt der Bank an, zu welchem Kurs man kaufen oder verkaufen möchte. Der Kaufauftrag wird nur dann ausgeführt, wenn der Preis der Aktie das festgesetzte Limit nicht über schreitet. Beim Verkauf ist es dann genau anders herum. Die Aktie wird nur dann verkauft, wenn eine bestimmte Untergrenze nicht unterschritten wird. Auch hier muss der Auftraggeber damit rechnen, dass die von ihm gewünschten Geschäfte nicht immer für den günstigsten Kurs des Tages ausgeführt werden, aber er ist zumindest sicher, dass die vielleicht unangenehmen Überraschungen nicht zu groß werden.

Aktienkäufer und Aktienverkäufer sollten sich auch darüber Gedanken machen, welchen Zeitrahmen sie der Bank für die Ausführung des Auftrags setzen wollen. Die übliche Gültigkeitsdauer eines Auftrags reicht bis zum Ende des Monats, in dem er erteilt worden ist. Damit räumt man der Bank einen gewissen Spielraum ein, den diese dafür nutzen kann, ihren Kunden zu zeigen, über welches Können und Fachwissen sie verfügt. Denn ein Monat kann heute an der Börse ein verdammt langer Zeitraum sein. Kauft die Bank am Anfang des Monats bereits zu einem günstigen Kurs ein und steigt dieser an den darauf folgenden Tagen oder Wochen, wird das den Aktionär überglücklich machen. Verpasst sie den richtigen Zeitpunkt, ist sie für die Mehrkosten oder für die Verluste zwar nicht haftbar, hat aber einen unzufriedenen Kunden. An der Börse ist es eben nicht wie in einem Supermarkt, bei dem ja fast überall das Motto gilt: Wer zu früh kauft, den bestraft das Sonderangebot.

Wer als Aktienkäufer oder Verkäufer alles möglichst genau unter Kontrolle haben möchte, kann seinen Auftrag auch nur mit Tagesgültigkeit aussprechen. Wenn das Geschäft zustande kommt, ist es in Ordnung, wenn nicht, verfällt die Order und muss vom Kunden erneut ausgesprochen werden.

Wer sein Aktiendepot gegen extreme oder überraschende Kursverluste absichern möchte, zum Beispiel wenn er über längere Zeit in Urlaub fährt, kann eine so genannte Stop-loss-Order aussprechen. Das heißt, er gibt seiner Bank den Auftrag, eine bestimmte Aktie sofort bestens zu verkaufen, wenn der Kurs dieser Aktie unter ein von ihm angegebenes Limit fällt. Wichtig ist dabei auch wiederum, dass dieses Limit in einer vernünftigen Höhe gesetzt wird und dass es den wahrscheinlichen Kursschwankungen der jeweiligen Aktie entspricht. Liegt die Stop-loss-Order zu dicht im üblichen Schwankungsbereich, kann es passieren, dass bei einem kurzfristigen Ausrutscher des Kurses nach unten die Aktien plötzlich futsch sind, die Gebühren anfallen und kein Geld in die Kasse kommt.

Das Gegenstück zur Stop-loss-Order ist die Stop-buy-Order. Sie räumt dem Aktionär die Möglichkeit ein, bei steigenden Aktienkursen noch auf den Zug aufzuspringen. Wenn der Käufer unsicher ist, ob er bestimmte Aktien kaufen sollte, weil die Kursentwicklung für ihn nicht klar erscheint, kann er der Bank den Auftrag geben, diese von ihm ins Auge gefassten Aktien dann zu kaufen, wenn der aktuelle Kurs über ein bestimmtes Limit gestiegen ist und er annimmt, dass der Kurs noch weiter steigen wird. Erreicht oder überspringt der Kurs das vom Käufer gesetzte Limit, kauft die Bank die Aktien umgehend billigst. Hat man es jedoch mit rasanten Kursbewegungen zu tun, wie sie heute immer häufiger an der Tagesordnung sind, ist es wahrscheinlich empfehlenswerter, sich selbst stets aktuell um sein Depot zu kümmern und sich nicht auf Limits zu verlassen, die man vielleicht in der Vergangenheit gesetzt hat, die aber von der aktuellen Entwicklung schon längst wieder überholt sind. Auch in diesen Fällen gilt die alte Regel von Kostolany nicht, die besagt, dass man nach dem Aktienkauf mithilfe eines starken Medikaments erst mal zehn Jahre verschlafen soll, ehe man sich wieder um die Wertpapiere kümmert. Aktienkauf und anschließender Konsum von Schlaftabletten kann sich verheerend auswirken.

Als Privatanleger erteilen Sie Ihre Aufträge, wenn diese über Xetra abgewickelt werden sollen, wie bisher Ihrer Bank; machen Sie aber deutlich, dass Sie die Teilnahme an Xetra wünschen. Auch hier können Sie unlimitierte Kauf- oder Verkaufsorders einreichen, die in der Regel sofort ausgeführt und als Market Orders bezeichnet werden. Ebenso können Sie — wie im Parketthandel – limitierte Orders abgeben. Gegen unerwartete Preisschwankungen kann man sich durch Stop-Orders absichern. Neuerdings gibt es zusätzlich die Market-to-1 imit-Order, das ist eine Market- Order, die zum besten Limit ausgeführt wird. Unausgeführte Teile dieser Order werden mit Limit in das Orderbuch eingestellt.

Grundsätzlich kann man bestimmen, ob eine Order nur für einen Tag (good-for-day), bis zu einem bestimmten Datum (good-till-date) oder bis zur Löschung (good-till-cancelled) gültig sein soll, maximal sind 90 Tage möglich. Man muss damit rechnen, dass eine Order zu zwei unterschiedlichen Kursen abgerechnet wird, wenn sie nicht als Ganzes ausgeführt werden konnte. Es sei denn, man gibt Fill or Kill oder Immediate or Cancel als Zusatz an. Fill or Kill besagt, dass die Order sofort und in kompletter Stückzahl ausgeführt werden soll. Ist dies aufgrund der Auftragslage nicht möglich, verfällt die Order. Bei -Immediate or Cancel können auch Teile ausgeführt werden. Das bedeutet, dass der nicht ausgeführte Teil dann verfällt.

Die Marktteilnehmer können ihre Aktien sowohl in Auktionen als auch fortlaufend handeln. Wer seinen Auftrag auf Auktionen beschränken will, gibt als Zusatz auction only- an, vielleicht sogar opening auction only (Eröffnungsauktion) oder closing auction only (Schlussauktion). In den Auktionen werden die Preise für alle Ordergrößen ermittelt, im fortlaufenden Handel nur für Orders mit einer gewissen Mindestgröße. Der fortlaufende Handel wird durch eine oder mehrere Auktion täglich unterbrochen. Die damit verbundene Konzentration des Angebots und der Nachfrage zu diesen Auktionszeitpunkten erhöht die Ausführungswahrscheinlichkeit von Aufträgen.

Börse für Anfänger – Tipps

Dank dem Kleinanleger leben sogar fast Totgesagte länger – und vielleicht auch besser? Noch vor wenigen Jahren wurde den sechs Regionalbörsen (außer Frankfurt) das schnelle Aus vorhergesagt. Der rasch vordringende Computerhandel und die Übermacht vom Main drängten die Kleinen an den Rand. -Frankfurt macht uns platt. Wir haben keine Chance!, so das vehemente Klagelied. Doch siehe da: Die Kleinen tauchen wie Phönix aus der Asche wieder auf. Zwar entfällt heute nur etwa ein Fünftel aller Umsätze im Aktienhandel auf die sechs Börsen außerhalb Frankfurts, aber schon rund 50 Prozent aller Abschlüsse. Ihr Erfolgsrezept: Sie haben sich sehr früh dem privaten Anleger zugewandt. Sie waren die Vorkämpfer für die Verbesserung und Erweiterung des Service. Die Verlängerung der Handelszeiten und die Herabsetzung der Mindestorder von 50 auf eine Aktie wurden nicht in Frankfurt zuerst eingeführt, sondern an den Regionalbörsen.

Vorreiter Berlin
Große Klappe, nix dahinter? Von wegen. Der Berliner ist mit seiner Börse höchst flexibel und kreativ, denn die Berliner Börse, mit Aktienumsätzen von 42,5 Milliarden Euro im Jahr 2000 die Nummer drei der Börsen in Deutschland, buhlte mit groß angelegter Werbekampagne nicht nur um Banken und Profis, sondern gerade um den privaten Anleger, der bisher zögerte, sein Geld auf diese Weise anzulegen. Mit der Versicherung Bei uns hat Ihr Kapital gute Aktien machte die Berliner Wertpapierbörse auf ihren deutlich ausgeweiteten Kundenservice sowie auf ihre Spezialangebote aufmerksam. Die Berliner Börse hat mehr als 8 000 verschiedene Papiere in ihrer Angebotspalette: Europäische Standardwerte, internationale Hightechtitel, darunter alle Nasdaq-Werte und eine Vielzahl von Osteuropaaktien. Der variable Handel ist schon ab einer Aktie möglich.

Mit Slogans wie Guthaben will es gut haben, Kapital braucht Abwechslung oder Wertpapiere stehen auf Berlin wurden Geld, Kapital und Vermögen bewusst vermenschlicht, um so positive Eindrücke im Kopf der Privatkunden hervorzurufen. Man wollte Anlegerneulingen über die Schwelle helfen, so Dr. Jörg Walter, Geschäftsführer der Berliner Wertpapierbörse. Anlagewillige und risikofreudige Kunden seien durchaus bereit, ihr Geld an der Börse anzulegen, doch scheuten sie diesen Schritt aufgrund mangelnder Informationen. Deshalb hat die Berliner Wertpapierbörse ein Infotelefon eingerichtet, das Fragen der Privatanleger beantwortet. Der Internetauftritt unter berlinerboerse*de und ein regelmäßig erscheinender Newsletter gehören mit zum Serviceangebot.

Ein Maßanzug für den Privatanleger
Berlin ist die erste Börse, die eine speziell auf Privatinvestoren zugeschnittene Handelsplattform anbietet, und zwar seit dem 1. Februar 2001. Inzwischen hat die Frankfurter Börse nachgezogen. Ein völlig neues Webportal, das unter Mitwirkung von Reuters und Microsoft realisiert wurde, ermöglicht in Berlin privaten Anlegern den Zugang zum Onlinehandel. Damit ist das Ende der Zweiklassengesellschaft von Profis und Privatinvestoren eingeläutet, sagte der Börsenchef ganz richtig. Das Web ist dabei der entscheidende Schritt bei der Herstellung von Gleichheit, wenn auch nicht Brüderlichkeit, von Privatinvestoren und Profis, so Walter.

Das Orderbuch lüftet seine Geheimnisse
Früher war es nur den Profis Vorbehalten — heute kann der Privatanleger elektronisch jederzeit und ohne Verzögerung Einblick in das Orderbuch erhalten. Dieses bietet die aktuelle Orderlage, verbindliche Geld-Brief- Spannen, sofortigen Zugang zum Direktbroker und dazu die Garantie einer durchschnittlichen Ausführungsgeschwindigkeit der Order von 30 Sekunden. Durch die Einsicht in die aktuelle Ordersituation wird es dem Privatanleger möglich, seine Aufträge unmittelbar der aktuellen Marktsituation anzupassen. Er kann im Internet sowohl die laufend aktualisierten Angebote des Maklers, die so genannten Quotes, nutzen als auch auf die noch nicht ausgeführten Orders anderer Aktionäre (Überhänge) zurückgreifen.

Erforderlich ist nur ein Internetanschluss, die Verbindung mit berlinerboerse*de und der Klick in das Orderbuch. Wenn der Direktbroker des Anlegers an den Service der Berliner Börse angeschlossen ist, wird im Orderbuch die per Mausklick generierte Order direkt an dessen Bank weitergeleitet. Falls dies noch nicht der Fall ist, ermöglicht die Einsicht in die aktuelle Kurs- und Auftragslage zumindest einen wesentlichen Informationsvorsprung gegenüber der herkömmlichen Auftragserteilung. Die Berliner Wertpapierbörse nimmt für sich in Anspruch, für den Kunden faire und beste Preise zu ermitteln. Der hohe Umfang des Handels ermöglicht eine schnelle Ausführung der Order, denn je mehr Kurse beziehungsweise Preise in einem Wert festgestellt werden, desto eher hat der Anleger die Chance, zu dem von ihm gewünschten Preis seinen Auftrag abgewickelt zu bekommen.

Anlegerschutz als Erfolgsfaktor
Anlegerschutz wird in Berlin groß geschrieben. Gewährleistet wird der ordnungsgemäße Handel im Berliner Freiverkehr zunächst einmal durch die Freiverkehrsrichtlinien. Hinzu kommt ein umfangreiches Spektrum weiterer Anforderungen. Für Unternehmen, die noch an keiner anderen Börse notiert sind, gelten zusätzliche Regularien für die erstmalige Einbeziehung. Die Überwachung des Handels erfolgt durch die Mitarbeiter der Handelsüberwachungsstelle, die während des Börsenhandels vor Ort sind und mit allen Marktteilnehmern in kontinuierlichem Kontakt stehen. Mithilfe technischer Systeme haben sie die Möglichkeit, die Handelsabläufe konkret zu überwachen. Den Privatinvestoren wird best execution, das heißt ein optimaler Preis, garantiert. Mithilfe stets aktueller, besonders enger und derzeit handelbarer Quotes (also Angebote des Maklers) durch den so genannten Liquidity Provider erhalten Sie den absolut marktgerechten und damit jederzeit fairen Preis, auch im Vergleich zu internationalen Börsenplätzen. Die im Orderbuch vom Makler eingestellten Angebote sind verbindlich. Für die dort angegebene Stückzahl beziehungsweise bis zu einem Ordervolumen von 5 000 Euro garantiert der Makler die Ausführung der Order. Ein umfassendes Regelwerk verpflichtet die Makler zu engen, kontinuierlich zu aktualisierenden Preisstellungen bei ihrem Angebot. Um für die Privatanleger den Handel auch besonders preisgünstig zu machen, wird ab Anfang April 2001 an der Berliner Börse die Maklergebühr von 0,8 auf 0,4 Promille halbiert.

Düsseldorfer Börse: von der Schwerindustrie zum Privatmann
Früher galt die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt als der Schreibtisch des Ruhrgebiets. Alles, was dort passierte, stand ganz im Dienst der Kohle- und Stahlerzeugung. Das galt auch für die Börse, die sich als Spezialgebiet besonders den Aktien der Schwerindustrie widmete. Aber so, wie die großen Konzerne nach neuen lukrativeren Aufgaben suchten, tat es auch die Börse Düsseldorf. Sie hat schon vor einigen Jahren begonnen, sich auf den Privatanleger zu konzentrieren. Sein Anteil am Geschäft macht inzwischen über 80 Prozent aus. Schätzungsweise 30 Prozent der privaten Anleger ordern dabei online, so Dr. Detlef Irmen, Geschäftsführer der Börse Düsseldorf. Im Jahr 2000 betmg das Handelsvolumen der Düsseldorfer Börse 283,7 Milliarden Euro, davon 201,45 Milliarden mit Aktien und 82,26 Milliarden mit Renten.

Quality Trading als Markenzeichen
Mit Quality Trading hat die Börse Düsseldorf ein Qualitätsmerkmal geschaffen, das inzwischen auch an anderen Börsenplätzen Nachahmer gefunden hat. Durch eine Selbstverpflichtung der Makler werden eine zweiminütige Orderbearbeitung, marktgerechte Preise und Transparenz im Handel ermöglicht. Die Börse Düsseldorf sieht im Quality Trading den entscheidenden Standortvorteil, der auch im laufenden Jahr weiter ausgebaut werden soll. Dabei wird die Neutralität und Unabhängigkeit des Handelsplatzes als wichtiges Qualitätsmerkmal angesehen. Die Börse Düsseldorf will sich trotz der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft nicht an einzelne Marktteilnehmer oder kommerziell ausgerichtete Projekte anbinden. Die Anleger erwarteten einen neutralen Marktplatz. Dieses Grundprinzip ist gerade im Wettbewerb mit elektronischen und außerbörslichen Handelssystemen ein entscheidender Vorteil. Die behördliche Handelsüberwachung in Düsseldorf bietet eine Sicherheit, die der Anleger nirgendwo sonst findet. Im Gegensatz zur Berliner will die Düsseldorfer Börse sich nicht auf einzelne Produkte spezialisieren, sondern dem Anleger immer alle Werte bieten, die er handeln möchte. Dieses breite Angebot hat sich laut Börsengeschäftsführer Dirk Elberskirch bewährt, und es wird laufend erweitert.

Bessere Chancen für junge Unternehmen
Im Frühjahr 2001 starteten die ersten Unternehmen im neuen IPO-Segment. IPO ist die Abkürzung für Initial Public Offering, das heißt erstes öffentliches Angebot oder Neuemission. Mit diesem Marktsegment soll jungen Unternehmen die Chance auf einen schnellen Börsengang gegeben werden. Das Alter spielt keine Rolle, allerdings sind die Auflagen des Anlegerschutzes besonders streng.

Neben einer vorgeschriebenen Aktienstreuung von mindestens 20 Prozent und einem Mindestkapital von 250 000 Euro oder 100 000 Stück müssen auch Ad-hoc-Mitteilungen, Zwischen- und Quartalsberichte sowie der Anteilsbesitz von Vorstand und Aufsichtsrat offen gelegt werden. Die Altaktionäre müssen ihre Aktien mindestens 18 Monate halten. Einmal jährlich muss eine Researchstudie eines unabhängigen Analysten vorgelegt werden. Die Emissionsbegleiter sollen Betreuerpflichten übernehmen. Ziel ist es, dass die Anleger bereits in einer frühen Finanzierungsphase in ein Unternehmen investieren können und ihnen eine Informationsbasis geschaffen wird, die internationalen Standards genügt.

Auf dem Weg zum Full-Service-Dienstleister
Die Börse Düsseldorf sieht sich in einem Wandel vom reinen Wertpapierhandel hin zum Full-Service-Dienstleister. Sie bietet den Privatanlegern ein umfangreiches Seminarprogramm, an dem bisher schon über 3000 Interessenten teilgenommen haben. So gibt es Abendseminare, zum Beispiel zu den Themen Neuemissionen: Marktsegmente und vorbörslicher Handel, Optionsscheine für Fortgeschrittene, Vom Aktieneinsteiger zum Börsenprofi, Einführung in die Chartanalyse, Anlagestrategien und fest verzinsliche Wertpapiere sowie Wie funktioniert die Börse — Abläufe und Börsensprache.Neuerdings kommt die Düsseldorfer Börse auch direkt zu ihren Anlegern nach Köln, Frankfurt, Berlin oder auch nach München. In Ganztagesseminaren speziell für Privatanleger vermitteln Profis vom Parkett, wie die Börse funktioniert, und vor allem, wie man erfolgreich handelt. Die

Themen orientieren sich am Interesse der Anleger und wurden aus den zahlreichen Anfragen am Infotelefon der Kursmaklerkammer zusammengestellt. Programmpunkte des Seminars sind So funktioniert die Börse“, Ordern an der Börse, aber richtig, So entstehen Kurse an der Börse, Wo finde ich seriöse Börseninformationen, Börsenprodukte und Marktsegmente, Anlagestrategie: von spekulativ bis sicher, Einführung in die Charttechnik und Aktuelle Marktanalyse.

Außerdem wurde das Düsseldorfer Börsenparlament ins Leben gerufen. Es ist ein interaktives Diskussionsforum, das von der Börse Düsseldorf und den Gesellschaften Börsenmakler Schnigge AG, Lang und Schwarz AG und Spitz AG getragen wird. Die Produktion liegt in den Händen der Düsseldorfer Stock TV. Die Veranstaltungen mit hochkarätigen Gästen finden einmal im Monat in Düsseldorf statt und werden auch über die Seite boersenparlament*de im Internet übertragen. Thema der Veranstaltung am 7. Februar 2001 war Biotech-Aktien, Hoffnungsträger am Neuen Markt? Zu den Dienstleistungen der Düsseldorfer Börse gehört auch die Radiobörse, in der die Börsenexperten jeden Donnerstag von 18 bis 19 Uhr auf dem Sender Antenne Düsseldorf Fragen der Hörer beantworten. Darüber hinaus präsentiert sich die Börse Düsseldorf regelmäßig auf der Anlegermesse in Düsseldorf. Abgerundet wird das Serviceprogramm für den Privatanleger durch den Internetauftritt boerse-duesseldorf*de.

Stuttgarter Börse: Finanzwelt auf Schwäbisch
Die Stuttgarter Börse eröffnete schon am 9- September 1998 den ersten Börsentreff in Deutschland. Damit sollte ein Zeichen gesetzt werden, dass die Börse nicht Geschlossene Gesellschaft bedeuten muss. Auch die Stuttgarter Börse verfolgt heute das Ziel, dem Privatanleger den bestmöglichen Service zu bieten. Dazu gehört unter anderem, ihm einen Raum zur Informationsbeschaffung und zum Informationsaustausch über die Wertpapieranlage zu offerieren, sagte Börsenpräsident Rolf Limbach anlässlich der Eröffnung. Er geht davon aus, dass die Privatanleger es honorieren, wenn ihnen Dienstleistungen angeboten werden, bei denen sie sich als wichtige Marktteilnehmer verstehen und sich wie die Profis behandelt wissen. Im Börsentreff im Foyer der Börse können Interessierte fachsimpeln und sich Informationen zur Geldanlage über das Internet beschaffen. Computer laden zum Surfen ein, und die Finanzinformationsdienste Reuters und vwd liefern auf eigenen Bildschirmen Daten, Kurse und Finanznach richten in Echtzeit. Über ein weiteres Terminal von der Direktanlage- Bank können Kunden der Bank direkt elektronisch ordern. Außerdem gibt es einen n-tv-Bildschirm, und auf anderen Monitoren kann man Kurzinformationen individuell abrufen.

Über das Callcenter der Börse Stuttgart haben Anleger die Möglichkeit, Kurse, Umsätze und Ausstattungsmerkmale direkt vom Parkett abzufragen und allgemeine Informationen zu Events oder Börseneinführungen zu erhalten.

Börse für Anfänger – braucht man ein Analysten-Gütezeichen

Brauchen wir ein neutrales Gütezeichen für die Zunft, eine Art TÜV- Siegel? Deutsche-Bank-Chef Breuer hat zwar davor gewarnt: Bitte keine Überregulierung des Finanzmarktes. Aber die Erfahrungen des Jahres 2000 schreien förmlich danach.

Auch für das Bundesaufsichtsamt ist nicht immer Verlass auf die Analysen. Aber BAWe-Präsident Wittich hält eine staatliche Regulierung des Berufsbilds der Analysten in Deutschland für überflüssig. Das muss der Markt zum großen Teil selbst regeln, hat er gesagt. Der Markt sollte wissen, ob ein Analyst unabhängig ist oder einer Bank angehört und ob diese Bank etwa am Börsengang des Unternehmens beteiligt war/ist.

Margarete Wolf, Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, marschierte vor, will verbindliche Kriterien für die Unabhängigkeit von Analysten festlegen. Man plant einen Ethik-Katalog, der aber nicht gesetzlich festgelegt werden soll. Dieses neue Gütesiegel war von der Standesvertretung DVFA zunächst heftig angegriffen worden. Mittlerweile begrüßt man es. Bereits jetzt existiert ein Ehrenkodex auf freiwilliger Basis, der jedoch nicht ausreicht.

Der Wirtschaftsclub Rhein-Main hatte 100 Banker und große Unternehmensführer gefragt: Glauben Sie, dass ein Finanzanalyst in seiner Beurteilung abhängig von seiner Bank ist? 75 der Probanden, darunter auch Banker, bejahten die Frage.

Es gibt bisher weltweit keine einheitlich gesetzlich oder aufsichtsrechtlich geregelten Anforderungen an die persönliche Berufsqualifikation von Analysten am globalen Kapitalmarkt, bemängelt die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management e.V. Deshalb habe man eine effektive Selbstkontrolle organisiert, so die Geschäftsführerin Ulrike Diehl. Sie hält aber nichts von nationalen Alleingängen und bemüht sich seit Jahren um eine international geltende Regelung.

Bereits 1995 wurden die DVFA-Standesrichtlinien festgeschrieben, in denen die Mindestanforderungen an die fachliche und berufsethische Kompetenz der Bemfsangehörigen niedergelegt sind. Als selbst regulierende Institution will der Berufsverband damit die Überprüfbarkeit und Vergleichbarkeit von professioneller Qualifikation und beruflichem Wöhlver- halten sicherstellen. Die DVFA sorgt für eine solide Berufsausbildung und eine Berufsausübung nach geltendem Recht und international anerkannten Prinzipien. Sie bietet eine Ausbildung zum Investmentanalysten/DVFA, die den Absolventen vor allem auch für die recht schwierige Bewertung von Wachstumsunternehmen qualifiziert.

Außerdem sind die DVFA-Mitglieder zur strikten Beachtung und Einhaltung der festgelegten Grundsätze ordnungsgemäßer Analyse und Anlageberatung verpflichtet. Verstöße werden vom Ehren- und Schiedsgericht des Verbands sanktioniert. Die beiden Gerichte sind ähnlich wie Handelsgerichte besetzt, die Vorsitzenden sind Berufsrichter, die Beisitzer Praktiker aus dem Berufsstand. Die Schiedsstelle kann allerdings nur von der DVFA selbst oder ihrer Mitgliederversammlung angerufen werden.

Über 90 Prozent der DVFA-Mitglieder verfügen über ein abgeschlossenes Hochschulstudium, in der Regel kombiniert mit einem – zumeist kaufmännischen – Lehrabschluss und/oder weiteren Abschlüssen in- und ausländischer Universitäten. Nach einer mindestens zweijährigen einschlägigen Berufserfahrung kann dann das europäische Berufsdiplom CEFA-Investmentanalyst DVFA erworben werden. Dieses setzt die Teilnahme an einer zehnmonatigen Postgraduierten-Ausbildung voraus, erfolgreich abgeschlossen mit einem viertägigen schriftlichen Examen über 23 1/3 Stunden zu den Themen Analyse und Bewertung von festverzinslichen Wertpapieren, Aktienanalyse und -bewertung, Futures, Optionen und Riskmanagement, Portfoliomanagement, Analyse von Jahresabschluss und Rechnungslegung, Unternehmensfinanzierung sowie Compliance, Berufsethik und Standesrichtlinien. In Deutschland haben bereits rund 1000 Analysten dieses CEFA- Diplom erworben.

Neben dieser Diplomausbildung bietet die DFVA ein- bis zweitägige so genannte Refresher-Kurse sowie zwei- und sechstägige Fortbildungsseminare an. Verschiedene Richtlinien und Maßnahmen der DVFA sollen zur Qualitätssicherung der Investmentanalyse dienen, zum Beispiel die DVFA- Standards für Researchberichte am Neuen Markt, DVFA-Reporting Standards, Scorecard for German Corporate Governance – Standard DVFA Evaluation Method for CG, Ergebnis nach DVF/SG sowie DVFA-Analysten- konferenzen und -foren. Eine Vorstudie für DVFA-Asset-Management-Standards wurde im Dezember 2000 veröffentlicht.

Die DVFA sieht durchaus ein Spannungsfeld, wenn zum Beispiel eine Bank für ein Unternehmen, das sie an die Börse bringen will, einen möglichst hohen Ausgabekurs erreichen will, der Analyst aber einen niedrigeren Kurs ermittelt. Daher gelte, dass der Analyst in diesem Zusammenhang von konkreten, sachlich nicht begründeten und meinungsbildenden Weisungen seines Arbeitgebers freigestellt ist, heißt es in den DVFA-Richtlinien.

Im laufenden Jahr sollen die Richtlinien überarbeitet werden. So ist zum Beispiel eine Black-out-Periode im Gespräch. Danach sollten Analysten, deren Banken den Börsengang eines Unternehmens organisieren, drei Monate vor und nach der Emission keine Studien zu diesem Unternehmen mehr veröffentlichen.

Einige Banken haben auch bereits Regeln für ihre Analysten festgelegt. So ist ihnen das Frontrunning verboten, der Kauf oder Verkauf einer Aktie vor der Veröffentlichung seiner Empfehlungen. Er muss der Bank eigene Aktienbestände mitteilen und darf die Aktien, die er selbst beurteilt, nicht erwerben. Darüber hinaus gibt es die viel gerühmten Chinese Walls zwischen den Handels- und Researchabteilungen.

Staatssekretärin Wölf forderte, dass Analysten nur noch über Aktien berichten, die weder sie selbst noch ihre Arbeitgeber im Depot haben. Dies wäre aber wohl kaum zu verwirklichen, weil praktisch jede Bank Anteile an Aktiengesellschaften hält. Dann bliebe als einzige Lösung eigentlich nur übrig, die Analyseabteilungen komplett aus den Banken auszugliedern.

Professor Wolfgang Gerke vom Lehrstuhl für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg begrüßt die von Wolf vorgeschlagenen Kriterien für die Unabhängigkeit vom Analysten. Ich kann nicht verstehen, warum sich Analysten darüber aufregen. Wer sich sauber verhält, kann das auch unterschreiben, zitiert ihn die FTD. Sollte sich aber dieser Ehrenkodex als nicht praktikabel heraussteilen, müsse die Regierung ein entsprechendes Gesetz erlassen. Auffällig sei, dass die DVFA-Schieds- stelle bislang nicht ein einziges Mal angerufen worden sei. In den USA seien dagegen zahlreiche Fälle bekannt, bei denen die Börsenaufsicht Analysten unter die Lupe genommen habe.

Welche Konsequenzen haben nun aber all diese Überlegungen für den Kleinanleger? Ein Tipp: Schalten Sie Ihren gesunden Menschenverstand beim Aktienkauf nie ab. Sie sind nicht nur auf die Empfehlungen der Analysten angewiesen. Heute gibt es vielfältige Möglichkeiten, sich über die Unternehmen zu informieren. Orientieren sollten Sie sich an den Fundamentaldaten wie Gewinn und Börsenbewertung, Position am Markt und gegenüber Mitbewerbern.

Bei Kaufempfehlungen von Analysten sollten Sie sich vorher immer fragen, welchen Grund ein Analyst für diese Empfehlung haben könnte. Und wenn Sie unbedingt Analystenempfehlungen zurate ziehen wollen, dann dürfen Sie sich nie auf eine einzelne verlassen, sondern müssen sich mehrere Tipps unterschiedlicher Quellen ansehen. Eins ist jedenfalls sicher: Der beste Analyst ist der Anleger selbst.

Alan Greenspan – der Zahlenflüsterer

In Greenspan we trust, heißt es an den amerikanischen Börsen. Damit hat er Gott und Gold als Retter in Finanzkrisen abgelöst. Alan Greenspan, Jahrgang 1924, ist Präsident der US-Notenbank, des Federal Reserve Board (FED), und gilt vielen als der mächtigste Mann der Welt, noch vor dem amerikanischen Präsidenten.

Im Gegensatz zu dem beruht Greenspans Macht aber nicht auf seinen tatsächlichen Befugnissen, er hat kein rotes Telefon und kann keinen Atomraketen den Startbefehl geben. Greenspans Macht basiert auf dem Vertrauen, das er sich mit seinen bisherigen Einschätzungen der Wirtschaft und mit den darauf beruhenden Entscheidungen erworben hat. Und das scheint der Finanzwelt eine solidere Grundlage und mehr wert zu sein als alle politische Macht.

Achtmal jährlich tagt das Federal Open Market Committee, das den Schlüsselzins für die amerikanischen Banken festlegt. In diesem Ausschuss hat Greenspan genauso wie die anderen elf Mitglieder auch nur eine Stimme. Wenn nach langen Vorträgen und ausführlichen Diskussionen die Entscheidungen gefällt wurden, ist er bisher jedoch noch nie überstimmt worden. Der Leitzinssatz und seine Veränderungen entscheiden darüber, ob der Motor der amerikanischen Wirtschaft rund läuft, sich überhitzt oder gedrosselt wird, mit allen Konsequenzen für die internationalen Börsen und für die Weltwirtschaft.

Greenspan spricht — und die Welt zittert
Sein Markenzeichen sind verklausulierte Reden zur Lage der Wirtschaft. Mehr als Fakten vermitteln sie mit ihrer Undurchschaubarkeit einerseits Langeweile und andererseits Gelassenheit. Das wirkte sich bisher immer beruhigend auf die Börse aus, und genau das ist Greenspans Absicht. Jedes seiner so raren Worte wird auf die Goldwaage gelegt, denn es kann eine seiner verschlüsselten Warnungen sein, welche die Börsen in Sekundenschnelle aufleben oder abstürzen lassen, der gefürchtete Greenspan- Effekt. Nichts verabscheut er jedoch so wie aufgeregte Hektik an den Börsen. Aus Angst, falsch zitiert und missverstanden zu werden, gibt er so selten wie möglich Pressekonferenzen. Schließlich weiß er um die Macht seiner Worte. Greenspan hat schon fünf Präsidenten gedient. Richard Nixon holte ihn 1970 von der New Yorker Geldmeile als persönlichen Berater nach Washington, nachdem Greenspan bereits seit 1968 als sein Wirtschaftsberater im Wahlkampf fungiert hatte. Gerald Ford setzte ihn 1974 bis 1977 als Chef seiner wirtschaftlichen Berater ein. Von 1981 bis 1983 war er Präsident der nationalen Kommission zur Reform der Sozialversicherung. Ronald Reagan machte ihn 1987 zum Chef der Federal Reserve. Auch Clinton und Bush nutzen weiterhin die Dienste des Republikaners.

Im Januar 2000 wurde Greenspan vom US-Senat mit großer Mehrheit für eine vierte Amtszeit gewählt, die im Juni 2000 begann und nach Greenspans 77. Geburtstag im Juni 2004 enden wird. Alan Greenspan gelang es, den längsten Wirtschaftsaufschwung in der Geschichte der USA zu entfachen und am Leben zu erhalten und den Vereinigten Staaten bei historisch niedrigen Arbeitslosenraten ein nahezu inflationsfreies Wachstum zu bescheren. Mit seiner Liquiditäts- und Zinspolitik ermöglichte er außerdem den Börsenaufschwung.

In den fünfziger Jahren gründete er als Sohn eines New Yorker Aktienhändlers eine Wirtschaftsberatungsfirma. Vor seiner Finanzkarriere spielte er als Student in verschiedenen New Yorker Jazz- und Swingbands Klarinette und Saxophon und soll sogar überlegt haben, Berufsmusiker zu werden. Heute ist es eines seiner Hobbys, die ihn fit für die Börse machen, so wie das Tennisspielen. Inzwischen weiß die ganze Welt, dass‘ er sich täglich zwischen halb sechs und sieben Uhr in die Badewanne legt, um dort Akten zu studieren, seine Post zu erledigen und seine Reden zu schreiben. In der Badewanne ist mein Intelligenzquotient 20 Prozent höher, sagt Greenspan selbst. Aber das allein kann nicht das Geheimnis seines Erfolgs sein. Er ist ein Zahlenfetischist.

Es heißt von Greenspan, er wisse genau, wie viele Schrauben in einem Auto stecken, und er wisse auch, welche Folgen es für die Volkswirtschaft hat, wenn pro Auto drei Schrauben weniger verarbeitet würden. Aus einer Fülle von Daten und Statistiken bezieht er sein Wissen, aus dem er dann seine Prognosen und Entscheidungen ableitet. Er und sein Mitarbeiterstab verfolgen regelmäßig rund 14 000 Datenquellen.

Statt sich in unzähligen Meetings zu verlieren, verbringt Greenspan seine Zeit lieber mit Lesen und Nachdenken. Sein Computer kann ihm auf Tastendruck die 50 wichtigsten aktuellen Statistiken des Landes aufru- fen. Greenspan besitzt offensichtlich die Fähigkeit, von Zahlen auf das wirkliche Leben schließen zu können. Gut bezahlt wird das Talent im Land der unbegrenzten Möglichkeiten allerdings nicht. Während die US- Firmenbosse die höchsten Gehälter der Welt einstreichen, bekommt Greenspan für seine Arbeit jährlich 161 239 Dollar. Bundesbankpräsident Ernst Welteke bezieht immerhin rund 375 000 Euro.

Das Geld kann für Greenspan nicht die Triebfeder seiner rastlosen Arbeit sein. Er selbst sagt, er sei süchtig nach der Arbeit. Die Faszination der Zahlen lasse ihn nicht los. Übrigens besitzt er selbst keine Aktien, sondern nur ein paar festverzinsliche Wertpapiere. So ist er auf jeden Fall gegen den Verdacht gefeit, sich mit wenigen Worten zum Millionär zu machen. Seine Äußerungen bleiben auch ohne dies wertvoll genug. Jeder seiner Vorträge ist etwa 22 000 Dollar wert, auch wenn die Zuhörer hinterher oft nicht wissen, was er wirklich gemeint hat.

Börse für Anfänger – die Herrscher der Finanzmärkte

Jeder, der sein Geld in irgendeiner Weise anlegt, ist damit auch ein Teil des Finanzuniversums. Und selbst wer das nicht tut, wird von den Bewegungen, die in diesem Universum vorgehen, nicht unberührt bleiben. Besonders deutlich zu erleben ist das in Krisensituationen, wie zum Beispiel der Asienkrise, als durch hoch spekulative Währungsgeschäfte der mühsam errungenen Lebensqualität von Millionen Menschen plötzlich wieder der Boden entzogen wurde.

Alles hängt heute mit allem zusammen. Das Wirtschaftswachstum in den USA beeinflusst die Börse in Tokio. Die Unternehmenspleiten in Japan haben Folgen für die Zulieferer in Europa. Irgendein großer Auftrag wird storniert, dann noch einer, und plötzlich klappt ein Unternehmen am Neuen Markt zusammen. Man muss also sowohl die Details als auch das große Ganze im Auge behalten. Deshalb ist es auch gut zu wissen, welche Institutionen und Menschen in diesem Universum die größte Wirkung auf die Wirtschaft haben.

Investmentbanker, Fondsmanager und Finanzanalysten bestimmen ganz entscheidend das Marktgeschehen – und nicht die Masse der einzelnen Aktionäre mit ihrem Kaufverhalten, denn diese verhalten sich in der Summe ihrer Aktivitäten so wie der Gesamttrend. Er ist immer wie eine Lawine, die alles mitreißt. Aber die meisten Lawinen werden von irgendjemandem losgetreten. Von Leuten, die an den richtigen oder auch an den falschen, immer aber an den entscheidenden Stellen sitzen.

Aber die Investmentbanker, die Fondsmanager und die Finanzanalysten sind nicht allein. Ihnen zur Seite stehen noch die Medien. Auch sie können Lawinen auslösen. Wie gefährlich so etwas wird, für die Anleger und für die Glaubwürdigkeit der unabhängigen Presse, wissen wir nicht nur aus den USA. Deshalb ist eine ebenso fundierte wie korrekte Berichterstattxing außerordentlich wichtig, als Gegengewicht zur schrillen Sensationsmache. Und dann sind da noch einige wenige Schlüsselfiguren. Einzelne Menschen mit so viel Macht und so viel Einfluss, dass sie manchmal selbst davor erschrecken.

Das Milliarden-Dollar-Universu
Erinnert sich noch irgendjemand an die Zeiten, als die Unternehmen noch richtige Produkte herstellten, nicht nur irgendwelche Software oder Systemlösungen, und als sie dann einmal im Jahr ihren Aktionären eine richtige Dividende zahlten und nicht nur große Versprechen für die Zukunft ab- gaben? Es gibt sie noch, diese Werte schaffenden Unternehmen, nur spielen sie in der Welt der Finanzsensationen kaum mehr eine Rolle. Die Linde AG in Wiesbaden stellt Industriegase und Gabelstapler her. Sicher keine Produkte, die die Kursfantasie so beflügeln wie die Spielfilme von EM.TV, aber man konnte damit den Umsatz in den vergangenen zehn Jahren von 3,1 auf 8,4 Milliarden Euro steigern.

Die MAN AG ist ein weiteres Beispiel. Der Maschinenbauer hat in den vergangenen sechs Jahren jedes Mal die Dividende erhöht, und ihr Gewinn stieg zwischen Juli und Dezember 2000 um 15 Prozent. Das Einzige, was nicht nach oben ging, waren die Aktienkurse. Den Spekulanten bleibt bei einer an die realen Dinge geknüpften Aktie offensichtlich zu wenig Platz für die Spekulation. Es scheint keinen Spaß zu machen, sich wie auf einer Rolltreppe gemächlich, aber sicher nach oben zu bewegen. An der Börse ist offensichtlich nur noch Bungeespringen angesagt. Kopfüber nach unten und dann mit einem Ruck nach oben, so lange, bis es wieder abwärts geht. Wem es Spaß macht, der soll es tun, aber leider müssen auch alle anderen mit. Denn Tatsache ist: Die Finanzwelt hat sich von der Welt der Waren abgekoppelt und führt ein Eigenleben in einem eigenen Universum mit eigenen Gesetzen und neuen Regeln.

Wie ist es zu dieser Abkoppelung gekommen? In erster Linie hat die rasante Entwicklung in der Informationstechnologie Schuld. Wenn man hier überhaupt von Schuld sprechen will, denn für die meisten Menschen, die gern ein etwas größeres Stück vom großen Wohlstandskuchen abhaben wollen, ist es ein Glücksfall, was da in den vergangenen zehn Jahren passiert ist.

Die neuen Informationstechniken haben den Unternehmen, Banken und auch den Regierungen die Veränderungen förmlich aufgezwungen. Freiwillig wollte sich doch niemand von seinem Wissensvorsprung, den damit verbundenen fetten Renditen und von den säuberlich aufgeteilten und staatlich geschützten Jagdrevieren trennen. Alle hatten sich so behaglich eingerichtet, und dann wirbelten junge Leute, die es dem Establishment wieder einmal zeigen wollten, mit der modernen Technik alles durcheinander.

Im 19. Jahrhundert wurde der Wissensvorsprung anfangs noch in Tagen gemessen und war abhängig von der Geschwindigkeit der reitenden Boten, dann kamen die Brieftauben, welche die entscheidenden Botschaften innerhalb Zentraleuropas schon in wenigen Stunden verbreiten konnten. Telegraf und Telefon führten den Minutentakt ein.

Wer heute jünger als 30 Jahre ist, wird mit dem Begriff Fernschreiber kaum noch etwas anfangen können. Man kennt sie nur noch aus alten Filmen, wenn die neuesten Nachrichten auf Lochstreifen aus so genannten Tickern liefen und die Börsen und Zeitungsredaktionen in hellen Aufruhr versetzten. 1965 kamen die ersten Telefaxgeräte in Deutschland auf den Markt, so groß wie ein Kühlschrank, sauteuer und unendlich langsam. Die ersten Mobiltelefone für das C-Netz gab es Anfang der neunziger Jahre, man musste sie noch an einem Riemen über der Schulter tragen, denn Akku und Sendeteil wogen einige Kilo, und die Telefone kosteten 10 000 Euro – pro Stück! Keine Rede von Nulltarif! Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Aber all das trieb die immer schnellere Verbreitung von Informationen voran, machte sie immer billiger und für immer mehr Menschen verfügbar.

Wissen ist seit Mitte der achtziger Jahre kein exklusives Gut mehr. Wer das Geld hatte, sich die jeweils beste Technik nach dem neuesten Stand zu kaufen, hatte die Nase vorn. Aber die Vorteile des Informationsvorsprungs blieben den großen Unternehmen und Banken oder den reichen Privatpersonen nur ein paar Jahre lang Vorbehalten. Heute kann man schon mit jedem Aldi-Computer und einem Telefonanschluss rund um die Welt Geschäfte machen und Millionen verdienen. Worauf es heute im Endeffekt ankommt, ist Tempo und eine gehörige Portion Wissen. Man muss sich einmal vorstellen, welche Chancen sich damit auftun.

Die Computernetzwerke bieten für eine Entscheidung nur noch den Spielraum von wenigen Sekunden, bevor Nachrichten die Kurse purzeln oder steigen lassen. Rund um den Globus belauern Hunderttausende von Menschen ihre Bildschirme, um bloß keine Nachricht oder ein Angebot zu verpassen, das ihnen Gewinn bringt. Und was, wenn eine Nachricht einmal falsch ist? Gleich sind Millionen futsch.

Brancheninsider werden sich noch schmerzlich an den 22. April 1993 erinnern, als durch ein bis heute nicht aufgeklärtes Missverständnis zu nächst von verschiedenen Nachrichtenagenturen gemeldet wurde, dass die Leitzinsen unverändert bleiben, und dann, drei Minuten später – heute wäre das eine Unendlichkeit —, dass die Bundesbank den Diskont- und Lombardsatz senkt. Der Dollarkurs machte in dieser kurzen Zeit einen Kurspmng von 1,5950 auf 1,6150 Euro. Die durch die Fehlmeldung entstandenen unerwarteten Gewinne und Verluste dürften sich bei einem damals normalen Handelsvolumen von 0,7 Milliarden Dollar pro Minute auf mindestens drei Millionen Euro belaufen haben. Heute würde es schon um viel mehr gehen, denn die Finanzmärkte sind so schnell gewachsen wie kein anderer Wirtschaftszweig.

Die Mobilität des Geldes
Allein im Devisenhandel werden täglich zwei Billionen Dollar rund um die Welt geschoben, und da in der Finanzwelt jeden Tag 24 Stunden gearbeitet wird, sind das 730 Billionen im Jahr. 1999 wurden in Banken und Brokerhäusern außerdem Derivate im Wert von 81,5 Billionen Dollar gehandelt. Dagegen nimmt sich das, was an den sechs größten Aktienbörsen der Welt passiert, geradezu niedlich aus.

Umsatzrenner war 1999 die Nasdaq mit 20,5 Billionen Euro, gefolgt von der NYSE mit 17,4 Billionen Euro. London und ein paar andere kleinere Börsenplätze auf der Insel brachten es auf 6,6 Billionen Euro. Dann kommen Tokio und Osaka mit zusammen nur noch 3,7 Billionen Euro. Deutschland liegt mit seinen Börsen knapp dahinter, 3 Billionen Euro Umsatz. Schlusslicht ist Frankreich mit knapp verfehlten 1,5 Billionen Euro.

Eine Sonderstellung haben zurzeit noch die beiden chinesischen Börsen in Schanghai und Schenzen. Es sind die am schnellsten wachsenden Börsen der Welt, an denen immerhin 1100 Unternehmen mit einem Aktienwert von einer halben Billion Euro notiert sind. Rund 50 Millionen Chinesen besitzen schon Aktien, aber die Regeln des chinesischen Marktes sind noch so verschlungen, dass sich kein Europäer zurechtfinden würde – selbst wenn er bald die Möglichkeit bekäme, auch dort zu spekulieren. An Chinas Börsen gelten noch viele ungeschriebene Regeln, die Insidergeschäfte (welcher Europäer ist außer Lars Windhorst in China schon Insider) und Bilanzfälschungen zur Tagesordnung gehören lassen. Besser Finger weg!

An den großen Aktienbörsen in Europa, den USA und Japan wurden 1999 also bloß Aktien im Wert von 52,5 Billionen Euro umgesetzt, nicht Dollar. Im Vergleich zu den Devisengeschäften ein Pappenstiel, auch wenn eine Billion immerhin 1 000 Milliarden sind, also eine Zahl mit zwölf Nullen. Bei diesen Summen wird den meisten ganz schwindelig, wenn sie sie mit den Werten vergleichen, die sie selbst in ihrem Aktiendepot liegen haben. Und wahrscheinlich geht es den Politikern ebenso, denn der gesamte Bundeshaushalt 1999 sah Ausgaben in Höhe von 243 Milliarden Euro vor, weniger als ein Zweihunderstel von dem, was an den internationalen Börsen über den Tisch ging.

Die Summen, die an den Börsen täglich bewegt werden, sind fast doppelt so hoch wie die Währungsreserven aller Zentralbanken. Staaten müssen sich dieser Macht beugen, ob sie wollen oder nicht; schließlich finanzieren sie über den Kapitalmarkt ihre Schuldenlast. Die Staaten sind erpressbar geworden, sagt George Soros, und der sollte es ja wissen, denn immerhin spielt er in der ersten Liga der Finanzwelt.

Offensichtlich sind mit der Globalisierung und Vernetzung auch die Abhängigkeiten gewachsen. Unternehmen, Banken, Börsen, die Superreichen und die Staaten – alle werden Stunde um Stunde enger miteinander verknüpft, und das große Bindemittel ist das Geld, was nicht mehr in Säcken schwer bewacht durch die Weltgeschichte gefahren werden muss, sondern sich nur noch als Recheneinheit in irgendwelchen Computern befindet und sich sofort verdünnisieren kann, wenn irgendwo Gefahr droht. Milliarden verlassen auf einen Knopfdruck in den USA ihren Platz auf den Konten in Asien. So fangen Krisen an, aber so kann man sie auch verhindern.

Die Kehrseite des Dollars
Anfang 2001 haben die Amerikaner völlig überraschend ihre wichtigsten Zinsen gleich zwei Mal gesenkt, weil Rezession drohte und ihre Exporte wegen des starken Dollars fast schon dramatisch gesunken waren. Die Amerikaner pochen zwar stets auf einen starken Dollar, was viel mit dem Selbstwertgefühl zu tun hat, aber die Schattenseiten traten auf, als der Dollar an den Devisenmärkten in dem Umfang stieg, wie andere Währungen, vor allem der Euro, fielen. Das war ein echter Wettbewerbsvorteil für Exporte in die USA. Für die US-Wirtschaft war das alles unproblematisch, als sie auf der Wöge des Glücks mit einem in der Geschichte beispiellosen Wirtschaftsboom ritten. Aber als die Welle an Kraft verlor, kam der Bumerang zurück. Nach 5 Prozent Wachstum Ende 2000 ein Schrammen an der Null, wie der mächtige Alan Greenspan, Chef der amerikanischen Notenbank, vor dem Senatsausschuss sagte. Jetzt hatten die Amerikaner ihren Salat: Wirtschaftwachstum gen Null und die Exporte in den Rest der Welt fast ebenso. Schwierig, den Amerikanern angesichts dieser Lage beizubringen: Ein schwacher Dollar würde euch helfen, die Exporte anzukurbeln. Das würde der Durchschnittsamerikaner wohl psychologisch nicht verdauen. Für uns Deutsche wäre das kein Beinbruch. Wir lieben zwar unsere EURO (und müssen jetzt den Euro lieben lernen), lebten aber seit Kriegsende immer mit ihrem stark schwankenden Wechselkurs. Drum hieß es bei uns ja auch: Wie viel Dollar ist denn eine Euro wert? Mit stets bangem Blick auf die Situation an den Devisenmärkten. Der Amerikaner aber sagt stoisch: Ein Dollar ist ein Dollar.

Das virtuelle Milliardenspiel
Anfang der siebziger Jahre lag das tägliche Volumen im Devisenhandel bei 15 Milliarden Dollar, 1995 bei 1,6 Billionen und 1999 bei 2 Billionen Dollar. Der internationale Warenhandel hatte 1999 ein Volumen von 5,47 Billionen Dollar. Nur ein knappes Prozent der Devisentransfers diente also der realen Abwicklung von Handelsgeschäften, 1977 waren es noch 28,5 Prozent.

Währungsoptionen, das heißt das Recht, eine Währung zu einem bestimmten Zeitpunkt und zu einem bestimmten Kurs kaufen oder verkaufen zu können, waren ursprünglich geschaffen worden, um Handelsgeschäfte mit dem Ausland abzusichern. Heute sind mehr als 99 Prozent des Handels mit Währungen reine Spekulation auf zukünftige Wechselkurse. Wettgeschäfte, wenn man so will, von denen aber manchmal das Wohl oder Wehe ganzer Nationen abhängt. Es war der Abbau der Kapitalverkehrskontrollen in den vergangenen 25 Jahren, der dazu führte, dass die Spekulationen nahezu keinen Kontrollen mehr unterliegen und sich die Welt zu einem globalen Kasino entwickelt hat. 1995 wurden für die damals unvorstellbare Summe von 41 Billionen US-Dollar Derivate, das sind in erster Linie Termingeschäfte als Verpflichtungen (Futures) und Optionen, gehandelt. Seither verdoppelte sich der tägliche Umsatz mit Derivaten, und der größte Teil des Handels findet außerhalb der Börsen statt, in Banken und Brokerhäusern. An den Terminbörsen waren 1999 nur Derivate im Wert von 17 Billionen Dollar notiert, als Optionen, Futures und Swaps.

An den zehn größten Terminbörsen weltweit wurden 1999 zusammen mehr als 1,5 Milliarden Kontrakte gehandelt. Die Eurex, der deutsch schweizerische Terminmarkt, hat 1999 rund 374 Millionen Optionen oder Futures umgesetzt, damit steht sie weltweit an der Spitze vor den amerikanischen Börsen CBOT (Chicago Board of Trade) mit 255 Millionen Kontrakten, CBOE (Chicago Board Option Exchange) mit 254 Millionen und CME (Chicago Mercantile Exchange) mit 201 Millionen. Die Europäische Terminbörse Eurex sitzt in Frankfurt am Main. Das wissen die meisten aber gar nicht. Sie ist 1998 aus dem Zusammenschluss der deutschen Terminbörse DTB und der schweizerischen Terminbörse Soffex entstanden. Ziel dieser Fusion war die Schaffung einer gemeinsamen Handelsplattform und die Angleichung der jeweiligen Palette der handelbaren Produkte.

An der Eurex gab es nie ein Börsenparkett, der Terminhandel läuft vollelektronisch per Computer ab. So war es auch schon bei ihrer Vorgängerin, der Deutschen Terminbörse. Schon dort konnten deshalb nicht nur die Händler in Frankfurt am Börsengeschehen direkt teilnehmen, sondern alle Händler und Kunden bundesweit, und heute hängt ganz Europa an den Glasfaserkabeln.

Seit der Gründung der Eurex arbeitet man mit verschiedenen anderen europäische Terminbörsen zusammen, sodass der Kunde jetzt auch grenzüberschreitend handeln kann. Inzwischen ist aufgrund einer engen Kooperation mit der Warenterminbörse in Chicago CBOT auch ein Handel in Amerika möglich. Zugangspunkte zum Handel, so genannte Access Points, außerhalb Deutschlands und der Schweiz befinden sich derzeit in Amsterdam, Chicago, Helsinki, London, Madrid und Paris. New York, Tokio, Hongkong und Sydney sollen bald folgen.

Schon im ersten Jahr ihres Bestehens konnte die Eurex die vorher führende Londoner Terminbörse Liffe überholen. Im Jahr 2000 hat sich das an der Eurex gehandelte Volumen auf 454 Millionen Kontrakte weiter erhöht, und im Januar 2001 wurde mit 53,5 Millionen Kontrakten ein neuer Rekord-Monatsumsatz erzielt. Das sind 33 Prozent mehr als genau vor einem Jahr und gleichzeitig der mit weitem Abstand höchste Monatsumsatz, der je an einer Terminbörse erzielt wurde.

In diesen Bereichen, dem Devisen- und dem Termingeschäft, wird ein Privatanleger jedoch kaum einen Fuß auf den Boden bekommen. Die Termingeschäfte als Wetten auf zukünftige Preise haben nur noch wenig mit dem realen Güterhandel zu tun. Es geht fast ausschließlich um Spekulation auf zukünftige Veränderungen. Aber auch der Privatanleger hat noch genug andere Möglichkeiten, reich oder arm zu werden.

Börse für Anfänger – Vom Sparer zum Anleger

Auch wenn es den Reichen und Superreichen besonders gut geht: Wer sich zur Mittelschicht zählt, kann auch nicht klagen. Wie das Prognos-Institut ermittelte, verfügt derjenige, der im Zentrum des statistischen Spektrums steht, immerhin über ein Immobilienvermögen im Werte von 32 000 Euro und über ein Geldvermögen in Höhe von 25 500 Euro. Damit lässt sich doch schon etwas anfangen. Für die Dresdner Bank steht außer Frage, dass das Einkommen aus Geldvermögen in seiner Bedeutung immer mehr gewonnen hat. In den neunziger Jahren machte das Einkommen aus Arbeit um 21 Prozent aus, das Einkommen aus Vermögen jedoch um 34,5 Prozent. Also, Leute, ihr müsst euer Geld nur richtig anlegen! Auch da rechnet die Dresdner Bank ihren Kunden vor, dass man in 25 Jahren Millionär werden kann, wenn man monatlich zwischen 200 und 250 Euro anlegt – es kommt eben nur drauf an, wie.

Das Wichtigste ist, dass man den Schritt von der Darlehenswirtschaft zur Investitionswirtschaft wagt. Was bedeutet das? In der Darlehenswirtschaft verleiht man sein Geld an andere, damit die damit ihr Unternehmen aufbauen können und Profite machen. Dafür zahlen sie Zinsen, die natürlich geringer sind als die Gewinne, denn sonst würde sich für sie die ganze Veranstaltung ja nicht lohnen. Nichts anderes macht man ja mit seinem normalen Sparbuch, bloß dass man der Bank oder der Sparkasse auch noch ein ordentliches Häppchen abgibt. In der Investitionswirtschaft schlägt man sich gleich auf die Seite der Unternehmer und beteiligt sich am Unternehmen direkt – und damit auch an den zu erwartenden Gewinnen. Diesen Überlegungen sind bis zum Jahr 2000 immerhin über 11 Millionen Deutsche gefolgt, die Aktien oder Anteile von Aktienfonds gekauft haben. Seit 1992 ist die Zahl der direkten Aktienbesitzer von 3,98 Millionen um 56,4 Prozent gestiegen. Ich kann nur sagen: weiter so!

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Aktienbestände

der privaten Haushalte zwischen 1950 und 1999 außerordentlich stark gestiegen sind, nämlich von 3,4 Milliarden auf 87,5 Milliarden Euro, dass prozentual jedoch ihr Anteil am Aktienbesitz von 46,8 Prozent im Jahre 1950 auf 17,8 Prozent im Jahre 1990 zurückgegangen ist. Bis zum Jahr 1996 sackte er sogar auf 16,8 Prozent. Welchen Grund hat diese merkwürdige Entwicklung? Ganz einfach: Unternehmen, Banken und Versicherungen haben sich ebenfalls Aktien zugelegt. 1950 besaßen Unternehmen nur Aktien im Wert von 1,3 Milliarden Euro, das machte gerade mal 18 Prozent des Aktienbestands aus. 1990 hatten sich die prozentualen Verhältnisse des Aktienbesitzes dann fast umgekehrt. Da besaßen die Unternehmen nämlich 43,4 Prozent. Das Deutsche Aktieninstitut ist mit dieser Entwicklung nicht besonders glücklich. Besser wäre es, wenn mehr Privatleute über Aktien verfügten und so die geballte Macht von Unternehmen, Banken und Versicherungen etwas eindämmen könnten. In den USA und in Großbritannien besitzt schon jeder zweite Haushalt Aktien.

Warum kauft also nicht jeder Bundesbürger Aktien? Auf diese Frage hat das Deutsche Aktieninstitut Antworten gesammelt, die man mögen kann oder auch nicht. Es hat ermittelt, dass der durchschnittliche Geldanleger 30 bis 40 Jahre alt ist und männlich. Er befindet sich in leitender Angestelltenfunktion, ist selbstständig oder Beamter, und er hat ein Nettoeinkommen zwischen 3 000 und 4 000 Euro im Monat. Das ist natürlich viel Geld, aber vielleicht sollten sich die Leute, die netto etwas weniger in der Lohntüte haben, auch mal überlegen, was sie mit ihrem Geld Sinnvolles anstellen könnten. Immerhin sagen mehr als 50 Prozent in der für Anleger typischen Altersklasse, dass sie zurzeit kein oder zu wenig Geld zum Anlegen hätten. Dass sie sich mit Aktien zu wenig auskennen würden, ist das Argument von weniger als einem Drittel der Befragten. Man könnte also sagen, das Know-how ist da, aber die Kohle fehlt. Das Aktienrisiko spielt nicht einmal für ein Viertel von ihnen eine Rolle, und dass Aktien nur was für reiche Leute seien, glauben lediglich 12 Prozent. Also, was denn nun? Informationen haben sie, welche Aktien gerade attraktiv sind, nur 14,4 Prozent glauben nicht zu wissen, was gerade läuft, für 90 Prozent ist auch das Geschehen an der Börse transparent, und die Gebühren und Spesen sind nur für rund 7 Prozent zu hoch.

Im Grunde genommen behaupten alle, sie wüssten Bescheid, und die Konditionen wären auch nicht schlecht – und kneifen trotzdem. Das kann doch wohl nicht sein! Eigentlich sollte man den 11 Millionen, die den anderen jetzt schon vormachen, wie es geht, ein Denkmal setzen. Dafür gäbe es übrigens auch noch andere Gründe. Denn der deutsche Kleinanleger hat im vergangenen Jahr so extreme Situationen und Härtetests durchstehen müssen wie seit 1994 nicht mehr. Viel Geld und viele Hoffnungen sind im Börsenjahr 2000 im Neuen Markt verbrannt worden. Was hatte man dem Kleinanleger nicht alles für Versprechungen gemacht! Aber er hat nicht groß gejammert oder die Analysten beschimpft, die hoch bezahlten und raren jungen Damen und Herren, die früh das Börsengras wachsen zu hören glaubten und voll auf die Nase fielen. Nicht einmal Ron Sommer wurde in die Wüste gejagt, obwohl dessen zwei Börsennummern, T-Aktie und T-Online, extrem schlecht liefen und die Leitfiguren aus der Werbung, Manfred Krug und Robert T-Online, nach den Börsengängen sang- und klanglos verschwanden. Erst die Leute heiß machen, besonders bei der dritten Tranche der T- Aktie, und dabei geschickt die drohende Zuteilung an die Wand malen (Motto des Kleinanlegers: Hoffentlich kriegen wir welche, Liebling …), dann den Markt entscheiden lassen. Und der ist nun einmal gnadenlos. Von wegen Shareholder-Value.

Aber gut, 2000 ist vorbei. Und wie immer kamen die Bedenkenträger, die alles haben kommen sehen, zu spät.

Der Weg vom Marktplatz zum Börsenparkett

Erstmals erwähnt wird der Begriff Börse im Jahre 1409, als die erste Einrichtung dieser Art in Brügge gegründet wurde, dem damaligen Haupthandelsplatz des Nordens. Die Börse in der flämischen Stadt wurde nach Vorbildern aus der führenden Handelsnation jener Zeit, Italien, organisiert. Erst über 100 Jahre später, nämlich 1540, entstanden in Nürnberg und Augsburg die ersten deutschen Börsen. Hamburg folgte 1558 und die Frankfurter Börse wurde ebenso wie die in Antwerpen 1585 gegründet. Aber all diese Börsen hatten noch nichts mit den Einrichtungen zu tun, die wir heute kennen. Es waren in erster Linie Tausch- und Wechselbörsen, an denen Währungen getauscht und Wechsel sowie Rentenbriefe gehandelt wurden. Der Begriff Aktie wird erst im Jahre 1606 erstmals in den Niederlanden erwähnt.

Unternehmensanteile, die so etwas Ähnliches wie Aktien darstellten, waren die so genannten Kuxe. Diesen Begriff gibt es seit 1477. Bei einem Kux handelt es sich um ein Anteilsrecht an einer bergrechtlichen Unternehmung. Kuxe wurden zwar erst viel später an den Börsen gehandelt, spekuliert haben die Eigentümer aber schon sehr früh damit. Im 15. Jahrhundert ging es beim Bergbau nicht um Kohle oder Eisenerz, sondern um die Erschließung neuer Edelmetallvorkommen. Die Kosten dafür waren so hoch, dass sie ein einzelner Kapitalgeber nicht mehr aufbringen konnte, ob er nun ein Kaufmann war oder ein Landesherr.

Natürlich waren die Risiken des Bergbaus damals und auch in den folgenden Jahrhunderten weitaus größer als heute und die Erfolgsaussichten einzelner Unternehmungen weitaus geringer, da die Möglichkeiten der Exploration noch in den Kinderschuhen steckten. Man musste einfach anfangen zu buddeln und sehen, was kommt. Es gab also zwei Gründe, die Kosten eines solchen Unternehmens aufzuteilen: einerseits die Höhe der Summe, die ein Einzelner nicht aufbringen konnte oder mochte, und zum anderen das damit verbundene Risiko. Das waren auch noch in den kommenden Zeiten die beiden Hauptgründe, um Instrumente wie Aktien ins Leben zu rufen. Anteile gab es deshalb auch an Schiffen und Handelsreisen, und das bereits zu Zeiten der Hanse.

Richtig Tempo kam in dies Geschäft aber erst, als Ende 1600 in England die East India Company gegründet wurde. Zwei Jahre später zogen die Holländer mit der Vereinigten Holländisch-Ostindischen Kompanie nach. Mit den verbrieften Anteilen an diesem Unternehmen begann der Handel zuerst an der Amsterdamer Börse, die etwa seit 1530 existierte.

1609 belief sich der Wert einer Aktie der Holländisch-Ostindischen Kompanie auf 3000 Gulden. Das war so viel, dass die Kaufleute die Aktien in Zehntel, so genannte Ducatons, aufteilten, die nur noch als Bucheintrag verwaltet wurden. Aktien wurden also zu Beginn nur zur Finanzierung besonders risikoreicher Unternehmen ausgegeben, die zugleich hohe Gewinne ermöglichten, immerhin wurden Dividenden zwischen 25 und 75 Prozent in Aussicht gestellt. Von Anfang an galten Aktien und Ducatons als so genannte Spekulationspapiere. Wobei sich die Spekulation nicht auf das Verhalten der anderen Börsenteilnehmer bezog, sondern auf den Erfolg der Handelsreisen.

In den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts konnte man dann das erste Mal einen weiteren Aspekt der Aktie neben der Risikostreuung und der Kapitalbeschaffung beobachten, nämlich die Hoffnung auf Spekulationsgewinne, die sich auf den Erwartungen anderer Spekulanten gründete. In den Niederlanden war die Tulpe als Zierpflanze zu einem kostbaren und teuer bezahlten Statussymbol geworden, wenn sie das richtige Muster und die richtigen Farben hatte. Weil Tulpenzwiebeln begehrt, aber rar waren und immer mehr Bürger sie besitzen wollten, vervielfachte sich in den Jahren zwischen 1634 und 1636 der Wert einer Tulpenzwiebel fast auf das Neunfache, wenn sie die gewünschten Eigenschaften in sich trug.

Aber inzwischen ging es gar nicht mehr darum, Haus und Garten mit schönen Pflanzen zu schmücken, sondern Gewinn mit den immer teurer werdenden Zwiebeln zu machen. Jeder hoffte, dass die Tulpenzwiebeln, die er erwarb, schon kurze Zeit später viel mehr wert sein und ihm von anderen zu noch höheren Preisen abgekauft werden würden. Dieser Hoffnungsspirale wurde im Februar 1634 die Dynamik genommen, als es hieß, dass der Zwiebelhandel vonseiten des Staates reglementiert werden sollte, um diesen Auswüchsen ein Ende zu machen.

Schlagartig brach der Markt zusammen. Die Preise fielen im Stundentakt, und zum Schluss ging es wieder nur noch um das, was es mal war, nämlich um Tulpenzwiebeln und nicht mehr um große Gewinnerwartungen. Verlierer waren einerseits die Züchter und andererseits die Spekulanten, die teilweise Haus und Hof für eine einzige Blumenzwiebel versetzt hatten.

Aktienkauf für Anfänger – Gebühren, Empfehlungen usw.

In der täglichen Praxis des Börsengeschäfts ändert sich vieles rasant schnell: Was heute noch gesichert war, ist morgen vielleicht schon überholt, vergangen, vergessen. Fast täglich neue Spielregeln auf den Finanzmärkten. Wer Aktien in London oder Madrid kaufen wollte, wurde von deutschen Instituten für diesen Ausflug regelrecht bestraft: drastische Gebühren im so genannten grenzüberschreitenden Verkehr. Auch das ist Schnee von gestern. Trendwende auch bei Rolf Breuer, Chef der Deutschen Bank: Wenn unsere Bank eine Order erhält, muss es dem Kunden völlig egal sein, wie wir das machen, es muss so preiswert sein wie ein Inlandsauftrag! Welch ein Wandel gerade beim Branchenprimus! Aber: Da alles globalisiert wird/ ist und clevere private Dienstleister mit preiswertem Aktienhandel über alle Grenzen hinweg vorpreschen, geraten die Etablierten auch hier unter Druck. Da läuft mit fetten Gebühren nicht mehr viel. Prima für den Anleger!
Hier ein paar Anregungen und Fakten für die Geldanlage.

Wo und wie man Aktien kauft und was es kosten kann
Aktien kann man bei allen Banken oder Sparkassen kaufen, bei Direktbanken und natürlich auch bei speziellen Onlinebrokern. Allerdings ist die Palette der Dienstleistungen ebenso unterschiedlich wie die damit verbundenen Kosten. Geschenkt gibt es nichts. Deshalb sollte man unbedingt Kostenvergleiche anstellen.

Zunächst sind da einmal die Gebühren für den Kauf oder Verkauf von Aktien, auch Provision genannt. Ihre Höhe richtet sich nach der Höhe des auszuführenden Kundenauftrags. Zusätzlich zu den Provisionen fallen bei den meisten Finanzdienstleistern Depotgebühren an, die sich nach der Zahl der Posten und dem gesamten Depotwert richten. Und damit sind wir auch schon mitten drin im Gebührendschungel. Es ist noch gar nicht so lange her, da hatten alle Banken und Sparkassen eine Art Einheitstarif für Aktiengeschäfte mit Privatkunden. Sie verlangten beim Kauf oder Verkauf 1 Prozent Gebühr vom Aktienwert. Allerdings musste man mit einem Auftrag immer gleich 50 Aktien kaufen. Da läpperte sich schnell einiges an Gebühren zusammen.

Heute kann man auch einzelne Aktien kaufen, dafür sind die Berechnungsgrundlagen komplizierter geworden. Die Gebühren sind in der Regel bei Direktbanken und -brokern niedriger als bei den Filialbanken, zum Teil um bis zu 50 Prozent. Mal gibt es feste, mal gestaffelte Prozentsätze und bei vielen Banken auch eine Mindestgebühr oder einen Grundpreis, dem dann wiederum bestimmte Prozentsätze zugeschlagen werden. Das Berechnen der Gebühren kann unter Umständen komplizierter werden als die Entscheidung, welche Aktie man kaufen sollte.

Ohne Depot geht’s nicht
Bei den Depotführungsgebühren ist es ganz ähnlich wie bei den Transaktionsgebühren. Manchmal gibt es das Depot schon zum Nulltarif. Das Depot ist übrigens nicht so eine Art Schließfach, in das ihre Aktien gelegt werden und dessen Inhalt man Ihnen auf Wunsch vorzeigt.

Ein Depot ist nichts weiter als eine Auflistung der verwalteten Wertpapiere. Die Aktien existieren zwar körperlich, liegen aber zu Millionen gestapelt in zentralen Tresorräumen. Ganze Paletten voller Aktien gibt es dort, und sie bewegen sich auch nicht von der Stelle, wenn sie verkauft werden. Sollte ein Aktionär darauf bestehen, dass ihm seine Aktien tatsächlich ausgehändigt werden, ist das, da völlig unüblich, für ihn ein wirklich teures Vergnügen. Die Gebühren für die Aushändigung übersteigen leicht das, was man für ein Depot hätte zahlen müssen. Es macht den Banken und Sparkassen nämlich echt Arbeit, während die Depotführung Sache des Computers ist und ein Rechenvorgang so gut wie nichts kostet.

Wenn Sie sich für einen Finanzdienstleister entschieden haben, müssen Sie also zunächst ein Depot eröffnen, bevor es mit dem Aktienkauf losgehen kann. Dazu benötigen Sie aber auch noch ein Verrechnungskonto, über das die Orders abgerechnet und sämtliche Gutschriften oder Belastungen abgewickelt werden. Auch dafür gibt es bei den verschiedenen Anbietern wieder unterschiedliche Lösungen mit unterschiedlichen Kosten.

Das Risiko trägt der Kunde
Wundern Sie sich nicht, wenn Ihnen als Neuling im Aktiengeschäft zu Beginn ein paar indiskrete Fragen gestellt werden. Banken, Sparkassen und Broker müssen das tun, denn sie sind dazu per Gesetz verpflichtet.

Wenn ein Angestellter eines Finanzdienstleisters die Risikoaufklärung im Beratungsgespräch missachtet, kann sein Institut unter Umständen von Ihnen haftbar gemacht werden, falls Sie einen Schaden erleiden. Deshalb wird man Sie nach Ihrem Verdienst, nach Ihrem Vermögen und Ihren bisherigen Erfahrungen mit Geldanlagen fragen. Auch wird man wissen wollen, welche mittel- und langfristigen Ziele Sie erreichen wollen, um Sie in eine so genannte Risikoklasse einzustufen.

Bei der Risikoklasse eins steht die Sicherheit der Investition an erster Stelle. In dieser Klasse werden Bundesschatzbriefe, Geldmarktfonds und fest verzinsliche Anleihen zum Beispiel von DAX-Unternehmen aufgeführt.

Die Risikoklasse zwei besagt geringe Risikobereitschalt des Anlegers. Sie umfasst Rentenfonds, offene Immobilienfonds und Anleihen von sicheren Gläubigern. In der Risikoklasse drei sind die Gewinnerwartungen höher, aber auch das Risiko. Hier werden international gestreute Rentenfonds, spekulative Eurorentenfonds und internationale Standardaktienfonds einbezogen. In dieser Risikoklasse ist es dem Privatanleger auch gestattet, direkt Aktien zu kaufen. Es muss sich dabei jedoch um europäische Standardwerte handeln.

Risikoklasse vier beinhaltet eine hohe Risikobereitschaff. In dieser Klasse können fast alle Aktien gekauft werden, ausgenommen jedoch Aktien und Rentenfonds von so genannten Schwellenländern. Der Kauf von europäischen Nebenwerten und außereuropäischen Standardpapieren ist erlaubt. Die Risikoklasse fünf ist reine Spekulation. Hier ist alles erlaubt. Spekulative Anleihen, Aktiennebenwerte, Optionsscheine, Börsentermingeschäfte, Anleihen auf Indexzertifikate, Optionen und Futures.

Der Kunde muss sich selbst in eine dieser Klassen einstufen und unterschreiben, dass er ausreichend beraten und über mögliche Risiken aufgeklärt worden ist. Damit wollen sich die Banken zusätzlich absichern. Wenn sich zum Beispiel ein Anfänger bewusst in eine hohe Risikoklasse einstuft und kräftig verliert, wird er die Bank für den Schaden nicht haftbar machen können. Also überschätzen Sie sich nicht und seien Sie sich immer bewusst: Was Sie tun, ist Ihre Entscheidung, auch wenn Sie sich bis über beide Ohren mit Ratschlägen, Infos und ganz tollen Geheimtipps eindecken lassen. Klagte eine Privatanlegerin im Parkhaus: Ich hab von meinen 125 000 Euro schon fast 25 000 verloren, wie kann das bloß sein? – Haben Sie was unterschrieben? – Ja. – Und vielleicht wachstumsorientiert angekreuzt? – Ja, das hat der Bankberater gemacht.
– Aber Sie haben unterschrieben. Dann hat der natürlich auch in risikoreiche Technologieaktien am Neuen Markt und so weiter investiert. Ganz normal. Da haben Sie einfach Pech gehabt.

Die Geheimsprache der Kürzel
Als frisch gebackener Aktieninhaber werden Sie vielleicht auch einmal sehen wollen, wie Ihre Papiere denn so gehandelt werden. Statten Sie der Börse einen Besuch ab!

Früher spielte sich die gesamte Börse auf dem Parkett ab. Der Markt erschien als ein verwirrendes Durcheinander eilender, gestikulierender und sich regelmäßig für einen Außenstehenden Unverständliches zurufender Menschen. Auf dem Parkett werden auch heute noch die Börsengeschäfte auf Zuruf abgeschlossen. Wer Von dir (das heißt: Ich kaufe) oder An dich (das heißt: Ich verkaufe) sagt, ist an den Geschäftsabschluss gebunden. Wer zum Beispiel ruft: Fünfhundert XYZ von dir, der kauft 500 XYZ-Aktien. Wer ruft: Tausend XYZ an dich, der verkauft 1000 XYZ-Aktien.

Dabei verwendet man auf dem Parkett allerhand obskure Kürzel. Wenn zum Beispiel ein amtlicher Kursmakler ruft: XYZ vier zu sechs, dann heißt das, er hat Kaufaufträge für Aktien der Gesellschaft XYZ zum Kurs von zum Beispiel 234 Euro pro Stück und Verkaufsaufträge zum Kurs von zum Beispiel 236 Euro pro Stück. Für Händler und Makler reicht es völlig aus, dass nur die letzten Ziffern des Kurses genannt werden.

In den veröffentlichten Kurslisten erscheinen, wenn auch zunehmend seltener, immer noch vor den Kursen Buchstaben oder Buchstabenkombinationen.

Hier die wichtigsten Kurszusätze und ihre Bedeutung:

G = Geld
Zu diesem Kurs gab es nur Kaufinteressenten, aber keiner wollte verkaufen. Deshalb gab es auch keinen Umsatz.

B = Brief
Es gab zu diesem Kurs nur Verkaufsaufträge, aber keine Käufer.

-G = gestrichen Geld
Es war keine Kursfeststellung möglich, weil überwiegend unlimitierte Billigst-Kaufaufträge vorhanden waren.

-B = gestrichen Brief
Es war keine Kursfeststellung möglich, weil überwiegend unlimitierte Bestens-Verkaufsaufträge vorhanden waren.

bG = bezahlt Geld
Nur ein Teil der Kaufaufträge konnte zum angegebenen Kurs ausgeführt werden. Nicht alle Verkäufer wollten zu diesem Kurs verkaufen.

ebG = etwas bezahlt Geld
Nur ein geringer Teil der Kaufaufträge konnte zum angegebenen Kurs ausgeführt werden. Nur wenige Verkäufer wollten zu diesen Kurs verkaufen.

bB = bezahlt Brief
Nur ein Teil der Verkaufsaufträge konnte zum angegebenen Kurs ausgeführt werden. Nicht alle Käufer wollten zu diesem Kurs kaufen.

ebB = etwas bezahlt Brief
Nur ein geringer Teil der Verkaufsaufträge konnte ausgeführt werden. Das heißt: Nur wenige Käufer haben zu diesem Kurs gekauft.

T = Taxkurs
Es bestand weder konkretes Angebot noch konkrete Nachfrage, deshalb wurde der Kurs geschätzt.

exD = ohne Dividende
Die Dividende wurde vom Kurs abgezogen. Dies ist der erste Kurs nach Zahlung der Dividende. Dieser so genannte Dividendenabschlag wird in der Regel schnell wieder aufgeholt.

exBR = ohne Bezugsrecht
Erster Kurs nach Abschlag des Bezugsrechts. Der Kurs ist um den Wert eines Bezugsrechts gemindert.

exBA = ohne Berichtigungsaktien
Erste Notierung nach einer Berichtigung des Aktienkapitals aus Gesellschaftsmitteln.

Sicherheit und Risiko bei Deutsche Fonds

Warum kaufen so viele Deutsche Fonds? Was steckt dahinter? Sie wollen beides: Sicherheit fürs eigene Kapital und fette Renditen. Mit Fonds glauben sie diesen Spagat auf einfache Weise zu meistern.

Die Banken und Investmentgesellschaften werben inzwischen ja auch auf ganz aggressive Weise für diese Produkte bei den Kleinanlegern. Nicht nur über Anzeigen, Direct-Mail-Werbebriefe sowie Fernseh- und Rundfunkwerbung, sondern auch durch die direkte Ansprache am Bankschalter (Sie haben auf Ihrem Girokonto so viel Geld, sollen wir das nicht für Sie anlegen?) und natürlich auch über die Drückerkolonnen der so genannten Strukturvertriebe, die sich ganz vornehm Finanzberater nennen und selbst achtzigjährigen Omas Bausparverträge mit 30 Jahren Laufzeit verkaufen.

Natürlich stehen die Fonds in der Werbung immer ganz prächtig da. Nicht weil sie alle mehr Rendite und weniger Risiko bringen, sondern ganz einfach deshalb, weil die Institute mit Fonds mehr Geld verdienen als mit dem Verkauf von Aktien.

Folgende Argumente werden für den Kauf von Fondsanteilen angeführt:

  • Erstens: Durch die Verteilung des Geldes auf viele unterschiedliche Anlagen vermindere sich das Gesamtrisiko.
  • Zweitens: Nur Fonds böten die Möglichkeit, mit einem kleinen Einsatz von etwa 50 Euro gleichzeitig in unterschiedliche Anlagen zu investieren.
  • Drittens heißt es immer, Fondsanteile seien etwas für Anleger, die keine Zeit oder Lust haben, ständig den Markt, die Konjunkturentwicklung und die Unternehmen zu beobachten. Das könnten sie beruhigt dem Fondsmanager und seinen Analysten überlassen.

Dies alles stimmt – aber nur bedingt. Der Teufel steckt im Detail. Vorsicht vor den großen Pauschalierern!

Erstens ist es heute bei den hoch spezialisierten Fonds keineswegs so, dass das Risiko breit gestreut wird. Wer sein Geld zum Beispiel in den so beliebten Branchenfonds anlegt, kann viel verlieren, wenn es nämlich – wie beispielsweise im Jahr 2000 mit der Telekommunikation – mit der ganzen Branche abwärts geht. Zweitens kann man heute durchaus auch für 50 Euro Aktien kaufen, denn inzwischen haben die Börsen die Mindestorderhöhe abgeschafft und den Kauf einer einzigen Aktie ermöglicht. Drittens ist es keineswegs so, dass man einen Fondsanteil unbesehen kaufen, sich beruhigt schlafen legen und dem Fondsmanager alle Entscheidungen überlassen kann. Denn einerseits wird einem nicht die Entscheidung abgenommen, ob man sein Geld zum Beispiel in Fonds mit deutschen oder internationalen Aktien anlegt oder bei Branchenfonds und in welche Branche. Andererseits gibt allein die Tatsache, dass die Fonds von Profis verwaltet werden, noch lange keine Garantie dafür, dass auch Gewinne erzielt werden. Profis irren sich leichter als Amateure. Börsenpsychologen haben das statistisch nachgewiesen.

Deshalb war 2000 auch für viele private Fondsanleger ein unbefriedigendes Jahr. Wer in die falschen Branchen oder bei den falschen Investmentgesellschaften investiert hatte, dessen Geld war futsch. Das beweist eine Untersuchung der Wirtschafts Woche über die Wertentwicklung einzelner Aktienfonds im Jahr 2000 sehr deutlich. Fonds bestimmter Branchen haben danach wesentlich schlechter abgeschnitten als weltweite, europäische oder deutsche Aktienfonds. Nur in einer Branche konnte man Riesengewinne machen: bei der Pharma- und Biotechnologie. Bei zwei Fonds haben die Anleger ihren Einsatz mehr als verdoppelt. Der Life Science Trust von Carl Spängler erzielte eine Weitsteigerung von 111,8 Prozent und der Framlington International Portfolios Health Fund steigerte sich um 103,5 Prozent. Weitere drei Fonds brachten es immerhin auf ein Plus von 98,8 Prozent, 91,3 Prozent und 89,4 Prozent. Aber wer wusste das wirklich im Voraus?

Ganz anders sah es bei den Telekommunikationsfonds aus, der großen Hoffnungsbranche, angeführt von der Telekom. Hier haben alle fünf untersuchten Fonds nur Verluste gebracht, und die lagen zwischen minus 9,3 Prozent bei Activest Lux TeleGlobal und minus 20,2 Prozent bei DIT- Multimedia. Bei den Technologiefonds erzielten nur drei von fünf Fonds einen Wertzuwachs, der aber minimal war. An der Spitze stand mit einer Wertsteigerung von 2 Prozent der Henderson Horizon-Global Technology Fund, am Ende der Invesco GT Technologie Fund C mit einem Verlust von 4,5 Prozent. Diese Unterschiede in der Wertentwicklung zeigen deutlich, dass es nicht nur darauf ankommt, in die richtige Branche zu investieren, sondern dass es ganz offensichtlich auch unterschiedliche Qualitäten des Fondsmanagements gibt. So lag im Bereich Finanzwerte der Davis Financial Fund von New York Advisers mit einem Wertplus von 42,2 Prozent weit vor den Konkurrenten. Andere Fonds brachten es nur auf 20,2 bis 24,4 Prozent.

Das Erfolgsrezept der guten Fondsmanager bestand darin, rechtzeitig das Portfolio umzuschichten. So wurden zum Beispiel Aktien aus den Branchen Technologie, Medien und Telekommunikation abgestoßen und dafür Pharma- und Biotechaktien oder auch Erdgas-, Erdöl- und Brennstoffzellenaktien gekauft. Erfolgreich waren auch die Fonds, die schon im Frühjahr ihren Anteil an Aktien des Neuen Marktes reduziert haben. Nur so hat Portfolio Partner-Universal G 38 Prozent Gewinn erreicht. Und was ist, wenn der jeweilige Fondmanager die Trends nicht erkennt oder nicht rechtzeitig umschichtet? Pech für den Anleger, denn er hat ja kein Weisungsrecht, und merken wird er es erst dann, wenn es eigentlich zu spät ist und der Wert seiner Fondsanteile sinkt. Also, was tun? Augen auf!

Rating für die Besten
Während die oben genannte Untersuchung sich nur auf einen Betrachtungszeitraum von einem Jahr bezieht, in dem es auf und ab ging, bewertet die Analysegesellschaft Feri Trust die Fondsentwicklung innerhalb von fünf Jahren. Sie hat ein eigenes Fondsrating, also ein Bewertungssystem entwickelt mit dem Ziel, Anlegern systematische, nachvollziehbare und verständliche Entscheidungsgrundlagen bieten zu können. Dazu gehört, dass das Rating sowohl die Ziele als auch die Zwänge des Fondsmanagements berücksichtigt (die gibt es nämlich auch). Wichtig war Feri Trust auch,

  • dass herausragende Fähigkeiten von Fondsmanagern erkennbar werden. Jeder Mensch ist schließlich anders, und die wenigsten Anleger werden sich persönlich ein Bild von den Leuten machen können, denen sie ihr Geld anvertrauen;
  • dass der Managementstil und die Investmentziele im Einklang stehen;
  • dass Fehlinvestitionen in weniger gute Fonds vermieden werden können und durch die Selektion von Topanlagetiteln deutlicher Mehrwert geschaffen werden kann.

In der Praxis heißt das: Neben den quantitativen Aspekten wie Performance und Risikokennzahlen, die man berechnen kann, bekommen qualitative Aspekte eine besondere Bedeutung, das Verhalten in Auf- und Abschwung

phasen sowie die Abschätzung von Verlustrisiken. Interviews mit den Fondsmanagern dienen der Überprüfungen der methodischen Konzepte und der Analyse des Managementstils. Das Feri Trust Fonds Rating setzt sich deshalb aus drei Indikatoren für die Performance, für das Risiko und für das Management zusammen. Der Performance-Indikator untersucht die Wertentwicklung. Er dient dazu, die Leistung des Fondsmanagements mit dem jeweiligen Index, zum Beispiel bei deutschen Aktien mit dem DAX, und den Konkurrenzprodukten zu vergleichen. Hier wird auch die Stabilität beurteilt, das heißt, wie oft innerhalb der fünf Jahre der Fonds im einem beliebigen Dreimonatszeitraum besser abgeschnitten hat. Der Risiko-Indikator versucht das mit dem Kauf eines Fondsanteils verbundene Risiko abzuschätzen. Anhand der jährlichen Kursschwankungen des Fonds wird das Timing-Risiko untersucht, also die Möglichkeit, durch einen falschen Ein- oder Ausstiegszeitpunkt überdurchschnittliche Verluste zu machen oder Chancen zu verpassen. Außerdem wird mithilfe verschiedener Kennzahlen das Verlustrisiko berechnet, das angibt, ob der Fonds bei Kursverlusten mehr, weniger oder gleich viel verliert wie der Index. Der Management-Indikator durchleuchtet anhand von Interviews und Fragebögen die Qualität des Fondsmanagements. Diese drei Indikatoren ergeben dann eine Bewertung, die Fonds in fünf Klassen einteilt: A für sehr gut, B für gut, C für durchschnittlich, D für unterdurchschnittlich und E für schwach. Hier die Ergebnisse von Feri Trust: Weltweit die besten Fondsgesellschaften sind Morgan Stanley Dean Witter, die niederländische ABN Amro, DWS, Threadneedle und Merrill Lynch Investment Managers. Das hat die im Dezember 2000 veröffentlichte Untersuchung im Auftrag der Frankfurter Allgemeine Zeitung ergeben.

Mehr als 120 Kapitalanlagegesellschaften mit rund 860 Fonds, die seit mehr als fünf Jahren bestehen und in Deutschland zugelassen sind, hatte Feri Trust überprüft. Dabei ging es darum, wie viele Fonds der einzelnen Gesellschaften das Rating A oder B erhalten haben und welchen Anteil diese an den gesamten Fonds des betreffenden Institutes ausmachen. Bei Morgan Stanley Dean Witter hatten die Fonds mit dem Rating A oder B einen Anteil von 69,2 Prozent, ABN Amro kam auf 66,7 Prozent, DWS auf 65,9 Prozent, Threadneedle auf 64,3 Prozent, und bei Merrill Lynch Investment Managers erhielten 6l,5 Prozent aller Fonds das Rating A oder B.

Morgan Stanley Dean Witter (MSDW) verwaltet nach eigenen Angaben derzeit ein Vermögen von rund 548 Milliarden Dollar. In Deutschland ist bei MSDW der Anteil der Publikumsfonds noch recht gering, die Gelder kommen vor allem von Institutionen, Versicherern, Banken und Pensionskassen. Dies soll sich jedoch im Jahr 2001 ändern. Geplant ist die Installation eines neuen Abwicklungssystems, um Konten für Privatkunden im großen Umfang verwalten zu können.

ABN Amro plant eine Erweiterung seiner Internetaktivitäten. Der neue Auftritt soll sich sowohl an institutionelle als auch an private Kunden richten. Bisher lag der Schwerpunkt der vor drei Jahren gegründeten Kapitalanlagegesellschaft ABN Amro Asset Management Deutschland noch bei der Verwaltung institutioneller Gelder. Dieser Bereich soll weiter verstärkt, daneben aber auch der Privatkundenbereich ausgebaut werden. Bei der Auswahl einzelner Aktien konzentriert sich ABN Amro auf Unternehmen, die in ihrem Bereich Marktführer sind, innerhalb der Branche eine herausragende Stellung einnehmen und ein überdurchschnittliches Wachstum versprechen. Diese Kriterien sieht man unter anderem im Pharma- und Biotechnologiebereich erfüllt.

Was man über Investmentfonds noch wissen sollte
Investmentfonds sammeln das Geld vieler Investoren und legen es in Immobilien, Aktien, Anleihen oder anderen Anlageformen an. Fonds werden von einer Kapitalanlagegesellschaft verwaltet, die auch Investmentgesellschaft genannt wird.

Das Fondsvermögen, genannt Sondervermögen, das den Anlegern gehört, wird bei einer Depotbank hinterlegt. Diese wickelt auch die Kauf und Verkaufsaufträge des Fondsmanagements ab und berechnet am Ende eines jeden Börsentags den Wert des Sondervermögens von offenen Fonds. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen geschlossenen und offenen Investmentfonds. Bei geschlossenen Fonds wird nur eine bestimmte Zahl von Anteilen ausgegeben. Die Fondssumme wird von vornherein begrenzt. Ist diese Höhe erreicht, wird der Fonds geschlossen. Außerdem ist die Investmentgesellschaft nicht verpflichtet, während der Laufzeit Anteile zurückzunehmen.

Bei offenen Investmentfonds bestehen kein Grenzen hinsichtlich der Anlagesumme und der Anteile. Es können ständig neue Anteile gekauft oder alte an die Investmentgesellschaft zurückgegeben werden. Den Wert eines Anteilscheins errechnet die Depotbank börsentäglich. Steigt der Wert der in dem Fonds enthaltenen Papiere, erhöht sich auch das Fondsvermögen und damit der Wert der einzelnen Anteilscheine. Der Wert des einzelnen Anteilscheins errechnet sich, wenn man das gesamte aktuelle Fondsvermögen durch die Anzahl der ausgegebenen Anteilscheine teilt. Zu den offenen Investmentfonds gehören offene Immobilienfonds und offene Wertpapierfonds. Letztere unterscheidet man grob in Aktienfonds, Rentenfonds und Mischfonds aus Aktien und Rentenpapieren. Darüber hinaus gibt es Spezialfonds aus Optionsscheinen, Futures oder so genannte Dachfonds, die ausschließlich in andere Investmentfonds investieren. Zu Aktienfonds gehören Standardaktienfonds, Länder-, Branchen- und Aktienindexfonds, zu Rentenfonds Standardrentenfonds, Geldmarktfonds und Rentenindexfonds.

Erst seit drei Jahren gibt es die so genannten AS-Fonds, sie werden aber inzwischen von fast allen Banken und Sparkassen angeboten. AS ist die Abkürzung für Altersvorsorgesondervermögen. Dies ist eine Art Sammelbecken mit einer Mischung aus Aktien, Rentenpapieren und Immobilien.

Der Aktienanteil darf 75 Prozent nicht übersteigen, nur dann sind die Gewinne bei einem Anlagezeitraum von mindestens 18 Jahren steuerfrei. Schon ab 25 Euro im Monat kann man mit dieser Anlageart für sein Alter Vorsorgen. Die Renditeerwartungen der Banken liegen zumeist zwischen 6 und 10 Prozent. Angeboten werden risikoarme und risikoreiche AS- Fonds.

Rechte und Pflichten von Kapitalanlagegesellschaften und den Depotbanken und sämtliche Einzelheiten des Fondsgeschäfts sind im Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften geregelt, und die Gesellschaften werden vom Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen überwacht. Kaufen kann man Fondsanteile bei einer Bank oder direkt bei einer Kapitalanlagegesellschaft. Sie werden aber auch im hohen Maße über Strukturvertriebe angeboten, wozu es sehr unterschiedliche Meinungen gibt. In der Regel werden Fondsanteile mit einem einmaligen Ausgabeaufschlag von 1 bis 7 Prozent ausgegeben. Das ist die Differenz zwischen dem Ausgabe- und dem Rückgabepreis. Diesen Ausgabeaufschlag verwenden die Fondsgesellschaften für das Fondsmanagement. Er erscheint normalerweise nicht in den Kontoauszügen, sondern wird fondsintern verrechnet.

Als laufende Kosten, die der Anleger zusätzlich tragen muss, kommen jährliche Verwaltungsgebühren für die Fondsgesellschaften und die Depotgebühren für die Bank hinzu. Diese sind von Institut zu Institut unterschiedlich und werden immer fällig, auch wenn der Wert des Fonds ins Minus rutscht. Der Besitzer von Fondsanteilen muss die anfallenden Dividenden versteuern. Wenn er seine Anteile verkauft, fallen auf die realisierten Veräußerungsgewinne nur Steuern an, wenn die Spekulationsfrist von einem Jahr nicht eingehalten wurde.

Fazit: Die Investmentbranche boomt, immer mehr wollen am Kuchen beteiligt sein. Eine Bewertung anhand der Performance“ erleichtert dem Anleger die Übersicht und setzt die Investmentgesellschaften massiv unter Erfolgsdruck, besonders die Zunft der Fondsmanager. Das ist auch gut so. Zumindest für den Anleger. Fondsmanager müssen Ergebnisse zeigen und eine gute Wertentwicklung ihres Fonds ausweisen, dafür werden sie auch sehr gut bezahlt – oder anderenfalls gefeuert, denn ihr Erfolg lässt sich ganz klar und deutlich messen an der Performance des von ihnen verwalteten Fonds.