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Effektives Mitschreiben ist die beste Vorbereitung für eine Prüfung – erfolgreich lernen

Das kennen Sie bestimmt auch:
Sie besuchen die Vorlesungen regelmäßig (mit religiösem Eifer, könnte man sagen), geben sich aber Mühe, so weil wie möglich vom Vortragenden weg zu sitzen (es ist nicht gut, die Aufmerksamkeit unverstandener, aber mächtiger Kräfte zu erregen) und schreiben vollständig mit. Manche Vortragende liefern dafür Vorlagen in solchem Tempo (oft mit der Hilfe des technologischen Äquivalents einer tibetanischen Gebetsmühle – einem Overheadprojektor), dass die Gemeinde voll damit beschäftigt ist, die meisten aber an der Aufgabe scheitern. Die Lücken, die dabei entstehen, werden von den Aufsässigeren mit gedämpfter (oder nicht so gedämpfter) Unterhaltung, dem Lesen von Zeitungen etc. ausgefüllt, während die übrigen Kringel malen oder Tagträumen. Die Mitschriften der Vorlesungen bleiben dann unangetastet bis zu den Ferien oder, noch häufiger, bis eine Woche vor den Prüfungen; dann werden sie sorgfältig mit neongelben Leuchtshilfen bearbeitet (ein Prozess, der sich Nacharbeiten nennt). … Sobald mehr als 50 % der Mitschrift so hervorgehoben worden ist, gilt die Nacharbeit als vollständig, die magische Kraft der Mitschriften hat sich erschöpft, und sie werden sorgfältig in einem Aktenordner abgeheftet und dann nie wieder in die Hand genommen. (Körner, 13.5.2007) Das sollte Ihnen nicht passieren. Lernen Sie vielmehr, Informationen aus den Vorlesungen und Seminaren als Wissen festzuhalten.

Lernen Sie, richtig mitzuschreiben!
Vorlesungen und Seminare werden von den meisten von Ihnen zu Recht als eine der zentralen Veranstaltungen Ihres Studiums betrachtet. Hier wird Ihnen nicht nur Wissen für Ihre berufliche Zukunft vermittelt, sondern Sie erhalten auch alle notwendigen Hinweise und Inhalte für die leidigen Prüfungen und Klausuren. Also mitschreiben, was das Zeug hält, Informationen sammeln, speichern, festhalten: Nur nichts Wichtiges verpassen!

Alles gleichzeitig
Sie alle kennen das Problem, gleichzeitig dem Inhalt zu folgen und alles Wichtige festhalten zu wollen. Das Zuhören und gleichzeitige Mitschreiben erweist sich als ziemlich anstrengend und meistens auch nicht als erfolgreich. Viele Professoren haben das Problem erkannt und bieten heute öfters Hilfen an, wie z. B. online verfügbare Skripte, Powerpoint-Präsentationen etc. – und dennoch sitzen immer noch Scharen von Studierenden emsig mitschreibend in den Vorlesungen und Seminaren. Denn erstens muss man ja die Inhalte der Skripte und Folien auch später noch verstehen, zweitens sind nicht alle Skripte und Folien wirklich hilfreich und drittens braucht man die eigenen Texte ja für die Vorbereitung der Klausuren oder der anderen Prüfungen. Alles klar, auch Sie halten das eigene Mitschreiben in Vorlesungen für sehr wichtig.
Und das ist auch richtig – aber …

Wie geht es richtig?
Dahinter verbergen sich eigentlich drei Fragen, die mit den drei Anforderungen für eine wirkungsvolle Mitschrift verbunden sind:
■ Wie erkennen Sie die wirklich wichtigen Informationen, die Sie unbedingt behalten müssen?
■ Wie können Sie diese Informationen schnell und effizient festhalten (mitschreiben)?
■ Wie muss eine Mitschrift aussehen, damit Sie diese später auch effektiv nutzen können?

In Zahlen
Wir erheben keinen Anspruch darauf, dass die unten angegebenen Kennzahlen einer wissenschaftlichen Prüfung standhalten, sie sind aber auch nicht fernab von der Realität.
■ Während einer Vorlesung von 1,5 Stunden spricht ein Dozent (wenn er nicht unterbrochen wird) zwischen 5.000 und 9.000 Wörter.
■ In der Regel führt er damit zwei Dutzend neue Tatsachen ein, mit denen er versucht, ungefähr ein halbes Dutzend Kerngedanken zu vermitteln (die restlichen Worte braucht er für: Beispiele. Erläuterungen, Wiederholungen und sprachliches Füllmaterial).
■ Sie können ungefähr 25 bis 30 kurze Wörter pro Minute aufschreiben (okay, die oben genannten Zahlen gelten für durchschnittlich schnelle Schreiber, wenn Sie natürlich schneller sind …).
■ Die Sprechgeschwindigkeit beträgt im Extremfall über 130 Wörter pro Minute (die werden Sie auch als Schnellschreiber nicht erreichen).
■ Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Sie höchstens ein Drittel des Inhaltes einer Vorlesung mitschreiben können.

Stenografie
Natürlich, wenn Sie Stenografie beherrschen oder eine eigene Form von Eilschrift oder Kürzeln entwickelt haben, klappt es besser. Aber wie gelangt man auch ohne Stenografie zu einer verwertbaren, kurzen und prägnanten Mitschrift? Dafür ist es besonders wichtig, das entscheidende Drittel der Informationen zu erkennen und nicht einfach Ihre Schreibgeschwindigkeit zu erhöhen. Und was ist mit den restlichen zwei Dritteln? Wenn Sie die wichtigen Inhalte einer Vorlesung (also das entscheidende Drittel) aufgenommen und notiert haben, sind Sie in der Lage, den Rest nachträglich aus diesen Notizen zu rekonstruieren.

Tipp
■ Überlegen Sie, wofür Sie eigentlich mitschreiben. Was wollen Sie mit Ihren Notizen später anstellen?
■ Und wie müssen diese aussehen, um diesen Zweck erfüllen zu können?