Information und News über die Aktien – die Analysten

Analysten sind hoch qualifizierte Börsenexperten mit Spitzengehältern, die für eine Bank oder einen Broker Aktiengesellschaften untersuchen. In den meisten Fällen decken diese Experten nur eine Reihe von großen Aktiengesellschaften ab – meist die DAX- Werte. Der Grund dafür ist, dass es weltweit enorm viele Aktien gibt und dass die Bank sich auf eine überschaubare Zahl von Titeln beschränken muss. Daher werden Small Caps nur selten von Analysten unter die Lupe genommen. Bei mittelgroßen Aktiengesellschaften, wie sie im MDAX zusammengefasst sind, gibt es zumindest einige Gutachten.
Problematisch ist stets, dass die Banken gleichzeitig Geschäfte mit den jeweiligen Aktiengesellschaften machen; hierzu gehören beispielsweise die Kreditvergabe und Finanzierungen jeder Art. Manche Unternehmen werden bei der Übernahme anderer Unternehmen beraten, wofür die Abteilung M&A (Merger and Acquisitions) zuständig ist. Aufgrund dieser Verflechtungen kann es sehr schnell zu einem Interessenkonflikt kommen; denn eine Bank wird es auf jeden Fall vermeiden, eine Aktie zum Verkauf zu empfehlen, wenn sie gleichzeitig das Unternehmen berät und Kredite in größerem Volumen vergibt. Um solche Kollisionen von vornherein auszuschließen, haben die Banken etwas errichtet, das man im Börsenjargon „Chinese Walls“ nennt, d.h. die Abteilungen werden voneinander abgeschottet und sollen unabhängig arbeiten. In der Praxis jedoch können Sie schnell erkennen, dass dies eher Wunschdenken ist; denn Analysten vermeiden es grundsätzlich, Aktien zum Verkauf zu empfehlen. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass sie einen Interessenkonflikt mit ihrer eigenen Bank vermeiden wollen, sonst wäre ihre Karriere womöglich schnell beendet; zum anderen ist die Mehrheit der Analysten immer optimistisch gestimmt, denn die Empfehlung, Aktien abzustoßen, verunsichert die Anleger und schadet letztlich dem Geschäft. Selbst in Krisenzeiten und in einer Crashphase werden 80 bis 90 Prozent aller Analysten Kaufempfehlungen aussprechen. Nur wenn die Krise ihren absoluten Höhepunkt erreicht, nehmen die Verkaufsempfehlungen zu.
Diese diplomatische Zurückhaltung ist generell ein Kennzeichen von Analysten. Auch Verkaufsempfehlungen werden niemals wirklich als „Verkaufen“ bezeichnet. Blumige und verklausulierte Umschreibungen sollen zumindest aus dem „Verkaufen“ noch etwas Wohlklingendes machen. So kann bei manchen Analysten schon das Urteil „Halten“ auf eine verschleierte Verkaufsempfehlung hindeuten.

Analystenbegriffe und ihre Bedeutung

Analystenurteil Entschlüsselung
Untergewichten Die Aktie sollte verkauft werden.
Übergewichten Die Aktie ist interessant; Sie sollten sie weiter beobachten, aber noch nicht kaufen.
Marketperformer Die Aktie ist nur Durchschnitt und entwickelt sich wie der Gesamtmarkt.
Underperformer Die Aktie ist ein schlechtes Investment und fällt hinter den Durchschnitt zurück.
Outperformer Die Aktie ist ein sehr gutes Investment und hat sich besser als der Marktdurchschnitt entwickelt.
Neutral Die Aktie lässt kein eindeutiges Urteil zu.
Verkaufen Die Aktie sollte sofort verkauft werden.
Halten Indirekte Verkaufsempfehlung, allenfalls noch kurzfristig halten.
Zukaufen Ein Zukauf kann interessant sein, aber die Aktie hat nicht wirklich ein großes Potenzial.
Kaufen Überdurchschnittlicher Kursanstieg der Aktie möglich.
Starker Kauf Eindeutige Kaufempfehlung

Sie sollten Analystengutachten kritisch lesen; aus den verbrämten Formulierungen kann man oft nur zwischen den Zeilen entnehmen, was gemeint ist. Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass selbst die gut informierten Analysten oft daneben liegen und die Börsentendenz oder das Entwicklungspotenzial eines Unternehmens falsch einschätzen. Trotz der akribischen Untersuchungsmethoden, die sich vor allem auf Bilanzkennzahlen stützen, ist die Prognosesicherheit eher gering. Das liegt vor allem daran, dass die Kennzahlen die Vergangenheit des Unternehmens
wiedergeben, nicht aber zukünftige Entwicklungen, die sich zum Beispiel ergeben, wenn die Wettbewerbsfähigkeit nachlässt, Märkte wegbrechen oder die Kosten zu schnell steigen. Besonders skurril ist es, wenn Analysten gar einen Zielkorridor vorgeben oder Voraussagen möchten, bis zu welcher Marke eine Aktie in den nächsten drei Monaten steigen wird.

Sie sollten stets beachten, dass die Finanzmarktforschung nach wie vor der Meinung ist, es sei unmöglich, Aktienkurse vorherzusagen. Tatsächlich haben Aktiengesellschaften, die glänzende Kennzahlen vorweisen konnten, innerhalb weniger Wochen enorme Kursverluste erbracht, nachdem bekannt wurde, dass ein Großprojekt nicht zustande kam oder ein Gerät einen Defekt aufwies, so dass eine teuere Rückrufaktion notwendig wurde. Die Zukunft hält viele Überraschungen bereit; deshalb sollten Sie Analystengutachten stets nur als Hintergrundinformation lesen. Nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes wurden in den USA Fälle bekannt, in denen Analysten Technologieaktien zum Kauf empfohlen hatten, die intern in E-Mails als „Schrott“ bezeichnet wurden.

Abgesehen von solchen Extremfällen unterliegen Analysten oft bestimmten Mechanismen. In der Forschung hat sich dafür sogar eine eigene Richtung etabliert, die als Behavioral Finance (Finanzverhaltensforschung) bezeichnet wird. Beispielsweise sind Analysten einem enormen Erfolgsdruck ausgesetzt; angesichts der hohen Gehälter und aussichtsreichen Karriereperspektiven steht für jeden Analysten viel auf dem Spiel. Niemand kann es sich leisten, langfristig schlechte Ergebnisse zu präsentieren. Besonders die Analysten, die für Investmentfonds arbeiten, spüren diesen gewaltigen Druck. Denn bei einer schlechten Performance verkaufen die Anleger sehr schnell ihre Fondsanteile; es ärgert sie, wenn gerade ihr Investmentfonds vor sich hindümpelt, während der Markt nach oben strebt.
Wenn die Anleger massiv Fondsanteile verkaufen, sinken die Einnahmen der Investmentgesellschaften, die sie aus den Managementgebühren beziehen. Ein Analyst, dessen Fonds eine schlechte Performance erwirtschaftet, wird schnell personelle Konsequenzen zu fürchten haben. Aus diesem Grund orientieren sich die meisten Analysten an ihren Kollegen. Es herrscht in diesem Berufsstand ein ausgeprägter Konformitätsdruck nach dem Motto „wir machen, was alle machen“. Wenn also ein Analyst der Meinung ist, die BMW-Aktie sei der neue Shootingstar am Börsenhimmel, werden auch alle anderen Analysten den Hinweis aufgreifen, selbst die Aktie genauer unter die Lupe nehmen und am Ende zum gleichen Urteil gelangen. Eine abweichende Meinung zum Börsengeschehen kann sich kaum ein Analyst erlauben; wenn er nämlich versagt, war es sein Fehler. Wenn dagegen die Mehrheit daneben liegt, dann lag es eben an einer vorübergehenden
„unberechenbaren“ Börsenturbulenz. Insofern verhalten sich die meisten Analysten wie Lemminge und folgen einem ausgesprochenen Herdentrieb.
Aufgrund dieses Verhaltens ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Analystenprognosen schlechter abschneiden als der Marktdurchschnitt. Die Mehrzahl der Investmentfonds (man schätzt bis zu 90 Prozent) erreicht noch nicht einmal die durchschnittliche Entwicklung des Marktindex. Aufgrund dieser beklemmenden Faktenlage sind in den USA Pensionsfonds, die Milliardengelder der zukünftigen Rentner verwalten, dazu übergegangen, nur noch in Indexanlagen zu investieren, die genau die Wertentwicklung eines Marktes nachvollziehen.

Sie sollten folglich Analystenurteile sehr skeptisch beurteilen und vor diesem Hintergrund jede Empfehlung mehrfach prüfen. Am unsinnigsten ist es, wenn notorisch die gleichen DAX-Werte von den Hausbanken als Investment angepriesen werden. Da die bankeigenen Analysten sich vorwiegend auf die Standardwerte konzentrieren, ist es nicht weiter erstaunlich, dass Woche für Woche die Analysten häufig positiv für Titel wie BMW, Deutsche Telekom, Siemens, DaimlerChrysler und Co. gestimmt sind. In manchen Fällen unterhalten Großbanken sogar Beteiligungen an diesen Unternehmen und sitzen zudem im Aufsichtsrat. Solche Empfehlungen, die sogar in Zeitungen und den hauseigenen Postillen zur Information der Anleger abgedruckt werden, sind eher einer gebetsmühlenartigen Litanei vergleichbar. Natürlich können diese Aktien innerhalb weniger Wochen einige Prozent zulegen – für Sie als Anleger ist es aber entscheidend, ob das Unternehmen auch in fünf oder zehn Jahren noch lukrativ ist.

Dennoch kann es sinnvoll sein, ein Analystengutachten zu Rate zu ziehen. Sie sollten sich unabhängig davon über die Aktie informiert haben, indem Sie beispielsweise die Webseite des Unternehmens nach Informationen durchforsten. Die meisten Analysten arbeiten mit einem Analyseverfahren, das man die Discounted-Cashflow-Methode (DCF) nennt. Dabei wird nicht der Jahresüberschuss zum Ausgangspunkt genommen, da dieser durch bilanzpolitische Maßnahmen und Umbuchungen geschickt verändert werden kann, sondern die so genannten freien Cashflows. Falls Sie nun vor diesen Fachbegriffen zurückschrecken, kann ich Ihnen vereinfacht sagen, was ein Cashflow ist: Es handelt sich um die Differenz zwischen allen Aus- und Einzahlungen eines Unternehmens, die zahlungswirksam geworden sind. Stellen Sie sich vereinfacht vor: Sie nehmen alles, was in das Unternehmen eingezahlt wurde und alles, was wieder ausgezahlt wurde. Das, was übrig bleibt, ist mit gewissen Einschränkungen der Cashflow. Mit dieser Kenngröße verhindert man, dass das Unternehmen die wahre Ertragslage durch Abschreibungen und Investitionen zurechtrücken kann.
Wenn Sie sich einmal die Mühe machen, ein solches Analystengutachten vollständig durchzulesen, werden Sie feststellen, dass man sich auch in diesem Berufsstand sehr engagiert und eine Fülle von Zahlen auswertet.

Die meisten Gutachten sind relativ sorgfältig erstellt und werten die wichtigsten Bilanzkennzahlen aus. Darüber hinaus untersuchen die Analysten das Marktumfeld, betrachten die Branchensituation und die Expansions- und Innovationsmöglichkeiten des Unternehmens. Aber dennoch ist es sehr schwierig, eine sichere Prognose abzugeben, da alle Bilanzkennzahlen aus der Vergangenheit stammen und schon geringe Veränderungen in der Gegenwart oder Zukunft alle Vorhersagen zu Makulatur werden lassen. Denken Sie beispielsweise an IBM. In den 1960er und 1970er Jahren hatte das Unternehmen einen erstklassigen Ruf und verkaufte Mainframes, das sind Riesencomputer in Schrankgröße, an alle wichtigen Unternehmen. Big Blue, wie IBM wegen der dunkelblauen Garderobe seiner Vertreter spöttisch genannt wurde, genoss einen exzellenten Ruf und war das Paradeunternehmen der Technologiebranche. Als schließlich die PCs aufkamen, sah man spöttisch auf die „Kästen“ herab und lehnte es ab, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, Diese Ignoranz führte in den 1980er Jahren letztlich dazu, dass man von einem Studenten namens Bill Gates ein Betriebssystem kaufen musste, um noch schnell auf den bereits abfahrenden Zug aufzuspringen. Doch für IBM war es schon zu spät. Das einstige Vorzeigeunternehmen taumelte unaufhaltsam in eine schwere Krise. Erst nach einigen Jahren gelang es IBM, das Unternehmen komplett umzustrukturieren; heute ist IBM ein innovatives und profitables Dienstleistungsunternehmen im IT-Bereich.

Ein Analyst hätte diese Entwicklung niemals aus den Bilanzkennzahlen herauslesen können; um eine solche Prognose zu erstellen hätte der Börsenexperte bereits in den siebziger Jahren die Expansion des PC-Markts vorhersehen müssen. Damals konnte sich jedoch niemand vorstellen, dass eines Tages in fast jedem Haushalt ein Computer stehen würde. Analystengutachten sind daher als Hintergrund material gut geeignet, um sich ein Urteil zu bilden. Sie sollten sich die Einschätzung des Börsenexperten durchaus zu Gemüte führen, aber denken Sie daran, sich eine eigene Meinung zu bilden. Hat das Unternehmen wirklich die Innovationskraft, auch in fünf oder zehn Jahren noch zu den besten zu zählen? Wie werden sich die Märkte entwickeln?

Unternehmensbesichtigungen und Unternehmen im Alltag beim Aktienkauf

Besonders aufschlussreich kann es sein, wenn Sie dem Unternehmen selbst einen Besuch abstatten. In manchen Unternehmen gibt es nämlich Betriebsbesichtigungen, die Sie nutzen sollten. Zwar können Sie dann die Ertragssituation im Ausland oder die Entwicklung der Umsatzerlöse immer noch nicht einschätzen, aber häufig kann man die Stimmung in einem Unternehmen schon äußerlich erkennen. Es soll zwar Unternehmen geben, die mit viel Aufwand und prachtvollen Festen es geschafft haben, die Öffentlichkeit gezielt zu täuschen, aber in einigen Fällen werden Sie Unternehmen, die sich auf der Verliererseite befinden, an der allgemeinen Atmosphäre, die dort herrscht, erkennen.

Wenn Sie also an einer solchen Betriebsführung teilnehmen, achten Sie als Erstes auf den Eingangsbereich. Hat man dort unachtsam Kartons abgestellt? Sehen die Pflanzen auf der Fensterbank aus, als hätten sie gerade einen fünfwöchigen Transport durch die Sahara hinter sich? Schauen Sie auch, ob sich die Sekretärin wirklich um die Besuchergruppe bemüht: Unterhält sie sich lieber mit ihrer Kollegin über die neuesten Sonderangebote? Und wie sieht der Schreibtisch aus? Ein unergründliches Chaos aus Akten, Briefen und Unterlagen? Ziert die Regale eine Staubschicht? Ein besonders fataler Fauxpas ist übrigens: Sehen Sie in dem Büro Präsente von anderen Firmen oder Geschäftspartnern – also beispielsweise Kalender von Zulieferern, Briefbeschwerer und Kugelschreiber mit dem Logo einer Zeitarbeitsfirma, Porzellantassen, auf denen fremde Insignien prangen? Seriöse Unternehmen verbannen solche Präsente aus dem Erscheinungsbild, denn sie stören die Corporate Identity. In vielen Unternehmen ist es offiziell verpönt, solche Geschenke in Büros zu platzieren.

Beobachten Sie auch die Person, die die Betriebsbesichtigung durchführt. Ist sie gut vorbereitet? Kann sie Detailfragen beantworten oder ist sie bereit, Ihnen eine schriftliche Antwort auf eine wichtige Frage zukommen zu lassen? Gibt man sich ernstlich Mühe, oder wirkt die Führung so, als halte man die Besuchergruppe für den Kegelclub aus Untergruppenbach?

Interessant ist in einem Industrieunternehmen auch der Produktionsbereich. Selbst wenn Sie kein Ingenieur sind, können Sie einige wichtige Rückschlüsse ziehen. Werden Materialien systematisch geordnet? Wirkt der Arbeitsplatz sauber und aufgeräumt? Machen die Arbeitnehmer einen kompetenten und motivierten Eindruck? Wie ist es um Qualitätsnormen bestellt? Fragen Sie die Person, die Sie durch das Unternehmen führt, nach TQM, Six Sigma, Kaizen. Wenn man Sie nur entgeistert anschaut, wissen Sie zumindest, dass die Führung nicht sachkundig vorbereitet ist.

Nach einer solchen aufmerksamen Betriebsbesichtigung haben Sie sich wenigstens persönlich überzeugt. Zwar kann der erste Eindruck immer täuschen, aber wenn Sie das unbeirrbare Gefühl haben, dass mit dem Unternehmen etwas nicht stimmt oder dass es in Ihnen eine Abwehr ablöst, dann sollten Sie die Aktien auf keinen Fall kaufen. Es gibt so viele Wertpapiere weltweit, dass Sie nicht auf dieses Unternehmen angewiesen sind. Vergleichen Sie den Kauf eines Unternehmens mit dem eines Autos: Sie sollten sich nie in ein Fahrzeug setzen, dessen Bremsen defekt sind und das nur noch zwei Kilometer fährt.

Bei dem Unternehmen, das Sie kaufen, sollten Sie ein rundum gutes Gefühl haben. Bedenklich ist es allerdings, wenn Sie sich in Ihre Aktie verlieben und ihr durch alle Höhen und Tiefen die Treue halten. Zwar kann man mit einer solchen Strategie durchaus Gewinne machen, aber wenn Sie auf die falsche Aktie setzen, kann eine solche verhängnisvolle Liaison durchaus tragisch enden. Betrachten Sie den Kauf einer Aktie daher nüchtern und sachlich.
Eine weitere Vorauswahl im Alltag kann sein, wenn Sie sich umhören und umsehen. Das ist jedoch nur ein unvollkommenes Verfahren, denn Sie werden im Alltag kaum die Namen weniger bekannter Technologikunternehmen oder von Firmen der Investitionsgüterindustrie zu hören bekommen. Auch werden Ihre Bekannten, Verwandten und Freunde wohl kaum Unternehmen aus Singapur, Taiwan, Brasilien, Indien oder China auf .Anhieb nennen können.

Dennoch kann es von Vorteil sein, sich einmal umzuhören, zumindest wenn eine Position in Ihrem Aktiendepot ein bekannteres Markenunternehmen sein soll. Die Suche beginnt bereits beim Frühstück: Welche Schuhe tragen eigentlich Ihre Kinder? Adidas, Puma oder Nike? Von wem war noch einmal die Spielkonsole, die Sie Ihrem Sohn zu Weihnachten geschenkt haben? Welches Handy ist eigentlich gerade auf Schulhöfen in Mode? Für welches Auto schwärmt Ihr Mann? Ist es ein Toyota, ein Mercedes oder ein VW? Und welches Parfüm trägt eigentlich Ihre Frau? Etwa von Douglas?

Sie werden staunen, wie viele Hinweise eine solche Beobachtung im Alltag bringen kann. Die meisten Markenunternehmen müssen sich nämlich beim Kunden bewähren, und viele wichtige Trends zeigen sich schon früh im Alltag. Natürlich haben Sie jetzt Pech, wenn Sie auf Aldi oder Lidl tippen, denn diese haben nicht die Rechtsform einer Aktiengesellschaft. Und wenn Sie frohgemut auf Nokia als größtem Hersteller von Handys setzen, so kommt diese Einsicht zweifellos zu spät. Als Nokia noch ein unbekannter Elektronikgerätehersteller war, hätte sich der Einstieg gelohnt; und viele Arbeitnehmer, die damals Belegschaftsaktien hielten, sind heute mehrfache Millionäre, die bescheiden in kleinen finnischen Dörfern leben.

Sie müssen einen Trend am Anfang erkennen und dann zu noch niedrigen Preisen einsteigen. Das ist in der Praxis allerdings relativ schwierig. Bei Unternehmen, die kontinuierlich Erfolg am Markt erzielen, können Sie durchaus auch später Aktien erwerben; die Wertentwicklung wird jedoch geringer sein. Informativ ist es, wenn Sie im Alltag weiter genau beobachten. Fragen Sie doch einmal einen Taxifahrer, welches Auto er für am zuverlässigsten hält. Schauen Sie sich an, wie der Einzelhandel seine Waren präsentiert. Prüfen Sie nach, wie kundenfreundlich Ihre Billig-Airline wirklich ist. Solche Details verraten Ihnen oft mehr über die Situation eines Unternehmens als ausgefeilte Analystengutachten und Bilanzkennzahlen.

Bevor Sie eine Aktie kaufen, sollten Sie überlegen, wie profitabel und attraktiv das Geschäftsmodell ist. Sie werden immer wieder Analysten und Berater finden, die eine Branche hochjubeln und als den Favoriten des Jahres küren. Doch manche Branchen sind auch nach einer möglichen Erholung wenig verlockend. Überlegen Sie einfach, wie dieses Unternehmen sein Geld macht und Gewinne erwirtschaftet. Nehmen wir beispielsweise die Telekommunikations branche. Viele Anleger machen ohnehin einen großen Bogen um diesen Dienstleistungszweig, da seit dem Zusammenbruch des Neuen Marktes viele dieser Unternehmen an Ansehen eingebüßt haben. Doch wie sieht das Geschäftsmodell aus? Im Prinzip leben diese Unternehmen von einer geringen Gewinnmarge; der Wettbewerb ist beträchtlich, denn Call-by-Call-Tarife und die zunehmend populären Flatrates sorgen für Dumpingpreise. Hinzu kommt noch ein unaufhaltsamer technischer Fortschritt, der zu immer höheren Geschwindigkeiten und Innovationen führt. Eines Tages wird möglicherweise das Festnetz veraltet sein und durch Mobilfunk ersetzt werden, oder es werden noch bessere Übertragungsraten durch eine neue Technik erzielt. Erschwerend kommt hinzu, dass viele große Telekommunikationsunternehmen aus privatisierten Staatsunternehmen mit allen entsprechenden Belastungen hervorgegangen sind. Würden Sie für diese Branche eine glorreiche Zukunft prognostizieren? Natürlich werden kleine Unternehmen von ihrer Flexibilität profitieren, doch insgesamt sieht die Situation eher verhalten aus. Obwohl kaum ein anderer Bereich die Zukunft der Menschen so sehr beeinflussen wird wie die Telekommunikation, ist dieser Markt derart umkämpft, dass er nur wenig gewinnbringend erscheint. Natürlich werden Kritiker einwenden, dafür seien die Aktien entsprechend niedrig bewertet und können umso höher steigen. Das ist zwar ein einleuchtendes Argument, doch seien Sie ehrlich: Würden Sie eine Aktie als interessant bewerten, die einst vollmundig als Volksaktie und als größte Emission Deutschlands an den Start ging, und nach zehn Jahren unter dem damaligen Einstandskurs notiert? Selbst wenn ganze Analystenscharen die Telekommunikationsbranche mit Engelszungen als den Highflyer anpriesen, wäre das Vertrauen erschüttert.

Betrachten wir als Kontrast die Maschinenbaubranche. Zwar herrscht auch dort ein enormer Konkurrenzdruck, und Schwellenländer wie China und Indien holen technologisch auf, aber wenn Sie in der Lage sind, weltweit einzigartige Produktionssysteme und Fertigungsanlagen herzustellen, werden Sie global auf eine ungebremste Nachfrage stoßen. Sie können für Ihre Maschinen die Preise kontinuierlich erhöhen, ohne einen Nachfragerückgang befürchten zu müssen. Durch technische Innovationen stellen Sie immer bessere Maschinen her, so dass Sie erneut Kunden gewinnen. Die Maschinenbaubranche ist in einer wesentlich besseren Verfassung. Natürlich müssen Sie sich auch hier jedes Unternehmen einzeln ansehen und die Ertragslage analysieren. Auch bei Maschinenbauunternehmen gibt es Nieten. Besondere Vorsicht ist bei spekulativen Branchen geboten. Ein typisches Beispiel dafür ist die Biotechnologie, der zwar eine glänzende Zukunft vorhergesagt wird, die aber nur langsam Fortschritte macht. Seitdem das Humangenom, d.h. der gesamte Erbsatz eines Menschen, entziffert wurde, herrschte in der Branche um das Jahr 2000 Aufbruchsstimmung. Doch schon bald begannen die Kurse mit der Krise der New Economy zu bröckeln, und seitdem notieren viele kleine Biotechnologieunternehmen auf einem sehr niedrigen Niveau. Auch hier sollten Sie grundsätzliche Überlegungen zum Geschäftsmodell anstellen. Zwar gibt es in der Biotechnologie auch große Konzerne wie beispielsweise Genentech und Augen, die seit vielen Jahren etabliert sind und den Vergleich mit herkömmlichen Pharmakonzernen nicht zu scheuen brauchen, doch insgesamt wird die Branche von kleinen Unternehmen dominiert, die nur ein oder zwei Medikamente in der Pipeline haben, wie es im Branchenjargon heißt. Dabei sollten Sie als Anleger berücksichtigen, dass diese Medikamente noch keine Zulassung haben und dass das Verfahren allein mehrere Jahre dauern kann. Die Arzneimittelzulassungsbehörde – die Food and Drug Administration (FDA) – in den USA ist eine der strengsten der Welt; und bei Zwischenfällen können Schadensersatzklagen in Milliardenhöhe auf das Unternehmen zukommen. Die neu entwickelten Medikamente müssen zudem in Vergleichsstudien beweisen, dass sie mindestens so wirksam und sicher sind wie bereits vorhandene Arzneimittel. Daher ist es nicht verwunderlich, dass neue Medikamente relativ selten auf den Markt kommen. Von den geschätzten 50.000 Präparaten, die auf dem Markt erhältlich sind, sind nur zirka 400 wirklich unentbehrliche Arzneimittel. Bei dem Rest handelt es sich um Kombinationspräparate. Spötter behaupten gerne, dass Apotheker und Ärzte nie Pharma- oder Biotechnologieaktien kaufen würden. Daran mag ein Quäntchen Wahrheit sein, man würde aber der Biotechnologiebranche Unrecht zufügen, wenn man die Erfolge außer Acht ließe. Tatsächlich gelang es einzelnen Unternehmen, neue Medikamente auf den Markt zu bringen; die Aktien dieser Biotechnologieunternehmen stießen wie Kursraketen in den Aktienhimmel empor. Die meisten Unternehmen jedoch forschen noch immer und sind gleichsam auf Kredit finanziert, ohne jemals auch nur ein einziges Medikament hervorgebracht zu haben. Die besonders lukrativen, gewinnbringenden Biotechnologieschmieden werden häufig kurz nach dem Bekanntwerden der Forschungsergebnisse von Pharmakonzernen übernommen. Anleger, die rechtzeitig einsteigen, profitieren natürlich von diesen Übernahmeangeboten. Insgesamt betrachtet ist es aber äußerst schwierig, ein aussichtsreiches Biotechnologieunternehmen aus der Vielzahl herauszupicken. Selbst hoch qualifizierte Pharmakologen entdecken oft erst im Endstadium die gefährlichen Nebenwirkungen eines Arzneimittels, was das sofortige Aus bedeutet. Da etliche Biotechnologieunternehmen keine breite finanzielle Basis haben, ist damit der Untergang des Unternehmens vorprogrammiert.

Als Fazit kann man festhalten: Prüfen Sie das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens. Überlegen Sie, ob es jemals profitabel sein kann. Sie müssen nicht unbedingt wissen, was ein Cashflow, ein Return on Investment oder eine Gesamtkapitalrentabilität ist. Wenn Sie aber das Gefühl haben, dass diese Branche nicht wirklich Gewinne erzielt, dann lassen Sie es sein.

Stellen Sie sich ein Unternehmen vor, dass sich schon zu Lebzeiten ein Museum errichtet. Vielleicht mag die Architektur gar mit dem Guggenheim-Museum in New York wetteifern und das Gebäude entfernt an eine etwas zerdrückte Hutschachtel erinnern, aber zehrt dieses Unternehmen nicht von den Meriten einer glorreichen Vergangenheit, die allmählich zu verblassen beginnen? Eine große Vergangenheit kann durchaus ein Vorteil sein, aber wenn das Unternehmen in seiner Innovationskraft nachlässt und den Kundendienst vernachlässigt, wird sich dies früher oder später im Aktienkurs niederschlagen.

Als erfolgreicher Anleger sollten Sie daher immer Folgendes beherzigen:
• Wählen Sie nur Unternehmen aus, die Sie persönlich überzeugen und mit denen Sie sich identifizieren können. Eine Aktie
ist kein Stück Papier, sondern eine Unternehmensbeteiligung. Wenn Sie keine Unternehmen mögen, in denen die Investor- Relations-Abteilung Ihnen keine Antwort zukommen lässt, in denen Sekretärinnen sich mehr ihrem Frühstück widmen als Ihrem Anliegen, dann kaufen Sie keine solchen Aktien.
• Wenn Sie Vorbehalte haben und ethische Bedenken hegen, sollten Sie keine Rüstungsunternehmen erwerben oder Gesellschaften kaufen, die mit Tabakwaren handeln oder Geschäfte in Ländern betreiben, in denen Kinderarbeit oder schwere Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind.
• Das Unternehmen, das Sie kaufen, sollte Ihnen rundum Zusagen. Schließlich kaufen Sie auch kein Auto mit violetten und erdbeerroten Tupfen oder ein Fahrzeug, dessen Bremsen vielleicht nur noch fünf Kilometer funktionieren und dessen Boden völlig verrostet ist. Der Kauf eines Unternehmens ist nur dann sinnvoll, wenn es auch in fünf oder zehn Jahren noch steigende Gewinne erwirtschaften wird.
• Lassen Sie sich Zeit und prüfen Sie sorgfältig. Es gibt eine unüberschaubare Anzahl von Aktien auf der ganzen Welt. Sie haben eine riesige Auswahl; und jederzeit ergeben sich neue Chancen. Die meisten Menschen widmen dem Kauf eines Autos oder der Buchung einer Urlaubsreise mehr Zeit als dem Kauf von Wertpapieren. Dabei hängen von dieser Entscheidung Ihre Zukunft und Ihre finanziellen Chancen ab.
• Lassen Sie sich auf keinen Fall von dubiosen Tipps, heißen Empfehlungen oder anderen Hinweisen leiten. Prüfen Sie selbst nach. Im Zeitalter des Internets ist es ein Leichtes, Geschäftsberichte und ausführliches Material von den Unternehmensseiten herunterzuladen. Auch wenn die merkwürdige Fachsprache und die vielen Zahlen Sie anfangs abschrecken mögen; nachdem Sie dieses Finanzportals durchgearbeitet haben, werden Sie die wichtigsten Zusammenhänge und Kennzahlen verstehen. Scheuen Sie sich nicht, in der Investor-Relations-Abteilung des Unternehmens per E-Mail oder telefonisch nachzufragen, wenn Sie etwas nicht verstehen oder aktuelle Informationen haben wollen.
• Wenn das Unternehmen in Ihrer Nähe ist, sollten Sie an einer Betriebsbesichtigung teilnehmen. Dadurch erhalten Sie bessere
Eindrücke und können sich selbst ein Bild machen. Wenn Sie wollen, können Sie auch das Produkt oder die Dienstleistung unter die Lupe nehmen. Fragen Sie Kunden, was sie von dem Produkt oder der Dienstleistung halten.

Die Dividendenjäger beim Aktienkauf

Die meisten Hauptversammlungen finden bis auf wenige Ausnahmen zwischen April und Juli statt. Während dieser Monate folgt ein Termin dem anderen, und in den Nachrichten werden täglich oft mehrere Geschäftsberichte vorgestellt. Das ist die Hauptsaison für die so genannten Dividendenjäger. Die Dividende ist die Ausschüttung des Gewinns. Etliche Aktiengesellschaften schütten überhaupt keine Dividende aus – das gilt insbesondere für neu gegründete Unternehmen oder Technologiewerte, die die Gewinne meist wieder reinvestieren. Viele im DAX enthaltenen Unternehmen jedoch schütten traditionell Dividenden aus, und es ist für diese Unternehmen eine Frage der Reputation, die Dividende jedes Jahr beizubehalten oder auch zu erhöhen. Selbst in Krisenzeiten veräußern solche Unternehmen lieber ein paar Immobilien oder Beteiligungen, bevor sie die Dividende kürzen oder völlig streichen. Einige ausgeklügelte Anlagestrategien beruhen auf Dividendenausschüttungen, und ein Unternehmen gilt als umso solider, je länger das Unternehmen kontinuierlich eine gleichbleibende oder sogar steigende Dividende zahlt. Als Kennzahl gibt es die so genannte Dividendenrendite; dabei wird die Ausschüttung durch den aktuellen Aktienkurs dividiert (Beispiel: Wenn ein Unternehmen eine Dividende von 3 Euro je Aktie ausschüttet und der aktuelle Aktienkurs 100 Euro beträgt, dann ist die Dividendenrendite 3 Prozent). Die meisten Aktiengesellschaften liegen in ihrer Dividendenrendite zwischen 0,5 und 3 Prozent. In seltenen Fällen kann die Dividendenrendite sogar über 6 oder 7 Prozent liegen. Für manche Anleger ist diese Ausschüttung gleichsam eine Art zusätzliche Verzinsung oder ein Puffer gegen mögliche Kursverluste. Sie sollten allerdings Vorsicht walten lassen, denn eine hohe Dividendenrendite kann auch dadurch entstehen, dass der Aktienkurs sehr stark zurückgegangen ist; denn in diesem Fall steigt die Dividendenrendite. Wenn Sie eine solche Aktie nur wegen der hohen Ausschüttung kaufen, laufen Sie Gefahr, dass die Aktie ihren Abwärtstrend fortsetzt und Sie Verluste machen. Eine hohe Dividendenrendite ist nur dann für Sie als Anleger lukrativ, wenn der Aktienkurs zuvor über einen längeren Zeitraum gestiegen ist oder zumindest das Niveau beibehalten hat. Kaufen Sie auf keinen Fall vermeintlich interessante Aktien mit hoher Dividendenausschüttung, wenn der Aktienkurs ständig nach unten zeigt.

Dividendenjäger sind gewiefte Anleger, die die vielen Ausschüttungen einsammeln. Sie müssen dazu wissen, dass man die Aktie nur an einem einzigen Tag im Depot haben muss, um die Dividende zu erhalten. Sie müssen die Aktie nicht wochen- oder monatelang oder gar ein Jahr halten, sondern es genügt, wenn sie am Tag der Dividendenberechtigung im Depot war. Dieser Termin ist meist wenige Tage vor der Hauptversammlung. Sie erhalten dann die volle Ausschüttung. Diesen Umstand machen sich viele Dividendenjäger zunutze. Doch diese Strategie hat einige Haken. Allein beim An- und Verkauf der Aktien fallen Bankprovisionen und eventuell die Maklercourtage an. Selbst wenn Sie diese Kosten auf beispielsweise ein Prozent drücken und eine Dividendenrendite von 3 Prozent erzielen, müssen Sie noch Folgendes beachten. Am Tag nach der Dividendenberechtigung sinkt der Aktienkurs meist um die Höhe des Dividendenbetrags. Häufig geht der Aktienkurs sogar noch stärker zurück, da plötzlich einige Anleger, nachdem sie die Ausschüttung erhalten haben, die Aktie abstoßen und dadurch den Kurs noch weiter drücken. Insofern kann der Kursrückgang am Tag nach der Dividendenausschüttung stärker ausfallen, so dass Sie letztlich Verlust machen. Deshalb werden Dividendenjäger die Aktie etwas länger halten, ln vielen Fällen erholt sich der Aktienkurs nach einigen Tagen von der Dividendenausschüttung und steigt wieder, wenn das Unternehmen profitabel arbeitet und gute Zukunftsaussichten hat. Bei Aktiengesellschaften, die Anleger durch hohe Dividenden anlocken wollen, aber mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, kann der Aktienkurs nach der Ausschüttung sehr deutlich nachgeben, und der Kurs erholt sich selbst nach Monaten nicht mehr. Insofern sollten Sie, wenn Sie als Dividendenjäger sich die Saison zwischen April und Juli zunutze machen wollen, nur die besten Aktiengesellschaften heraussuchen. Problematisch ist auch, dass Sie bei der kurzen Haltedauer der Aktien die Kursgewinne versteuern müssen; dies gilt ebenso für die ausgeschüttete Dividende. Experten bezweifeln daher, ob eine solche Dividendenjäger-Strategie nach Abzug aller Transaktionskosten und Steuern wirklich lukrativ ist.

Information und News über die Aktien – Unternehmensinformationen

Jede Aktiengesellschaft ist verpflichtet, Unternehmensinformationen zu veröffentlichen. Diese so genannte Publizitätspflicht bezieht sich in erster Linie auf den Jahresabschluss, der neben der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung den Anhang und den Lagebericht umfasst. Darüber hinaus müssen Aktiengesellschaften auch kursrelevante Neuigkeiten unverzüglich publizieren; man nennt diese Nachrichten Ad-hoc-Mitteilungen.
Unternehmen, die aus welchen Gründen auch immer nicht möchten, dass die Öffentlichkeit sämtliche Umsätze, Gewinne und andere Daten des Unternehmens erfährt, ziehen es häufig vor, als Personengesellschaft zu firmieren, da für diese die Publizitätsvorschriften nicht so streng sind. Viele Lebensmitteldiscounter sind beispielsweise Personengesellschaften. Viele Familienunternehmen scheuen deshalb auch den Weg an die Börse, weil sie dadurch den Aktionären ein weitgehendes Mitspracherecht einräumen und zudem die Finanz- und Ertragslage detailliert offenlegen müssen.
Für den Aktionär hat diese strenge Publizitätspflicht natürlich erhebliche Vorteile, denn dadurch kann man anhand des Jahresabschlusses bis in die Einzelheiten zurückverfolgen, welche Umsätze und Gewinne ein Unternehmen erzielt hat. Aus dem Jahresabschluss geht beispielsweise hervor, wie hoch die Personalkosten waren, ob die Investitionen gestiegen sind oder ob es Sonderabschreibungen für einzelne Maschinen gab.

Der Geschäftsbericht
Wenn Sie sich als Aktionär besonders gründlich über Ihr Unternehmen informieren wollen, ist der Geschäftsbericht ein wichtige Lektüre für Sie. Allerdings ist das seltsame Kauderwelsch häufig nur für Betriebswirte verständlich, da Sie über enorme Vorkenntnisse verfügen müssen, um überhaupt den Aufbau und die Zusammensetzung einer Bilanz zu verstehen. Viele Investor-Relations- Abteilungen verfassen den Geschäftsbericht immer noch so, als wären Aktionäre ausschließlich Banken, Pensionsfonds und Versicherungen. Wenn Sie dennoch den Geschäftsbericht ausführlich studieren möchten, sollten Sie sich zumindest in die Grundlagen der Bilanzanalyse einarbeiten. Zur Veranschaulichung veröffentlichen viele Unternehmen in der Einleitung eine Übersicht mit den wichtigsten Bilanzkennzahlen.

In der Aktienanalyse nennt man die Richtung, die sich mit der Auswertung von Bilanzkennzahlen für prognostische Zwecke befasst, Fundamentalanalyse. Doch auch hier sollten Sie eine gewisse Skepsis walten lassen. Natürlich müssen Unternehmen korrekte Zahlen veröffentlichen, denn ein beauftragter Wirtschaftsprüfer untersucht das Zahlenwerk sorgfältig. In den USA finden manche Aktiengesellschaften keinen Wirtschaftsprüfer mehr, der ihnen ein so genanntes Testat ausstellt, also die Bestätigung, dass die Zahlen in Ordnung sind. Der Grund dafür ist, dass Anleger, die aufgrund unrichtiger Bilanzen die Aktie gekauft haben, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auf Schadensersatz verklagen können.
Von betrügerischen Machenschaften abgesehen, wie sie bei dem Energiekonzern Enron für Schlagzeilen sorgten, müssen die meisten Aktiengesellschaften gar nicht erst zu solchen Tricks greifen; denn allein die Aufstellung des Jahresabschlusses bietet viele Spielräume, die man als Bilanzpolitik bezeichnet.

Die Zahl der Wahl- und Ansatzrechte in der Bilanzierung ist groß, und viele Anleger unterschätzen bei weitem die Möglichkeiten, die die Unternehmen haben. Wenn beispielsweise eine Aktiengesellschaft einen Riesenverlust ausweisen müsste, kann sie durch den Verkauf einer Beteiligung noch einen Gewinn vorzeigen. Deshalb sollten Sie als Anleger den Geschäftsbericht sorgfältig lesen; nicht jeder Gewinn ist wirklich einer, da es viele Methoden gibt, durch kurzfristige Veräußerungen eine desolate Situation zu verschleiern. Umgekehrt sind viele Unternehmen reicher, als man gemeinhin annimmt. Beispielsweise gibt es bei Immobilien häufig einen großen Unterschied zwischen dem tatsächlichen Verkehrswert, der in Innenstadtlagen wie in Frankfurt am Main oder München beträchtlich sein kann, und dem bilanzierten Wert nach einer jahrzehntelangen Abschreibung. Man nennt dieses Phänomen stille Reserven. Die stillen Reserven vieler Aktiengesellschaften sind beachtlich. Auch die Abschreibungen bieten eine Reihe von Möglichkeiten, die wahre Ertrags- und Finanzlage eines Unternehmen geschickt zurechtzurücken. Die meisten Unternehmen machen von diesen legalen Möglichkeiten, das Unternehmensergebnis im Rahmen der Bilanzpolitik zu schönen, Gebrauch. Überhaupt gibt es keine Norm- oder Standardbilanz, da die vielen Wahlrechte jedes Unternehmen vor eine Entscheidung stellen. Stellen Sie sich deshalb die Bilanzierung wie ein Rahmenwerk vor, innerhalb dessen Grenzen die Unternehmen einen großen Freiraum haben.
Erschwerend kommt hinzu, dass es mehrere so genannte Rechnungslegungsstandards gibt. Ein Rechnungslegungsstandard definiert gleichsam die Grundregeln, nach denen eine Bilanz erstellt wird. In Deutschland mussten die Unternehmen bislang nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) bilanzieren, das bereits im 19. Jahrhundert in Kraft trat. Seit einigen Jahren müssen nun Aktiengesellschaften ihre Konzernbilanz nach einem in der EU gültigen europäischen Standard erstellen, den man IFRS – International Financial Reporting Standard – nennt. Früher bezeichnete man ihn auch als IAS (International Accounting Standards). Jedes Einzelunternehmen ist aber weiterhin verpflichtet, eine Bilanz nach HGB vorzulegen.

Als erstmals die Umstellung von HGB auf IFRS erfolgte, staunten viele Finanzexperten, denn die Gewinne der Unternehmen unterschieden sich beträchtlich je nachdem, ob nach HGB oder IFRS bilanziert wurde. Die Unterschiede machten bei großen Aktiengesellschaften oft etliche Millionen Euro aus. An solchen Differenzen können Sie erkennen, dass auch eine so scheinbar offenkundige Kennzahl wie der Gewinn erheblich variieren kann. Die Bilanzierung ist für jeden Anleger eine Art Bermuda-Dreieck, und die vermeintlich exakten Zahlen mit zwei Stellen hinter dem Komma sind bei näherer Betrachtung nur ein bilanztechnisches Konstrukt.
Neben der HGB-Bilanzierung und dem IFRS ist auch der US- GAAP, die amerikanische Form der Bilanzierung, verbreitet. US- Unternehmen bilanzieren folglich nach US-GAAR In anderen Ländern wie Japan, China oder Russland gelten eigene Bilanzierungsvorschriften. Insofern sollten Sie die Angaben zu einzelnen Bilanzkennzahlen und zur Gewinnentwicklung immer mit Vorsicht betrachten, denn in jedem Land gelten eigene Regelungen. Was vielleicht in einem Land als Verlust hätte ausgewiesen werden müssen, führt in einem anderen Staat zu deutlichen Gewinnen. Solche Unterschiede ergeben sich beispielsweise daraus, dass Abschreibungen in unterschiedlichem Ausmaß möglich sind, Grundstücke anders bewertet werden und Pensionsrückstellungen anders eingestuft werden. Besonders problematisch ist die Bewertung von immateriellen Vermögensgegenständen, die im Englischen die fast schon ironisch anmutende Bezeichnung „in- tangible assets“ (wörtlich: „unberührbare“ oder „unantastbare Vermögensgegenstände“) tragen. In manchen Standards dürfen alle immateriellen Vermögensgegenstände, auch selbst geschaffene oder ein imaginärer Firmenwert, angesetzt werden, in anderen Standards wie beispielsweise der HGB-Bilanzierung sind nur entgeltlich erworbene Firmenwerte zulässig.

Die großen Unterschiede zwischen den Standards ergeben sich aus der Rechtstradition und dem Rechtsverständnis der jeweiligen Länder. In Deutschland liegt der Akzent auf dem Gläubigerschutz, der in dem alles beherrschenden Vorsichtsprinzip zum Ausdruck kommt. Dadurch entstehen große stille Reserven, da man bei einer Liquidation des Unternehmens die Gläubiger zufrieden stellen möchte. Der europäische und der US-amerikanische Standard stellen dagegen den Investorenschutz in den Vordergrund; die Ertrags- und Finanzlage der Unternehmen soll möglichst realistisch bewertet werden, damit der Aktionär jederzeit weiß, wie viel sein Unternehmen tatsächlich wert ist. Beide Ausrichtungen haben ihre Vor- und Nachteile, und man kann nicht wirklich sagen, welcher Standard besser ist, denn die Zielsetzung ist jeweils eine völlig andere.

Als Aktionär sollten Sie auf jeden Fall beachten, dass jede Bilanz nur ein Kompromiss zwischen den gesetzlichen Rahmenbedingungen und den Bedürfnissen des Unternehmens ist. Unterschätzen Sie nie den großen Spielraum bilanzpolitischer Maßnahmen, so dass im Extremfall ein deutlicher Verlust durch geschickte und legale Transaktionen in einen Gewinn verwandelt werden kann. Insbesondere Unternehmen, die eine kontinuierliche Dividendenpolitik verfolgen und ihre Aktionäre nicht verärgern möchten, werden eher einige Beteiligungen oder Grundstücke abstoßen oder Abschreibungen niedriger ansetzen, als einen Verlust auszuweisen.
Sie sollten die Gewinne von Unternehmen mit unterschiedlichem Rechnungslegungsstandard gar nicht oder nur mit Vorbehalt vergleichen. Es macht letztlich keinen Sinn, die Kennzahlen von japanischen, amerikanischen oder europäischen Unternehmen zu vergleichen, wenn die zugrundeliegende Bilanzierung deutlich voneinander abweicht. Dasselbe gilt für Unternehmen aus Schwellenländer, so genannten Emerging Markets; in diesen Ländern ist häufig noch nicht einmal die Rechtssicherheit gegeben, so dass die Unternehmen die Zahlen im Zweifelsfall manipulieren können. Zwar versuchen die Regierungen dieser Länder solche Machenschaften zu unterbinden, um ausländische Investoren zu gewinnen, aber ähnlich wie beim Kampf gegen die Korruption ist dies noch ein weiter Weg. Die Bilanzen von Unternehmen aus Emerging Markets sollten Sie daher mit äußerster Vorsicht betrachten.

Die Quartalsberichte
Manche Aktiengesellschaften, die besondere Voraussetzungen erfüllen, müssen zusätzlich Quartalsberichte erstellen – das gilt beispielsweise für alle im DAX gelisteten Unternehmen. Die Quartalberichterstattung ist in den USA schon lange üblich und setzt sich nun auch in Deutschland durch. Für den Anleger hat dies den Vorteil, dass man die Entwicklung des Aktienkurses stets mit der Gewinnsituation und der Umsatzentwicklung in dem betreffenden Unternehmen vergleichen kann. Die vierteljährlichen Termine werden von den Analysten, Investoren und Anlegern sehr genau wahrgenommen und die publizierten Zahlen sofort mit den Erwartungen und Prognosen der Analysten verglichen. Aktiengesellschaften, die diesen Vorhersagen und Analysen nicht gerecht werden oder sogar eine „Gewinnwarnung“ ankündigen müssen, werden an der Börse sehr schnell durch deutliche Kursverluste abgestraft. Ein Quartalsbericht kann so zum Kursrückgang von einigen Prozent führen, wenn das Unternehmen einen Umsatzrückgang, Verluste oder einen Gewinneinbruch meldet. Vielfach reicht es schon, wenn das Unternehmen die von den Analysten prognostizierten Gewinne nur geringfügig verfehlt. Der Begriff „Gewinnwarnung“ hat hier fast schon eine ironische Note, denn damit bezeichnet man nicht etwa die Warnung vor einem eigentlich erfreulichen Gewinn, sondern dass der angepeilte Gewinn verfehlt wurde oder sogar ein Verlust entstanden ist.
Quartalsberichte haben für den Anleger den entscheidenden Vorteil, dass sie die Entwicklung des Unternehmens in vierteljährlichen Abständen akribisch verfolgen können. In Deutschland stieß die Quartalberichterstattung anfangs nur auf wenig Gegenliebe bei den Unternehmen, denn die Vorstände sind nun gezwungen, jedes Quartal beste Leistungen vorzuweisen, sonst sind Anleger sofort geneigt, die Aktie abzustoßen. Andererseits führen diese kurzen Perioden dazu, dass in den Unternehmen die langfristige Planung von einem kurzfristigen Aktionismus abgelöst wird. Unter dem Druck der Quartalberichterstattung benötigt ein Vorstand viel Mut, um langfristige Investitionen durchzusetzen, denn diese führen zumindest vorübergehend zu einem Gewinnrückgang.

Ad-hoc-Mitteilungen
Zu den wichtigen Unternehmensinformationen zählen die Ad- hoc-Mitteilungen, die der Gesetzgeber eingeführt hat, damit Anleger stets über aktuelle kursrelevante Ereignisse unterrichtet sind. Geschehnisse, die den Kurs unmittelbar beeinflussen können, müssen nach dem Wertpapierhandelsgesetz unverzüglich (auf lateinisch: ad hoc) veröffentlicht werden. Natürlich ist es eine Ermessensfrage, was als kursrelevant eingestuft wird, und genau an dieser Stelle beginnt die eigentliche Problematik. Es besteht ein Konsens, dass eine drohende Überschuldung des Unternehmens, die bei Aktiengesellschaften bereits ein sofortiger Insolvenzgrund ist, Zahlungsunfähigkeit oder der Verkauf größerer Unternehmensteile umgehend veröffentlicht werden müssen. Ad-hoc-Mitteilungen erscheinen auf der Webseite des Unternehmens und in überregionalen Tageszeitungen, die von der Börse als Pflichtblatt anerkannt sind. Darüber hinaus muss das Unternehmen die zuständige Aufsichtsbehörde, nämlich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) und die Börsenverwaltung unterrichten. In schwerwiegenden Fällen kann die Aufsichtsbehörde – beispielsweise bei einer bevorstehenden Insolvenz – den Kurs vorübergehend aussetzen, um einen Insiderhandel zu verhindern. Denn sonst könnten die bereits informierten Vorstände und Führungskräfte im Unternehmen ihre Aktien rechtzeitig verkaufen, was andere Anleger benachteiligen würde.
Zu Zeiten des Börsenbooms der New Economy, als Internetaktien kometengleich aufstiegen, kamen einige Unternehmen auf die Idee, mit Hilfe von Ad-hoc-Mitteilungen den Kurs in die Höhe zu treiben. Es wurden bereits anstehende Projekte als kursrelevante Nachricht veröffentlicht, obwohl es nur um erste Vorverhandlungen ging. Gelegentlich erhielt das Unternehmen dann doch nicht den Zuschlag, aber durch die Ad-hoc-Mitteilung war der Aktienkurs bereits stark angestiegen. Als durchsickerte, dass der Kunde kein Interesse zeigte, sackte der Aktienkurs wieder ab. Während der Boomjahre der New Economy wurden solche Ad-hoc-Mittellungen regelrecht wie ein Marketinginstrument eingesetzt. Als die Internetblase 2001 platzte und viele der neu gegründeten Technologie- und Internetunternehmen drastische Kurseinbußen verzeichneten, wurden immer mehr Manipulationen offenkundig. Der Gesetzgeber hat daraufhin die Regeln verschärft. Kursmanipulation wurde strafbar, und Unternehmen, die irreführende, verspätete oder falsche Ad-hoc-Mitteilungen veröffentlichen oder wichtige Informationen verschweigen, müssen damit rechnen, dass Aktionäre Schadenersatz geltend machen.

Insiderhandel
Unter Insiderhandel versteht man, dass Personen, die unmittelbar wichtige Erkenntnisse über eine Aktiengesellschaft haben, diese zu ihrem Vorteil nutzen. In der Praxis können dies Vorstände sein, die natürlich einen direkten Einblick in die laufenden Geschäfte haben. Aber auch Aufsichtsratsmitglieder oder Führungskräfte verfügen über den nötigen Zugang zu wichtigen internen Informationen. In Pharmaunternehmen oder anderen forschungsintensiven Branchen können auch die beteiligten Wissenschaftler Insider sein. Wenn beispielsweise Labortests die hohe Wirksamkeit eines neuen Krebsmedikaments oder einer Impfung belegen, dann könnte der Forscher heimlich Aktien an der Börse kaufen, ehe dies der Öffentlichkeit bekannt wird, und von dem anschließenden Kursanstieg enorm profitieren. Solche Insider nennt man Primärinsider, da sie direkt an der Nachrichtenquelle sitzen. Als Sekundärinsider bezeichnet man Personen, die über Umwege Kenntnis von solchen Neuigkeiten erlangen wie etwa die Vorstandssekretärin.

In Deutschland und in den meisten anderen Ländern ist diese Benutzung von internen Informationen, was auch als Frontrunning bezeichnet wird, verboten. Daher prüft die zuständige Aufsichtsbehörde, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), ob es vor der Veröffentlichung einer wichtigen Nachricht zu Unregelmäßigkeiten oder Auffälligkeiten im Verlauf des Aktienkurses kam. Im Zweifelsfall kann die Behörde solche Vorfälle zurückverfolgen. Um eine weitere Transparenz zu ermöglichen, gibt es in manchen Ländern Gesetze, die für einen bestimmten Kreis von Personen Aktiengeschäfte meldepflichtig machen. So müssen Vorstände und Aufsichtsräte, deren (Ehe-) Partner und Verwandte ersten Grades Geschäfte mit den Aktien der jeweiligen Gesellschaft melden, wenn innerhalb eines Monats Aktien für mehr als 25.000 Euro ge – oder verkauft wurden. Solche Geschäfte nennt man mit dem Fachbegriff „Director Dealings“. In den USA werden diese Vorschriften wesentlich strenger gehandhabt, denn dort müssen die Aktiengeschäfte bereits vorher angemeldet werden. In Deutschland hingegen erfolgt die Meldung oft Wochen später; darüber hinaus müssen juristische Personen – also beispielsweise eine GmbH oder ein Verein – gar keine Meldung machen.
Für Sie als Anleger können die „Director Dealings“ ein wichtiger Hinweis auf eine interessante Aktie sein. Sie sollten allerdings die amerikanischen Meldungen heranziehen, da diese aufgrund der strengen Regelungen zuverlässiger sind. Wenn beispielsweise der Vorstand eines Biotechnologieuntemehmens für Hunderttausende von Dollar Aktien des eigenen Unternehmens kauft, dann deutet dies darauf hin, dass das Unternehmen möglicherweise kurz vor einem großen Durchbruch steht. Natürlich handelt es sich hier nicht um Insidergeschäfte, sondern der Vorstand ist nur aufgrund der allgemeinen Situation im Unternehmen der Auffassung, dass das Unternehmen in Zukunft noch stärker prosperiert und gedeiht. Umgekehrt sollten Sie eine Aktie meiden, wenn bekannt wird, dass Vorstände oder Aufsichtsräte größere Aktienpakete verkaufen.

In den USA wurde aus diesen „Director Dealings“ bereits eine Anlagestrategie entwickelt, der sich Investment- und Pensionsfonds bedienen. Aufgrund der strengen Gesetzgebung in den USA werden alle Transaktionen veröffentlicht, und daher können aus Aktienkäufen und -Verkäufen sofort Rückschlüsse auf das Potenzial einer Aktie gezogen werden. Dennoch sollten Sie als Anleger bedenken, dass trotz der Nähe, die Vorstände und Aufsichtsräte haben, manche auch infolge ihrer „Betriebsblindheit“ sich anbahnende Krisen nicht erkennen. Anders als etwa das Marketing haben Vorstände und Aufsichtsräte nicht immer Kundenkontakt und Marktnähe, was schon vielen Unternehmen zum Verhängnis geworden ist.

Die Rolle des Aktionärs beim Aktienkauf

Als Aktionär sind Sie Miteigentümer des jeweiligen Unternehmens, deshalb gelten Aktien als Beteiligungspapiere. Anders als bei Anleihen haben Sie keinen Anspruch auf eine regelmäßige Verzinsung Ihres Kapitals. Ihr eigentlicher Gewinn besteht aus den Kursgewinnen, die die Aktie erzielt, und der ausgeschütteten Dividende. Einige Aktien, insbesondere Technologiewerte, schütten keine Dividende aus und reinvestieren die Gewinne sofort wieder. Als Aktionär besteht dann Ihr Gewinn in der Kurssteigerung der Aktie. Die meisten Anleger kaufen ohnehin Aktien vorwiegend wegen der Aussicht auf solche Kurszuwächse, wenngleich die Dividendenrendite bei einigen Anlagestrategien eine wichtige Rolle spielt.

Bei einer Insolvenz stehen Aktionäre bei der Verteilung des noch vorhandenen Restvermögens in der Rangfolge an einer der letzten Stellen, da zuerst beispielsweise die ausstehenden Löhne und Gehälter bezahlt und Sozialbeiträge entrichtet werden. Vor den Aktionären werden auch zuerst die Ansprüche der Anleiheninhaber, der Obligationäre, beglichen. Trotz dieses Risikos haben Aktionäre den Vorteil, dass sie in vollem Umfang von steigenden Kursgewinnen profitieren.
Früher hatten Aktien meist einen Nennwert, der auf einen bestimmten Geldbetrag lautete und einen Anteil am so genannten Grundkapital darstellt. Ein Aktiengesellschaft ist eine juristische Person; darunter versteht man, dass eine solche Gesellschaft im Rechtsverkehr wie eine Person behandelt wird, d.h. sie kann als Ganzes beispielsweise Verträge abschließen. Unternehmen, die keine juristische Person sind, können im Gegensatz dazu, nur wichtige Verträge abschließen, wenn alle Verantwortlichen in der Geschäftsführung zustimmen. Darüber hinaus ist eine Aktiengesellschaft ähnlich wie eine GmbH eine Kapitalgesellschaft, bei der
die Haftung eingeschränkt ist. In diesem Zusammenhang ist der Begriff Grundkapital wichtig; wenn eine Aktiengesellschaft insolvent wird, beschränkt sich die Haftung auf das Grundkapital. Mehr können die Gläubiger nicht fordern.
Vor der Euro-Umstellung wurde auf jede Aktie der Nennwert (Nominalwert) aufgedruckt; wenn beispielsweise der Nennwert 5 D-Mark lautete und eine Million Aktien ausgegeben wurde, dann belief sich das Grundkapital auf 5 Millionen D-Mark. Bis zu dieser Summe musste die Aktiengesellschaft für Verbindlichkeiten haften. Nach der Euro-Umstellung im Jahre 2002 zogen die meisten Unternehmen ein anderes Verfahren vor, das bereits in den USA gängig war: die nennwertlose Aktie. In diesem Fall wird das festgelegte Grundkapital einfach durch die Anzahl der Aktien dividiert. Wenn ein Unternehmen über ein Grundkapital von 10 Millionen Euro verfügt und 10 Millionen Aktien ausgegeben hat, dann beträgt der rechnerische Nennwert einer Aktie einen Euro. Die Aktie repräsentiert sozusagen eine Quote am Grundkapital, daher bezeichnet man nennwertlose Aktien auch als Quotenaktien. Im Grunde ist es für Sie als Anleger völlig unwichtig, ob Ihre Aktie eine Nennwertaktie oder eine nennwertlose Aktie (Quotenaktie) ist. Der Unterschied besteht darin, dass bei der einen der Wert auf der Aktienurkunde aufgedruckt ist, bei der anderen nicht. Für die Unternehmen hat das lediglich den Vorteil, dass sie sich den Druck neuer Urkunden ersparen. Für Sie selbst ändert sich dadurch nichts. Überhaupt werden Sie Ihre Aktien nie zu Gesicht bekommen, denn heutzutage werden alle Aktien nahezu ausnahmslos elektronisch verwaltet. Anleger, die sich die Aktienurkunden aushändigen lassen wollen, werden wohl bei jeder Bank Erstaunen und dann Misstrauen auslösen. Der Grund: Solche Tafelgeschäfte, wie man sie nennt, werden meist gemacht, um die Dividendencoupons im Ausland einzulösen; diese müssen Sie natürlich in Deutschland versteuern. Die Bank wird daher solche Tafelgeschäfte von vornherein ab lehnen. Bei Anleihen ist man inzwischen sogar dazu übergegangen, keine Einzelurkunden mehr auszudrucken.

Richtige Aktienurkunden können Sie daher nur noch bei historischen Wertpapieren zu sehen bekommen, die auf Auktionen ähnlich wie Briefmarken oder Münzen gehandelt werden.

Der Kurswert einer Aktie liegt natürlich in der Regel um ein Vielfaches über dem Nennwert, denn der Kurswert ist abhängig von der Einschätzung der Marktteilnehmer, von der Finanz- und Ertragslage des Unternehmens und von der allgemeinen Börsenstimmung. Auch wenn der Nennwert einer Aktie nur 5 Euro beträgt, kann ihr Kurswert beispielsweise bei über 1000 Euro liegen. Für Sie als Aktionär ist der Nennwert also völlig uninteressant. Das Entscheidende ist der aktuelle Kurs der Aktie. In besonders dramatischen Fällen, wenn schlechte Nachrichten über das Unternehmen im Umlauf sind und eine mögliche Insolvenz bevorsteht, kann die Aktie an der Börse so gebeutelt werden, dass der Kurs unter den Nennwert sinkt. Dies wäre ein unübersehbares Alarmsignal. Glücklicherweise sind solche Fälle relativ selten, denn es würde bedeuten, dass die Aktiengesellschaft an der Börse weniger wert ist als in der Bilanz.

Information und News über die Aktien – die Tageszeitungen und Zeitschriften

Die Tageszeitungen, die schon früher regelmäßig über Aktien und andere Wertpapiere berichteten und den Kurszettel der Börsen abdruckten, haben in den letzten Jahren eine Schwerpunktbildung eingeleitet. Viele Wirtschaftsredaktionen befürchten immer, in der Beliebtheitsskala der Leser auf dem vorletzten Platz vor dem Feuilleton zu landen. Daher haben die Bemühungen zugenommen, die Leserschaft nicht durch langatmige Unternehmensnachrichten aus der Provinz zu langweilen. Heute im Trend liegen informative Beiträge, die einen großen Kreis von Lesern ansprechen. Zu diesen Themen zählen aktuelle Artikel zur Geldanlage und zur Altersvorsorge.

In Deutschland sind die meisten Tageszeitungen mit einer umfassenden Börsenberichterstattung überregionale Zeitungen, die ein hohes Ansehen genießen, oder reine Wirtschaftszeitungen.

Neben Tageszeitungen erhalten Sie Börseninformationen auch über gängige Wirtschaftsmagazine, die häufig einzelne Aktien, Trends oder Börsen analysieren und den Lesern konkrete Tipps geben. Solche Berichte und Reportagen zeichnen sich vor allem durch ihre fundierte Hintergrundrecherche aus; die meisten Artikel sind bereits, wenn die Zeitschrift erscheint, einige Tage alt, so dass die Zahlen nicht mehr aktuell sind. Dennoch können solche Wirtschaftsmagazine für viele Anleger eine Hilfestellung sein, zumal einige Magazine speziell auf Themen eingehen, die für das Management relevant sind. Hierzu gehören Informationen zur Altersvorsorge, zu Steuerstrategien und zum Vermögensaufbau für Führungskräfte. Viele der in diesen Wirtschaftsmagazinen enthaltenen Börsentipps sind langfristig ausgerichtet und orientieren sich eher an grundlegenden Investmentideen.

Börsenjournale hingegen stellen einzelne Aktien und Investmentmöglichkeiten vor. Die Wertpapiere werden sehr ausführlich besprochen und erläutert, und häufig enthalten diese Börsenjournale eine Übersicht der in Deutschland gehandelten Aktien mit den jeweiligen Kennzahlen. Für viele Anleger können diese Börsenjournale zur Orientierung nützlich und hilfreich sein. Betrachten Sie aber die oft vorgestellten Musterdepots mit einer gewissen Skepsis. Auch wenn angeblich in der Vergangenheit überdurchschnittlich hohe Renditen erzielt wurden, sollten Sie Vorsicht walten lassen; denn diese Musterdepots werden bisweilen innerhalb kürzester Zeit (wöchentlich oder monatlich) umgeschichtet. Als Privatanleger sollten Sie bedenken, dass so häufige Umschichtungen mit erheblichen Transaktionskosten (Gebühren, Provisionen, Steuern) verbunden sind und die Rendite drastisch schmälern. Nach dem häufigen Wechsel von Wertpapieren bleibt Ihnen unter dem Strich kaum ein nennenswerter Gewinn übrig. Die überdurchschnittlichen Ergebnisse der Börsenjournale kommen bisweilen auch dadurch zustande, dass nur über die erfolgreichen Investments berichtet wird und Verlierer weggelassen werden. In letzter Zeit bemühen sich einige Börsenjournale, mehr Transparenz zu zeigen, und listen sowohl Gewinner als auch Verlierer auf. Dennoch kann es auch andere Probleme bei der Umsetzung solcher vermeintlich lukrativer Musterdepots geben. Wenn beispielsweise ein Stoppkurs festgelegt wird, der 10 Prozent unter dem Einstandspreis liegt, dann können Sie als Anleger nicht davon ausgehen, dass in einer Krisensituation die Bank Ihre Wertpapiere entsprechend Ihrer Stop-Loss-Order zu diesem Preis verkauft. Wenn die Kurse plötzlich absacken, kann ein Verkaufsauftrag auch erst nach einem Verlust von 15, 20 oder mehr Prozent zustande kommen. Überhaupt sind die in vielen Börsenjournalen angegebenen Ziel- und Stoppkurse eine Illusion, da niemand vorhersagen kann, ob die Aktie wirklich den Zielkurs erreichen wird. Lassen Sie sich also nicht von den scheinbar exakten Zieldaten beeindrucken; in der Realität hält sich kein Aktienkurs daran. Untersuchungen haben ohnehin ergeben, dass die rührigen Redaktionen genauso oft in ihrer Kursprognose daneben liegen wie Banken und Analysten. Je reißerischer ein Artikel geschrieben ist, um so nachdenklicher sollten Sie werden.

Dies gilt auch für Börseninformationsdienste, die häufig als Abonnement an Anleger vertrieben werden. Diese Dienste, die oft mit überdurchschnittlichen Erfolgschancen und einer Rendite von mehreren hundert Prozent werben, sind relativ teuer, und ob die Tipps und vermeintlichen „Hot Stocks“ wirklich zu den Stars zählen, sollten Sie eher skeptisch beurteilen. Nur ein Börseninformationsdienst, der Ihnen eine lückenlose Erfolgsstory präsentiert, wäre sein Geld wert. Aber selbst dann sollten Sie beachten, dass es keinen Sinn macht, eine Aktie eine Woche zu halten und dann wieder abzustoßen. Die Transaktionskosten und die Steuern, die Sie dann zahlen müssen, steigen ins Unermessliche, so dass Ihre Rendite sehr schnell schrumpft. Seien Sie also vorsichtig, wenn Börseninformationsdienste mit gigantischen Renditen oder außergewöhnlichen Erfolgschancen werben. Dasselbe lässt sich für Hotlines und E-Mail-Abonnements sagen.

Mitwirkung der Aktionäre beim Aktienkauf

Die wichtigste Möglichkeit der Aktionäre, auf die Aktiengesellschaft Einfluss zu nehmen, ist die einmal jährlich stattfindende Hauptversammlung, auf der jeder Aktionär ein umfassendes Auskunftsrecht hat. Selbst wenn Sie nur eine einzige Aktie des Unternehmens besitzen, dürfen Sie an der Hauptversammlung teilnehmen und Fragen einreichen. Die Aktiengesellschaft muss Ihre Fragen wahrheitsgemäß und ausführlich beantworten. Im Zuge der Internationalisierung hat sich die Bereitschaft der Unternehmen, eine transparente Unternehmenspolitik zu betreiben, erheblich verbessert, da in vielen anderen Ländern die Aktionäre im Mittelpunkt des Interesses stehen. Wurden die Anteilseigner früher noch recht stiefmütterlich behandelt, so hat sich dies in den letzten Jahren sichtlich geändert. Nur in wenigen Fällen, wenn essenzielle Interessen des Unternehmens gefährdet sind, kann das Unternehmen die Auskunft verweigern, was jedoch meist die Neugier der Öffentlichkeit erst weckt. Jeder Aktionär darf zudem auf der Hauptversammlung an der Aussprache teilnehmen; wegen der vielen Redebeiträge ist aber die Redezeit meist begrenzt.
In Deutschland ist die Aktienkultur noch weit unterentwickelt; selbst in Ländern wie Kanada oder Südafrika, die von der Bevölkerung kleiner sind als Deutschland, nehmen Aktien einen höheren Stellenwert ein. Die meisten Aktionäre unter den Privatanlegern findet man in Ländern wie Schweden und in den USA, wo selbst die Pensionen in Wertpapieren angelegt werden. In Deutschland hingegen ist der Anteil von Privatanlegern, die Aktien besitzen, gering ausgeprägt. Viele assoziieren mit dem Wort „Aktie“ Spekulation und Gefahr. Überhaupt beklagen manche Autoren, in Deutschland herrsche in vielen Bereichen ein Defizit an Fachkenntnissen im Finanzbereich, das dazu führe, dass immer noch Lebensversicherungen, Termingelder und Bausparverträge die Altersvorsorge bestimmten. Diese Sicherheitsorientierung, die sich auch darin widerspiegelt, dass es in Deutschland nur 8 Prozent Selbstständige gibt, während es in den USA fast ein Drittel ist, führt dazu, dass die meisten Menschen die Börse meiden. Auch in der Politik finden Versicherungen häufig mehr Gehör als die Interessen von Aktionären.

Dies zeigt sich in den Hauptversammlungen, in denen Banken und Versicherungen den Großteil der Aktien halten. Die Privatanleger sind nur eine verschwindend kleine Minderheit, die nur selten auf die Entscheidungen Einfluss zu nehmen vermag. In der Regel sind sich die Großaktionäre einig, so dass es auf Hauptversammlungen nur in äußerst seltenen Fällen zu einer Kampfabstimmung kommt. In den meisten Fällen werden die vorgeschlagenen Entscheidungen zu fast hundert Prozent gebilligt. Bisweilen konnten kritische Aktionäre in ihren Redebeiträgen oder durch gezielte Kampagnen auf Missstände und Fehlentwicklungen publikumswirksam aufmerksam machen, aber bei den eigentlichen Abstimmungen herrschte unter den Großaktionären Konsens. Allerdings war in der Vergangenheit häufiger zu beobachten, dass manche Hauptanteilseigner von ihrem Votum Gebrauch machten, das gilt insbesondere für die Hedgefonds, die als Investoren großen Wert auf solide Renditen legen. Mancher Vorstand musste unter dem massiven Druck dieser Anleger seinen Stuhl räumen.

Die Einladung zur Hauptversammlung wird von der jeweiligen Depotbank verschickt; dies gilt allerdings nur bei inländischen Aktien; bei ausländischen Aktien müssen Sie sich selbst um die Einladung bemühen, was eine umständliche Prozedur sein kann. In den seltensten Fällen werden Sie als Anleger ohnehin eigens in die USA oder nach Australien reisen, um dort an einer Hauptversammlung teilzunehmen. Auf der Einladung steht ein Textabschnitt, mit dem Sie Ihre Depotbank bevollmächtigen können, für Sie abzustimmen. In der Vergangenheit war dieses so genannte Depotstimmrecht der Bank umstritten, da viele Kreditinstitute es dazu nutzten, eigene Interessen noch besser durchzusetzen. Sie können aber Ihrer Bank eine Weisung erteilen, bei bestimmten Entscheidungen nach Ihren Vorgaben abzustimmen. Wenn Sie ohne jegliche Einschränkung der Bank die Vollmacht erteilen, wird sie allen Empfehlungen des Vorstandes zustimmen. Neuerdings ist es bei manchen Hauptversammlungen auch möglich, sich im Internet registrieren zu lassen und dann elektronisch abzustimmen.

Eine andere Möglichkeit, wenn Sie selbst sich nicht in die Materie einarbeiten, aber Ihr Stimmrecht trotzdem wahrnehmen wollen, ist es, eine Aktionärsvereinigung zu beauftragen. Diese Vereinigungen zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich kritisch und sachkundig mit der Agenda der Hauptversammlung und den Empfehlungen des Vorstandes auseinandersetzen. Im Zweifelsfall bringen sie Gegenanträge ein, üben öffentliche Kritik und reichen eine Klage ein, wenn sie den Eindruck haben, dass der Vorstand nicht die Interessen der Aktionäre wahrt oder unrechtmäßig Auskünfte verweigert. In Deutschland gibt es mehrere wichtige Aktionärsvereinigungen, die in der Vergangenheit viel Zuspruch gefunden haben: die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), die Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) und der Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Aktionärsvereinigung Internetadresse
Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) dsw-info*de
Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) Sdk*org
Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre e.V. kritischeaktionaere*de

Um an der Hauptversammlung teilzunehmen, müssen Sie eine beigefügte Antwortkarte ausfüllen; Ihre Bank schickt Ihnen dann die Eintrittskarten rechtzeitig zu, die zugleich als Stimmkarten dienen. Sieben Tage vor dem Beginn der Hauptversammlung sperrt die Bank die betreffenden Aktien in Ihrem Depot, wenn Sie eine Eintrittskarte bestellt haben; diese Maßnahme wird deshalb durchgeführt, damit niemand die Aktien, über die er dann in der Hauptversammlung abstimmt, vorher verkaufen kann. Die Aktien werden einen Tag nach der Hauptversammlung im Depot wieder freigegeben.

Selbst wenn Sie es für nicht so wichtig halten, an einer Hauptversammlung teilzunehmen, sollten Sie sich dennoch überwinden – allein um die Atmosphäre bei einer solchen Veranstaltung kennen zu lernen. Zudem kann es amüsant sein zu sehen, wie manche Vorstände vor laufenden Kameras sich Statements und Erklärungen abringen. Bei solchen Veranstaltungen haben Sie zudem Gelegenheit, eine Vielzahl von Menschen kennen zu lernen, die sich professionell mit dem Aktiengeschäft befassen, oder mit anderen Privatanlegern Meinungen auszutauschen. Nutzen Sie diese Gelegenheit für das, was man auf Neudeutsch „Networking“ nennt, um Beziehungen zu knüpfen, die Ihnen später vielleicht beruflich von großem Nutzen sein können.

Die Tagesordnung der Hauptversammlung der Aktionäre

Obwohl bei einer Hauptversammlung die unterschiedlichsten Themen oder Fragen zur Sprache kommen können, besteht die Tagesordnung aus einigen Punkten, die auf jeder Hauptversammlung zur Abstimmung gelangen. Der erste Punkt in der Agenda ist der Jahresabschluss. Der Vorstand stellt die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung sowie den Lagebericht vor, der meist einen Ausblick und eine Prognose für das nächste Geschäftsjahr enthält. Bei der Vorstellung des Jahresabschlusses haben die Teilnehmer der Hauptversammlung die Möglichkeit, Fragen zu stellen und sich Details erläutern zu lassen – beispielsweise wie sich außer
ordentliche Erträge zusammensetzen, wie immaterielle Vermögensgegenstände bewertet wurden oder ob es Änderungen bei den Abschreibungen und bei den Ansatzwahlrechten gab, was ohnehin im Anhang erläutert werden muss. Experten können trotz der bilanzpolitischen Spielräume oft kritische Punkte in Bilanzen erkennen und nachfragen. Zwar ist es selbst für Experten schwierig, im Datendschungel des Jahresabschlusses neuralgische Punkte sofort zu erkennen, aber die meisten Bilanzexperten sind natürlich mit den Finessen vertraut und wissen bei welchen Posten und Ansatzwahlrechten man besonders genau nachhaken muss.
Der zweite wichtige Abstimmungspunkt auf der Agenda ist die Verwendung des Bilanzgewinns. Ein Teil des Bilanzgewinns wird als Rücklage verwendet; darüber entscheidet meist vorab die Aktiengesellschaft. Es gibt verschiedene Rücklagen, beispielsweise Kapital- und Gewinnrücklagen. Einige dieser Rücklagen sind gesetzlich vorgeschrieben, andere erfolgen aufgrund der Satzung der Aktiengesellschaft oder aus anderen Gründen freiwillig. Der verbleibende Bilanzgewinn wird dann als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet, wenn die Hauptversammlung dies so beschließt. Bei neu gegründeten Aktiengesellschaften oder Technologieunternehmen erfolgt meist keine Ausschüttung. Bei den meisten Hauptversammlungen löst die Debatte über den Bilanzgewinn häufig Kontroversen aus.

Der dritte wichtige Programmpunkt ist die Abstimmung über die Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats, ln den meisten Fällen werden Vorstand und Aufsichtsrat entlastet, was bedeutet, dass die Aktionäre ihnen das Vertrauen aussprechen. In Krisensituationen und wenn dem Vorstand oder dem Aufsichtsrat gravierende Fehler vorgeworfen werden, kann die Entlastung verweigert werden, was aber relativ selten vorkommt. Auch ein Vorstand, der nicht entlastet wurde, kann entlassen werden. Für Managementfehler, die zu Schadenersatzansprüchen führen, haben die Führungskräfte im Vorstand eine spezielle Versicherung.

Der vierte Punkt, der bei jeder Hauptversammlung auf der Tagesordnung steht, ist die Wahl der Aufsichtsratsmitglieder. Die Aufgabe des Aufsichtsrats besteht darin, die Aktiengesellschaft zu beraten und zu kontrollieren. Darüber hinaus beruft der Aufsichtsrat die Vorstandsmitglieder und kann sie auch entlassen. Die Aufsichtsratsmitglieder werden alle vier Jahre von der Hauptversammlung gewählt. Eine Besonderheit in Deutschland ist dabei die in den 1950er Jahren zuerst in der so genannten Montanunion im Bergbau beschlossene Mitbestimmung, die in den 1970er Jahren auch auf andere Unternehmen durch ein neues Gesetz ausgeweitet wurde. Der Aufsichtsrat wird nämlich zur Hälfte von der Hauptversammlung, also den Aktionären, und zur Hälfte von den Arbeitnehmern gewählt.

Diese vier Punkte stehen stets auf der Agenda einer Hauptversammlung. Daneben gibt es noch besondere Entscheidungen, wenn beispielsweise die Aktiengesellschaft ihr Grundkapital erhöhen und der Vorstand neue Aktien herausgeben möchte. Damit der Vorstand nicht bei jeder Grundkapitalerhöhung die Zustimmung der Hauptversammlung einholen oder im Zweifelsfall eine außerplanmäßige Versammlung anberaumen muss, gibt es die Möglichkeit, einen Vorratsbeschluss zu fassen, der es dem Vorstand erlaubt, auch zukünftig weitere Eigenkapitalerhöhungen vorzunehmen, ohne die Hauptversammlung einzuberufen.

Ein weiterer Punkt, der in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen hat, ist der Rückkauf von Aktien, der durch die Hauptversammlung genehmigt werden muss. Früher gab es solche Aktienrückkaufprogramme in Deutschland relativ selten; in den USA sind sie bereits in den 1990er Jahren populär geworden. Ein Aktienrückkaufprogramm wirkt wie eine verdeckte Dividendenausschüttung und lässt den Aktienkurs meist steigen. Untersuchungen haben sogar gezeigt, dass man darauf eine Anlagestrategie aufbauen kann, die zu einer Rendite führt, die über dem Marktdurchschnitt liegt.

Information und News über die Aktien – die Fernsehsender

Während in früheren Jahrzehnten nur spärliche Informationen über die Börse zu erhalten waren und selbst in der Tagesschau nicht darüber berichtet wurde, hat sich dies in den 1990er Jahren erheblich geändert. Inzwischen wird in jeder Nachrichtensendung ausführlich über die Entwicklung des DAX informiert und auch Unternehmensnachrichten werden behandelt und kommentiert.

Die Fernsehsender
ln den Letzten Jahren sind eigene Fernsehsender entstanden – wie ntv und N24, die umfassend über das Börsengeschehen berichten und eigene Sendungen haben, die Anleger beraten und informieren. Im Ausland und vor allem in den USA gibt es diese ausführliche Börsenberichterstattung schon länger, und so verwundert es nicht, dass CNN, BBC und CNBC in aller Breite Nachrichten über die Börse bringen und Analysten zu Wort kommen lassen. Einige Fernsehsender wie Bloomberg berichten rund um die Uhr in aktuellen Nachrichtensendungen über das Geschehen an den internationalen Wertpapiermärkten.
Besonders vorteilhaft ist auch das sehr reichhaltige Videotext- Angebot bei n-tv, das die Kurse aller deutschen Aktien und eines Großteils der Derivate (Optionsscheine, Zertifikate) ebenso umfasst wie die wichtigsten ausländischen Aktien und die meisten Investmentfonds. Während Sie beispielsweise die Nachrichten ansehen, können Sie so geschickt den Videotext aufrufen und nebenher die aktuellen Kurse erfahren. Auch wenn der Videotext gegenüber dem Internet ein veraltetes und relativ langsames Medium ist, können Sie sich auf diese Weise schnell über die aktuellen Kurse und die Börsentendenzen informieren, ohne dass Sie erst Ihren PC hochfahren müssen.

Information und News über die Aktien – Börseninformationen über das Internet

Es gibt geradezu eine wahre Flut von Börseninformationen. Dank des Internets können Sie heute aktuelle Börsenkurse selbst von exotischen chinesischen Aktien abfragen, oder einen Börsendienst in Nebraska zu Rate ziehen. Die Informationsvielfalt, die das World Wide Web bietet, ist nahezu unbegrenzt und wächst ständig exponenziell. Während früher die Anleger nur ein paar spärliche Informationen aus Tageszeitungen und Börsenjournalen erhielten, kann man heutzutage eine Vielzahl von Nachrichten, Analysen und Meldungen kostenlos im Internet abrufen und verwerten.

Angesichts dieser Fülle ist das Geldanlegen heute besser geworden, denn Sie haben auf alle wichtigen Informationen Zugriff. Musste man sich früher den Geschäftsbericht per Post zusenden lassen, können Sie ihn heute mit wenigen Mausklicks herunter
laden. Ihnen stehen nun die neuesten Analystengutachten aus New York zur Verfügung; Sie können das Handelsblatt ebenso konsultieren wie das Wall Street Journal oder einen chinesischen Fachjournalisten. Allerdings hat diese Informationsflut auch Nachteile: Die Fülle führt dazu, dass neben vielen relevanten und wichtigen Daten auch andere Informationen verbreitet werden. Je mehr Analystengutachten Sie lesen, desto verwirrter werden Sie am Ende sein. Denn häufig widersprechen sich die Beurteilungen einer Aktie. Es ist ein offenes Geheimnis, dass qualitativ hochwertige Informationen auch im Internet selten sind.
Lesen Sie daher Informationen aus dem Internet kritisch, und versuchen Sie, sich ein eigenes Bild von der Sachlage zu machen. Vertrauen Sie bitte niemals irgendwelchen „Geheimtipps“. In den meisten Fällen wird es sich um Leute handeln, die sich nur wichtig machen wollen. Seien Sie immer skeptisch, denn es geht letztlich um Ihr Geld.

Eine wichtige Informationsquelle im Internet sind die Finanzportale, die neben aktuellen Aktienkursen auch eine Fülle von Zusatzinformationen bieten. Dazu gehören ein Unternehmensprofil, die wichtigsten Bilanzkennzahlen, eine technische Analyse, die neuesten Pressemitteilungen, die Termine der Hauptversammlung und Analystengutachten. Geschäfts- und Quartalsberichte können häufig direkt heruntergeladen werden, oder ein Link führt Sie zu der entsprechenden Unternehmensseite. Wenn Sie eine Aktie kaufen möchten, sollten Sie sich vorher in einem Finanzportal über die wichtigsten Merkmale dieser Aktie und die Unternehmensdaten informieren. Manche Dienstleister bieten auch ein kostenloses Musterdepot an.

Falls Sie zum ersten Mal Wertpapiere kaufen, sollten Sie vorher ein solches Musterdepot anlegen und erst spielerisch in das Wertpapiergeschäft einsteigen. In einem solchen virtuellen Depot können Sie die Aktien und andere Wertpapiere in ihrer Wertentwicklung verfolgen und sehr schnell feststellen, welche Rendite Sie mit Ihrer Aktienauswahl erzielt hätten. Dieses Vorgehen ist für alle Neueinsteiger äußerst empfehlenswert, denn in einem solchen virtuellen Depot erwerben Sie ein Gespür für den Aktienmarkt, ohne dass Sie selbst Geld investieren müssen. Es ist sinnvoll, wenn Sie ein solches Musterdepot mehrere Wochen vor Ihrem eigentlichen ersten Aktienkauf führen, damit Sie die Wertschwankungen und die Renditechancen richtig einschätzen können. Viele Neueinsteiger sind beim ersten Aktienkauf ziemlich nervös und etwas beunruhigt, da sie sich noch nicht an die ständigen Kursschwankungen gewöhnt haben. Das führt dazu, dass manche Neulinge den Kurs ihrer Aktie gleich mehrmals am Tag abrufen, und selbst in der Mittagspause noch schnell den neuen Stand abfragen. Wenn Sie bei Ihrem virtuellen Depot das Gefühl haben, dass Sie solche Schwankungen nicht verkraften können, dann sollten Sie keine Aktien kaufen. Auch mit Anleihen lässt sich eine, wenn auch geringere, Rendite erwirtschaften. Das Musterdepot ist gleichsam Ihr Experimentierfeld, das Ihnen aufzeigt, welche Risiken und welche Chancen die Aktienanlage mit sich bringt. Zwar können Sie nicht jahrelang vorher Ihre Aktienstrategien erproben, aber einige Wochen vermitteln Ihnen zumindest eine erste Vorstellung von den Vorgängen an der Börse.

Die meisten virtuellen Depots gestatten es Ihnen, mehrere Unterdepots anzulegen, so dass Sie verschiedene Strategien und Vorgehensweisen testen können. Beispielsweise können Sie jeweils ein eigenes Depot für Aktien, Anleihen und Zertifikate anlegen, oder Sie untergliedern Ihre Wertpapiere nach in- und ausländischen Aktien. Darüber hinaus können Sie in einem solchen virtuellen Depot Charts abrufen und technische Analysen mit Vergleichsindizes durchführen. Ein sehr komfortables Musterdepot können Sie beispielsweise bei comdirect (comdirect*de) kostenlos anlegen.

Viele Finanzportale bieten zusätzlich Diskussionsforen und Chatrooms an, die für den kommunikativen Austausch gedacht sind. In solchen Chats lernen Sie andere Anleger und deren Meinungen zum Börsengeschehen kennen. In den Diskussionsforen werden häufig auch Anlagetipps, Trends oder Einschätzungen weitergegeben. Seien Sie aber stets kritisch, denn auch vermeintliche Experten, die dort unter einem Pseudonym scheinbar sachkundige Expertisen verbreiten, könnten sich schnell als Möchtegern-Experten entpuppen. In den USA gab es bereits mehrfach Fälle, dass bestimmte Aktien in einigen Foren massiv empfohlen wurden, um den Kurs in die Höhe zu treiben. Im Börsenjargon nennt man ein solches Vorgehen „Scalping“, was so viel wie „das Fell über die Ohren ziehen“ bedeutet. Die selbst ernannten Experten hatten sich zuvor mit den Aktien eingedeckt und stoßen sie ab, sobald der Kurs einen Gipfel erklimmt. Daraufhin fällt das Papier meist drastisch wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Solche Kursmanipulationen sind besonders bei Aktien mit niedriger Marktkapitalisierung (also Small Caps) möglich. Einige gingen sogar so weit, Pressemitteilungen in einigen Foren vorzutäuschen, die ein starkes Gewinnwachstum suggerierten. Zwar haben die betroffenen Unternehmen sofort dementiert und die falsche Presseinformation auffliegen lassen, aber bis dahin war der Aktienkurs oft schon innerhalb von Minuten deutlich angestiegen. Die amerikanische Börsenaufsicht, die SEC (Securities Exchange Commission), ahndet solche rechtswidrigen Manipulationen mit harten Strafen. Seien Sie also vorsichtig, wenn Ihnen in einem solchen Chat oder Diskussionsforum eine Aktie nachhaltig empfohlen wird. In fast allen Fällen sind solche vermeintlich sicheren Tipps nichts wert. Auch wenn jemand wirklich Insiderinformationen vom Vorstand der Aktiengesellschaft besäße, würde er Ihnen diesen heißen Tipp wohl kaum anvertrauen, zumal Insiderhandel in vielen Ländern unter Strafe steht. Die Börsenaufsichtsbehörden können beispielsweise nach einer Unternehmensnachricht, die vorher nur dem Vorstand bekannt war, überprüfen, ob die Börsenumsätze dieser Aktie Unregelmäßigkeiten oder Besonderheiten aufweisen. Betrachten Sie also Empfehlungen und Tipps als das, was sie sind: reine Vermutungen. In der Finanzmarktforschung vertreten viele Wissenschaftler gar die Ansicht, dass es unmöglich sei, Aktienkurse auch nur ungefähr vorherzusagen. Seien Sie also vorsichtig und nehmen Sie Chats und Diskussionsforen nur als einen kurzweiligen Zeitvertreib, um mit anderen Anlegern zu plaudern. Ignorieren Sie aber vermeintlich sichere Empfehlungen oder heiße Tipps.

Neben diesen kostenlosen Finanzportalen, die sich durch Werbung finanzieren, gibt es eine Reihe professioneller Dienstleister, die Finanzdaten systematisch sammeln und aufbereiten. Da auch Finanzportale größtenteils Echtzeitdaten kostenlos liefern, ist die Notwendigkeit, solche kostenpflichtigen Angebote in Anspruch zu nehmen, deutlich gesunken. Für professionelle Investoren bieten diese Agenturen zumindest ein umfangreiches Datenmaterial zu ausländischen Aktien und Rohstoffen. Viele dieser Dienstleister sind aus einer herkömmlichen Presseagentur hervorgegangen.