Der frühe Weg in die Schuldenfalle für die Senioren

Nicht nur Senioren erfahren von ihrem Geldinstitut häufig eine Sonderbehandlung. Auch um den Nachwuchs kümmern sich die Banken gerne. Es beginnt oft mit einem Mäusekonto, auf das Eltern und Großeltern zu Geburtstagen und Weihnachten kleine Geldgeschenke einzahlen. Sparen ist ein löbliches Verhalten, und deshalb sind auch die Banken nicht kleinlich. Geht es doch darum, sich rechtzeitig die Kundschaft für morgen heranzuziehen. Das Sparkonto des Nachwuchses bedienen Sparkassen und Banken gerne mit einem kleinen Zinsbonbon.

Doch dann wachsen die Kleinen heran und erliegen den Lockungen von Werbewirtschaft, Handyanbietern, Softwareproduzenten und Markenartiklern. Geld muss her für Handy, Klingeltöne und angesagte Klamotten. Vor allem in den Großstädten gut: Wer nicht mithalten kann im Wettlauf um die neuesten MP3- Player, Handys und Markenjeans, hat auch sonst nichts zu bestellen. Also wird gekauft und heruntergeladen, was nur irgend auf das Handy oder die Festplatte draufpasst. Ihren Konsumrausch bezahlen die Nutzer der verschiedenen Download-Angebote oft mit einem heftigen Kater, wenn die Handyrechnungen das Taschengeld um ein Vielfaches übersteigen.

Bereits zwölf Prozent der 13- bis 24-jährigen Jugendlichen sind in den roten Zahlen. Sie stehen im Schnitt mit 1800 Euro in der Kreide. Die meisten haben sich bei ihren Eltern das Geld gepumpt. Viele haben sich aber auch bei Banken heftig verschuldet. Verursacht wird der Schuldenstand in 87 Prozent aller Fälle durch hohe Handyrechnungen. Immerhin haben 44 Prozent der Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren ein eigenes Handy, und bei den Zwölf- bis Neunzehnjährigen sind bereits 92 Prozent Besitzer eines Mobiltelefons.

Zwar sind Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis achtzehn Jahren nur beschränkt geschäftsfähig, beim Abschluss von Verträgen müssen die Eltern oder Erziehungsberechtigten zustimmen, aber über ein Girokonto, auf das beispielsweise ein monatliches Taschengeld eingezahlt wird, können sie dennoch verfugen. Und so manche Bank ist durchaus bereit, einen Überziehungskredit einzuräumen, der wie bei erwachsenen Arbeitnehmern, Auszubildenden und Studenten den zwei- bis dreifachen Satz des monatlichen Einkommens – in diesem Fall eher des Taschengeldes – beträgt. Wenn die Ausgaben der Jugendlichen aber den Rahmen sprengen, bleibt nur der Rückgriff auf die Konten der Eltern, die für die Schulden ihrer minderjährigen Sprösslinge geradestehen müssen. Und da haben viele Erziehungsberechtigte schon ihr blaues Wunder erlebt. Manche Eltern wundern sich, wie leicht es die Banken den Jugendlichen machen, an Geld zu kommen.
Wer das achtzehnte Lebensjahr überschritten hat und somit volljährig ist, muss selber sehen, wie er oder sie die Miesen wieder ausgleicht. Ratenkredite mit hohen Zinssätzen können über lange Zeit das Leben der Heranwachsenden belasten und zu strikter Ausgabendisziplin und vor allem viel Frust fuhren, wenn der Nachwuchs merkt, dass ihm die Banken vor allem den Weg in eine Schuldnerkarriere erleichtert haben.

Der Traum von Eigentumswohnung in Deutschland

Die Sehnsucht nach einem eigenen Häuschen oder einer Eigentumswohnung treibt viele Bundesbürger um. 58 Prozent leben hierzulande noch zur Miete, und 80 Prozent der Mieter träumen vom Leben in den eigenen vier Wänden. Vor allem vier von fünf der 18- bis 29-Jährigen möchten ein Haus oder eine Wohnung ihr Eigen nennen können. Bei den 45- bis 59-Jährigen sehnt sich jeder Zweite nach Wohnungseigentum.

Das eigene Haus, die Eigentumswohnung sind nicht nur äußerst begehrte Errungenschaften, sie sind in der Regel auch die größten Investitionen, die Durchschnittsverdiener in ihrem Leben tätigen. Und fast alle privaten Wohnimmobilien werden teilweise oder ganz auf Pump gekauft oder gebaut. Was vielen Bauherren und Bauherrinnen größtes Unbehagen bereitet, denn sie gehen große finanzielle Verpflichtungen ein, müssen sich viel Geld leihen und ausgeben, das sie erst im Laufe ihres Berufslebens zurückzahlen können.

Eine riskante Entscheidung
Die Hypothek fürs Haus ist eine Belastung, die über einen langen Zeitraum – im Normalfall über Jahrzehnte hinweg – bestimmt, wie viel Geld einem Haushalt, egal ob Familie oder Single, für Konsumzwecke übrig bleibt. Sie ist das riskanteste Geschäft, das viele Bankkunden in ihrem ganzen Leben eingehen. Man sollte daher annehmen, dass gerade dieser Teil der Vermögens- und Finanzplanung von den Banken und Sparkassen mit besonderer Sorgfalt begleitet wird.

Doch weit gefehlt. Jede vierte Bankberatung im Falle eines Immobilienerwerbs ist mangelhaft – so lautete das Urteil von Finanztest-Mitarbeitern nach einer umfangreichen Studie.

32 Tester hatten im Jahr 2003 jeweils sieben Filialen von 20 Banken und Sparkassen untersucht. Das Ergebnis war erschreckend: Es wurden zu hohe Kreditsummen angeboten. Nach dem Motto Darf’s ein bisschen mehr sein? hatten die Kundenberater die Kreditsumme erhöht, weil Bauen und Renovieren ja am Ende immer teurer wird als anfangs kalkuliert. Vor allem wurden günstige staatliche Förderungen nicht ausreichend berücksichtigt und zudem Sicherheiten falsch bewertet. Selbst die Berechnung der Finanzierungskosten war oft nicht korrekt. Der Rat der Tester: Verlassen Sie sich nicht auf den Rat Ihres Bankers. Auch wenn das Angebot noch so verlockend ist!

Gut abgeschnitten hatten damals nur die Stadtsparkasse Köln, die Volksbank Frankfurt am Main und die SEB-Bank. Mangelhaft waren die Beratungen der Citibank AG und der Postbank AG.

Dringend empfohlen wird den Bauherren und -herrinnen, sich bei Verbraucherzentralen oder dem Verband der Unabhängigen Bauherrenberatung den Rat eines freien Finanzierungsberaters einzuholen. Das kostet zwar auch Geld, aber das Honorar von 100 bis 500 Euro dürfte sich lohnen. Denn solide Finanzierungspläne bestehen meist aus einer Kombination verschiedener Darlehen, öffentlicher Fördermittel und – falls vorhanden – dem Geld aus Lebensversicherungen und Bausparverträgen. In dem Labyrinth unterschiedlichster Angebote findet nur ein unabhängiger Experte den richtigen Weg, denn allein in Deutschland gibt es 100 Institute mit mehr als 1000 Finanzierungsangeboten.

Da kommen schnell Differenzen von mehreren hundert Euro zusammen, wie das Beispiel eines Kunden zeigt: So kann ein Kredit für den Kauf einer Wohnung im günstigsten Fall 300 Euro pro Monat kosten oder aber 450 bis 500 Euro. Dabei müssen die Berater, die teure Finanzierungen angeboten haben, nicht einmal in böser Absicht handeln: Oft wissen sie es nur nicht besser oder sie sind gehalten, vor allem die Produkte ihres Arbeitgebers zu verkaufen.

Stolperfallen für Gutgläubige bei Gebührenpolitik der Banken und Sparkassen

Die Sitten sind rauher geworden – vor allem für Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher. Denn sie sind besonders betroffen von den Marketingtricks der Banken zur Kundenselektion mittels Gebührenpolitik und Leistungsangeboten. Da gibt es die sehr reichen Kunden, die ein Millionenvermögen ihr Eigen nennen. Die entweder viel verdienen und oder viel geerbt haben. Das sind, wie wir schon gesehen haben, die Joker im Bankgewerbe, um die sich alle Institute reißen. Bezieher mittlerer und kleiner Einkommen, Rentner und viele Selbständige hingegen sind die Verlierer. Freiwild, das die Banken mit immer neuen Schikanen verfolgen, quälen, abzocken und schließlich, wenn nichts mehr zu holen ist, vor die Tür setzen. Rund eine Million Menschen im geschäftsfähigen Alter verfügen nicht einmal mehr über ein Guthabenkonto, ermittelten die Schuldnerberatungen in den Verbraucherzentralen im Jahr 2006.

Zu den beliebtesten Druckmitteln zählen neben den Gebühren die Zinsen, die wirtschaftlich Schwächere für Kredite und Kontoüberziehung bezahlen müssen.

Verraten und verkauft – Schrottimmobilien

Allein die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank brachte mit Hilfe von gedrillten Vertriebsleuten in den 1990er Jahren Kredite in Höhe von über 13 Milliarden Euro upters Volk. Viele der geprellten Kunden waren Bezieher mittlerer Einkommen und stecken heute noch tief in den Miesen. Sie sind in eine ausgeklügelte Geldschluckmaschine geraten, mit der Bankmitarbeiter und Vermittler gemeinsam ein Ziel verfolgten: gutgläubige Kunden um ihr Geld zu bringen und sich an teuren Kombikrediten zu bereichern.

Zunächst schienen die abgezockten Kunden keine Chancen zu haben, sich aus den Knebelverträgen zu befreien. Doch am 9. April 2002 hat der Bundesgerichtshof die Daumenschrauben der Banken etwas gelockert. Die Richter des XI. Senats entschieden, dass das Widerrufsrecht, das allgemein für Haustürgeschäfte gilt, auch auf Finanzgeschäfte anzuwenden sei, wenn die Verträge anlässlich von Vertreterbesuchen abgeschlossen wurde. (BGH, Urteil vom 09.04.2002, XI ZR 91/99). Damit wurde die Beschränkung des allgemeinen Rücktrittsrechts für Kreditvermittlungen aufgehoben. Kreditverträge können widerrufen werden, wenn sie im Büro oder Wohnzimmer geschlossen wurden, das heißt, wenn eine sogenannte Haustürsituation vorlag und keine korrekte Widerrußbelehrung erfolgte.

Um sich erfolgreich auf das neue Widerrufsrecht berufen zu können, muss der Kunde allerdings die Beweise erbringen, dass Kauf- und Kreditvertrag ein sogenanntes verbundenes Geschäft waren, erklären die Verbraucherschützer: Der Widerruf allein des Kreditvertrags würde dem Verbraucher wenig helfen, da dann nur die in diesem Vertrag ausgetauschten Leistungen zurückzugewähren sind – das heißt im Wesentlichen das Kapital, das der Verbraucher bekommen hat. Er würde dann aber auf seiner Immobilie Sitzenbleiben.

Im deutschen Geldgewerbe sorgte das Urteil für erhebliche Nervosität. Gespannt wartete man auf die Auslegung des Richterspruchs, wie sich der Widerruf auf Kombi-Kreditverträge auswirken würde. Die betroffenen Banken, allen voran die Hypo – Vereinsbank, das Nachfolgeinstitut der Bayerische Hypotheken- und Wechsel- Bank, waren beunruhigt. Kamen auf sie Massenrückabwicklungen und Rückzahlungsforderungen in Milliardenhöhe zu?

Die Angst machte allerdings auch erfinderisch. Die Hypo-Vereinsbank versuchte flugs, die geprellten Anleger mit Abgeltungserklärungen nochmals über den Tisch zu ziehen. Der Kunde, der solche Erklärung unterschreibt, verzichtet darauf, seine Ansprüche gegen die Bank geltend zu machen. Verbraucherschützer warnten vor solch voreiligen Erklärungen.

Der Anlass für die Krise, die dem Kreditgewerbe ab dem Jahr 2000 die Geschäfte gründlich verdarb, kam allerdings aus einer ganz anderen Ecke. Wie ein Bumerang fielen die unseriösen Kredite auf die Banken und insbesondere auf die Hypobank zurück.

Als die Zinsen stiegen, die Konjunktur kippte und die Aufbruchsstimmung im Wilden Osten in einen handfesten Kater umschlug, bekam auch die Bank die fatalen Folgen ihrer dubiosen Geschäfte zu spüren. Viele Kunden konnten die Darlehen und die Versicherungspolicen nicht mehr bedienen, die Bank blieb auf den faulen Krediten, die sie selbst initiiert hatte, sitzen und geriet in Turbulenzen. Doch die Banker hatten bald einen Ausweg gefunden, wie sie sich aus ihrer misslichen Lage befreien konnten. Das Nachsehen hatten Kunden wie das Ehepaar Lange.
Sie gehörten zu den Investoren, die im Osten einstiegen waren. Fünf Mietshäuser hatten sie in Leipzig übernommen und für die Sanierung ein Darlehen von 1,2 Millionen Euro aufgenommen. Das erschien ihnen kein großes Risiko zu sein, denn die Zinsen waren günstig und Leipzig, der Messestadt der ehemaligen DDR, wurde eine Zukunft als Boomtown prognostiziert.

Auch die Langes kamen anfangs gut zurecht. Die Zinsen waren mit etwa fünf Prozent relativ niedrig und ließen sich aus den Mieteinnahmen bezahlen. Doch dann lief die Zinsbindung aus, und die neuen Sätze überstiegen die Einnahmen. Zudem drückte ein Überangebot am Leipziger Wohnungsmarkt die Mieten. Die Langes konnten ihre Darlehen nicht mehr bedienen. Sie gerietet? in Zahlungsrückstand.
Die Kreditabteilung der Bayerischen Hypobank, die 1997 mit der Bayerischen Vereinsbank zur HypoVereinsbank fusioniert worden war, wurde nervös. Die Kredite waren zur Belastung geworden. Die zahllosen Sahnestückchen, die die Bank zu Beginn der 1990er Jahre überteuert verkauft hatte, entpuppten sich als Schrottimmobilien und wurden zu bleischwerem Ballast für die Bank. Viele der hastig geschlossenen Darlehensverträge wurden nicht mehr bedient. Bauträgergesellschaften, die die abbruchreifen Häuser und Plattenbauten sanieren sollten, gingen vor der Fertigstellung pleite, neue Unternehmer verlangten mehr Geld für den Abschluss der Arbeiten.

Die Bank saß auf einem Milliardenberg von faulen Krediten und nutzte die Situation für einen Befreiungsschlag. Der kam mit der texanischen Finanzbeteilungsgesellschaft Lone Star, mit Hauptsitz in der Steueroase Bermudas. Sie nahmen der Hypo- Vereinsbank Kredite in Höhe von 3,6 Milliarden Euro ab.
Die Texaner hatten sich auf den Erwerb von faulen Krediten spezialisiert und verdienten prächtig daran. Denn der Handel mit Immobilienschulden ist ein höchst einträgliches Geschäft. Die Beteiligungsgesellschaften – im Fachjargon Private-Equity- Gesellschaften -, die sich in diesem Bereich des weltweiten Kapitalmarktes tummeln, übernehmen diese Schulden zu einem Preis, der weit unter dem eigentlichen Wert der noch zu bedienenden Restkredite liegt. Beim Eintreiben der Restschuld sind sie nicht zimperlich: Lone Star bediente sich für dieses brutale Geschäft sogar einer eigenen Inkassogesellschaft, den Hudson Advisors.
Die Geldeintreiber von Hudson Advisors treten nicht als Berater auf, wie ihr Name vielleicht suggeriert. Sie jedenfalls machten mit den Langes kurzen Prozess. Die Zinsen wurden auf neun Prozent hochgeschraubt und die säumigen Schuldner zu einer Tilgung von einem Prozent verdonnert. Das konnten die Langes natürlich nicht bezahlen. Hudson Advisors versuchte, von ihnen Verkaufsvollmachten zu bekommen, und legte ihnen Abtretungserklärungen zur Unterschrift vor. Doch Mathias Lange lehnte es ab, seinen Weg in den Konkurs zu besiegeln.
Der Fall Lange wurde ein Fall für die Anwälte, und Lange zog mit dem Streit sogar vor den Bundesgerichtshof. Tatsächlich wirft das Vorgehen der HypoVereinsbank-Immobilientochter Hypo Real Estate eine Reihe von Fragen auf, die juristisch von der höchsten Instanz geklärt werden sollten. Da geht es erst einmal um die Zulässigkeit solcher Deals überhaupt. Neben den faulen Krediten seien auch bestehende und pünktlich bediente Darlehensverträge abgestoßen worden, ohne dass die betroffenen Kunden über diese Transaktion informiert worden seien oder sie gar genehmigt hätten.

Die Banken missbrauchen Vertrauen. (…) Sie behandeln die Kunden hier wie Sachen, erklärt Professor Udo Reifner vom Hamburger Institut für Finanzdienstleistungen. Er wirft den Banken Verantwortungslosigkeit vor: Kredit heißt Vertrauen. Das heißt ja nicht nur, dass die Bank dem Kunden vertraut, sondern auch, dass der Kunde der Bank vertraut. Dieses Vertrauen wird in hohem Grade missbraucht, so Reifner in einem Interview mit den Reportern des ZDF-Politmagazins Frontal 21. Bei der Transaktion – so befürchten die Kritiker – würden auch vertrauliche Daten zur Vermögenslage und zum Einkommen weitergegeben. Der Anwalt der Langes, Ingo Schulz-Hennig, hält den Deal deshalb für eine gravierende Verletzung des Bankgeheimnisses, das das Fundament der Kunden-Bank-Beziehung darstelle.

Senioren müssen von den Banken und Sparkassen draußen bleiben

Die Banken und ihre Investmenttöchter werben gerne mit fröhlichen Menschen jenseits der Altersgrenze von 65. Rüstige Senioren, die dank der fabelhaften Beratung der Bank oder Fondsgesellschaft einen vergnüglichen Lebensabend genießen können. Banker mit Leidenschaft und Erfahrung kümmern sich schließlich um ihre Finanzen. Die Realität sieht natürlich ganz anders aus. Wer die 60, 65 oder gar die 70 überschritten hat, gehört für die Banken zu den Almosenempfängern, die keine Ansprüche mehr stellen dürfen, sondern ergeben hinnehmen müssen, was die Bankangestellten gewähren.
Manche Bank entzieht ihren Kunden mit Eintritt ins Rentenalter sogar die EC-Karte. Ihnen wird eine Kundenkarte ausgehändigt, mit der sie sich ihre Kontoauszüge ausdrucken lassen und Bargeld an den Automaten der Bank ziehen, aber weder damit in Geschäften bezahlen noch die Geldautomaten fremder Institute benutzen können.

Kreditunwürdiger Schrott
Eine kleine Auswahl der Schikanen in Kreditangelegenheiten hat die Hamburger Verbraucherzentrale gesammelt. Zu der Überzeugung, nichts mehr wert zu sein für ihre Bank, kam zum Beispiel eine Rentnerin nach einem frustrierenden Erlebnis:
Mein Mann und ich hatten die Gelegenheit, einen Gefrierschrank mit erheblichem Preisnachlass kaufen zu können. Also nutzten wir die günstige Gelegenheit, bei der uns bequeme Ratenzahlung – vorbehaltlich der Genehmigung durch die Partnerbank – angeboten wurde. Der freundliche Verkäufer füllte am Computer den Fragebogen der Partnerbank mit meinen Angaben aus: Rentnerin, 76 Jahre alt, Eigentumswohnung, Laufzeit des Kredits sieben Monate. Wir warteten alle drei – der Verkäufer, mein Mann und ich – auf das Prüfungsergebnis der Partnerbank. Und jetzt kommt der Hammer: Nur von 18 bis 72 Jahren bekommt man den Kredit. Ich gehöre mit meinen 76 Jahren nicht nur zum alten Eisen; ich bin Schrott – kreditunwürdig.
Die Rentnerin steht mit ihrer bitteren Erfahrung nicht allein. Eine Verbraucherin aus Schleswig-Holstein erzählt von ihrem Erlebnis mit einem Kreditbegehren:
Seit 1980 sind mein Ehemann und ich Kunden beim BHW. Im Juni 2005 beantragten wir einen Kredit über 10000 Euro bei unserer BHW-Geschäftsstelle in einer Stadt in Schleswig-Holstein. Sicherheit: ein Haus mit drei Wohneinheiten. Die Sachbearbeiterin machte auf mein Alter aufmerksam, da ich bereits 65 Jahre alt bin. Aber da ich erst im Februar 2005 Geburtstag hatte, ginge sie davon aus, dass der Antrag von Hameln genehmigt würde. Der Antrag wurde jedoch wegen des Alters abgelehnt. Zu alt. Wenn mein Ehemann nun jünger gewesen wäre – kein Problem. Leider ist er acht Jahre älter.

Doch nicht nur bei Immobilien- und Verbraucherkrediten ist das Geschäftsgebaren der Banken merkwürdig. Sogar ganz normale Leistungen wie eine Kreditkarte werden einfach verweigert:
Ich habe, weil ich über 65 bin, nicht einmal eine Kreditkarte bekommen. Mein Haus ist unbelastet und voll renoviert, neues Dach etc. Und ich wollte für meine Rente zwei Apartments umbauen. Weder die Bank noch die Versicherung Allianz gaben mir die Umbaukosten von nicht einmal 40 000 Euro. Die Mieteinnahmen hätten fast 1000 Euro betragen. Seitdem kann ich auch mein Konto nicht mehr überziehen, da ich laut Sparkasse eine so kleine Rente bekomme.

Manchmal können die erwachsenen Kinder nicht fassen, was ihren Eltern bei Banken so alles widerfährt:
Meine Eltern – zum Zeitpunkt des Vorfalls 70 Jahre alt und Rentnerin und 61 Jahre alt, noch angestellt – Unterzeichneten 2004 einen Kaufvertrag über ein Wohnmobil. An diesen Kauf knüpfte die Firma die Bedingung, dass eine Risikoversicherung abgeschlossen werden müsste. Als die Unterlagen von der Prüfungsstelle (Bank) zurückkamen, wurde diese Risikoversicherung abgelehnt mit der Begründung, dass mein Vater schon über 60 Jahre alt sei. Wenn meine Eltern nicht bereits eine andere Risikoversicherung in der Vergangenheit abgeschlossen hätten (zur Absicherung der Restschuld einer Immobilie, deren Ablaufzeit noch bis Mitte 2007 läuft), wäre der Kauf des Wagens nicht möglich gewesen. Dürfen Rentner nur noch Autos mit Bargeld kaufen?

Unsere Eltern bzw. Schwiegereltern wollten eine neue Waschmaschine kaufen und den zinslosen Ratenkredit, der dazu an- geboten wurde, nutzen. Fehlanzeige! Mit 77 bzw. 76 Jahren waren sie zu alt, obwohl sie noch sehr rüstig sind. Jetzt haben wir die Maschine gekauft und den Ratenkredit übernommen, und meine Eltern zahlen die Raten an uns zurück und haben zur Sicherheit ein Sparbuch bei uns hinterlegt. Das ist doch unwürdig für Menschen, die in ihrem Leben schon eine Menge erlebt und vor allem geleistet haben.

Meine Mutter ist 71 Jahre alt und seit September 2000 nach dem Tode meines Vaters als Inhaberin des Familiengeschäftes eingetragen. Dieses Gemischtwarengeschäft befindet sich seit 76 Jahren in unserer Familie. Ich führe das Geschäft mit einigen Mitarbeitern. Wir haben ein sehr reichhaltiges Angebot, aber nach Schließung der Postfiliale kamen immer mehr Anfragen nach Fotokopien. So haben wir uns entschlossen, einen Fotokopierer aufzustellen und somit unseren Kunden zu helfen. Wir hatten auch bald ein passendes Angebot gefunden und wollten das Gerät leasen. Laut Inhaber des Büroservices sollte das kein Problem sein. Wir bekamen die Unterlagen, haben diese direkt zur Leasinggesellschaft gefaxt. Zu unserer Überraschung erhielten wir eine Absage mit der Begründung, es läge kein Schufa-Eintrag vor. Konnte ja auch nicht, weil unser Geschäft und unsere Familie nie einen Kredit in Anspruch genommen hatte. Wir könnten uns aber eine Bankbürgschaft besorgen über den Betrag von 3600 Euro. Das hätte aber wieder Geld gekostet, und so haben wir darauf verzichtet.

Der Inhaber des Büroservices hatte eine weitere Leasinggesellschaft in seinen Unterlagen, so haben wir unsere Unterlagen dorthin gefaxt. Zehn Minuten später rief er an und musste absagen, da diese Leasinggesellschaft den Vertrag aufgrund des Alters meiner Mutter abgelehnt hatte. Wortwörtlich hat ihm der Sachbearbeiter der Leasinggesellschaft gesagt: Mit 71 Jahren ist Ihre Kundin zu alt. Da kommt natürlich Freude auf, aber es gibt noch nette Menschen. Wir haben den Fotokopierer trotzdem bekommen und zahlen ihn jetzt monatlich ab, ohne Bankbürgschaft und ohne Schufa.

Am 7. Dezember 2005 konnte man in der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen unter der Überschrift Über 70 — nein danke! Als Rentner kann man mit Teilzahlungsangeboten Überraschungen erleben folgenden Artikel von Axel Schwarz lesen:

Beiseförth/Baunatal. Tagelang kein Strom wie kürzlich im Münsterland – kann das wohl auch hier passieren? Als Georg Richter die Nachrichten verfolgte und sich seine Gedanken machte, blieb sein Blick auf einem Werbeprospekt hängen: Einen Stromerzeuger für 299 Euro hatte die Baumarktkette Bahr im Angebot. So ein Gerät müsste man daheim stehen haben, dachte sich der Beiseforther: Das ist wie eine kleine Versicherung. Besonders lockten ihn die günstigen Bedingungen: Die Handelskette bot im Rahmen ihrer Null-Komma-nix-Wochen an, man könne den Generator in zwölf niedrigen Monatsraten bezahlen – ohne einen Cent Finanzierungskosten extra. Kurz darauf stand Richter bei der Bahr-Filiale in Baunatal-Hertingshausen vor dem Tresen. Die waren sehr, sehr nett, sagt er. Zwar sei kein Stromerzeuger vorrätig gewesen, doch man habe sich erfolgreich Mühe gemacht, ein Gerät aus einer anderen Filiale herbeizuordern. Es sollte in wenigen Tagen eintreffen. Dann ging es ans Bezahlen. Null-Komma-nix- Wochen? Sei auch kein Problem, erfuhr der Ruheständler. Ich hätte das Gerät ja auch bar bezahlt, meinte Richter. Aber das Angebot klang so günstig. Er wurde in ein Büro gebeten, wo eine Mitarbeiterin am Computer einen Teilzahlungsantrag ausfüllte. Ich musste meinen Personalausweis zeigen und meine Bankkarte, erzählte Richter. Dann die üblichen Fragen: Immobilienbesitz? Finanzielle Verhältnisse? Angehörige zu versorgen? Die nette Baumarkt-Angestellte tippte alles ein. Dann hieß es warten auf das Okay aus der Computerleitung. Eine ganze Weile wartete Georg Richter geduldig. Und noch eine Weile. So lange, dass es selbst der netten Dame allmählich unangenehm wurde. Doch nichts geschah. Die Mitarbeiterin machte einen Telefonanruf, um die Sache zu beschleunigen. Doch vorerst hieß es weiter warten. Über eineinhalb Stunden hab ich da gesessen, sagte Georg Richter später. Den Mitarbeitern des Baumarkts in Hertingshausen macht er dafür nicht den geringsten Vorwurf. Die hätten sich in jeder Hinsicht bemüht. Die Finanzierung laufe über eine Partnerbank, erfuhr Richter. Bei solchen Computer-Anfragen werden routinemäßig auch Einträge bei der Schufa überprüft. Das war dem Beiseforther zwar neu, aber auch nicht weiter wichtig: Ich hab doch keine Schulden, sagt er im Brustton der Überzeugung. Dann – über zwei Stunden, nachdem Richter den Baumarkt betreten hatte – machte der Computer endlich Meldung: Finanzierung abgelehnt! Nichts zu machen. Eine Null-Komma- nix-Entscheidung war das gerade nicht. Die Angestellte schaute näher hin und fragte offenbar verblüfft: Wollen Sie wissen, warum Sie keine Finanzierung kriegen? Weil Sie über 70 sind. Die war ebenso überrascht wie ich, sagte der rüstige und vielseitig aktive 74-Jährige. Den Stromgenerator hätte Richter locker bar bezahlen können. Aber die Lust darauf ist ihm gründlich vergangen. Was ist denn mit den vielen Politikern, die um die 70 sind? fragt er. Die kann man ja überhaupt nicht mehr wählen, wenn das so ist.
Und nicht nur deutsche Geldinstitute machen ihren Kunden im Seniorenalter das Leben schwer. Beispiele lassen sich in ganz Europa finden.

Auf der Suche nach einem Kreditgeber im Rahmen einer Umschuldung bin ich trotz verhältnismäßig gutem Einkommen bei der Finansbank, Holland N.V, Niederlassung Deutschland, auf folgenden Hinweis bei dem Online-Kreditantrag gestoßen. Das Höchstalter für den 1. Kreditnehmer beträgt 64 Jahre, ich bin bereits 65. In der vorangegangenen Kreditberechnung wird mir jedoch aufgrund des Einkommens und der sonstigen Vermögensverhältnisse ein mögliches Kreditvolumen von 50 000 Euro angeboten. Unseriös, und diskriminierend (…)
Am 1. November 2005 war in der Tageszeitung Die Welt folgende Meldung der Nachrichtenagentur AFP zu lesen:

Eine 80 Jahre alte Frau hat am Montag in Genua versucht, mit einem Küchenmesser eine Bank auszurauben. Zuvor hatte das knüpfte die Firma die Bedingung, dass eine Risikoversicherung abgeschlossen werden müsste. Als die Unterlagen von der Prüfungsstelle (Bank) zurückkamen, wurde diese Risikoversicherung abgelehnt mit der Begründung, dass mein Vater schon über 60 Jahre alt sei. Wenn meine Eltern nicht bereits eine andere Risikoversicherung in der Vergangenheit abgeschlossen hätten (zur Absicherung der Restschuld einer Immobilie, deren Ablaufzeit noch bis Mitte 2007 läuft), wäre der Kauf des Wagens nicht möglich gewesen. Dürfen Rentner nur noch Autos mit Bargeld kaufen?

Unsere Eltern bzw. Schwiegereltern wollten eine neue Waschmaschine kaufen und den zinslosen Ratenkredit, der dazu an- geboten wurde, nutzen. Fehlanzeige! Mit 77 bzw. 76 Jahren waren sie zu alt, obwohl sie noch sehr rüstig sind. Jetzt haben wir die Maschine gekauft und den Ratenkredit übernommen, und meine Eltern zahlen die Raten an uns zurück und haben zur Sicherheit ein Sparbuch bei uns hinterlegt. Das ist doch unwürdig für Menschen, die in ihrem Leben schon eine Menge erlebt und vor allem geleistet haben.

Meine Mutter ist 71 Jahre alt und seit September 2000 nach dem Tode meines Vaters als Inhaberin des Familiengeschäftes eingetragen. Dieses Gemischtwarengeschäft befindet sich seit 76 Jahren in unserer Familie. Ich führe das Geschäft mit einigen Mitarbeitern. Wir haben ein sehr reichhaltiges Angebot, aber nach Schließung der Postfiliale kamen immer mehr Anfragen nach Fotokopien. So haben wir uns entschlossen, einen Fotokopierer aufzustellen und somit unseren Kunden zu helfen. Wir hatten auch bald ein passendes Angebot gefunden und wollten das Gerät leasen. Laut Inhaber des Büroservices sollte das kein Problem sein. Wir bekamen die Unterlagen, haben diese direkt zur Leasinggesellschaft gefaxt. Zu unserer Überraschung erhielten wir eine Absage mit der Begründung, es läge kein Schufa-Eintrag vor. Konnte ja auch nicht, weil unser Geschäft und unsere Familie nie einen Kredit in Anspruch genommen hatte. Wir könnten uns aber eine Bankbürgschaft besorgen über den Betrag von 3600 Euro. Das hätte aber wieder Geld gekostet, und so haben wir darauf verzichtet.

Der Inhaber des Büroservices hatte eine weitere Leasinggesellschaft in seinen Unterlagen, so haben wir unsere Unterlagen dorthin gefaxt. Zehn Minuten später rief er an und musste absagen, da diese Leasinggesellschaft den Vertrag aufgrund des Alters meiner Mutter abgelehnt hatte. Wortwörtlich hat ihm der Sachbearbeiter der Leasinggesellschaft gesagt: Mit 71 Jahren ist Ihre Kundin zu alt. Da kommt natürlich Freude auf, aber es gibt noch nette Menschen. Wir haben den Fotokopierer trotzdem bekommen und zahlen ihn jetzt monatlich ab, ohne Bankbürgschaft und ohne Schufa.

Am 7. Dezember 2005 konnte man in der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen unter der Überschrift Über 70 – nein danke!
Als Rentner kann man mit Teilzahlungsangeboten Überraschungen erleben folgenden Artikel von Axel Schwarz lesen:
Beiseförth/Baunatal. Tagelang kein Strom wie kürzlich im Münsterland – kann das wohl auch hier passieren? Als Georg Richter die Nachrichten verfolgte und sich seine Gedanken machte, blieb sein Blick auf einem Werbeprospekt hängen: Einen Stromerzeuger für 299 Euro hatte die Baumarktkette Bahr im Angebot. So ein Gerät müsste man daheim stehen haben, dachte sich der Beiseförther: Das ist wie eine kleine Versicherung. Besonders lockten ihn die günstigen Bedingungen: Die
Handelskette bot im Rahmen ihrer Null-Komma-nix-Wochen an, man könne den Generator in zwölf niedrigen Monatsraten bezahlen – ohne einen Cent Finanzierungskosten extra. Kurz darauf stand Richter bei der Bahr-Filiale in Baunatal-Hertingshausen vor dem Tresen. Die waren sehr, sehr nett, sagt er. Zwar sei kein Stromerzeuger vorrätig gewesen, doch man habe sich erfolgreich Mühe gemacht, ein Gerät aus einer anderen Filiale herbeizuordern. Es sollte in wenigen Tagen eintreffen. Dann ging es ans Bezahlen. Null-Komma-nix- Wochen? Sei auch kein Problem, erfuhr der Ruheständler. Ich hätte das Gerät ja auch bar bezahlt, meinte Richter. Aber das Angebot klang so günstig. Er wurde in ein Büro gebeten, wo eine Mitarbeiterin am Computer, einen Teilzahlungsantrag ausfüllte. Ich musste meinen Personalausweis zeigen und meine Bankkarte, erzählte Richter. Dann die üblichen Fragen: Immobilienbesitz? Finanzielle Verhältnisse? Angehörige zu versorgen? Die nette Baumarkt-Angestellte tippte alles ein. Dann hieß es warten auf das Okay aus der Computerleitung. Eine ganze Weile wartete Georg Richter geduldig. Und noch eine Weile. So lange, dass es selbst der netten Dame allmählich unangenehm wurde. Doch nichts geschah. Die Mitarbeiterin machte einen Telefonanruf, um die Sache zu beschleunigen. Doch vorerst hieß es weiter warten. Über eineinhalb Stunden hab ich da gesessen, sagte Georg Richter später. Den Mitarbeitern des Baumarkts in Hertingshausen macht er dafür nicht den geringsten Vorwurf. Die hätten sich in jeder Hinsicht bemüht. Die Finanzierung laufe über eine Partnerbank, erfuhr Richter. Bei solchen Computer-Anfragen werden routinemäßig auch Einträge bei der Schufa überprüft. Das war dem Beiseförther zwar neu, aber auch nicht weiter wichtig: Ich hab doch keine Schulden, sagt er im Brustton der Überzeugung. Dann – über zwei Stunden, nachdem Richter den Baumarkt
betreten hatte – machte der Computer endlich Meldung: Finanzierung abgelehnt! Nichts zu machen. Eine Null-Kommanix-Entscheidung war das gerade nicht. Die Angestellte schaute näher hin und fragte offenbar verblüfft: Wollen Sie wissen, warum Sie keine Finanzierung kriegen? Weil Sie über 70 sind. Die war ebenso überascht wie ich, sagte der rüstige und vielseitig aktive 74-Jährige. Den Stromgenerator hätte Richter locker bar bezahlen können. Aber die Lust darauf ist ihm gründlich vergangen. Was ist denn mit den vielen Politikern, die um die 70 sind? fragt er. Die kann man ja überhaupt nicht mehr wählen, wenn das so ist.
Und nicht nur deutsche Geldinstitute machen ihren Kunden im Seniorenalter das Leben schwer. Beispiele lassen sich in ganz Europa finden.

Auf der Suche nach einem Kreditgeber im Rahmen einer Umschuldung bin ich trotz verhältnismäßig gutem Einkommen bei der Finansbank, Holland N.V, Niederlassung Deutschland, auf folgenden Hinweis bei dem Online-Kreditantrag gestoßen. Das Höchstalter für den 1. Kreditnehmer beträgt 64 Jahre, ich bin bereits 65. In der vorangegangenen Kreditberechnung wird mir jedoch aufgrund des Einkommens und der sonstigen Vermögensverhältnisse ein mögliches Kreditvolumen von 50000 Euro angeboten. Unseriös, und diskriminierend (…)
Am 1. November 2005 war in der Tageszeitung Die Welt folgende Meldung der Nachrichtenagentur AFP zu lesen:

Eine 80 Jahre alte Frau hat am Montag in Genua versucht, mit
einem Küchenmesser eine Bank auszurauben. Zuvor hatte das
Finanzinstitut den Wunsch nach einem Kredit von 2000 oder 3000 Euro abgelehnt, weil die Frau zu alt sei, so die Nachrichtenagentur Ansa. Sie wollen mir nichts geben?, fragte die Frau den Bankangestellten. Dann geben Sie mir alles, rief sie und zog das Messer. Sie wurde festgenommen.

Können wir die heutzutage Bankberater trauen

Doch nicht nur bei den feinen Privatbanken können die Kunden den Beratern nicht trauen. Auch bei den normalen Geldinstituten herrscht mitunter ein merkwürdiges Gebaren, wie folgendes Beispiel zeigt.

Vor allem jüngeren Kunden mit guten Jobs und Karrierechancen rollen die Banken und Sparkassen gerne den roten Teppich aus. Wer monatlich feste Einkünfte hat, kann mit kleinen Zugaben rechnen: Da wird das Girokonto kostenlos geführt, und manches Institut zahlt auch eine kleine Anerkennung in Form eines Guthabenzinses auf dem Girokonto. Die Rechnung für die Banken geht aber erst auf, wenn der Kontoinhaber oder die Bankkundin auch die anderen Dienstleistungen des Instituts in Anspruch nimmt: also kräftig an der Börse spekuliert und alsbald ein stattliches Eigenheim oder eine luxuriöse Wohnung begehrt. Das lohnt sich für die Bank.
Für die Transaktionen im Wertpapierdepot des Kunden fällt immer ein gewisser Prozentsatz oder eine Gebühr für die Bank ab. Je mehr sich da bewegt, desto besser fürs Geschäft. Die Rendite des Kunden, ob sich die Schiebereien in seinem Portfolio wirklich lohnen, ist weniger interessant.

Da auch bei festangestellten Bankberatern im Private Banking ein Teil ihres Gehaltes vom Umsatz abhängig ist, den sie für die Bank erzielen, sind Kunden, die gerne an den Börse zocken, besser fürs Geschäft und fürs eigene Ein- und Fortkommen als konservative Anleger, die lieber an den Werten festhalten, die sie einmal gekauft haben.

Notfalls wird auch nachgeholfen. So wie im Fall einer Hamburgerin, die ihr Vermögen von der Dresdner Bank verwalten ließ. Eines Montagmorgens erhielt sie einen Anruf ihres Anlageberaters. Nach dem Austausch der üblichen Höflichkeiten kam der junge Mann zügig zur Sache. Er habe da zwei fabelhafte Investments, die er seinen besten Kunden vorschlagen wolle. Es gäbe in nächster Zeit zwei Börsendebüts von jungen Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien und Internetdienstleistungen. Das wäre doch gerade für sie eine gute Gelegenheit, eine stattliche Rendite zu erzielen und ihr Depot aufzufrischen.

Eigentlich wollte die Kundin keines ihrer Papiere veräußern. Doch sie ließ sich von dem Fachmann überreden, die Aktien eines Sportmodeherstellers zu verkaufen. Die hätten, wie der Mann der Dresdner erzählte, ohnehin den Höhepunkt erreicht und wenig Potenzial für weitere Kursgewinne. Also gut, die Frau nahm den Vorschlag ihres Beraters an, gab die Verkaufsorder für die Sportmodeaktien und zeichnete die neuen Aktien der Unternehmen, die in den nächsten Tagen auf den Markt gebracht werden sollten.

Eine Woche später rief sie bei ihrem Bankberater an, um sich nach dem Stand der Transaktionen zu erkundigen. Das Ergebnis war blamabel: Von den Aktien des Energieunternehmens hatte sie keine einzige bekommen, die Emission sei leider überzeichnet gewesen, wie ihr der Fachberater ohne ein Wort des Bedauerns mitteilte. Dafür saß sie nun auf den Papieren der Internetfirma, die nach der Börseneinführung sofort auf Talfahrt gegangen und auf einen Wert gefallen waren, der deutlich unter dem Ausgabekurs lag.
Als sie ihren Berater auf seine Fehlleistung ansprach, fand sie kein Entgegenkommen, nicht einmal den Hauch einer Entschuldigung, obwohl er sich grob verschätzt hatte. Dieser machte sie vielmehr darauf aufmerksam, dass ihr bekannt sein müsse, dass Aktiengeschäften immer auch ein gewisses Risiko anhinge. Besonders ärgerlich war, dass der Berater auch mit seiner dritten Prognose, zum Kurspotenzial der Sportmodeaktien, deutlich danebenlag. Die waren nämlich munter weiter geklettert.

Die Kundin hatte jedenfalls genug von der Vermögensberatung der Dresdner Bank und suchte sich ein anderes Institut.

Gefahren der Vollfinanzierung richtig verstehen

Eine entscheidende Frage, die bei jeder Immobilienfinanzierung vorab geklärt werden sollte, ist die Höhe des Eigenkapitals, das zur Verfügung steht. Experten warnen auch Besserverdiener vor einem Kredit, der 100 Prozent des Immobilienwertes beträgt oder ihn sogar überschreitet, weil dann die Gefahr großer Vermögensverluste besteht, wenn das Objekt vorzeitig verkauft werden muss.
In jüngster Zeit überbieten sich Hypothekenbanken und Finanzierungsgesellschaften mit großzügigen Krediten, die den Kauf einer Immobilie mit bis zu 130 Prozent finanzieren.

Verbraucherschützer, aber auch Bausparkassen wie die LBS, die um ihre Pfründe und ihr Geschäft furchten müssen, warnen dagegen vor der Vollfmanzierung.
Entwicklungen in den USA, in Großbritannien und auch Skandinavien hätten gezeigt, dass unvorhergesehene Belastungen oder Ereignisse nicht nur viele Hausbesitzer, sondern auch den gesamten Finanzsektor und die Immobilienbranche in schwere Turbulenzen fuhren können.

Auslöser einer schweren Finanzkrise, die von den USA im Sommer 2007 bis nach Deutschland schwappte, waren Kredite in Flöhe von bis zu 100 Prozent des Kaufpreises (oder darüber), die auch Kunden bekamen, bei denen von Anfang an zweifelhaft war, ob sie die Finanzierung überhaupt würden bedienen können.
Steigen die Zinsen oder fallen die Hauspreise, wird daraus ein hochgefährliches Gemisch, kommentiert LBS-Verbandsdirektor Hartwig Hamm diese Modelle.
Leider würden Lehren aus Erfahrungen der Vergangenheit immer wieder in den Wind geschlagen. Denn schon Anfang der 1990er Jahre seien solche Finanzierungen bei Immobilienkrisen in Großbritannien und Skandinavien reihenweise gescheitert.
In Deutschland wird die Debatte aktuell meist nur aus Sicht der Banken oder Anleger geführt – verbunden mit der bangen Frage, ob gesamtwirtschaftliche Probleme aus den USA zu uns herüberschwappen können. Weniger gesehen wird, dass es zunächst einmal die Hauseigentümer sind, die Probleme haben, bevor bei den Banken Ausfälle von Krediten zum Thema werden. Der drohende Verlust der eigenen vier Wände darf aber Politik und Öffentlichkeit nicht kaltlassen, warnt Hamm.
Einkommensschwächeren Erwerbern rät Hamm sogar, eher mehr als weniger Eigenkapital anzusparen, sonst könnten sie die Abzahlung des Kredits nicht in jedem Fall sicherstellen – zumal dann, wenn die Zinskurve wieder nach oben zeigt.
Trotz dieser Risiken werde immer wieder die Lockerung der Kreditvergabe gefordert – von neuen Anbietern, die hierzulande für einen leichteren Zugang zu Wohnungsbaudarlehen eintreten. Dazu gehören auch Berater wie etwa London Economics (LE), die im Auftrag der EU-Kommission arbeiten und in Deutschland wegen angeblich zu konservativer Angebotspolitik verschenkte Marktpotenziale sehen.

Bisher hält sich die Begeisterung der potenziellen Häuslebauer und Wohnungseigentümer für die neuen Modelle noch in Grenzen. Sehr zur Beruhigung der Bausparkassen, die mit ihren Spar und Darlehensangeboten auf konservative Finanzierungsmodelle setzen. Großzügige Kreditangebote nach angelsächsischem Vorbild ließen, so LBS-Mann Hamm, auf dem hiesigen Markt zu Recht die Alarmglocken läuten, denn die Käufer würden auch bei den aktuell günstigen Rahmenbedingungen unverändert großen Wert auf Finanzierungssicherheit legen.
Mit gutem Grund haben die Bausparkassen bereits bei der Vorstellung der London-Economics-Studie Ende 2005 in Brüssel die EU-Kommission davor gewarnt, 100-Prozent-Finanzierungen zum Modell für Einkommensschwache in ganz Europa zu machen. Sie haben dabei mit Nachdruck auf die absehbaren Probleme hingewiesen, wenn Einkommen stagnieren, Immobilienpreise sinken oder die Zinsen steigen. Aber auch die ganz normalen Veränderungen im Lebensablauf des Kreditnehmers – die Versetzung in eine andere Stadt, Arbeitslosigkeit, Scheidung oder Krankheit – können solche Finanzierungen ins Wanken bringen. Wegen der Überwertfinanzierung lassen sich im Fall eines Verkaufs meist nur Preise erzielen, die die Hypothek nicht abdecken. Das Haus ist verkauft, aber die Schulden bleiben und müssen weiterhin abgezahlt werden. Sinnvoll ist so eine Konstruktion nur, wenn zum Beispiel auch am neuen Wohnort ein gleichwertiges Haus gekauft wird und der Kredit darauf übertragen werden kann.

Wer in finanzielle Not gerät und sich die im Vergleich zu klassischen Immobilienkrediten höheren Zinsen nicht mehr leisten kann, läuft also Gefahr, nicht nur seine eigenen vier Wände zu verlieren, sondern auch auf einem hohen Schuldenberg sitzenzubleiben.

Als problematisch kann sich auch erweisen, dass die Banken für die Vollfmanzierung natürlich Sicherheiten verlangen: Wertpapierportfolios, aber auch Lebensversicherungen müssen dafür herhalten. Wer so etwas nicht zu bieten hat, muss eine kostspielige Restschuldversicherung abschließen, für die er dann auch noch Prämien zu bezahlen hat. So warnt denn auch der LBS-Direktor: Wenn jetzt etwa zur Absicherung solcher Finanzierungen Hypothekenversicherungen angeboten werden, so mag dies zwar ein Instrument zur Begrenzung von Bankenrisiken und zur Entlastung von Eigenkapitalanforderungen sein. Für Eigentümer, die in Schwierigkeiten geraten sind, wäre dies aber keinerlei Hilfe.
Für die Banken scheint die Vollfmanzierung in jedem Fall ein lukratives Geschäft zu sein. Wenn der Immobilienbesitzer seine Verpflichtungen einhält, hat die Bank einen deutlich höheren Profit kassiert als bei einem normalen Darlehen. Und wenn sie sich richtig absichern, ist ihr Risiko – im Gegensatz zu dem des Kunden -, einen Verlust zu erleiden, doch ziemlich gering.

Grünes Licht für Heuschrecken – Bankengeheimnis

Doch zur Enttäuschung der Anwälte, Anleger- und Datenschützer kam alles ganz anders. Der Bundesgerichtshof folgte den Argumenten der Anwälte nicht. In seinem Urteil vom 27.02.2007 (BGH XI ZR 195/05) stellte das oberste deutsche Zivilgericht klar, dass ein Verstoß gegen das Bankengeheimnis und gegen Datenschutzbestimmungen keinerlei Auswirkungen auf die Wirksamkeit von Forderungsabtretungen habe.

Dr. Thilo Weichert, Leiter des Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD), übte scharfe Kritik an dem höchstinstanzlichen Richterspruch: Seit vielen Jahren ist anerkannt, dass die Verletzung des Arztgeheimnisses bei der ärztlichen Abrechnung zur Unwirksamkeit der Forderungsabtretung führt. Dies gilt, wenn der Forderungsempfänger seinen Sitz in Deutschland hat und dem deutschen Datenschutzrecht unterworfen ist. Hierzu steht die jetzige BGH-Entscheidung in einem Wertungswiderspruch, wenn der Bankkunde hinsichtlich seines Bankgeheimnisses völlig rechtlos gestellt wird. Wir müssen feststellen, dass in Bankgeschäften der Datenschutz oft wenig ernst genommen wird, wie der seit Jahren anhaltende tausendfache Verstoß bei der Weitergabe von Transaktionsdaten an US-Geheimdienste durch SWIFT zeigt. Datenschutz kann leicht zum Papiertiger werden, wenn von den Gerichten nicht anerkannt wird, dass der Umgang mit Vertragsdaten ein zentraler Bestandteil jedes Vertrages ist. Die deutsche Rechtsanwendung muss hier die strengen Vorgaben der Europäischen Datenschutzrichtlinie beachten. Wird dies nicht sichergestellt, so ist auch die Europäische Kommission gefordert.

Doch nach dem Richterspruch des XI. Senats steht dem Ausverkauf von Forderungen – notleidenden wie planmäßig bedienten — zur Sanierung der Bankbilanzen durch Private-Equity- Gesellschaften erst einmal nichts mehr im Wege. Heuschrecken- Firmen erhielten sozusagen grünes Licht für ihre Beutezüge in Deutschland.

Schon vor der Entscheidung des BGH waren sich einige Banken ihrer Sache recht sicher. Die Hypo-Real-Estate-Gruppe, die im Jahr 2003 von der Hypo-Vereinbank-Gruppe abgespalten und an die Börse gebracht wurde, war sicher eines der ersten Institute in Deutschland, die sich durch diese Art von Transaktionen ihrer Kreditengagements entledigte, aber keineswegs die einzige Bank, die zu diesem Rettungsring griff, um die eigene Bilanz zu sanieren.
Die Hypo Real Estate allein veräußerte in den Jahren 2003 und 2004 ein Kreditvolumen von über 4,1 Milliarden, und die Muttergesellschaft HypoVereinsbank verscherbelte in den Jahren 2005 und 2006 weitere Kreditportfolios im Wert von knapp fünf Milliarden Euro an die US-Investmentbank Goldman Sachs.
Auch die Dresdner Bank nutzte seit 2003 die Hilfe von Kreditverwertern, um Immobilienkredite von 3,1 Milliarden Euro loszuwerden. Eine halbe Milliarde davon ging an die Deutsche Bank, die sich auch beim internationalen Geschacher mit distressed Loans, wie wackelige Kredite im anglophilen Bankerjargon genannt werden, einen Namen machen möchte. Selbst die DZ-Bank, die Zentralbank der Volksbanken Raiffeisenbanken, hat Forderungen aus Immobilienkrediten in Höhe von 0,6 Milliarden Euro an die US-Investmentbank J.P. Morgan versilbert.
Die Banken vertreten ihre eigene Interessen. Sie wollen ihre Bücher bereinigen. Sie hatten in den vergangenen Jahren Immobilienkredite im Wert von 100 und 200 Milliarden Euro vergeben, die sie nun gerne loswerden wollen. Ob sie mit ihrer Altlastenentsorgung die Häuslebauer oder Immobilieninvestoren unter Druck setzen, ist ihnen ziemlich gleichgültig.

Zwar behauptet der Pionier, die Hypo Real Estate Bank, dass sich die rechtliche Position des Darlehensnehmers durch den Portfolioverkauf nicht verschlechtert, (…) weil auch für den neuen Gläubiger die gleichen Rechten und Pflichten aus dem Kreditvertrag gelten.

Die Erfahrungen düpierter Kreditkunden entlarven dieses Versprechen als schlechtes Marketing und Lüge. Denn die Portfoliokäufer sind nicht an einer langfristigen Beziehung zu den Schuldnern interessiert, sondern an einer schnellen Verwertung – notfalls durch die Übernahme und den Verkauf der Sicherheiten, um das Kreditverhältnis möglichst schnell und profitabel abzuwickeln, erklärte Rechtsanwalt Jochen Weck von der Münchner Kanzlei Rössner Rechtsanwälte gegenüber der Zeitschrift Focus Money.

Für die schmutzigen Geschäfte verlassen sich die Beteiligungsgesellschaften, wie das Beispiel Lone Star zeigt, auf die Dienste von Inkassofirmen, die oft ebenfalls zum Imperium der Heuschrecken gehören. Diese Gesellschaften haben eine ganz einfache Philosophie. So stellt sich Hudson Advisors auf seiner Homepage (hudson-advisors*com) als äußerst effizienter Partner im Dienste der Kapitalgesellschaften vor, der in den vergangenen zehn Jahren Problemkredite abgewickelt und komplexe Immobilien-Anlagen verwaltet [hat]. Zu diesen Investments in Asien, Nordamerika und Europa, die sich insgesamt auf mehr als 31 Milliarden Dollar beliefen, gehörten auch verschiedene Eigentümermodelle und Investmentstrukturen, die ein konzentriertes und aggressives Vorgehen erfordern, um die Renditen für den Investor zu maximieren.

In Deutschland haben die Kredithaie, Heuschrecken und Pleitegeier zudem leichtes Spiel: Denn deutsche Kreditnehmer müssen in der Regel mit ihrem Vermögen für den Kredit haften. Das sind für die Kreditaufkäufer beste Aussichten für die erfolgreiche Erfüllung ihrer Aufträge. Sie übernehmen mit dem Kreditvertrag auch einen Titel, den sie vollstrecken können.

Für die Kunden ist dieser florierende Handel mit ihren Krediten so gemütlich wie ein Tanz auf einem Vulkan. Zu den Opfern der auf Kreditverwertung spezialisierten Geldeintreiber zählen längst nicht mehr nur säumige Schuldner, die mit ihren Raten in Rückstand geraten sind, sondern auch gute Darlehensnehmer, die immer pünktlich ihren Schuldendienst geleistet haben.

Die Banken, die ihre Kreditportfolios bereinigen wollen, müssen nicht einmal mehr die Zustimmung ihrer Darlehensnehmer einholen. Sie haben ein Schlupfloch gefunden, das sie sogar von der Mitteilungspflicht befreit. Die Kredite, die aussortiert werden sollen, werden samt Sicherheiten gebündelt und als Portfolio in eine eigens gegründete Gesellschaft ausgegliedert. Die Anteile an dieser Gesellschaft werden dann an die Heuschrecken verkauft.

Bei der Übertragung der Kredite samt Sicherheiten im Wege der Ausgliederung nach dem Umwandlungsgesetz ist eine Zustimmung des Kunden gerade nicht erforderlich, erklärt die Hypo Real Estate. Denn das Umwandlungsgesetz will volkswirtschaftlich notwendige Umstrukturierungen eines Unternehmens ermöglichen.
Auf einem Symposium im April 2007 erklärte die Hypo Real Estate, dass ein Markt für faule Kredite außerhalb der Banken entstanden sei. Und nicht nur für faule Immobilienschulden. Auch große Firmenkredite und Verbraucherkredite könnten künftig an Dritte verscheuert werden. Und da sei noch reichlich Spielraum für glänzende Geschäfte in den nächsten Jahren.

Schrottimmobilien im Ostdeutschland

In den 1990er Jahren, kurz nach der sogenannten Wende, war Ostdeutschland ein Dorado für Steuervermeider, Schnäppchenjäger, Betrüger, gerissene Kapitalanleger und Banken. Im großen Stil haben die westdeutschen Geldhäuser – allen voran die damals noch als eigenständiges Haus existierende Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank – in den neuen Bundesländern eingekauft, Grundstücke, Plattenbauten und heruntergekommene Altbauten – alles was sich irgendwie bebauen, umbauen, sanieren, renovieren und wieder versilbern ließ.

Die Lage der den Kunden angepriesenen Immobilien war natürlich immer bestens. Stadtviertel, die selbst bei großzügiger Interpretation nicht als erstklassig eingestuft werden konnten, wurden kurzerhand zur Gegend mit großem Potenzial erklärt. Die Käufer aus dem Westen hatten keine Ahnung, sie kannten nur die westdeutschen Immobilienpreise und hatten wenig Zeit und Lust, sich eingehend zu informieren. Viele glaubten einfach den Versprechungen und vor allem den Mietkalkulationen der Bankberater, die ihnen große Steuergeschenke und überproportionale Wertentwicklungen prophezeit hatten. Aufs Nachrechnen oder auf eine Besichtigung der angebotenen Immobilien haben die meisten der Investoren gern verzichtet. Selbst tollkühne Prognosen zur Entwicklung der Mieteinnahmen von 20 € pro Quadratmeter für Wohnimmobilien, die sich in den 1990er Jahren in besten Lagen im Westen kaum noch erzielen ließen, erweckten bei den Käufern selten Zweifel.

Wie sie Opfer dieses Nepps wurde, erzählt eine Kundin der HypoVereinsbank, dem Nachfolgeinstitut der früheren Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank. Auch ihr wurde von einem Kreditvermittler eine lohnende Kapitalanlage zur Altersvorsorge, die darüber hinaus staatlich gefordert sei, in Aussicht gestellt.

Das Risiko sei gleich null, versicherte ihr der Mitarbeiter eines Strukturvertriebs, immerhin habe die große bayerische Bank alles geprüft und für seriös befunden. Als die Kundin zögerte, machte der Verkäufer Druck. Die Anlegerin sollte nicht zu lange überlegen, für diese Immobilien gäbe es viele Interessenten. Sie schlug ein und kaufte unbesehen eine 3-Zimmer- Wohnung in der ostdeutschen Provinz. Natürlich konnte der Verkäufer auch gleich die Finanzierung des Filetstücks arrangieren und einen unterschriftsreifen Vertrag über ein Darlehen von mehr als 300000 € vorlegen. Die Kundin unterschrieb.

Danach ging es für sie in finanzieller Hinsicht nur noch bergab. Gleich nach dem Vertragsabschluss stellte sich heraus, dass das Schnäppchen in Wirklichkeit Schrott war. Die Wohnung steckte voller Mängel und war schlecht zu vermieten. Für dieses völlig überteuerte Objekt ist die junge Frau noch jetzt mit rund 150000 Euro verschuldet. Statt Vermögen zu bilden, zahlt sie monatlich 1000 Euro an die Bank.

Die Hypobank, die wenige Jahre später mit dem Lokalrivalen Bayerische Vereinsbank zu einem der größten deutschen Bankkonzerne fusionierte, hatte damals auch viele Immobilien in Leipzig im Angebot. Große Wohnungen, kleine Appartements, ganze Wohnblöcke und Mietskasernen – für jeden Geldbeutel oder Einkommensklasse etwas. Mit phantastischen Mietpreisversprechen und hohen Nebenkosten. Häufig wurde mit dem Kredit zusätzlich eine Kapitallebensversicherung als Absicherung verkauft. Da winkten zusätzliche Provisionen. In jedem Fall ein gutes Geschäft – für die Bank.

Billigappartements am unteren Ende der Preisskala wurden mit Drückerkolonnen an den Mann oder die Frau gebracht. Im Wohnzimmer oder Büro der Kunden führten die freien Berater im Auftrag der Bank die Verkaufsgespräche und setzten bei unentschlossenen, zögerlichen Gesprächspartnern auch schon mal auf die ganz billige Tour die Daumenschrauben an. Wenn Sie jetzt nicht unterschreiben, dann wird die Wohnung ein anderer kaufen. Für solche Sahnestücke am Immobilienmarkt gäbe es schließlich viele Interessenten. Da haben viele zugegriffen. Und Verträge unterschrieben, die sie auf Jahre knebelten.

Eine meiner Kolleginnen, eine Auslandsreporterin, wurde auch Opfer der dubiosen Immobilienmachenschaften. Zwar war sie vorsichtig genug, nur in ein kleines Appartement in Leipzig zu investieren, doch auch mit diesem Investment hatte sie sich vor allem Probleme eingehandelt. Die Wohnung lag in einem zwar belebten, aber auch etwas zwielichtigen Viertel mit kleinen Gemüseläden, Bars und regem Nachtleben. 60 000 Euro kostete die Wohnung. Die Hypobank bot ihr großzügig einen Kredit von 50000 Euro an. Abgesichert wurde das Darlehen durch eine Lebensversicherung, die sie abschließen musste. Insgesamt betrug ihre monatliche Belastung rund 250 Euro zuzüglich der Zahlungen für die Versicherung von 5000 Euro pro Jahr.

Sie würde keine Mühe haben, ihre Kosten durch die Miete wieder einzuspielen, wurde ihr versichert. Außerdem könnte sie die Kosten für die Renovierung des Appartements von der Steuer absetzen. Einen Mietpreis von 20 € pro Quadratmeter hatten ihr die Bankberater in Aussicht gestellt. Sie war skeptisch genug, um den genannten Betrag auf die Hälfte zu reduzieren, doch auch das erwies sich als zu optimistisch.

Bevor die Sanierung abgeschlossen war, ging der Bauunternehmer pleite. Die letzte Rate des Kaufpreises wurde einbehalten und auf das Anderkonto eines Anwalts in Düsseldorf überwiesen. Dadurch wurde die Wohnung vor dem Konkurs des Bauunternehmers und Verkäufers nicht auf ihren Namen eingetragen.
Diesen schwerwiegenden Mangel erkannte die Käuferin allerdings erst ein paar Jahre später. Vor etwa vier Jahren hatte sie nämlich genug vom Ärger und den Verlusten, die ihr die Schrottimmobilie ständig bescherte: Meistens stand sie leer. Wenn nicht, machte sie mit Mietnomaden böse Erfahrungen. Ein Mieter zahlte nur die erste Miete und dann nichts mehr. Doch als er endlich die Wohnung räumen musste, demolierte und verschmutzte er das Appartement so, dass von Grund auf renoviert werden musste, einschließlich einer neuen Badezimmerausstattung. Verkaufen konnte sie die Immobilie jedoch nicht, solange die Eigentumsverhältnisse nicht geklärt waren.

Und um diese Klärung streiten die Anwälte noch immer. Auf dem Anderkonto, das bei einer renommierten privaten Bank geführt wird, schlummert die letzte Rate – zinslos versteht sich. Aber auch ein Verkauf wäre zurzeit kein gutes Geschäft für die entnervte Kundin. Sie bekäme heute nur noch maximal die Hälfte des Kaufpreises – der Wert des vermeintlichen Sahnestückchens hat sich in der vergangenen Dekade mehr als halbiert.

Was macht die Bank-Kredite so teuer

Bei der Prüfung der Zuschriften und Beschwerden der düpierten Bankkunden zeigte sich, dass die extrem teuren Kreditversicherungen die Raten der Kleinkredite auf Wucherniveau in die Höhe getrieben hatten. Die tatsächliche Belastung der Schuldner betrug zwischen 20 und 40 Prozent des Kreditvolumens! Von den einstelligen Zinskonditionen aus der Werbung war also keine Rede mehr.
Wie die Rechnung für die Kreditnehmer aussehen kann, zeigt folgendes Beispiel: Die Beiträge für die Restschuldversicherung werden als Einmalzahlung auf die Kreditsumme aufgeschlagen. Sie betragen in der Regel ein Drittel des Kredits, können aber im Einzelfall auch deutlich höher ausfallen. Dadurch erhöht sich das Kreditvolumen und natürlich auch die Höhe des zurückzuzahlenden Betrags. Für einen Kredit von 30000 Euro netto ergaben sich so für den Kunden Kosten von insgesamt 39 642 Euro. Davon machte die Restschuldversicherung 17 315 Euro aus, der Rest der Kosten setzte sich aus Zinsen und Bearbeitungsgebühren zusammen. Der Kreditnehmer musste also für seinen 30 000-Euro-Kredit fast 70000 Euro abstottern.

In einem anderen Fall wurde von der Bank für einen Nettokreditbetrag von 9000 Euro der Abschluss einer Restschuldversicherung mit Kosten in Höhe von 9105 Euro verlangt.

Schlimm ist dabei auch, dass die meisten der Opfer bei Abschluss keine Ahnung von den wirklichen Belastungen hatten, die da auf sie zukamen. Denn die Kosten der Versicherung waren nicht in die Berechnung des effektiven Zinses eingeflossen.
Nicht ein einziger Kreditnehmer wurde von seiner Bank darüber aufgeklärt, dass der angegebene Effektivzins die Kosten der Restschuldversicherung nicht enthält, erkannten die Verbraucherschützer in ihrer Dokumentation.

Zudem wurde in keinem Fall den Kunden erklärt, dass es weit günstigere Formen der Absicherung gibt, eine bestehende Lebensversicherung beispielsweise oder eine Berufsunfähigkeitsversicherung, mit deren Hilfe der Kredit bedient werden kann, falls der Kreditnehmer verunglückt.

Natürlich versuchten die beteiligten Banken abzustreiten, dass die Kreditverträge an den Abschluss der Restschuldversicherung gekoppelt waren. Dafür gibt es offensichtlich gute Gründe – vermuten jedenfalls die Verbraucherschützer.
Aus Fällen, in denen die Restschuldversicherung in Anspruch genommen wurde, weil der Kreditnehmer seine Verpflichtungen nicht mehr erfüllen konnte, ergaben sich Einblicke in eine sehr dubiose Konstruktion. Wäre beispielsweise der Vertrag über eine Nettokreditsumme von 30000 Euro, der durch die Restschuldversicherung mit der Einmalprämie von 17315 Euro gedeckt sein sollte und für den eine Laufzeit von sieben Jahren vereinbart worden war, nach etwa sechs Monaten gekündigt worden, hätte die Versicherung gerade einmal 6148 Euro ausgezahlt. Die übrigen 11167 Euro – 65 Prozent der Versicherungsprämie – wären bereits verbraucht gewesen. Doch wofür? Zu diesem Zeitpunkt wären doch erst 5 Prozent des Kredits getilgt gewesen, rechneten die Verbraucherschützer nach.

Sie kamen letztendlich zu folgendem Schluss: Dies legt die Vermutung nahe, dass mehr als die Hälfte der Prämie als Provision an die Bank gezahlt wurde – und sie deshalb verbraucht ist. Das klingt nach einem glänzendem Geschäft für die Bank: Den Kunden durch überhöhte Kredite und damit hohe Raten abzocken und obendrein eine fette Prämie für die Versicherung kassieren.
Nun machen sich die Verbraucherschützer stark für die Bankenopfer: Sie haben sich an das Bundesaufsichtsamt für Finanzdienstleistungen gewandt, das solchen Vergehen der Banken nachgehen muss.

Denn diese Verträge seien sittenwidrig, erklären die Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Hamburg und zitieren den Paragraphen 138 Absatz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB). Danach ist ein Darlehensvertrag, bei dem Leistung und Gegenleistung in einem auffälligen Missverhältnis stehen, sittenwidrig.
Der Bundesgerichtshof hat in einem Urteil den Tatbestand des auffälligen Missverhältnisses weiter präzisiert: Er trifft dann zu, wenn der Vertragszins 100 Prozent in relativem Verhältnis oder 12 Prozentpunkte in absoluten Zahlen über dem Marktzins liegt und eine Notlage des Darlehensnehmers vorsätzlich oder fahrlässig ausgenutzt wird. Sittenwidrige Darlehensverträge sind aber nichtig und müssen gemäß §§ 812 ff. BGB rückabgewickelt werden. Dabei muss der Darlehensbetrag erst nach Ablauf der vereinbarten Laufzeit zurückgezahlt werden. Zudem hat die Bank keinen Anspruch auf Zinsen.

Explosive Stimmung
Wohin die Kreditpolitik der Geldinstitute fuhren kann, zeigt folgendes Beispiel: Am 16. Februar 2007 steuerte ein Mann mittleren Alters sein Auto in die Glastür einer Frankfurter Bankfiliale. Eine Campinggasflasche hat er bereits aufgestellt und versuchte gerade, eine zweite aus dem stark verbeulten Auto zu zerren, als er von der Polizei überwältigt wurde. Auch sein 36-jähriger Begleiter, der sich unter den Schaulustigen verstecken wollte, wurde in Gewahrsam genommen. Als Tatmotiv gab der 52- jährige Haupttäter an, dass er die Bank in die Luft sprengen wollte, weil er unzufrieden war und sich ungerecht behandelt fühlte. Die Sparkasse wollte ihm keinen Kredit einräumen. Nach seinem Attentat dürfte sich sein Standing als Bankkunde kaum verbessert haben. (Spiegel-Online vom 17. Februar 2007)