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Vorsicht – Diebe im Nadelstreifen bei den Banken und Sparkassen

Immer wieder taucht bei Kunden auch die Frage nach der kriminellen Energie von Bankern auf. Kein Wunder, denn die Versuchung für Bankmitarbeiter ist groß, sich direkt an der Quelle zu bedienen. Sicher erliegen nur wenige dem Lockruf des Geldes – oder werden bei ihren Raubzügen erwischt.

Allerdings gaben von 837 befragten Unternehmen im internationalen Finanzsektor zwei Drittel der deutschen Konzerne an, innerhalb von zwei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden zu sein. Der Schaden soll sich auf 254 Millionen Euro belaufen. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage der Wirtschaftsberatung Price Waterhouse Coopers im Sommer 2007. Und oft genug waren Banker, meist sogar die eigenen Mitarbeiter die Täter. Wie es der Fall eines Mitarbeiters einer rheinischen Raiffeisenbank zeigt, den das Handelsblatt beschrieben hat.

Ein Banker aus Erkrath hatte sich ab 1973 immer wieder von den Konten seiner Kunden bedient. Erst waren es 120000 €, die er vom Konto eines Kunden entwendete, der das Schwarzgeld für mehrere Jahre auf einem Konto parken wollte. Um die Zinszahlungen zu fingieren, damit der Kunde nicht misstrauisch wurde, zweigte er Geld von anderen Konten ab. Im Laufe der Jahre waren das dann nachweislich 500000 Euro, die der Mann von fremden Konten nahm. Das dürfte jedoch nicht alles gewesen sein, auch andere Kunden haben mittlerweile über unerklärlichen Schwund auf ihren Konten geklagt. Der Banker hatte seinen I liebstahl anfangs gut getarnt und seine Kunden mit falschen Belegen und Auszügen im Glauben gelassen, dass mit ihren Konten alles in Ordnung ist und sich das angelegte Geld ordnungsgemäß vermehrt. Der Erkrather ist kein Einzelfall.
Relativ häufig sind die Täter spielsüchtig oder leben einfach über ihre Verhältnisse, sagt Christine Staffel, Leiterin der Abteilung Kreditversicherung bei der R+V Versicherung, einem der größten Anbieter für sogenannte Vertrauensschadenversicherungen in Deutschland.

Manchmal erscheint der Betrug aber am Anfang auch nur zu einfach. Wer sich eine kleine Summe aus der Kasse nehme und dabei nicht auffalle, greife dann einfach noch einmal zu.

Vor allem wenn zwischen dem Banker und dem Kunden ein besonders enges Vertrauensverhältnis besteht, wird es dem Betrüger häufig leicht gemacht, sagt auch Steffen Salvenmoser, der früher als Staatsanwalt gearbeitet hat und seit gut acht Jahren für die Beratungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers in Frankfurt verschiedene Banken bei Betrugsfällen unterstützt. Vor solchen Dieben schützen können sich die Banken nicht. Auch gelten die späteren Betrüger in den Häusern vorher oft als Kollegen, für die man die Hand ins Feuer legt, sagt Salvenmoser.

So ist zum Beispiel auch ein Raiffeisenbank-Manager erst aufgeflogen, als ein Kollege in dessen Abwesenheit die betrogenen Kunden betreute. Der gab an Kunden Kontoauszüge mit den aktuellen Ständen heraus, und der Betrug war auf einmal nicht mehr zu übersehen. Die Folgen für den diebischen Banker, der bereits das Rentenalter erreicht hatte, waren gravierend: Seine Eigentumswohnung musste er verkaufen, seine Rente wurde bis zum gesetzlich festgelegten Existenzminimum von 1100 Euro gepfändet. Außerdem wurde er wegen Untreue und Urkundenfälschung zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt.

Laut Untersuchung von Price Waterhouse Coopers stammen bei fast jedem dritten Unternehmen die Täter aus dem Kreis der Mitarbeiter; 14 Prozent der Überführten zählen sogar zu den Topmanagern. Die Delikte, die am häufigsten begangen werden, sind Betrug (36 Prozent), Unterschlagung (24 Prozent), Geldwäsche (19 Prozent) und Falschbilanzierung (13 Prozent).

Die Täter zählen eher zu den gebildeteren Mitarbeitern, sie sind im Schnitt 40 Jahre alt und männlich. Die Betrüger aus den eigenen Reihen arbeiteten im Durchschnitt bereits zwölf Jahre im Betrieb. Bei einem Drittel der Straftaten waren mindestens zwei Täter gemeinsam aktiv.
Wer sich also wundert, dass seine Kontostände auf unerklärliche Weise abnehmen, sollte dem Schwund unbedingt nachgehen und die Bewegungen genau überprüfen.