Was machen die Banken mit dem Geld Ihrer Kunden

Was machen eigentlich die Banken mit dem ganzen schönen Geld, dass sie ihren Kunden abnehmen? Nicht nur die Aktionäre profitieren durch gute Dividenden von steigenden Gewinnen, auch die Bankmanager selbst bedienen sich gern aus dem großen Geldtopf. Nur die Mitarbeiter bleiben auf der Strecke.
Der Spitzenverdiener unter den Managern deutscher Konzerne heißt Josef Ackermann. Mit einem Jahreseinkommen von 13,5 Millionen Euro 2006 ist der Vorstandschef des Banken-Primus Deutsche Bank auch in diesem Ranking Spitze. Die Aktionäre der Bank haben nichts dagegen, dass Ackermann so reich belohnt wird. Haben sie dem Mann doch viel zu verdanken. Immerhin hatte er den Aktienkurs von mageren 37,50 Euro im Jahr 2003 wieder auf 117,50 Euro im Frühsommer 2007 gebracht.

Ein guter Mann also, der rechtzeitig erkannt hatte, dass die Bank viel zu viel Ballast mit sich herumschleppte. Zum Beispiel 25 000 Mitarbeiter, deren Jobs eigentlich längst überflüssig sind und die nicht mehr gebraucht wurden. Ackermann hat auch neue Arbeitsstellen geschaffen. Beispielsweise 1200 Jobs in Indien, dort werden Verwaltungsaufgaben viel billiger erledigt als in Deutschland.
Und wer Rekordgewinne erzielt und seine Aufgaben gut macht, wird belohnt. Der darf auch richtig feiern, beispielsweise mit seinen Kunden und den Rolling Stones in Barcelona eine richtige Sause veranstalten. Mit den 600 besten Kunden und den Kollegen von J.P. Morgan, Goldman Sachs und Morgan Stanley haben die Investmentbanker der Deutschen Bank so richtig auf die Pauke gehauen. Rund vier Millionen Euro soll die Party gekostet haben – die Gage für die Altherren-Rockband inbegriffen.

Das haben sich die Banker schließlich verdient. Der beste Beweis dafür ist der Höhenflug des Aktienkurses im Jahr 2007. Den muss ihnen erst einmal eine andere Bank in Deutschland nachmachen. Dummerweise blieb er nicht in den luftigen Höhen, die Immobilienkrise in den USA hat den Höhenflug gestoppt. Vielleicht muss jetzt die Party im nächsten Jahr ein bisschen bescheidener ausfallen.
Für das Gehalt des Vorstandschefs trifft das sicher nicht zu. Denn der kann bestimmt noch ein paar tausend Leute entlassen, damit die Renditerechnung wieder aufgeht.
Hauptsache, die Aktionäre sind zufrieden. Denn man weiß ja, was passiert, wenn die vergrätzt werden. Die Banker der Hypo Real Estate, die einmal so richtig aufgeräumt haben und ein paar tausend naive Wohnungsbesitzer um ihre Immobilie und ihr Erspartes gebracht haben, wurden doch glatt abgestraft: Als der arme Vorstand sich mit einem Aktienprogramm im Wert von 700000 Euro belohnen wollte, haben die Anleger doch glatt abgelehnt!

Irgendwie undankbar. Aber das kommt davon, wenn man sich mit Krethi und Plethi anlegt. Die Deutsche Bank spielt in einer anderen Liga. Da gelten ganz andere Summen. Und ohne Millionengehälter für den Chef wird man in den Club der Superbanken überhaupt nicht reingelassen.
Aber das haben in Deutschland noch immer nicht alle begriffen. Oder wie soll man sonst die Neidkolumne im Manager Magazin verstehen, die es eigentlich besser wissen müssten. Da versucht doch jemand ernsthaft, den Bankern die Pfründe mies zu machen:

Wohlgemerkt, es handelt sich bei diesen Herren nicht um Unternehmer, die für Wagemut und Risikobereitschaft vom Markt angemessen belohnt werden. Die Rede ist von Managern. Von Angestellten im Vorstandsrang, die bei ihrer unternehmerischen Tätigkeit keinerlei eigenes Kapital im Einsatz haben und deren einziges Risiko das des Jobverlusts ist. Ein Risiko im Übrigen, wie es jeder andere abhängig Beschäftigte auch zu tragen hat; in der Regel allerdings ohne Abfindungsklausel im Arbeitsvertrag.

Der Mann hat keine Ahnung wie stressig und gefährlich so ein Bankerleben ist. Mal eben nach Barcelona zu jetten, ist doch kein Vergnügen. Und von wegen Mega- Event. Das war doch nur eine popelige Party mit ein paar Bechern Sangria und einer Oldie-Band – wie hieß die doch gleich noch?

Schmerzhafte Bauchlandung bei den Banken und Sparkassen

Dem Wettbewerbsdruck hielten auf Dauer nicht viele der so hoffnungsvollen Onlinebanken stand. Viele Werbemillionen und zehn Jahre später sind die meisten dieser Spin-offs verschwunden. Die Biligtöchter wurden von anderen Großbanken übernommen oder wieder ins Mutterhaus zurückgeholt.
Den größten Flop landete dabei zweifellos der Branchenprimus, die Deutsche Bank. Ihre Bank-24-Tochter sollte eigentlich auch das ungeliebte, teure Kleinkundengeschäft übernehmen. Das Mutterhaus Deutsche Bank wollte sich lieber auf die Bereiche konzentrieren, wo – wie die Banker meinten – das große Geld zu holen ist. Investmentbanking und Assetmanagement, also das Investieren von Geld und die Verwaltung von Anlagegütern für möglichst kapitalstarke, professionelle Kunden, hießen die neuen Geldmaschinen, mit denen der Bankkonzern in die Top-
Liga der internationalen Finanzwelt vorstoßen wollte. Die Vorstände des Geldhauses sahen sich eher als Strategen internationaler Konzernübernahmen, als Finanziers von Megaprojekten und Manager für professionelle Anleger und milliardenschwere Pensionskassen.

Von den Privatkunden wollten sie nur noch die bedienen, die wirklich Kapital mitbrachten, die Einkommensmillionäre und Supererben. Die Klein- und Mittelkunden wurden abgeschoben zur Bank 24. Eine bundesweite Anzeigenkampagne versuchte die neue Billigtochter herauszuputzen. Doch die Kunden rochen den Braten, begriffen nur zu schnell, dass sie bei der Deutschen Bank für Arme gelandet waren, und reagierten entsprechend sauer. Abwanderungen und lautstarke Proteste gegen die beschämende Behandlung waren die Folge.

Als sich nach dem Crash des Neuen Marktes und der Talfahrt an den internationalen Börsen zeigte, dass die neuen Stars des Investmentbanking und die Goldgräber im Assetmanagement auch nur mit Wasser kochten und ihre fabelhaften Prognosen nicht eintrafen, wurde das Ruder wieder umgelegt. Die Bank 24 wurde stillschweigend begraben. Die Kunden durften wieder zur Deutschen Bank zurückkehren.

Rund zwei Milliarden Euro soll nach Branchenschätzungen der Ausflug in die Billigdomäne die Bank gekostet haben. Genau genommen haben nicht die Vorstände, die den fatalen Kurs anordneten, die Zeche bezahlt, sondern die Mitarbeiter, deren Jobs gestrichen wurden, die Aktionäre und natürlich die Kunden, die für das zweifelhafte Glück, ihr Geld von der größten deutschen Bank betreuen lassen zu dürfen, auch etwas tiefer in die Tasche greifen durften.
Dafür sollen die Kunden jetzt mit Leistung durch Leidenschaft – so der jüngste Werbeslogan – bedient werden. Zum Beispiel beim Drogeriediscounter Rossmann. Dort versucht die Deutsche Bank im Frühjahr 2007 an Kunden für Kleinkredite zu kommen.

Abgezockt und ausgenommen von der Deutschen Bank

Es war ein einfaches Girokonto bei der Deutschen Bank. Das Guthaben betrug rund 900 Euro. Einmal im Jahr wurden etwa 150 Euro abgebucht für die Prämie einer Hausratsversicherung. Die Bank verlangte für diesen Service pro Quartal knapp 18 Euro Kontoführungsgebühren. Einfach so. Keine Arbeit für das Institut und keine Zinsen für den Kontoinhaber. Ein gutes Geschäft für die Bank. Da wollte man wohl auch nicht daran rühren. Für ein so kleines Guthaben unternimmt kein Angestellter des Primus unter den deutschen Geldhäusern eine besondere Anstrengung und schlägt dem Kunden ein besseres Arrangement – vielleicht sogar ein Sparbuch – vor. Leistung aus Leidenschaft, wie die Bank so gerne wirbt: Fehlanzeige.
Ein Fall von vielen aus dem Alltag des deutschen Bankgewerbes. Es wird kassiert – am liebsten fürs Nichtstun. Jeder Handschlag hat seinen Preis. Jede Überweisung und jede Lastschrift.

Von jeder Kontobewegung lässt sich ein kleiner Obolus abpressen – zum Wohle der Bank. Die Geldkarte für den Bankautomaten, der Dauerauftrag für die Miete, die Lastschriften für die Telefonrechnung: Wann immer sich Geld von A nach B bewegt, fällt auch etwas für die Bank ab.

Mal sind es nur ein paar Cents, doch meistens bleiben ganze Euros im feinmaschigen Gebührennetz der Geldinstitute hängen. Zum Beispiel beim Geldabheben mit der Eurochequekarte am Automaten eines Instituts, das nicht zum Kartenverbund der eigenen Bank gehört. Da werden oft drei oder vier Euro vom Konto abgezwackt. Gründe gibt es für diese Beutelschneiderei keine. Warum sollte der Vorgang, der 250 Euro von einer Bank zu einer anderen lenkt, im Zeitalter von Computer und Internet solche Kosten verursachen? Werden da etwa Kuriere und reitende Boten in Marsch gesetzt, um diese kleine Summe von A nach B zu tragen? Täglich werden doch per Tastenklick auf der Computertastatur Milliardenbeträge auf die monetäre Umlaufbahn rund um den Globus geschickt. Mit rationalen Argumenten lässt sich die Preispolitik im Bankgewerbe jedenfalls nicht erklären.

Viel Geld für wenig Service
Auf dem Gebührensektor vor allem für einfache Girokonten herrscht vielfach Willkür. Der Ablasshandel oder die Abzockerei der Wegelagerer im Mittelalter finden ihre Fortsetzung im modernen Bankgewerbe. Die Summen, die vom Kunden gefordert werden, sind abhängig vom Gutdünken des Managements des jeweiligen Geldunternehmens.
Ein Vergleich der Gebühren für Girokonten offenbart nach einer Recherche des Finanzdienstleisters aspekt-online im Mai 2007 verblüffende Unterschiede: Bei einem monatlichen Geldeingang von 2500 Euro, 15 Kontobewegungen, 10 Überweisungen per Internet, einem Guthaben von 500 Euro an 20 Tagen pro Monat und gelegentlicher Inanspruchnahme des Dispokredits in Höhe von 200 Euro an vier Tagen pro Monat.

Nur bei der Deutschen Kreditbank AG brachte der Service dem Kunden einen Zinsertrag von 9,73 Euro pro Quartal. 3,55 Prozent gab diese Bank für Guthaben auf Girokonten. Die Nutzung des Dispokredits schlug mit 7,9 Prozent zu Buche, der Überziehungskredit mit 12 Prozent.

Bei allen anderen Banken zahlte der Kunde in jedem Fall drauf, am wenigsten bei der 1822direkt. Da fielen nur 30,73 Euro vierteljährliche Gebühren an. Die Hamburger Sparkasse dagegen gewährte gar keine Guthabenzinsen und langte dafür bei den Dispo- und Überziehungszinsen kräftig hin mit 12,55 bzw. 16,55 Prozent. Außerdem kostete jede Buchung 25 Cent und jede Überweisung 5 Cent. Und die Grundgebühr für die Kontoführung betrug allein schon 35,40 Euro. Die Comdirect Bank zahlte immerhin 0,75 Prozent Guthabenzinsen und forderte nur 9,5 bzw. 13,5 Prozent Dispo- und Überziehungszinsen. Die Deutsche Bank zweigte erst einmal eine Grundgebühr von 53,88 Euro pro Vierteljahr ab und berechnete für den Dispokredit 12,25 Prozent und für den Überziehungskredit 16,25 Prozent Zinsen.

Wovon leben die Banken und Sparkassen

Banken und Sparkassen leben davon, dass sie das Geld ihrer Kunden arbeiten lassen und es als Kredite an andere Kunden weiterreichen – selbstverständlich nur gegen einen angemessenen Zins. Das ist der Preis, den der Kreditnehmer für das Kapital, das ihm zur Verfügung gestellt wird, zahlen muss. Einen kleinen Teil dieses Zinses bekommt der Guthaben-Kunde, wenn er Glück hat und die Bank ihm Zinsen für sein Plus auf dem Girokonto zahlt. Einen Teil der Kreditzinsen erhält natürlich der Kunde, der sein Kapital dem Geldinstitut zur Aufbewahrung und Vermögensvermehrung überlässt. Den nicht unerheblichen Rest nimmt sich die Bank als Ertrag. Der dient natürlich auch der Absicherung von Risiken. Denn man weiß ja nie, so argumentiert jeder Banker gerne, ob man das ausgeliehene Geld je wiedersieht!

Um den Lohntütenempfängern das Geld aus der Tasche zu locken und sie zur Eröffnung von Girokonten zu bewegen, hatte also das Bankgewerbe den neuen Kunden zunächst versprochen, ihre Konten kostenlos zu führen. Durch den Umweg über die Bank sollte ihnen kein Schaden entstehen.
Die Zusage, die Einkommen der Kleinverdiener unentgeltlich zu verwalten, hielt natürlich nicht lange. Kaum hatten sich Arbeitnehmer und Verbraucher an den bargeldlosen Zahlungsverkehr gewöhnt, begannen die Geldinstitute über das mühsame Geschäft mit der Massenkundschaft zu klagen. Allen voran die großen Privatbanken ließen keine Gelegenheit aus, um über die hohen Personalkosten zu jammern, die der Umgang mit den Geringverdienern verursache. Die vielfältigen Dienstleistungen, die zahlreichen Überweisungen, Abbuchungen von den Konten, der Versand der Kontoauszüge und Scheckformulare könnten nicht mehr zum Nulltarif erbracht werden.

Banker verteidigten öffentlich die Gebührenpraxis:
Der Service von Sparkassen und Banken hat wie jede andere Dienstleistung in der Wirtschaft seinen Preis. Das einfache Privatgirokonto der früheren Jahre hat sich zum Zentrum einer breiten Palette von Finanzdienstleistungen entwickelt. Girokonten ersetzen heute weitgehend die private Haushaltsbuch-Führung. Mit Milliardeninvestitionen, zum Beispiel für über 50 000 Geldautomaten in Europa und ein umfassendes Eurocheque- und Eurocardangebot, werden den Kunden Wege und Zeit erspart. Das Serviceangebot der Sparkassen und Banken ist daher nicht zum Nulltarif zu haben.

Also begannen die Geldinstitute, sich Kontenführung und Zahlungsverkehr bezahlen zulassen. Und das war die zweite Jahrhundertidee. Die Gebührenspirale entwickelte eine Dynamik, die nur mit dem Anstieg der Benzinpreise vergleichbar ist.
Im Jahr 1977 gab eine Familie mit mittlerem Einkommen 22 € für Bankdienstleistungen aus. 1992 betrugen die Kosten schon 122 €, kritisierte die Verbraucherzentrale Nordrhein- Westfalen bereits Mitte der 1990er Jahre. Die Gebühren für Kontoführung sind in den vergangenen 15 Jahren zehnmal schneller gestiegen als alle anderen Preise, die Spannen für diesen Basisservice sind enorm, stellte die Zeitschrift Finanztest bereits 1993 fest.

Im Laufe der Jahre wurde die Gebührenschraube immer fester angezogen. Wann immer eine Mark oder später ein Euro von einem Konto zum nächsten wechselt – durch Überweisung, Dauerauftrag oder Lastschrift – verdient die Bank, der Kunde zahlt.

Doch obwohl sich die Geldinstitute jeden Handschlag, jeden Schritt im Dienste des Kunden bezahlen ließen, wurde der Bankbetrieb immer stärker automatisiert – mit einem überraschenden Ergebnis: Während in der Industrie durch den Einsatz von Maschinen und Robotern die Erzeugnisse billiger wurden, wurde der Service der Banken immer teurer. Viele Kunden fühlten sich geneppt.
Denn die Abkassiererei folgt einer Logik, die nur Banker verstehen können. Geldautomaten fuhren dazu, dass die Kunden nur dann Geld abheben, wenn sie es brauchen. Sie lassen sich also nicht zu Beginn des Monats 500 Euro auszahlen, um davon ihre Haushaltungsführung zu bestreiten, sondern rufen ihr Geld nach Bedarf ratenweise ab. Die Bank kann also länger mit dem Geld ihrer Kunden arbeiten und daran – das versteht sich fast von selbst – verdienen.

Aber das reicht den Banken nicht. Am liebsten wäre den Wegelagerern des modernen Wirtschaftswesens natürlich, der Kunde würde ihnen das Geld ganz überlassen – zum Nulltarif am besten. Wer nicht so großzügig ist, muss dafür bestraft werden. Auch das ist ganz logisch – aus der Sicht der Banken. Wer sein Geld aber bewegen, es ausgeben, transferieren, Rechnungen begleichen oder es gar ausgezahlt haben will, verursacht Unruhe und Arbeit. Der Bankkunde stört den Betriebsablauf, der eigentlich darauf ausgerichtet ist, Gewinne mit dem Geld der Kunden zu maximieren, für das Institut.
Kurzum: Der Kunde muss bestraft werden – durch kleine Bußgelder in Form von Gebühren.

Weniger zahlen für besseren Service bei den Banken und Sparkassen

Seit Jahrzehnten suchen Banken nach Wegen, ihre Kunden zu selektieren. Die guten sollen einen besonderen Service erhalten und die schlechten, die wenig gebebten, möglichst weggeekelt werden. Jede Bank hat längst interne Auswahlkriterien, mit deren Hilfe die Kundschaft klassifiziert werden soll. Die guten heißen Premiumkunden oder Private-Banking-Kunden. Doch offen über die Selektion zu reden, ist den meisten Geldinstituten zu riskant. Denn was der Deutschen Bank passierte, als sie ihre Kleinverdiener an die Billigtochter Bank 24 abschieben wollte, gilt allen als warnendes Beispiel und lädt nicht gerade zur Nachahmung ein.
Was viele Banker schlicht bedauern. Die Klassengesellschaft, die über den Wolken, auf der Schiene, zu Wasser oder im deutschen Medizinbetrieb von den meisten Deutschen weitgehend stillschweigend akzeptiert wird, hätten sie nur zu gerne auch für ihre Institute übernommen.

Doch wer bei Lufthansa oder Bahn erster Klasse reist, zahlt dafür auch deutlich mehr. Bei den Banken läuft es aber anders herum, wer dort zum Premiumkunden aufsteigt, zahlt im Prinzip weniger für mehr Service. Und wer in der Holzklasse des Kreditgewerbes landet, ist nicht nur arm dran, er wird auch immer noch ein bisschen ärmer.

Denn auch wenn die Banken die Kundenselektion nicht zugeben mögen, sie findet dennoch statt. Dank findiger Marketingabteilungen. So wurden Servicepakete geschnürt, die nur der elitären Klientel angeboten werden. Bei der Deutschen Bank zählt zu diesem Kreis, wer genügend Geld mitbringt, um kräftig an Wertpapierbörsen spekulieren zu können, und die Banker mit seinem Geld arbeiten lässt: Starre Vermögensgrößen spielen keine Rolle, im Mittelpunkt steht immer der Beratungsbedarf, lautet die Umschreibung. Der Beratungsbedarf bemisst sich natürlich, wen wundert’s, an der Höhe der Guthaben.

Auch vielversprechende Aufsteiger werden gerne gesehen. Wer seine berufliche Zukunft noch vor sich hat, gilt als finanzielles Potenzial, das entdeckt und bearbeitet werden sollte. Da fertigen die Banker aus Leidenschaft eine Finanz- und Vermögensplanung an, zum Vorteil der Bank in Form von Gebühren und Rendite.
Die HypoVereinsbank (HVB) ortet im Dialog mit ihren Kunden Bedarfsfelder. Wir ermitteln jeweils die Bedürfnisse und Wünsche unserer Kunden, sagt Hendrik Pelckmann, Leiter Vermögen und Anlageprodukte bei der HVB. Daraus wird der Produkt- und Beratungsumfang abgeleitet. Bei der HVB wurden bei 300000 bis 600000 ihrer Kunden solch komplexere Bedarfsfelder entdeckt. Auf diese 10 bis 20 Prozent der drei Millionen Privat- und Geschäftskunden konzentriert sich nun die geballte Beratungskompetenz der Bank. Ihnen wird zwar nicht der rote Teppich ausgerollt, wenn sie eine Filiale betreten, aber für sie wurde ein sogenanntes Premiumpaket zusammengestellt. Dazu gehören zwei kostenlose Girokonten mit Guthabenverzinsung, Kreditkarten ohne Aufpreis wie die MasterCard und die Reisecard Gold sowie die Halbierung der Transaktionskosten bei Wertpapiergeschäften und der Ausgabeaufschläge beim Erwerb von Fondsanteilen.
Allerdings ganz umsonst ist das Premiumpaket auch nicht. Immerhin 750 Euro muss der Kunde dafür pro Jahr berappen. Aber wer mehr als 100000 Euro mitbringt und viel an der Börse zockt, kann mit dem Premiumpaket ein echtes Schnäppchen machen.

Die Postbank, einst die Hüterin der Ersparnisse der kleinen heute, hat ebenfalls einen Köder für ihre besseren Kunden ausgelegt: Das Select-Programm richtet sich an diejenigen unter den 14,3 Millionen Postbankkunden, die sich schon durch zwei Kreditkarten in Gold oder durch ein Girokonto extra plus als Vorzugskunden ausweisen. Girokonten extra plus kann wiederum nur eröffnen, wer monatliche Geldeingänge von mindestens 3000 Euro vorweisen kann oder mindestens 50 000 Euro als Anlagevermögen mitbringt.

Viel exklusiver im Gebaren gibt sich die kleine, aber sehr feine Weberbank, die überhaupt nur Premiumkunden bedient. Für 7500 Euro pro Jahr richtet sie für ihre besonders betuchte Klientel ein sogenanntes Family Office ein. Wer diesen Service in Anspruch nehmen will, muss allerdings mindestens Millionär sein. Dann hilft die Serviceabteilung der Bank auch bei der Beschaffung exklusiver Geschenke und der Erfüllung ausgefallener Wünsche – auf Rechnung des Kunden selbstverständlich.

Tummelplatz für Raubritter bei den Banken und Sparkassen

Wenn von Onlinebanking die Rede ist, denken viele auch gleich in den Ende der 1990er Jahre äußerst populären Online-Handel mit Wertpapieren. Deutschland befand sich auf dem Höhepunkt einer Hausse, die sogar die Kleinanleger erfasst hatte. Jeder, vom Studenten bis zum Rentner, zockte mit Aktien – und wurde von seiner Bank tatkräftig darin unterstützt. Doch es kam, wie es kommen musste: Die Spekulationsblase platzte, der Neue Markt brach zusammen. Fassungslos mussten manche Anleger 2001 feststellen, dass innerhalb weniger Monate ihr Vermögen, ihre Ersparnisse förmlich dahingeschmolzen waren. Verdient hat am Börsencrash aber ganz sicher eine Spezies: die Geldinstitute.

Viele Banken haben raffinierten und oft auch skrupellosen Firmengründern wie zum Beispiel den Infomatec-Chefs Gerhard Harlos und Alexander Häfele, dem Hamburger Medienunternehmer Peter Kabel, dem Internetpionier Stephan Schambach, dem Metabox-Gründer Stefan Domeyer und vielen anderen über lukrative Börsengänge Zugang zu den Konten ihrer Kundschaft verschafft. Insgesamt 200 Milliarden Euro wurden innerhalb eines Jahres von Frühjahr 2000 bis 2001 an der deutschen Wachstumsbörse Neuer Markt verbrannt, wie eine Studie der Unternehmensberatung Accenture ergab.

Das Milliardenfeuer hatte viele Brandstifter. Die Banken haben glänzend verdient – an den Provisionen, die sie beim Aktienkaufrausch ihrer Kundschaft einstreichen konnten, und mehr noch an den Börsendebüts von jungen Unternehmen. Für die Vorbereitungen des Börsengangs und bei der Aktienemission wurden Millionenbeträge kassiert. Für die Kreditinstitute war der Neue Markt ein Goldesel.
Zudem haben die Fondsverwalter der Institute ihre Kunden mit hochspekulativen Anlagen in immer riskantere Engagements gelockt. Allein im Jahr 1999 flössen 55 Milliarden Euro in Fonds – mehr als im Jahr 1994 in diesem Segment insgesamt angelegt war, schreibt der ehemalige Fondsmanager Bruno Wagner in seinem Buch Burn Rate. Analysten lieferten immer gewagtere Empfehlungen und Prognosen, die von den zahlreichen neuen Börsenmagazinen und Finanzmarktpostillen begierig verbreitet wurden. Wer im März 2000 seine Spargroschen nicht in Aktien oder wenigstens in Fonds investiert hatte, galt als hoffnungsloser Versager.
Bei dieser Börsenmania hatten die Kundenberater der Banken leichtes Spiel. Der alte Grundsatz, dass hohe Kursgewinne und Zinsen eine Entschädigung für hohe Risiken sind, geriet angesichts der rasanten Höhenflüge an den Börsen schnell in Vergessenheit. Genauso fix wurden bewährte Kennziffern der Unternehmensbewertung als Ballast der verschlafenen Old Economy über Bord geworfen: In der New Economy, bei den Internet- Start-Ups und E-Business-Firmen, waren Gewinne spießig, Umsatzsprünge hipp und Verluste keine Schande, sondern Beweis dynamischen Wachstums. Die sogenannte Cash-Burn-Rate – die Zeitspanne, in der ein Unternehmen eine Million Euro Anlegerkapital vernichten kann – wurde zur internen Messlatte der jungen Unternehmer. Die eingespielten Seilschaften zwischen Banken, Fondsgesellschaften und Brokern lieferten schließlich bei Bedarf immer wieder frisches Geld.

Im Geldrausch wurden auch Richtlinien im Bankgewerbe großzügig ausgelegt. So sind die Kundenberater von Sparkassen, Banken und Brokern eigentlich per Gesetz verpflichtet, den Anleger genau über die Risiken von Geldanlagen aufzuklären und dabei seine finanzielle Lage, die Vermögensverhältnisse und die längerfristigen Anlageziele zu erkunden.

In der Praxis dürfte sich die Aufklärung über die Risiken allerdings vor allem auf die schlichte Frage konzentriert haben, ob der Kunde mehr am Einkommen interessiert sei oder am Wachstum seines Investments. Für die meisten Börsenanfänger war diese Gretchenfrage des Geldgewerbes schnell beantwortet. Wachstum klang gut für die unerfahrenen Erstaktionäre – viel besser als Einkommen. Schließlich ist immer von Wachstum die Rede, wenn es um Wirtschaft, Arbeitsplätze, Bruttosozialprodukt und Konjunktur geht. Was für die Unternehmen gut ist, kann für die eigene Geldanlage nicht schlecht sein.

Einkommen roch für viele vom Börsenfieber Infizierte hingegen nach Mittelmaß, Steuern, Sozialabgaben und anderen unerfreulichen Dingen. Also lieber in die Vollen gehen. Geblendet von den Kurssprüngen der vergangenen zwölf Monate waren im Frühjahr 2000, als die Boomphase an den Aktienmärkten ihren Höhepunkt erreicht hatte, viele Anleger blind für die Gefahren ihrer Engagements.

Ohne Bankkonto geht in Deutschland leider nicht

Banken sitzen am längeren Hebel: Die meisten Bundesbürger sind dem Bankgewerbe hoffnungslos ausgeliefert, ohne Girokonto bei irgendeinem Institut läuft nichts mehr im Alltagsleben der westlichen Industriestaaten. Wer nicht wenigstens eine Kontonummer vorweisen kann, hat keine Chance, einen Arbeitsvertrag zu bekommen, eine Wohnung zu mieten oder einen Telefonanschluss zu bestehen. Egal ob Gehaltsüberweisung, Aktienkauf, Vermögensverwaltung oder die Hypothek fürs Eigenheim, der Kredit fürs Auto, ja nicht einmal Bafög, Arbeitslosengeld oder Hartz-IV-Zahlungen – ohne Bankverbindung ist der erwachsene Mensch nicht lebens- und handlungsfähig, weder als Arbeitnehmer noch als Arbeitsloser, weder als Student noch als Rentner.

Wegen dieser hohen Abhängigkeit von einer Bankverbindung gab 1995 auch der Zentrale Kreditausschuss – ein Gremium, in dem alle seriösen Kreditinstitute organisiert sind – die Empfehlung an seine Mitglieder heraus, allen Antragstellern die Eröffnung eines Kontos zu gestatten. Damit sollte vor allem solchen Menschen geholfen werden, die arbeitslos und/oder überschuldet sind und deshalb von der eigenen Bank vor die Tür gesetzt werden.

Die Sparkassen wurden sogar durch die Sparkassenverordnung der Bundesländer verpflichtet, in ihrem Zuständigkeitsbereich auch für solche Personen, mit denen die Banken eigentlich nichts mehr zu tun haben wollen, ein Konto einzurichten – zumindest auf Guthabenbasis. Das heißt im Klartext: ein Konto ohne Kreditkarte und ohne Überziehungskredit und gegen die institutsübliche Gebühr.
Die Sparkassen können sich nur weigern, einen bestimmten Kunden zu bedienen, wenn dieses Ansinnen für sie unzumutbar ist, weil Dienstleistungen bei anderen Kreditinstituten vom Antragsteller missbraucht wurden oder weil er das Institut und seine Mitarbeiter beschimpft oder beleidigt hat.

Auf dem Sparkassentag 2007 in Bochum hat der Präsident der Sparkassenfinanzgruppe Heinrich Haasis noch einmal bekräftigt, dass die Sparkassen keinen Kunden von den Dienstleistungen ausschließen wollen. Jeder soll wenigstens ein Konto haben, auf dem sein Geld aufbewahrt wird und über das er im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten Zahlungen abwickeln kann.
Dafür muss der Sparkassenkunde damit rechnen, dass die Sparkassen nicht immer die günstigsten Preise anbieten werden. Aber, so Haasis, die Institute der Gruppe mit 50 Millionen Kunden sollten anständig mit ihren Kunden umgehen.

Was die Gerichte verboten hat für die Banker

Die Kreativität beim Abzocken kennt offensichtlich keine Grenzen. Oft müssen die Gerichte die allzu gierigen Banker stoppen, um den Kunden vor dem Zugriff zu schützen. In den letzten Jahren erging eine ganze Reihe von Urteilen, die festlegten, was die Geldinstitute berechnen dürfen – und was nicht.
So ließen sich zum Beispiel Geldinstitute Ende der 1990er Jahre sogar die Kontoauskünfte bezahlen, wenn Kunden unzulässig erhobene Gebühren zurückfordern wollten. Ein sicheres Geschäft, denn wer rechtswidrig erhobene Gebühren geltend machen will, muss einen Kontoauszug vorlegen, der das Datum und den Betrag ausweist. Wenn der Kontoauszug nicht mehr vorhanden ist, muss eine Liste der Kontobewegungen von der Bank angefordert werden. Diese kleine Dienstleistung durfte natürlich nicht umsonst sein. Die Gerichte waren anderer Meinung. So entschied das Oberlandesgericht Schleswig, dass die Kunden ein Recht auf kostenlose Auskunft über entsprechende Belastung hat (Urteil vom 24.02.2000 – 5 U 116/98).

Kunden haben grundsätzlich das Recht, sich kostenlos über ihren Kontostand und die Buchungen auf ihrem Konto zu informieren. Wenn dies nicht am Schalter möglich ist, muss ihnen ein Kontoauszugsdrucker zur Verfügung stehen, an dem sie den Kontostand ohne Gebühren abrufen können. Werden jedoch die Kontoauszüge am Schalter kostenfrei ausgehändigt, können Banken für den Auszug am Drucker ein Entgelt verlangen. Gleiches gilt, wenn der Kunde einen Sonderservice wünscht, wie etwa die Zusendung von Kontoauszügen per Post. Übersendet die Bank den vierteljährlichen Rechnungsabschluss, darf sie dafür nichts verlangen, da dies in ihrem eigenen Interesse erfolgt; sie muss nachweisen, dass sie ordentlich gearbeitet hat.

Kosten für Kopien oder Telefonate dürfen ebenfalls nur dann auf den Kunden abgewälzt werden, wenn sie auf Wunsch des Kunden erfolgten oder die Bank davon ausgehen konnte, dass der Kunde dies wünschen würde. Auch dürfen dann nur die angefallenen Kosten berechnet werden und keine Aufschläge wie zum Beispiel anteilige Mietkosten.

Wenn Bankmitarbeiter im Eigeninteresse des Geldinstituts i der Dritte – wie beispielsweise das Finanzamt – Auskünfte über Kundenkonten einholen, dürfen die Kosten nicht dem Kunden angelastet werden. Nur wenn Kunden ihr Kreditinstitut ausdrücklich auffordern, Auskünfte weiterzugeben oder ihnen eine Bescheinigung, beispielsweise einen Nachweis über Zinszahlungen, auszustellen, kann dieser Service berechnet werden.

Wer einen Geldbetrag von seinem Konto überweist, muss sich zudem darauf verlassen können, dass das Geld beim Empfänger ankommt. Die Bank ist verpflichtet, bei einer Überweisung für den Geldeingang beim Empfänger zu sorgen. Kommt das Geld nicht an und steht die Bank Nachforschungen an, handelt sie im eigenen Interesse und in Erfüllung eigener Pflichten. Sie kann dem Kunden daher keine Kosten für die Nachforschung in Rechnung stellen.
Wenn Kunden sich beschweren, muss die Bank die Reklamation bearbeiten. Die dabei entstehenden Kosten darf sie ebenfalls nicht an den Kunden weiterreichen, so entschied das Landgericht Köln (Urteil vom 16.08.2000 – 26 O 30/00).
Auch mit Mahngebühren wird gerne ein schneller Euro verdient. Je mehr Mahnungen verschickt werden, desto teurer wird es für den Kunden und umso mehr verdient die Bank. Das ist allerdings nicht zulässig, die Bank ist vielmehr verpflichtet, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Je mehr Mahnungen verschickt werden, desto geringer werden folglich die Kosten, denn die Bank muss den Sachverhalt nicht jedes Mal neu darstellen. Außerdem dürfen die Kosten drei Euro pro Mahnung nicht überschreiten. Es handelt sich schließlich nicht um eine Strafe, die die Bank über den Kunden verhängen kann. Durch Rationalisierungsmaßnahmen verringern sich die Kosten pro Mahnung zusätzlich.

Wenn eine Bank ein Konto kündigt oder den Kunden dar an erinnert, dass eine Rate fällig oder der Dispo überschritten ist, darf sie für diese Schreiben keine Gebühren verlangen, sie handelt schließlich in ihrem eigenen Interesse. Auch wenn ein Kunde Konten kündigt oder Sparbücher fristgemäß auflöst, gehört das zu den Dienstleistungen, die nicht extra berechnet werden dürfen, also fallen dafür auch keine Gebühren an. Bei vorzeitiger Aufhebung von Sparverträgen kann die Bank allerdings eine Entschädigung verlangen, was sie in der Regel auch tut.
Kreditkarten werden ebenfalls gerne zum Abkassieren missbraucht: Jahresgebühren müssen in der Regel im Voraus bezahlt werden. Wird aber der Kartenvertrag während der Laufzeit gekündigt, hat der Kunde Anspruch auf Rückerstattung der anteiligen Kartengebühr für die Restlaufzeit, entschieden die Richter am Frankfurter Oberlandesgericht (Urteil vom 14.12.2000 – 1 U 108/99). Auch wenn die Karte beim Versand im Auftrag der Bank verloren geht oder beschädigt wird, darf für die neue Karte kein Geld verlangt werden. Das Gleiche gilt, wenn der Brief mit der PIN-Nummer den Bankkunden nicht erreicht. Diese Dienstleistungen muss die Bank kostenlos erbringen. Das haben das Oberlandesgericht Celle und das Landgericht Frankfurt entschieden (OLG Celle, Urteil vom 04.05.2000 – 13 U 186/99; LG Frankfurt, Urteil vom 27.01.2000 – 2 0 46/99).

Erben sind geradezu perfekte Opfer für Wegelagerer im Bankwesen: Nur zu gerne lassen sich die Banken die Auskünfte über den Kontostand des Verstorbenen ans Finanzamt von den Erben bezahlen. Die Landgerichte Frankfurt und Dortmund sind gegen diese Beutelschneiderei eingeschritten (Urteil vom 27.01.2000 – 2/2 O 46/99, Urteil vom 16.03.2001 – 8 0 57/01). Auch fürs Umschreiben der Konten des Verstorbenen auf seine Erben darf nicht kassiert werden. Wenn die Hinterbliebenen aber eine Beratung über die Verwendung des Erbes wünschen und ein besonderer Beratungsvertrag geschlossen wird, darf die Bank ein Honorar fordern.
Bei Auslandsüberweisungen fallen Gebühren an für den, der das Geld transferiert, aber einige Geldinstitute ließen sich auch den Empfang einer Auslandsüberweisung bezahlen. Natürlich zu Unrecht. Die Banken müssen ja nur den Geldeingang auf Girokonten ordnungsgemäß verbuchen. Und das ist keine besondere Dienstleistung für den Kunden.

Geprellte Anleger bei den Banken und Sparkassen

Nach dem Kurssturz standen die Schlauen von einst dumm da – und waren aufgebracht. Der Diplombetriebswirt Jürgen Kramer, Mitglied eines privaten Investmentclubs, der ebenfalls vom Crash gebeutelt wurde, beschrieb die Situation:
Man könnte weinen, wenn man die Kurse anschaut. Wir hatten in unserem Aktienclub überall Verluste, bei Technologiewerten, aber auch DaimlerChrysler, LVMH oder Biotech. Und man versteht es alles nicht, diese ganzen Sprünge in den Kursen sind überhaupt nicht mehr nachvollziehbar, und dass die Unternehmen am Neuen Markt nun nur noch Pennys wert sein sollen, begreift man auch nicht.
Der Verlagsmanager Frank Bokämper aus Essen, der ebenfalls zu den Opfern des Börsendebakels zählte, ist nach den erheblichen Vermögensschäden klüger geworden:

Mit dem Neuen Markt ist eine ganz gute Sache ins Leben gerufen worden, aber die haben das nicht zu Ende gedacht. Denn es gibt keine richtige Haftung für Falschinformationen. Da werden von Banken und Unternehmen Umsatzprognosen und Gewinnmöglichkeiten genannt, und das auf reine Geschäftsmodelle. Die Geschäfte laufen ja noch gar nicht. Und einen Monat, nachdem so eine Firma an der Börse ist, wird alles wieder zurückgenommen. Wo bleibt da die Seriosität? Es gibt keine Rechtssicherheit für Kleinanleger.

Eine besonders dreiste Geschichte erlebte der Hamburger Pensionär Jürgen Harnack mit dem Bankhaus Delbrück. Der Diplomvolkswirt wollte mit den Renditen aus seinen Aktienanlagen sein Alterseinkommen aufbessern. Doch statt Vermehrung seines Vermögens fand eher Vernichtung statt. Harnack wurde von seiner Bank nach allen Regeln der Kunst über den Tisch gezogen. Der frühere EU-Beamte ist wütend:
Ich habe von der Börse die Nase voll. Im Dezember 1998 habe ich 735000 € angelegt – mit äußerst mangelhaftem Erfolg: Allein im Jahr 2000 habe ich 26 Prozent meines Investments verloren. Zu den größten Flops gehörten die Aktien eines kanadischen Softwareunternehmens, dessen Namen ich nie vorher gehört hatte, dessen Aktien mir aber von meinem Berater bei der Credit Suisse wärmstens empfohlen wurden. Ich stieg mit knapp 42000 € im Dezember 1999 ein und Ende 2000 mit rund 1900 € wieder aus. Drei Wochen nach dem Aktienkauf war der Kurs um 50 Prozent abgesackt, als er später für einen Tag um 50 Prozent nach oben schnellte, verpasste mein Berater den Ausstieg. Natürlich war ich auch Besitzer von Katastrophenpapieren wie Micrologica oder Freenet, die ich Ende 2000 mit Verlusten von 88 oder 98 Prozent abgestoßen habe. Da hatte mein Berater sogar wohlfeilen Rat parat: Zehn Jahre lang könnte ich die Verluste gegen Gewinne aufrechnen lassen und so Steuern sparen. Der Mann hat wirklich Humor! Ich bin fast 70 Jahre alt.
Als Harnack seine Erfahrungen mit Bank und Börse in der Hamburger Wochenzeitung Die Woche veröffentlicht hatte, erhielt er Post von der Privatbank. Der Brief enthielt nicht etwa eine Entschuldigung der Banker für die schlechten Leistungen des Kundenberaters, sondern die Kündigung.

Das Bankhaus Delbrück eröffnete seinem geschröpften Kunden, er möge sich nach einer neuen Bankverbindung umsehen. Begründet wurde der Rausschmiss mit dem Vertrauensbruch, den Harnack begangen habe, als er seine Erlebnisse als Bankkunde in einer Zeitung veröffentlicht habe. So viel Chuzpe ist sogar im Bankgewerbe selten.

Erschreckend ist aber auch, dass die Banken aus dem Debakel nichts gelernt haben. Die Phantasie, die Gier und Skrupellosigkeit der Investmentbanker im Erfinden neuer unseriöser, noch spekulativerer Anlageinstrumente ist schier unerschöpflich. Immer wieder werden neue todsichere Investments geschaffen, an denen vor allem eines sicher ist: Sie sind tödlich für kleine Privatvermögen.

Vom Nischenanbieter zur Hausbank

Dass die Direktbanken gerade auf dem deutschen Markt reüssieren konnten, lässt sich jedoch nicht allein mit den unbestritten günstigeren Kostenstrukturen dieser filiallosen Geldinstitute erklären. Zumal Direktbanken einerseits zwar Miete und Mitarbeitergehälter für die Geschäftsstellen vor Ort sparen, auf der anderen Seite aber erhebliche Summen ins Marketing investieren müssen, um Neukunden zu gewinnen oder Bestandskunden für das sogenannte Cross Selling-Geschäft zu aktivieren, sprich: ihnen weitere Bankprodukte zu verkaufen. Ein zusätzlicher, nicht minder wichtiger Grund für das starke Wachstum der filiallosen Kreditinstitute war die offene Flanke der etablierten Konkurrenz. Tatsächlich hatten die Banken häufig ein äußerst ambivalentes Verhältnis gegenüber ihren Privatkunden. Bis in die 1980er-Jahre hinein erschienen die Institute wie behördenähnliche Einrichtungen, in denen „Bankbeamte“ mehr oder minder motiviert ihren Dienst verrichteten. Viele Kunden liebten ihre Bank daher fast mit derselben Inbrunst wie das Finanzamt.

Ende der 1990er-Jahre konzentrierten sich die Geldinstitute mehr und mehr auf das margenstarke Investmentbanking Geschäft. Sie brachten Unternehmen an die boomende Börse, organisierten Unternehmensverkäufe und Fusionen, was in einer Zeit, da manche an ein immerwährendes Wirtschaftswunder glaubten, ein außerordentlich einträgliches Geschäft war. Das Privatkundengeschäft fokussierte sich zunehmend auf die einkommensstarke private Banking-Klientel mit einem Anlagevolumen mindestens im sechsstelligen Bereich. Die privaten Großbanken gingen in dieser Zeit dazu über, weniger lukrative Privatkunden in Tochtergesellschaften auszugliedern.
Für die Sparkassen und Genossenschaftsbanken blieben die Privatkunden neben kleinen und mittelständischen Unternehmen zwar die wichtigste Säule ihres Geschäfts, doch die Konditionen überzeugten nur selten. Guthaben auf den Girokonten blieben verzinst, weil man mit diesem „Bodensatz-Kontokorrekt“, wie es im Bankerjargon bisweilen heißt, recht gut verdienen konnte. Selbst den treuesten Sparern bot man nur Magerzinsen. Und wer um Konditionen feilschte, kam sich schon vor wie ein Bittsteller. Irgendwann in dieser Zeit spotteten die Medien über die „3-6-3-Banker“:
3 Prozent geben sie auf Spareinlagen, 6 Prozent verlangen sie für Kredite und um 3 Uhr gehen sie Golf spielen. Zumindest im Geschäft mit den Privatkunden waren die Strukturen reichlich verkrustet, als die ersten Direktbanken in Deutschland auf den Markt kamen. Sie zielten genau auf die Achillesfersen der etablierten Konkurrenz. Die empfand das zwar als ärgerlich, schenkte den Jeans und Baseballmützen-Bankern, wie es ein Sparkassenvorstand einmal formulierte, jedoch wenig Aufmerksamkeit. Die Direktbanken agierten als Nischenbanker, boten einfachste Sparprodukte (wie etwa Tagesgeldkonten) und Konsumentendarlehen. Keiner der Verantwortlichen in den Vorstandsetagen der Filialbanken hätte damals geglaubt, dass diese „Aldi-Banken“ einmal zu einer sehr ernsten Konkurrenz aufsteigen könnten. Obgleich der unübersehbare Erfolg des Lebensmittel-Discounters „Aldi“ eigentlich hätte zu denken geben müssen.

Während sich die privaten Großbanken auf das lukrative Investmentbanking konzentrierten und die Sparkassen sowie die Genossenschaftsbanken nicht an den wirklich nachhaltigen Erfolg der filiallosen Kreditinstitute glaubten, liefen die Kunden massenweise zu den Direktbanken über. Dennoch geriet nicht jedes Geschäftsmodell der damals am Markt befindlichen Direktbanken zum Erfolg. Einige Anbieter verschwanden wieder, wurden von ihren Muttergesellschaften reintegriert oder sie fusionierten mit anderen Instituten. Trotzdem hatte die etablierte Konkurrenz in starkem Umfang Privatkunden verloren, was umso mehr schmerzte, als nach dem Börsencrash zwischen 2001 und 2003 das Investmentbanking kollabierte, da sich in diesem negativen Umfeld kein Unternehmen an die Börse traute. Plötzlich waren Privatkunden wieder gern gesehen, doch die meisten hatten sich aufgrund der wenig erfreulichen Erfahrungen mit ihren früheren Hausbanken schon dauerhaft für eine Geschäftsbeziehung mit Direktbanken entschieden. Längst verfügten diese Kunden über einschlägige Praxiserfahrungen und wussten, dass Direktbanking wirklich funktioniert – auch ohne den persönlichen Kontakt in der Filiale.
Keine Frage, die etablierten Banken haben die Konkurrenz durch die filiallosen Geldinstitute zunächst unterschätzt und zu spät reagiert. Begünstigt wurde der Erfolg der neuen Herausforderer ferner durch die schnelle Verbreitung des Internet sowie die zunehmende Bereitschaft der Kunden, die vielfältigen Informationsangebote rund um die Geldgeschäfte zu nutzen und sich ein eigenes Bild zu machen. Dank einschlägiger Bücher, Fachmagazine und vor allem der zahlreichen Angebote im Internet bedarf es in vielen Fällen keiner Berater mehr. Der Kunde ist autonom, besonders ehrgeizige Zeitgenossen sind mitunter sogar besser informiert als der Bankberater