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Abgezockt und ausgenommen von der Deutschen Bank

Es war ein einfaches Girokonto bei der Deutschen Bank. Das Guthaben betrug rund 900 Euro. Einmal im Jahr wurden etwa 150 Euro abgebucht für die Prämie einer Hausratsversicherung. Die Bank verlangte für diesen Service pro Quartal knapp 18 Euro Kontoführungsgebühren. Einfach so. Keine Arbeit für das Institut und keine Zinsen für den Kontoinhaber. Ein gutes Geschäft für die Bank. Da wollte man wohl auch nicht daran rühren. Für ein so kleines Guthaben unternimmt kein Angestellter des Primus unter den deutschen Geldhäusern eine besondere Anstrengung und schlägt dem Kunden ein besseres Arrangement – vielleicht sogar ein Sparbuch – vor. Leistung aus Leidenschaft, wie die Bank so gerne wirbt: Fehlanzeige.
Ein Fall von vielen aus dem Alltag des deutschen Bankgewerbes. Es wird kassiert – am liebsten fürs Nichtstun. Jeder Handschlag hat seinen Preis. Jede Überweisung und jede Lastschrift.

Von jeder Kontobewegung lässt sich ein kleiner Obolus abpressen – zum Wohle der Bank. Die Geldkarte für den Bankautomaten, der Dauerauftrag für die Miete, die Lastschriften für die Telefonrechnung: Wann immer sich Geld von A nach B bewegt, fällt auch etwas für die Bank ab.

Mal sind es nur ein paar Cents, doch meistens bleiben ganze Euros im feinmaschigen Gebührennetz der Geldinstitute hängen. Zum Beispiel beim Geldabheben mit der Eurochequekarte am Automaten eines Instituts, das nicht zum Kartenverbund der eigenen Bank gehört. Da werden oft drei oder vier Euro vom Konto abgezwackt. Gründe gibt es für diese Beutelschneiderei keine. Warum sollte der Vorgang, der 250 Euro von einer Bank zu einer anderen lenkt, im Zeitalter von Computer und Internet solche Kosten verursachen? Werden da etwa Kuriere und reitende Boten in Marsch gesetzt, um diese kleine Summe von A nach B zu tragen? Täglich werden doch per Tastenklick auf der Computertastatur Milliardenbeträge auf die monetäre Umlaufbahn rund um den Globus geschickt. Mit rationalen Argumenten lässt sich die Preispolitik im Bankgewerbe jedenfalls nicht erklären.

Viel Geld für wenig Service
Auf dem Gebührensektor vor allem für einfache Girokonten herrscht vielfach Willkür. Der Ablasshandel oder die Abzockerei der Wegelagerer im Mittelalter finden ihre Fortsetzung im modernen Bankgewerbe. Die Summen, die vom Kunden gefordert werden, sind abhängig vom Gutdünken des Managements des jeweiligen Geldunternehmens.
Ein Vergleich der Gebühren für Girokonten offenbart nach einer Recherche des Finanzdienstleisters aspekt-online im Mai 2007 verblüffende Unterschiede: Bei einem monatlichen Geldeingang von 2500 Euro, 15 Kontobewegungen, 10 Überweisungen per Internet, einem Guthaben von 500 Euro an 20 Tagen pro Monat und gelegentlicher Inanspruchnahme des Dispokredits in Höhe von 200 Euro an vier Tagen pro Monat.

Nur bei der Deutschen Kreditbank AG brachte der Service dem Kunden einen Zinsertrag von 9,73 Euro pro Quartal. 3,55 Prozent gab diese Bank für Guthaben auf Girokonten. Die Nutzung des Dispokredits schlug mit 7,9 Prozent zu Buche, der Überziehungskredit mit 12 Prozent.

Bei allen anderen Banken zahlte der Kunde in jedem Fall drauf, am wenigsten bei der 1822direkt. Da fielen nur 30,73 Euro vierteljährliche Gebühren an. Die Hamburger Sparkasse dagegen gewährte gar keine Guthabenzinsen und langte dafür bei den Dispo- und Überziehungszinsen kräftig hin mit 12,55 bzw. 16,55 Prozent. Außerdem kostete jede Buchung 25 Cent und jede Überweisung 5 Cent. Und die Grundgebühr für die Kontoführung betrug allein schon 35,40 Euro. Die Comdirect Bank zahlte immerhin 0,75 Prozent Guthabenzinsen und forderte nur 9,5 bzw. 13,5 Prozent Dispo- und Überziehungszinsen. Die Deutsche Bank zweigte erst einmal eine Grundgebühr von 53,88 Euro pro Vierteljahr ab und berechnete für den Dispokredit 12,25 Prozent und für den Überziehungskredit 16,25 Prozent Zinsen.