Wie kaufe ich Aktien – die Limitierung

Nach der Festlegung der Börsenplatzes sollten Sie sich Gedanken über eine Limitierung machen. Sie können bei der Ordereingabe festlegen, bis zu welchem Preis Sie die Aktie kaufen wollen. Nehmen wir einmal an Siemens steht bei 80 Euro, und Sie möchten für den Kauf höchstens 81 Euro ausgeben. Dann setzen Sie ein Limit von 81 Euro. Wenn die Aktie in der nächsten Minute beispielsweise auf 83 Euro steigt, dann wird Ihr Auftrag nicht ausgeführt und Sie kommen nicht zum Zuge. Limits können einen Tag oder bis Monatsende gelten, was man im Fachjargon der Banken als „Ultimo“ (der Letzte des Monats) bezeichnet.

Ein Limit schützt Sie davor, Aktien zu teuer zu kaufen, denn Aktien können im Zweifelsfall innerhalb von Minuten beträchtlich schwanken. Bei den großen Standardwerten aus dem DAX ist dies weniger der Fall, da hier immer genügend Liquidität vorhanden ist. Werte wie Siemens, DaimlerChrysler, Deutsche Bank,
SAP, MAN und andere werden selbst durch große Aufträge nur geringfügig beeinflusst. Sie müssten schon Hunderte von Millionen investieren, um dort einen größeren Kursauftrieb auszulösen. Bei den Nebenwerten, wie sie im MDAX oder SDAX zusammengefasst sind, verhält es sich anders. Insbesondere bei kleinen Aktiengesellschaften können schon unbedeutende Orders wahre Kurssprünge und Turbulenzen auslösen. Den Kauf solcher Aktien sollten Sie stets limitieren. Dasselbe gilt für ausländische Aktien, die Sie an einem Börsenplatz kaufen, denn anders als im Heimatland, wo Aktien wie IBM und Microsoft zu den Schwergewichten zählen, sind in Deutschland die Umsätze wesentlich geringer Die Gefahr mag bei einer Aktie wie IBM dennoch gering sein, da sie auch in Deutschland populär ist, ganz anders sieht es bei exotischen chinesischen Aktien oder australischen Goldminen werten aus. In diesem Fall müssen Sie immer ein Limit setzen. Denn schon der geringste Kaufauftrag kann diese Werte innerhalb von Sekunden drastisch in die Höhe treiben.
Aufgrund dieser fatalen Marktenge vermeiden die meisten Investmentfonds solche Aktien mit geringen Börsenumsätzen, da es schwierig ist, solche Aktien überhaupt zu erwerben und wieder zu verkaufen. Dieser Zusammenhang wirkt sich übrigens auch auf die Performance eines Aktienfonds aus. Studien haben gezeigt, dass ein großes Anlagevolumen langfristig die Wertentwicklung eines Fonds beeinträchtigt. Steilen Sie sich vor, ein Aktienfonds ist beim Publikum sehr beliebt und verwaltet ein Vermögen in Milliardenhöhe. Für Fondsmanager wird es dann immer schwieriger diese Milliardensummen „geräuschlos“ und geschickt im Aktienmarkt unterzubringen. Sobald der Fonds eine größere Anzahl von Aktien kauft, schnellt der Kurs automatisch empor. Umgekehrt kann sich der Fonds bei einem Crash oder Kurssturz kaum von einer Position trennen, da dadurch die Talfahrt einer Aktie noch erheblich beschleunigt würde. Überhaupt kann ein solcher Riesenfonds nur in Standardwerte investieren, die eine hohe Marktkapitalisierung und beträchtliche Börsenumsätze aufweisen. Solche „Dinosaurier“ und „Elefanten“ des Aktienmarktes sind aber häufig weniger lukrativ als kleine, wendige mittelständische Unternehmen. Dadurch fällt die Performance solcher Publikumsfonds noch weiter zurück. Umgekehrt kamen pfiffige Investmentgesellschaften auf die Idee, gerade in diese winzigen Aktiengesellschaften zu investieren, um eine Überrendite zu erzielen. Man spricht dann von einer Microcap-Strategie.

Auch beim Verkauf können Sie ein Limit setzen. Wenn beispielsweise ein Abwärtstrend am Aktienmarkt einsetzt, kann es sinnvoll sein, ein unteres Limit zu setzen. Wenn Sie Siemens- Aktien für 80 Euro gekauft haben und der Kurs nun bei 75 Euro steht, können Sie beispielsweise ein Limit von 73 Euro setzen. Fällt die Aktie überraschend auf 70 Euro, dann wird der Verkaufsauftrag nicht ausgeführt. Steht die Aktie dagegen bei 74 Euro, dann erfolgt der Verkauf. Das Limit gibt in diesem Fall an, was Sie mindestens noch für Ihre Aktie haben wollen.

Inzwischen gibt es komplexe Limitierungsverfahren, die vor allem von Experten empfohlen werden. Zum Beispiel lautet eine Regel, man solle nie mehr als zehn Prozent verlieren. Um dies zu erreichen, setzt man eine so genannte Stop-Loss-Order. Die Bank verkauft das Wertpapier, sobald die von Ihnen angegebene Grenze unterschritten wird. Dies kann nützlich sein, wenn eine Aktie ständig fällt. Durch die Stop-Loss-Order werden die Verluste automatisch begrenzt. In der Realität funktionieren jedoch Stop-Loss- Orders oft nicht wie gewünscht, denn bei einem plötzlichen Crash oder einer negativen Unternehmensnachricht kann der Kurs innerhalb von Minuten um vielleicht 20 Prozent fallen. Der Verkaufsauftrag wird dann automatisch vom System ausgelöst. Sollte sich dann wenige Minuten später herausstellen, dass eine Pressemeldung überzogen war, dann erholt sich möglicherweise der Kurs wieder und erreicht innerhalb von Minuten den alten Höchststand. Der Anleger mit dem Stop-Loss-System hat dann aber bereits seine Aktien zum Tiefstkurs verkauft. In seltenen Fällen kann es beim elektronischen Handelssystem XETRA sogar möglich sein, dass ein Stop-Loss ignoriert wird, wenn der Stoppkurs durch den dramatischen Kursverfall bei einem Crash schon weit unterschritten wurde. Im Parketthandel wird ein solcher Stop-Loss von Börsenmaklern noch ausgeführt.

Stop-Loss-Kurse müssen Sie daher ständig aktualisieren. Ist der Abstand zum aktuellen Kurs zu gering, laufen Sie Gefahr, dass die Aktie bei der nächsten willkürlichen Schwankung verkauft wird. Ist der Sicherheitsabstand zu groß, verlieren Sie möglicherweise bei einem plötzlichen Kursrutsch zu viel; empfehlenswert ist je nach Risikobereitschaft ein Stop-Loss, das 25 Prozent unterhalb des aktuellen Kurses liegt. Wenn Sie weniger risikogeneigt sind, sollten Sie die Stop-Löss-Marke enger ziehen. Überhaupt können Stop-Loss-Kurse in einer schweren Krise nicht wirklich das Schlimmste verhüten. Eine Aktie, die unvermittelt in einem Zug um 40 Prozent fiele, würde auch Anlegern mit einem Stop-Löss-Kurs den entsprechenden Verlust bescheren. Stop- Loss-Kurse nehmen ihre Sicherungsfunktion nur dann wahr, wenn die Aktie in kleineren Schritten allmählich sinkt. Dennoch sind sie für die meisten Anleger ein sinnvolles und brauchbares Instrument; Sie müssen aber die Kurse permanent aktualisieren und den neuesten Kursentwicklungen anpassen, damit der Sicherheitsabstand gewahrt bleibt. Ein zu großer Abstand ist ebenso unsinnig wie ein zu geringer. Auch kann man die 10-Prozent Regel nicht schematisch anwenden. Bei Aktien, die sehr stark schwanken, kann ein größerer Sicherheitsabstand der Stop- Loss-Marke ratsam sein.

Das Gegenteil einer Stop-Loss-Order ist eine Stop-Buy-Order. Bei dieser Ausführungsform wird eine Aktie nicht gekauft, wenn der Kurs plötzlich über eine vorher festgelegte Marke steigt. Eine solche Orderform ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie Aktien einer momentan populären Branche kaufen oder die von vielen Zeitschriften oder im Fernsehen empfohlen wurden. Da etliche Anleger die Aktie haben wollen, ist die Gefahr groß, dass das Papier zu schnell steigt und sich danach wieder konsolidiert. In diesem Fall sollten Sie eine Stop-Buy-Order wählen.
Kauf- oder Verkaufsorders, die unlimitiert abgegeben werden, nennen Experten bei Kauforders „billigst“ und bei Verkaufsorders „bestens“; es handelt sich um so genannte Market-Orders. Bei den Limits unterscheidet man auch spezielle Formen. Beispielsweise gibt es das Limit Immediate or kill“, bei dem die Order sofort oder gar nicht mehr ausgeführt werden soll. Eine wichtige Limitierungsart ist auch Fill or kill“, bei der der Auftrag vollständig oder gar nicht erledigt werden muss.

Gelegentlich müssen Sie nämlich damit rechnen, dass Aufträge aufgrund schwacher Umsätze nur teilweise ausgeführt werden, was besonders für Kleinanleger ärgerlich ist, denn bei einer Teilausführung können sich die Kosten erhöhen. Zwar werden die Provision und die Maklercourtage prozentual berechnet, doch viele Banken haben Mindestgebühren eingeführt, so dass bei kleineren Orders häufig beispielsweise 30 Euro Mindestgebühren in Rechnung gestellt werden. Bei einer Teilausführung fällt die Gebühr dann mehrfach an. Daher kann es sinnvoll sein, einen solchen Auftrag mit dem speziellen Limit „fill or kill“ zu versehen, denn dann muss die Order vollständig erfüllt oder – wenn dies nicht möglich ist – gelöscht werden.

Bedenken Sie bitte, dass Banken für Limits Gebühren verlangen; manche Kreditinstitute fordern diese Gebühren auch dann ein, wenn das Limit gar nicht in Anspruch genommen wurde [beispielsweise bei einer Stop-Loss-Order). Limits sind nur bei Aktien notwendig, die geringe Börsenumsätze haben – also illiquide sind. Bei den großen Standardwerten wie Siemens, BASF, BMW, DaimlerChrysler oder Deutsche Telekom ist eine Limitierung nicht nötig.

Bei marktengen Werten, die nur geringe Börsenumsätze aufweisen, sollten Sie in jedem Fall ein Limit setzen; denn schon bei kleinsten Kaufaufträgen kann der Kurs innerhalb von Sekunden in die Höhe schießen und danach wieder steil abfallen. Gehen Sie ein solches Risiko niemals ein. Bei allen Aktien, die zu den Nebenwerten zählen und nur ein geringes Handelsvolumen haben, müssen Sie auf jeden Fall ein Limit setzen. Dasselbe gilt auch, wenn Sie Standardwerte über das elektronische Handelssystem XETRA bestellen, das den größten Anteil hat. Über 90 Prozent aller Orders werden über XETRA abgewickelt; der Handel mit Börsenmaklern spielt heute nur noch eine untergeordnete Rolle. Bei XETRA kann es sein, dass Sie als Kleinanleger gegenüber den institutionellen Investoren im Nachteil sind, die das elektronische System laufend beobachten und die aktuellen Kurse gezielt verfolgen. Auch bei einer Order über XETRA sollten Sie daher sicherheitshalber ein Limit setzen. Ein wichtiger Tipp für Anleger ist, dass man stets runde Zahlen vermeiden sollte. Setzen Sie also Ihr Verkaufshmit nicht bei beispielsweise 60 Euro, sondern bei 62 Euro an. Viele andere Anleger bevorzugen nämlich runde Zahlen, was bei einem Kurssturz eine Welle von Verkaufsaufträgen und damit eine regelrechte Kurslawine erzeugen kann. Beachten Sie auch, dass Limits nach einer gewissen Zeit gelöscht werden; regelmäßig verfallen Limitierungen zum Jahresende. Aber auch wenn Bezugsrechte oder Berichtigungsaktien ausgegeben werden, können bestehende Limits ausgehoben werden.

Aktienarten – die Small Caps

Small Caps sind die kleineren Aktiengesellschaften. Sie werden im SDAX zusammengefasst. Neben den SDAX-Werten gibt es auch Small Caps, die nicht die Zulassungsbedingungen für den SDAX erfüllen, und deshalb keinem Index zugeordnet sind.

Anders als die meisten mittelgroßen Aktiengesellschaften muss man bei Small Caps stärker differenzieren: Neben lukrativen Aktien gibt es auch Nischen- und Regionalwerte, die eine schwächere Marktposition haben. Solche Nischenwerte sind oft Familienunternehmen mit geringen Börsenumsätzen und nur lokaler Bedeutung. Bevor Sie eine solche Aktie kaufen, sollten Sie sich überlegen, ob das nicht ein zu großes Risiko bedeutet. Wenn Sie sich an einem solchen Unternehmen beteiligen, laufen Sie Gefahr, dass Sie die Aktie in einer Krisensituation nicht schnell genug veräußern können. Die Börsenumsätze sind bisweilen so niedrig, dass es im Zweifelsfall etliche Tage dauern kann, bis Sie Ihre Aktie verkauft haben. Fast alle Investmentfonds meiden Small Caps, da die niedrige Marktkapitalisierung und die geringen Börsenumsätze verhindern, dass ein Fondsmanager größere Summen investieren kann.

Natürlich gibt es auch unter den Small Caps Unternehmen, die erst am Anfang stehen und sich dank eines hervorragenden Produkts oder einer exzellenten Dienstleistung zum Shooting Star entwickeln und dem Anleger beträchtliche Gewinne bescheren. Dennoch ist es nicht einfach, solche potenziellen Highflyer ausfindig zu machen. Einige Small Caps sind Unternehmen, die regional verwurzelt sind und ein Geschäftsmodell haben, das nur bescheidene Perspektiven eröffnet.
Sie sollten sich vor einem Kauf besonders die Bilanzkennzahlen und die Börsenumsätze ansehen. In kaum einem Börsensegment sind die Unterschiede so groß wie bei den Small Caps.

Information und News über die Aktien – das Internet

Kaum ein anderes Medium hat die Finanzmärkte so revolutioniert und drastisch verändert wie das Internet. Man könnte auch von einem Zeitalter vor und nach der Erfindung des Internets sprechen, denn durch das neue Medium wurden auch die Finanzmärkte demokratisiert. Während früher einzig und allein die Börsenmakler den Zugang zu den Aktienmärkten ermöglichten, können heute Aktien über den Computerhandel erworben werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es einen weltweiten 24- Stunden-Handel mit Wertpapieren gibt. Schon jetzt wachsen die Börsen zusammen und sind zu Kooperationen gezwungen.
Besonders eindrucksvoll hat das Internet auch die Informationslage verändert. Während früher Anleger noch auf Printmedien und den Kursteil vom Vortag angewiesen waren, haben sie heute die Möglichkeit, rund um die Uhr Informationen aus dem Internet zu beziehen, die stets aktuell und umfassend sind.

Fusionen, Unternehmensübernahmen und Ihre Wirkung beim Aktienkauf

Bei einer Fusion verschmelzen zwei Unternehmen miteinander. Die Aktionäre erhalten dann in einem bestimmten Tauschverhältnis, das von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer ermittelt wird, die Aktien des neuen Unternehmens. Ob eine Fusion für die Aktionäre von Vorteil oder eher von Nachteil ist, lässt sich nicht generell beantworten. Die Unternehmensleitung weist häufig auf die Freisetzung von Synergien hin, wenn zwei Unternehmen sich ergänzen oder einen größeren Markt gemeinsam erschließen können. Trotz der möglicherweise größeren Marktmacht haben Fusionen nämlich auch deutliche Nachteile: Bei einem Zusammenschluss sind viele Abteilungen doppelt vorhanden, so dass zuerst einmal Personal abgebaut werden muss. Auch die Umstrukturierung der Unternehmensorganisation, die Neugliederung der Führungsebenen, die Vereinheitlichung von Ablaufprozessen und die Übernahme einer neuen Unternehmenskultur fordert in der Praxis ihren Tribut, so dass es zumindest in der Anfangsphase zu enormen Reibungsverlusten kommt. Konflikte sind bei der Zusammenlegung von Abteilungen und beim Vorgesetztenwechsel oft vorprogrammiert. Außerdem führen neue Mentalitäten, Arbeitsabläufe, andere Standards, verschiedene Softwaresysteme und andere Besonderheiten dazu, dass die Leistungsfähigkeit insgesamt ins Stocken gerät. Als Aktionär sollten Sie daher nach einer Fusion eingehend überprüfen, ob es nicht ratsam ist, angesichts ungewisser Zukunftsperspektiven nach dem Unternehmenszusammenschluss die Aktien zu veräußern.

Wesentlich dramatischer als eine Fusion verläuft eine Unternehmensübernahme vor allem dann, wenn es sich um eine feindliche, eine „unfriendly take-over“, handelt. In den 1980er Jahren waren solche Vorgänge an der Tagesordnung, und man nannte die Wallstreet-Tycoons, die den Angriff starteten, „Raider“. Auch heute noch nehmen freundliche oder feindliche Unternehmensübernahmen zu, da angesichts der Globalisierung und der Integration der Märkte die Unternehmen gezwungen sind, stetig zu wachsen. Der Sinn einer feindlichen Übernahme besteht manchmal darin, das Unternehmen zu zerschlagen und dann in Einzelteilen zu veräußern. Wenn eine Aktiengesellschaft beispielsweise unter ihrem Buchwert notiert, lockt dies häufig Raider an. Wenn man nämlich eine Aktienmehrheit erwirbt, kann man Einfluss auf die Unternehmensleitung nehmen und beschließen, das Unternehmen zu liquidieren. Was auf den ersten Blick unsinnig erscheint, erweist sich als profitabel. Wenn die Aktiengesellschaft unter ihrem Buchwert notiert, bedeutet dies, dass die Gesamtheit der vorhandenen Vermögenswerte (beispielsweise Maschinen, Immobilien, Patente, Vorräte) mehr wert ist als der Gesamtwert aller Aktien. Für einen Raider ist ein solches Unternehmen gleichsam ein „Schnäppchen“. Sobald er die Aktienmehrheit besitzt, wird er das Unternehmen zerschlagen und die Einzelteile verkaufen. Dadurch macht er Gewinn.

Da an der Börse bisweilen nicht genügend Aktien angeboten werden, um sich eine Aktienmehrheit zu sichern, versucht der Raider, bei den Großaktionären, beispielsweise bei Banken, Versicherungen oder Industrieunternehmen, Aktienpakete zu erwerben. Solange das betroffene Unternehmen nichts davon bemerkt, kann es keine Gegenmaßnahmen einleiten. In Deutschland aber ist es vorgeschrieben, dass der Besitz von mehr als fünf Prozent an einer Aktiengesellschaft veröffentlicht werden muss. Damit der Raider sein Opfer in einem Überraschungsangriff attackieren kann, müsste er diesen Aktienerwerb durch Strohmänner verschleiern, was hierzulande jedoch gesetzlich verboten ist.
Deshalb besteht der gängige Weg darin, den Aktionären ein Übernahmeangebot vorzulegen. In Deutschland ist es so geregelt, dass ein Aktionär, der bereits mehr als 30 Prozent der Anteile besitzt und die Übernahme anstrebt, allen anderen Aktionären ein Übernahmeangebot unterbreiten muss. Mit dieser Regelung möchte man verhindern, dass Kleinaktionäre einfach übergangen werden. Weiterhin gilt die Vorschrift, dass das Übernahmeangebot mindestens den Durchschnitt der Börsenkurse der letzten Monate erreichen muss. In der Praxis übersteigt die Offerte immer den aktuellen Kurs, denn sonst wären die Anteilseigner nicht bereit, sich von ihren Aktien zu trennen. Für Sie als Aktionär ist das von großem Vorteil; denn das Unternehmen, das die Übernahme einleiten will, muss Sie mit einem höheren Preis zum Verkauf bewegen. Der Raider hat dabei im Prinzip drei Möglichkeiten: Er kann Ihnen Bargeld anbieten, wenn Sie ihm die Aktien überlassen. Er kann Ihnen eigene Aktien zum Tausch anbieten oder Bargeld und Aktien miteinander kombinieren. Die Erfahrung lehrt jedoch, dass die meisten Aktionäre Geld bevorzugen, da man nicht abschätzen kann, wie sich das Unternehmen, das den Angriff gestartet hat, nach der Übernahme entwickelt. Generell gibt es hier komplizierte Einschränkungen. Beispielsweise darf der Raider nur dann seine eigenen Aktien zum Tausch anbieten, wenn diese an einer Börse notiert sind und ausreichende Handelsumsätze vorweisen. Wenn der Raider bereits drei Monate zuvor mehr als fünf Prozent des zu übernehmenden Unternehmens in bar erworben hat, muss er zwingend ein Barangebot vorlegen.

Es gibt außerdem eine so genannte Nachbesserungspflicht; stellen Sie sich eine solche Übernahme wie ein Pokerspiel vor. Wenn der Raider zwar einige Aktionäre dazu bewegen konnte, ihm Aktien gegen ein entsprechendes Angebot zu überlassen, kann es sein, dass er noch immer nicht die Aktienmehrheit besitzt. Er wird deshalb die hartnäckigen Aktionäre, die noch nicht auf seine Offerte eingegangen sind, mit noch höheren Preisen dazu verleiten, ihm ihre Anteile zu überlassen. In Deutschland gilt in diesem Fall die Nachbesserungspflicht: Das bedeutet, der Raider muss auch allen früheren Aktionären, die auf das schlechtere Angebot bereits eingegangen sind, die Differenz zu dem höheren Angebot zahlen, damit sie nicht schlechter gestellt sind, ln der Praxis werden dann solche höheren Angebote geheim gehalten, damit der Raider nicht noch Nachzahlungen leisten muss.

Das betroffene Unternehmen kann sich nur dadurch zur Wehr setzen, dass es den Aktienkurs in die Höhe treibt, denn dann wird die Übernahme zu kostspielig. Eine solche Erhöhung des Kurses ist beispielsweise möglich, indem man die eigenen Aktien zurückkauft. Für viele angegriffene Unternehmen ist dies keine wirkliche Lösung, da ihnen die finanziellen Mittel fehlen, um ein groß aufgelegtes Aktienrückkaufprogramm zu starten. Außerdem muss ein solches Aktienrückkaufprogramm, das in Deutschland ohnehin auf zehn Prozent der umlaufenden Aktien begrenzt ist, von den Aktionären in der Hauptversammlung genehmigt werden. Erschwerend kommt hinzu, dass ein solches Rückkaufprogramm nicht durch Kredite finanziert werden darf.

Ein anderer Rettungsversuch besteht darin, befreundete Unternehmen zu bitten, Aktien zu erwerben und das Übernahmeangebot des „Raubritters“ zu überbieten; es handelt sich dann um eine freundliche Übernahme (friendly take-over). Solche Retter in der Not bezeichnet man metaphorisch als „weiße Ritter“. In solch einem Fall kommt es dann zu einem Scharmützel zwischen dem bösen, schwarzen Ritter, dem Raider, und dem weißen Ritter, der mit dem Unternehmen befreundet ist. Es entbrennt eine regelrechte Bieterschlacht, von der die Aktionäre besonders profitieren, da sich der Aktienkurs im Eifer des Gefechts immer mehr hochschaukelt und Spitzenwerte erreicht.

Die verzweifelten Versuche des Topmanagements, sich gegen den Raider zur Wehr zu setzen, sind häufig besonders dadurch motiviert, dass der Vorstand bei einem gelungenen Take-over seinen Arbeitsplatz verliert. Daher wird der Vorstand unverzüglich eine Hauptversammlung einberufen und den Aktionären erklären, wie er das Unternehmen noch profitabler ausrichten kann. Hat das Management aber in der Vergangenheit nur ein mageres Umsatz- und Gewinn Wachstum erzielt, wird es schwierig sein, die Aktionäre bei Laune zu halten.
Ein anderer Trick besteht darin, Vermögenswerte, die für den Raubritter (Raider) besonders interessant sind, vorzeitig zu verscherbeln. In der Panik wird daher der Vorstand einige „Filetstücke“ des Unternehmens wie teuere Immobilien oder wertvolle Beteiligungen veräußern. Für einen Raider ist dann vielleicht das Unternehmen nicht mehr verlockend. Eine andere Taktik ist die der so genannten „goldenen Fallschirme“, bei denen der Vorstand für die Führungskräfte in aller Eile teure Abfindungsvereinbarungen beschließt, so dass der Raider nach der Übernahme beim Ausscheiden der Topmanager ungewöhnlich hohe Abfindungen zahlen muss.

Eine andere Abwehrmaßnahme besteht in einer Kapitalerhöhung; die Folge davon ist, dass der Angreifer mehr Kapital zur Verfügung haben muss, um die Aktiengesellschaft zu kaufen.

In diesem Übernahmespektakel gibt es noch eine besonders kühne Variante: Das angegriffene Unternehmen mutiert selbst zum Angreifer und attackiert nun seinerseits den Raider nach dem altbewährten Motto: Angriff ist die beste Verteidigung. Ein solches Vorhaben ist nur möglich, wenn der Raider selbst ein börsennotiertes Unternehmen mit genügend Streubesitz ist. Der Streubesitz oder Free Float bezeichnet die Aktien, die nicht in den Händen von Großaktionären sind. Nur ein Unternehmen, das hohen Streubesitz vorweist, lässt sich leichter übernehmen, da Kleinaktionäre eher für Übernahmeangebote empfänglich sind. Mit dem Gegenangriff muss sich das attackierte Unternehmen beeilen, denn wenn der Raider bereits ein Viertel der Anteile am zu übernehmenden Unternehmen besitzt, ist ein Gegenangriff nicht mehr möglich.

Als Aktionär können Sie von solchen Übernahmeschlachten und „Ritterscharmützeln“ nur profitieren, da der Aktienkurs des zu übernehmenden Unternehmens im Verlauf der Auseinandersetzungen deutlich steigen wird. Das ist vor allem dann der Fall, wenn der Vorstand auf den Hauptversammlungen nicht vorsorglich Maßnahmen eingeleitet hat, die vor einer Übernahme schützen oder sie zumindest erschweren.
Als Aktionär werden Sie von Ihrer Depotbank unterrichtet, wenn ein Übernahmeangebot vorliegt. Sie haben dann eine gewisse Zeit sich zu entscheiden, ob Sie das Angebot annehmen oder ablehnen möchten. In der Regel ist das Angebot für Sie lukrativ, wenn es in Bar beglichen wird und wenn es mehr als 30 oder gar 40 Prozent über dem aktuellen Börsenkurs liegt. Falls der Bieter Ihnen eigene Aktien offeriert, sollten Sie überlegen, ob die Aktiengesellschaft des Raiders wirklich interessant ist und ob das Umtauschverhältnis für Sie einen Bonus von 30 oder 40 Prozent auf Ihre alten Aktien ergibt. Prüfen Sie in einem solchen Fall genau die bisherige Gewinn- und Umsatzentwicklung, und schauen Sie sich ein paar aussagekräftige Bilanzkennzahlen an. Die Erfahrung zeigt, dass der Raider sich meist „übernimmt“ und zu viel bietet. Der Aktienkurs sinkt danach häufig, weil es Probleme bei der Integration des neuen Unternehmens gibt. Wenn Sie den Eindruck haben, dass die Aktien des Raiders nicht interessant sind, ist es möglicherweise sinnvoller, das Angebot auszuschlagen.

Ein solcher Schritt ist immer sorgfältig abzuwägen; denn wenn die Frist für das Angebot abgelaufen ist, wird es für Sie als Aktionär unwägbarer. Wenn Sie Glück haben, steigen die Aktien aufgrund von Spekulationen noch weiter; im günstigsten Fall erhöht der Raider vielleicht sogar noch das Angebot für die verbliebenen Aktionäre, weil er noch keine Aktienmehrheit erreicht hat. Jedoch kann es bisweilen mehrere Jahre dauern, bis sich der Raider entschließt, die restlichen Aktien aufzukaufen. Diese Zeit kann mit unangenehmen Begleiterscheinungen verbunden sein, denn der Aufkäufer könnte beispielsweise die Aktiengesellschaft in eine andere Rechtsform wie eine Personengesellschaft umwandeln.

Sie sollten beachten, dass das Übernahmeangebot unverbindlich ist, d.h. auch wenn Sie gegenüber Ihrer Depotbank bereits eine Zusage erteilt haben, Ihre Anteile zu den jeweiligen Konditionen zu verkaufen, kann der Bieter einen Rückzieher machen, beispielsweise wenn ein befreundetes Unternehmen (ein „weißer Ritter“) der Aktiengesellschaft zu Hilfe eilt und eine freundliche Übernahme anstrebt.
Der günstigste Zeitpunkt für Sie, Ihre Aktien zu verkaufen, ist oft, sobald erste Spekulationen wegen einer Übernahme aufkeimen und an der Börse erste Gerüchte die Runde machen. Schon zu diesem Zeitpunkt setzen solche Aktien zum Höhenflug an. Auch das Übernahmeangebot kann sich noch als lukrativ erweisen. Nach dem Ende der Frist wird es für Sie als Aktionär schon viel schwieriger; denn im besten Fall kommt es zu weiteren Spekulationen, die den Kurs in die Höhe treiben oder zu einer Nachbesserung führen; im schlimmsten Fall werden Sie jahrelang hingehalten und vom Raider schikaniert.

Tatsächlich kann die Suche nach Übernahmekandidaten eine erfolgreiche Anlagestrategie sein, die zu einer Überrendite führt. Übernahmekandidaten erkennen Sie daran, dass sie an der Börse unterbewertet sind. Wenn der Buchwert eines Unternehmens den Börsenwert übersteigt, ist dies für jeden „Raubritter“ ein Schnäppchen, denn er bezahlt über die Börse für das Unternehmen weniger, als es wert ist. Die Branche sollte aus einigen großen Unternehmen bestehen, die nicht mehr als ein Drittel der Branche ausmachen dürfen, und vielen kleineren Firmen. Nur in einer solchen Konstellation ist es für die Branchenführer noch interessant, kleinere Konkurrenten zu übernehmen. In einer Branche wie der Automobilindustrie dominieren die fünf größten Vertreter mehr als die Hälfte des Marktes; unter solchen Umständen ist die Notwendigkeit, weiter zu wachsen, nicht unbedingt erforderlich. In der Branche sollte darüber hinaus ein deutlicher Wettbewerbsdruck bestehen, der die Notwendigkeit zur weiteren Expansion unumgänglich macht. Ein typisches Beispiel dafür ist die Telekommunikations- und die Logistikbranche. Für die Übernahme muss das Unternehmen über freie finanzielle Mittel verfügen. In den 1980er Jahren, der Hochzeit der Übernahmeschlachten, wurden viele der Transaktionen durch Anleihen finanziert; da diese Unternehmen mangels Finanzkraft nur über eine geringe Bonität verfügten, nannte man die Anleihen, die zur Finanzierung der Übernahme eigens aufgelegt wurden, „Ramschanleihen“ oder Junk Bonds. Einige Raider stiegen zur Zeit dieses Wallstreet-Fiebers zu legendären Multimilliardären auf.

Am Ende bleiben aber auch bei einer guten Übernahmeofferte noch immer Aktionäre übrig, die sich weigern, das Angebot anzunehmen und auf eine Nachbesserung hoffen, ln der Praxis erreicht der Bieter bei seinem ersten Angebot nur eine Zustimmung von 70 bis 80 Prozent. Die verbleibenden Aktionäre warten auf eine nächste Bieterrunde. Selbst nach einem gelungenen Take-over ist es für den neuen Eigentümer ärgerlich, wenn er das Unternehmen nicht vollständig übernehmen kann, weil ihm eine kleine Clique von Altaktionären Ärger bereitet. Der neue Eigentümer muss nämlich dann weiterhin regelmäßig Hauptversammlungen abhalten, Gebühren für die Börsennotierung entrichten, Geschäfts- und Quartalsberichte erstellen und all seinen sonstigen Pflichten nach- kommen. Aus diesem Grunde gibt es eine Regelung, dass der Großaktionär, wenn er 95 Prozent aller Anteile sein Eigen nennt, die verbleibenden Aktionäre zwangsweise abfinden kann. Man nennt einen solchen Vorgang „Squeeze-out“. Problematisch dabei ist natürlich die Höhe der Abfindung, die sich am aktuellen Börsenkurs orientieren muss. Das Unternehmen ist verpflichtet, einen Wirtschaftsprüfer zu Rate ziehen, der ein Gutachten erstellt. Viele Aktionärsvereinigungen bemängeln aber, dass solche Abfindungen häufig nicht den Vorstellungen der Altaktionäre gerecht werden. ln solch einem Fall kann der betroffene Aktionär juristische Maßnahmen ergreifen und die Offerte anfechten. Der Aufkauf der restlichen Aktien wird dadurch jedoch nicht verzögert. In dem anhängigen Verfahren wird dann nur noch über die Höhe der Abfindung entschieden, was sehr lange dauern kann. Sie sollten sich daher als Aktionär bei einer Übernahme immer überlegen, ob Sie bis zum Squeeze-out pokern möchten. Denn nicht selten liegt das Abfindungsangebot unter dem früheren Übernahmeangebot.

Wenn Sie Glück haben, können Sie allerdings auch ein weit besseres Ergebnis erzielen. Allgemeine Regeln lassen sich hier nicht aufstellen, da die Rahmenbedingungen von Fall zu Fall unterschiedlich sind.

Nach dem Squeeze-out befindet sich das Unternehmen zu hundert Prozent in der Hand des Aufkäufers. Damit wird die Börsennotierung eingestellt, da das aufgekaufte Unternehmen Eigentum eines anderen Unternehmens ist und zu diesem gehört. Die Einstellung der Börsennotierung nennt man Delisting. Ein solches Delisting ist auch möglich, wenn die Abfindung der restlichen Aktionäre noch nicht stattgefunden hat. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse kann der neue Großaktionär in der Hauptversammlung durchsetzen, dass ein Delisting noch vor dem Squeeze-out durchgeführt wird. Wenn die Hauptversammlung mehrheitlich zustimmt, was angesichts der Dominanz des Großaktionärs höchstwahrscheinlich ist, wird das Delisting eingeleitet. Die Frist dafür beträgt sechs Monate. Als Aktionär sollten Sie dann möglichst schnell Ihre Aktien verkaufen, da nach dem Ablauf des halben Jahres die Börsennotierung endgültig eingestellt wird. Dann können Sie Ihre Aktien nur noch privat verkaufen – es gibt keine offiziellen Börsenkurse mehr, was ein enormes Risiko darstellt und immer zu beträchtlichen Verlusten führt.

Wie kaufe ich Aktien – der Börsenplatz

Nachdem Sie das Wertpapier ausgewählt haben, müssen Sie den Börsenplatz wählen. Wenn Sie darauf verzichten, leitet Ihre Bank den Auftrag in der Regel an den für Sie günstigsten Börsenplatz weiter. Insbesondere bei deutschen Aktien haben Sie oft mehrere zur Auswahl. Neben dem elektronischen System XETRA können Sie den Auftrag auch an Börsenmakler in Frankfurt am Main oder eine Regionalbörse weiterleiten. Entscheidend für einen günstigen Kurs ist oft die Höhe der Börsenumsätze. Wenn Sie die Wahl haben, sollten Sie zwei Aspekte vergleichen: Zum einen sollten Sie nachsehen, an welchem Handelsplatz der günstigste Kurs im Augenblick zu haben ist. Bei manchen Aktien machen die Unterschiede zwischen den einzelnen Handelsplätzen oft mehrere Euro aus. Gewiefte institutionelle Investoren machen sich die Preisunterschiede, die international und bei der Notierung in unterschiedlichen Währungen bestehen, zunutze und kaufen Aktien an einem billigen Handelsplatz ein und verkaufen sie wieder teurer an einem anderen Ort. Da die Börsen jedoch relativ effiziente und gut funktionierende Märkte sind, ergeben sich nur geringe Preisdifferenzen, die aber bei Millionensummen einen beachtlichen Gewinn ergeben können. Dieses Verfahren nennt man Arbitrage. Es wird von institutionellen Anlegern praktiziert und wird häufiger bei Terminbörsen oder im Devisenhandel angewandt.

Nachdem Sie den Handelsplatz mit dem niedrigsten Kurs herausgesucht haben, sollten Sie vor allem einen Blick auf die Börsenumsätze weifen. Wenn dort die Zahl „0“ steht, müssen Sie sich eine andere Börse suchen. Im Zweifelsfall ist es ohnehin besser, wenn Sie die liquideste Börse mit den höchsten Umsätzen bevorzugen; denn bei allen anderen Handelsplätzen mit geringeren Umsätzen müssen Sie sehr enge Limits setzen, um sich vor plötzlichen Kursschwankungen zu schützen.
In XETRA erreichen die Umsätze Spitzenwerte, während sie an den Regionalbörsen oft nur gering sind. Durch eine ausreichend vorhandene Liquidität wird gewährleistet, dass Sie jederzeit einen fairen Preis erhalten. Wenn Sie online kaufen, können Sie eine Statistik einsehen, die die Börsenumsätze der einzelnen Börsen für dieses Werfpapier aufzeigt. Über 90 Prozent der Aufträge werden über die Frankfurter Wertpapierbörse ausgeführt; die anderen Regionalbörsen, die in Deutschland aus historischen Gründen bestehen, spielen im Börsengeschehen nur eine Nebenrolle. Auch international lässt sich die Tendenz zur Zentralisierung und zur Kooperation beobachten. Immer mehr Börsen schließen sich mit anderen Partnern zusammen, um die Transaktionskosten zu senken und den Kundenservice zu verbessern. Die Euronext ist beispielsweise eine Börse, die aus der Kooperation verschiedener Länderbörsen (Frankreich. Belgien, Niederlande) hervorgegangen ist. Das Konzept einer nationalen Wertpapierbörse ist angesichts der fortschreitenden Globalisierung veraltet; und es macht nicht länger Sinn, dass in der Europäischen Union jedes Land eine eigene Börse unterhält. Durch die Vielzahl der Gesetze und der Handelsformen wird der Börsenhandel behindert, und die Transaktionskosten sind insbesondere für Kleinanleger, aber auch für institutionelle Investoren zu hoch. In fast allen wichtigen Ländern dominiert heute der elektronische Handel. Wurden noch in den 1980er und 1990er Jahren Kurse von Maklern ausgerufen und sah man Händler aufgeregt Handzeichen geben, so sind heute die Börsen der Welt stille Orte geworden, an denen die Händler nur noch vor den Bildschirmen sitzen. Lediglich an den Warenbörsen, an denen Rohstoffe gehandelt werden, findet man wild gestikulierende Händler, die sich Kurse zurufen. Die einzige wichtige Aktienbörse, die noch den Parketthandel unterstützt, ist die New York Stock Exchange.

Aus diesen Gründen geraten die Börsenmakler in Bedrängnis. Denn langfristig werden wohl die bestehenden Börsen nur noch virtuell existieren, da der Computerhandel ohne Makler abgewickelt werden kann. Darum haben die Börsenmakler die Initiative ergriffen und sich spezialisiert und einen besonderen Kundenservice angeboten, um so eine Marktnische auszufüllen. Anleger, die ihre Wertpapieraufträge in XETRA platzieren, haben den Vorteil, dass sie sich die Maklercourtage sparen, die zwischen 0,04 und 0,08 Prozent des Auftragswerts liegt. Darüber hinaus bietet XETRA, das vor allem von institutionellen Anlegern wie Banken, Versicherungen und Investmentfonds genutzt wird, den Vorteil, dass es die höchsten Börsenumsätze vorweisen kann. XETRA führt auch Kleinstaufträge von Anlegern aus.

Sie sollten jedoch Orders vorsichtig platzieren. Wenn Sie in XETRA Aktien unlimitiert kaufen oder verkaufen (also billigst bzw. bestens), dann laufen Sie Gefahr, dass andere Marktteilnehmer dies ausnutzen. Es gibt nämlich Händler, die gezielt nach solchen unlimitierten oder nicht sinnvoll limitierten Aufträgen suchen und davon profitieren. Im Börsenjargon nennt man das „abfischen“. Es kommt dann kein fairer Kurs zustande. Sie sollten folglich im XETRA-System stets ein marktgerechtes, sinnvolles Limit setzen. Das Limit sollte eng am aktuellen Kurs liegen, jedoch einen gewissen Spielraum für geringere Kursschwankungen offenlassen, denn sonst kann es zu einer Teilausführung kommen. Wird Ihr Auftrag nur teilweise ausgeführt, wird die restliche Stückzahl von Aktien später gekauft. Im Zweifelsfall müssen Sie dann bei Kleinaufträgen die Mindestgebühr Ihrer Bank zweimal entrichten. Im Präsenzhandel, der von Maklern ausgeführt wird, besteht dieses Problem nicht, da Makler gesetzlich verpflichtet sind, stets einen marktgerechten Kurs anzubieten.
Die Regionalbörsen versuchen ein Gegengewicht zur fortschreitenden Zentralisierung zu bilden, indem sie sich zunehmend spezialisieren. Vor allem Privatanleger werden von den kleineren Börsen durch Preisgarantien und einen besseren Service umworben. Manche Börsen werben beispielsweise damit, dass es bei ihnen keine Teilausführungen gibt und dass die Orders in Sekundenschnelle abgewickelt werden. Darüber hinaus haben viele Regionalbörsen eine längere Handelszeit als das XETRA-System und die Frankfurter Wertpapierbörse. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass diese Börsen dem Kunden Kostenvorteile versprechen. Der Spread, das ist der Unterschied zwischen Kaufkurs (Geldkurs] und dem Verkaufskurs (Briefkurs), ist geringer.

Fundamentalanalyse beim Aktienhandel – die Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote gibt an, wie hoch der Eigenkapitalanteil ist. Wenn Sie sich schon einmal mit Bilanzen befasst haben, wissen Sie sicherlich, dass jede Bilanz aus einer rechten und einer linken Seite besteht. Die rechte Seite, deren Posten Passiva genannt werden, sagt aus, woher die Mittel des Unternehmens kommen (Mittelherkunft). Die linke Seite der Bilanz hingegen, die so genannten Aktiva, zeigt Ihnen, wie die Mittel verwendet wurden (Mittelverwendung), d.h. was das Unternehmen mit den Geldern erworben hat.
Die Passivseite, die die Herkunft der Mittel beschreibt, besteht nun vereinfacht aus zwei Hauptposten: den Mitteln, die das Unternehmen selbst aufgebracht hat, nämlich das Eigenkapital, und den Mitteln, die es sich als Kredit leihen musste, das Fremdkapital. Wenn man nun Eigen- und Fremdkapital zusammennimmt, erhält man das Gesamtkapital eines Unternehmens. Die Eigenkapitalquote gibt Ihnen nun an, wie hoch der Anteil des Eigenkapitals ist – Sie müssen also nur das Eigenkapital durch das Gesamtkapital (das in den meisten Geschäftsberichten als Bilanzsumme bezeichnet wird) dividieren und in Prozent umrechnen.

Diese Zahl werden Sie in allen Geschäftsberichten schon ausgerechnet vorfinden. Die entscheidende Frage lautet nun: Welcher Wert ist am besten? 10%? 30%? 60%? Sie werden kein Unternehmen finden, dass über 100 Prozent Eigenkapital verfügt, denn bei jeder Neugründung ist nicht genügend Eigenkapital vorhanden; selbst Personengesellschaften oder Einzelunternehmen sind fast immer auf zusätzliche Kredite angewiesen, was die Existenzgründung nicht gerade einfach macht. Die meisten börsennotierten Konzerne in Deutschland, wie sie im DAX zusammengefasst sind, haben eine Eigenkapitalquote, die zwischen 30 und 40 Prozent liegt.
Der optimale Wert der Eigenkapitalquote ist von der Branche abhängig, deshalb gibt es in diesem Zusammenhang keine eindeutige Zahl, aber zumindest einige Anhaltspunkte. Stellen Sie sich vor, Sie gründen ein Maschinenbauunternehmen. Dann benötigen Sie Grundstücke und Gebäude, einen Fuhrpark und eine Vielzahl sehr teurer Maschinen in der Produktion (wie Industrieroboter) und zusätzlich Vorräte (wie Rohstoffe – beispielsweise Stahl, Kunststoff, Glas) und möglicherweise Fertigbauteile. Sie können sich sicherlich ausmalen, dass Sie zur Anschaffung viele Kredite benötigen und am Anfang nur wenig Eigenkapital haben. Die Banken erwarten aber bei so umfangreichen Investitionen, dass Sie zumindest genügend eigene Mittel vorweisen können, da die Banken nicht von vornherein bereit sind, solche Millionensummen zur Verfügung zu stellen. Ein Maschinenbauunternehmen hat daher meist eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent.
Anders sieht es im Einzelhandel aus. Ein Supermarkt benötigt nur einen Laden, den man nicht unbedingt kaufen, sondern auch mieten kann. Die Innenausstattung besteht nicht aus extrem teueren Maschinen, sondern nur aus vielen Regalen, die nicht besonders teuer sind. Auch wenn man berücksichtigt, dass ein solcher Supermarkt Scanner-Kassen und eine komplizierte Software für die Lagerhaltung braucht, ist der Kapitalbedarf viel geringer als bei einem Maschinenbauunternehmen. Darüber hinaus verkauft der Supermarkt täglich Lebensmittel an viele Kunden, die mit großer Wahrscheinlichkeit kommen. Die Experten sagen, die Umschlagshäufigkeit der Waren ist sehr hoch.

Anders sieht es bei einem Maschinenbauunternehmen aus: Es ist im Bereich der Investitionsgüterindustrie tätig und muss äußerst anspruchsvolle, wählerische und sachkundige Industriekunden zufrieden stellen. Einen Schokoriegel kauft man täglich, denn er kostet nur ein paar Cents. Eine Verpackungsmaschine, die mit mehreren Hunderttausend Euro zu Buche schlägt, ist eine kostspielige, wohlüberlegte Anschaffung. Aus all diesen Gründen kann ein Supermarkt mit einer sehr dünnen Eigenkapitaldecke auskommen; in der Regel liegt deshalb die Eigenkapitalquote im Einzelhandel bei unter 10 Prozent und gelegentlich sogar unter 5 Prozent.

Wenn Sie also beurteilen möchten, ob die Eigenkapitalquote Ihres Unternehmens angemessen ist, sollten Sie folgende Aspekte beachten: Vergleichen Sie die Kennzahl immer nur innerhalb derselben Branche. Es macht keinen Sinn, wenn Sie ein Automobilunternehmen mit einem Einzelhändler vergleichen. Eine hohe Eigenkapitalquote innerhalb der Branche ist eine gute Absicherung. Denn das Unternehmen ist weniger auf Kredite angewiesen und wird weniger durch Fremdkapitalzinsen belastet. Es hat insgesamt ein solideres Fundament und kann auch Krisen und Umsatzrückgänge besser durchstehen.
Besonders positiv ist es, wenn das Unternehmen den Eigenkapitalanteil in den letzten Jahren noch erhöhen konnte – vor allem wenn diese Erhöhung aus eigenen Gesellschaftsmitteln stammt. Sie müssen dazu wissen, dass Gewinne, wenn Sie nicht an die Aktionäre ausgeschüttet werden, in die Gewinnrücklage fließen können.
Schlechter ist es, wenn das Eigenkapital durch die Ausgabe junger Aktien erhöht wurde, denn dann kam der Zufluss von außen, von den Aktionären.
Ist die Eigenkapitalquote außergewöhnlich hoch, dann kann dies in seltenen Fällen einen gewissen Nachteil darstellen; denn das Unternehmen nutzt dann zu wenig die Möglichkeiten der Kreditaufnahme.

Die Eigenkapitalquote ist zudem länderspezifisch. In manchen Ländern wie den USA ist die Eigenkapitalausstattung besser als in Deutschland oder gar in Schwellenländern. Eine dünne Eigenkapitaldecke ist immer ein Risiko – insbesondere bei Unternehmen, die erst vor einigen Jahren gegründet wurden oder aus Emerging Markets stammen. Wenn Sie den Eindruck haben, dass die von Ihnen bevorzugte Aktiengesellschaft zu wenig Eigenkapital besitzt, sollten Sie die anderen Kennzahlen sehr sorgfältig unter die Lupe nehmen und im Zweifelsfall auf den Kauf verzichten.

Für wen sind die Aktien geeignet

In Deutschland stoßen Aktienanlagen häufig auf Vorbehalte, denn viele Anleger wollen ihr Geld sicher anlegen. Sie sollten dabei bedenken, dass jede Geldanlage von vier Faktoren bestimmt wird, die man auch als das magische Viereck der Geldanlage bezeichnet:
• Rendite
• Liquidität
• Risiko
• Steueroptimierung

Manchmal spricht man auch vom magischen Dreieck, wenn die steuerlichen Aspekte ausgeblendet werden. Diese vier Gesichtspunkte können niemals gleichermaßen optimiert werden, daher wird dieser Zusammenhang als „magisch“ bezeichnet. Wenn Sie eine hohe Rendite anstreben, können Sie Ihr Risiko nicht völlig reduzieren. Je höher die Gewinnchancen eines Investments sein sollen, desto größer ist das Risiko, das Sie eingehen müssen. Mit einer Anleihe erzielen Sie aktuell in Deutschland eine Verzinsung von 4 Prozent. Wenn Sie eine Aktie nehmen, kommen Sie vielleicht auf eine Rendite von 10 Prozent; und wenn Sie Glück haben, erreichen Sie mit einem Optionsschein oder einem Hebelzertifikat innerhalb weniger Monate eine Wertsteigerung von über ICO Prozent. Doch das Risiko ist unterschiedlich: Eine Anleihe der Bundesregierung ist relativ sicher. Eine Aktie kann bei einem Börsencrash beträchtlich sinken. Manche Technologieaktien verloren mit dem Niedergang des Neuen Marktes und der New Economy innerhalb weniger Monate mehr als 90 Prozent ihres Wertes. Wenn das Unternehmen insolvent wird, können Sie mit einer Aktie alles verlieren. Noch drastischer ist es, wenn Sie auf Derivate wie Optionsscheine oder Hebelzertifikate setzen. Bei diesen Anlageinstrumenten kann innerhalb von wenigen Minuten oder Stunden ein Totalverlust entstehen, wenn Sie die Marktlage und die Börsentendenz nicht richtig einschätzen.

Eine Geldanlage mit hoher Rendite und niedrigem Risiko gibt es nicht. Beide Ziele schließen sich aus. Dasselbe gilt für den Zusammenhang von Rendite und Liquidität. Wenn Sie Ihr Geld kurzfristig anlegen, es also jederzeit flüssig machen können, dann bekommen Sie eine niedrigere Verzinsung als bei einer langfristigen Anlage. Besonders bei Termingeldern wird dieser Zusammenhang anschaulich: Ein Termingeld mit einer Kündigungsfrist von einem Monat hat eine niedrigere Verzinsung als eines, das auf drei Monate festgelegt wurde. Analog verhält es sich mit der Steueroptimierung: Wird Geld langfristig angelegt, müssen zumindest, solange es noch nicht die geplante Abgeltungssteuer gibt, Kursgewinne nach einem Jahr nicht versteuert werden. Bei Geschäften mit Optionsscheinen, die häufig nur wenige Monate oder Wochen gehalten werden, entstehen steuerpflichtige Spekulationsgewinne.
Das magische Viereck beschreibt zwar die idealen Ziele einer Geldanlage; diese können aber niemals gleichzeitig erreicht werden, da sie sich ausschließen.
Für wen eignen sich nun Aktien? Aktien eignen sich vor allem für Anleger, die eine hohe Rendite erreichen wollen, aber auch bereit sind, ein gewisses Risiko in Kauf zu nehmen.

Sie sollten Aktien nur kaufen, wenn Sie einen Verlust von 40 bis 50 Prozent verkraften können. In der Realität ist das Risiko natürlich geringer, da es Strategien gibt, mit deren Hilfe man sich gegen einen solchen Verlust wappnen kann. Da es aber auch Börsencrashs, politische Turbulenzen und andere Unwägbarkeiten gibt, sollten Sie vorsorglich mit einem Verlustrisiko von 50 Prozent rechnen. Bei Technologieaktien oder Werten aus Schwellenländern wie China, Indien, Lateinamerika und anderen Regionen, die als Emerging Markets bezeichnet werden, ist das Verlustrisiko noch deutlich größer.

Aktien sind daher nichts für ängstliche Naturen, die ihre Verzinsung bis auf die zweite Stelle hinter dem Komma berechnen möchten. Falls Sie vor einem solchen beträchtlichen Verlustrisiko zurückscheuen, sollten Sie Ihr Geld lieber in Qualitätsanleihen, Bausparverträgen oder gut bewerteten Immobilien anlegen. Nichts ist ärgerlicher, als wenn Sie schlaflose Nächte mit Ihren Aktien verbringen und bereits beim Frühstückstisch aufgeregt die Aktienkurse im Fernsehen verfolgen und bei jedem Euro und bei jedem Cent Verlust um Ihr Geld zittern.
Andererseits sollten Sie berücksichtigen, dass das Risiko bei allen Geldanlagen durch geschickte Strategien gesenkt werden kann. Zwar ist es nicht möglich, das Risiko völlig zu beseitigen, denn auch das Leben selbst ist mit vielen Risiken behaftet, aber Sie können zumindest einige der Gefahren reduzieren oder ganz ausräumen.

Einer der wichtigsten Grundsätze, der für alle Investments gilt, ist das Prinzip der Streuung oder Diversifikation. Die Alltagsweisheit, man solle nie alle Eier in einen Korb legen, gilt auch hier. Wenn Ihr Depot nur eine Aktiengesellschaft enthält, sind Sie auf Gedeih und Verderb diesem Unternehmen ausgeliefert. Wenn das Unternehmen Insolvenz anmeldet, haben Sie alles verloren. Wenn Sie hingegen 100 verschiedene Aktien besitzen, ist die Streuung so groß, dass ein Totalverlust auf jeden Fall ausgeschlossen ist. Das Prinzip der Streuung oder Diversifikation lässt sich noch perfektionieren. Durch Untersuchungen weiß man beispielsweise, dass manche Aktien sich stets in die gleiche Richtung bewegen, während andere gegenläufig sind. Wenn beispielsweise Ölaktien steigen, sinken die Aktien der Airlines. Der Grund, dafür ist, dass steigende Erdölpreise die Gewinne von Airlines schmälern. Ein solcher Zusammenhang wird in der Mathematik als Korrelation bezeichnet. Wenn zwei Aktien sehr stark korrelieren, d.h. sich immer in die gleiche Richtung entwickeln, tragen sie nicht zur Streuung des Depots bei. Sie sollten bei der Zusammensetzung Ihrer Aktienauswahl vor allem darauf achten, dass die Aktien darin wenig miteinander korrelieren, d.h. sich gegenläufig entwickeln und damit das Depot austarieren. Wenn beispielsweise Ihre Automobilaktien gerade schwächeln, steigen dafür Ihre Chemie- oder Pharmawerte. Das Verlustrisiko von Aktien lässt sich dadurch deutlich senken. Nun werden Sie sich tragen, wie viele Aktien sollte man in einem Depot haben. Ein Börsenexperte gab darauf die vollmundige Antwort: So viele, wie Sie sich Kinder zu erziehen Zutrauen. Bevor Sie nun ernsthaft Ihre pädagogischen Fähigkeiten überprüfen, sollten Sie Folgendes beachten: Zu wenige Aktien in einem Depot bedeuten ein zu großes Risiko. Ein gut gestreutes Depot umfasst daher zirka 4 bis 7 verschiedene Aktien. Wenn Sie mehr Aktien in Ihrem Depot haben, laufen Sie Gefahr, dass Sie den Überblick verlieren. Wer 20 Aktien in seinem Portefeuille hat, besitzt im Grunde nur ein Sammelsurium unterschiedlicher Werte, die nicht sinnvoll betreut, analysiert und beobachtet werden können.

Aber selbst 4 oder 7 Werte stellen noch ein relativ großes Risiko dar, denn die Streuung ist auch hierbei relativ gering. Daher ist es für alle Anleger empfehlenswert, unter Aktienanlage nicht nur den Kauf einzelner Aktien zu verstehen, sondern auch andere indirekte Aktienanlagen mit einzubeziehen. Hierzu gehören vor allem Zertifikate und Aktienfonds. Nur durch solche Instrumente ist eine große Streuung gewährleistet. Darüber hinaus sollten Sie bei der Aktienauswahl (dem Stockpicking) einer wissenschaftlich fundierten Strategie folgen.
Das Prinzip der Streuung beschränkt sich nicht nur auf Aktien oder aktienähnliche Investments, sondern bezieht sich auf alle Geldanlagen. Die Diversifikation beginnt bereits bei der Auswahl und Zusammenstellung der Vermögens- oder Assetklassen. Darunter versteht man eine grundsätzliche Einteilung aller Anlageformen in Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien. Ihr Geld ist nur dann sicher angelegt, wenn Sie neben Aktien auch diese anderen Assetklassen besitzen. Der Grund dafür ist, dass sich Rohstoffe, Anleihen und Immobilien anders verhalten und andere Zyklen haben als die Aktienmärkte. Als beispielsweise im Jahr 2001 die Börsen wegen der Krise der Technologie- und Internetwerte auf Talfahrt gingen, begann ein weltweiter Boom der Immobilien und der Rohstoffe. Gold, Platin und viele Industriemetalle erreichten rekordverdächtige Wertsteigerungen. Der Immobilienmarkt in Großbritannien und in den USA verbuchte enorme Zuwächse, während die Technologieaktien ins Bodenlose fielen und den Anlegern Verluste von über 90 Prozent bescherten.
Darüber hinaus sollten Sie beachten, dass auch Währungen ein Risiko darstellen. Wenn Sie eine ausländische Aktie oder eine Fremdwährungsanleihe kaufen, gehen Sie immer ein Währungsrisiko ein, auch wenn die Aktie an der deutschen Börse in Euro notiert. Lassen Sie sich davon nicht blenden: Ein ausländisches Unternehmen notiert stets in der Heimatwährung – es erfolgt nur eine Umrechnung in Euro. Dasselbe gilt übrigens auch für Indizes, die nicht durch ein so genanntes Quanto-Zertifikat speziell währungsgesichert sind. Der Dow Jones bezieht sich immer auf den US-Dollar, der Nikkei-Index auf den japanischen Yen.

Ein solches Währungsrisiko erkennen Sie auch bei Fremdwährungsanleihen: Während Sie beispielsweise für eine Bundesanleihe, die in Euro notiert, nur 4 Prozent erhalten, bekommen Sie für eine Anleihe in türkischen Lira fast 18 Prozent Zinsen pro Jahr. Das Risiko ist aber beträchtlich, denn wenn die türkische Volkswirtschaft eine Wachstumspause einlegt oder die Inflation zu sehr zunimmt, droht der Wechselkurs der Lira gegenüber dem Euro nachzugeben. Im schlimmsten Fall büßt die Lira 30 oder 40 Prozent ein, und dann ist ein Zinssatz von 20 Prozent zu niedrig, da Sie unweigerlich Verluste machen. Währungsprognosen sind selbst für Experten äußerst schwierig, und viele Vorhersagen erweisen sich im Nachhinein als falsch. Bei Ihrer Geldanlage sollten Sie daher stets das Währungsrisiko beachten. Natürlich sollten auch Ihre Investments über eine Vielzahl von Währungen gestreut sein, aber der Euro sollte einen größeren Anteil einnehmen.
Nach diesen Betrachtungen zum Risiko sollten man noch folgendes Argument berücksichtigen. Auch wenn Aktien in einem Jahr im schlimmsten Fall 50 Prozent verlieren können (oder bei Technologikaktien sogar 90 Prozent oder alles), lässt sich das Risiko erheblich verringern, wenn Sie Ihr Geld auf verschiedene Vermögensklassen verteilen. Wenn Sie neben Aktien auch Anleihen, Rohstoffe und Immobilien haben, sind Sie wesentlich besser geschützt. Darüber hinaus sollten Sie das Risiko auf eine Vielzahl von Aktien oder aktienähnlichen Anlagen verteilen. Wenn Sie beispielsweise ein Indexzertifikat auf den amerikanischen Index S&P500 kaufen, verteilt sich Ihr Risiko auf über 500 nordamerikanische Aktien, die in diesem Index zusammengefasst sind.

Eine andere, aber wesentlich weniger preisgünstige Möglichkeit besteht darin, Aktienfonds zu kaufen. Bei einem Aktienfonds werden im Durchschnitt 50 bis 100 verschiedene Aktien gehalten und aktiv vom Management betreut. Natürlich können Sie Ihr Depot auch um einzelne Aktien ergänzen, aber das Risiko steigt dann natürlich, vor allem wenn Sie nur 4 bis 7 Einzelwerte haben. Im Zweifelsfall ist es besser, auf eine breite Streuung durch Aktienfonds und Zertifikate zu setzen.
Das Risiko einer solch diversifizierten Aktienanlage reduziert sich noch beträchtlich, wenn Sie einen langen Zeitraum festlegen. Wenn Sie Aktien oder aktienähnliche Anlagen nur ein Jahr oder ein paar Monate halten, gehen Sie ein enormes Risiko ein, da niemand die Wertentwicklung einer Aktie für einen solch kurzen Zeitraum sicher und fundiert prognostizieren kann. Lassen Sie sich nicht durch die Zielkurse beirren, die in fast allen Börsenzeitschriften angegeben werden. Diese Zielkurse beruhen zwar meist auf der Auswertung von Bilanzkennzahlen und technischen Analysen, sind aber in der Realität nur Anhaltspunkte. Ein Zeitraum von einem Jahr ist zu kurz, um die Entwicklung einer Aktie sinnvoll Vorhersagen zu können. Manche Aktien verlieren in einem Jahr 40 Prozent, andere steigen um 70 Prozent. Wie die Finanzmarktforschung zeigt, kann es sich hierbei um statistische Ausreißer handeln, die viel größer ausfallen können, als man bislang vermutete, wie die so genannte fraktale Analyse belegt. Je länger Sie aber eine Aktie halten, desto mehr pendelt sich der Wert auf die Durchschnittsrendite von 10 bis 14 Prozent pro Jahr ein.

Nach fünf Jahren ist das Risiko eines Verlustes bereits deutlich niedriger, und nach zehn Jahren kann man ein Verlustrisiko – zumindest bei einem Index – fast ausschließen. Nehmen wir als Beispiel den DAX. Wenn Sie 1999 in der Boomphase ein DAX- Zertifikat erworben hätten, dann hätten Sie bis zum März 2003 nur Verluste gemacht. Der DAX fiel von über 8000 Punkten auf klägliche 2500 Punkte. Im DAX sind die 30 größten Standardwerte enthalten, diese konnten sich in der Baisse noch einigermaßen behaupten. Technologieaktien stürzten dagegen in einen Abgrund. Der NEMAX, der Aktienindex des Neuen Marktes, der inzwischen abgeschafft wurde, büßte über 90 Prozent seines Wertes ein.

Im Jahre 2007 sieht die Rechnung für den DAX bereits sehr viel besser aus; der Aktienindex ist inzwischen auf 6900 Punkte geklettert. Zwar würde ein Anleger damit immer noch unter dem Einstandskurs von 8000 Punkten liegen, aber in einem Zeitraum von zehn Jahren dürfte dieser Verlust wieder behoben sein.
Sie werden nun argumentieren, dass ein Investment in den DAX seit dem Jahr 1999 wenig eingebracht hätte. Das ist richtig, aber bedenken Sie das Prinzip der Streuung: Wenn Sie Ihr Geld auch in den Aktienmärkten anderer Länder wie China, Russland oder Indien angelegt hätten, hätten Sie eine Rendite von mehreren hundert Prozent erzielt. Das Risiko an den Aktienmärkten ist relativ gering, wenn Sie Ihre Investments über eine Vielzahl von Aktien (über Zertifikate und Aktienfonds) und Aktienmärkten streuen und für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren planen.

Falls Sie nun trotzdem Lebensversicherungen und Immobilien bevorzugen, muss ich Ihnen sagen, dass solche Anlageformen ebenfalls Risiken in sich bergen. Beispielsweise sind Lebensversicherungen intransparent; Sie erfahren bislang nicht, wie hoch die Verwaltungsgebühren und Vertriebskosten sind. Die Durchschnittsrendite von Lebensversicherungen liegt zwischen 3 bis 5 Prozent; der gesetzliche Garantiezins wurde im Jahre 2007 sogar auf 2,25 Prozent abgesenkt, d.h. wenn Ihre Lebensversicherung nicht genügend Rendite e wirtschaftet, muss sie gesetzlich nur den Garantiezins bezahlen. Wenn Sie davon eine jährliche Inflationsrate von 2 Prozent abziehen, erreicht Ihre Geldanlage kaum noch eine reale Verzinsung .Viele Menschen sind der Auffassung, Altersvorsorge habe etwas mit Versicherungen zu tun; in Wirklichkeit ist die Altersvorsorge in erster Linie ein Geldanlageproblem. Wie dramatisch der Unterschied ausfallen kann, zeigt Ihnen eine Modellrechnung. Nehmen wir einmal an, Sie legen im Alter von 30 Jahren einen Geldbetrag von 10.000 € mit einer Rendite von 4 Prozent bei einer Lebensversicherung und mit 10 Prozent in einer breit gestreuten Aktienanlage bis zu Ihrem 65. Lebensjahr an. Der Versicherungsnehmer hat dann ein Endkapital von 39.460 €, während der Aktionär auf 281.024 € kommt. Der Aktionär hat aufgrund des langen Zeitraums mehr als das 7-fache erwirtschaftet, Angesichts solcher Zahlen gehen Sie eher ein enormes Risiko ein, wenn Sie Ihre Altersvorsorge auf vermeintlich sichere Anlageformen beschränken und nur eine niedrige Rendite erzielen.
Wie sicher sind denn diese 10 Prozent der Aktienanlage? Wenn Sie Ihr Depot für einen Zeitraum von mindestens 10 oder besser 20 Jahren planen, die Werte über Zertifikate und Aktienfonds breit über viele Regionen der Welt streuen, dann sind 10 Prozent im langfristigen Jahresdurchschnitt realistisch. Mit einzelnen Strategien, die wissenschaftlich untersucht wurden, konnte man sogar in Modellstudien höhere Renditen erzielen als der Durchschnitt des jeweiligen Aktienmarktes.

Für Ihren Aktienanteil am Depot gibt es eine Faustregel, die Sie jedoch flexibel und Ihren Verhältnissen angepasst handhaben sollten: 100 minus Lebensalter = Aktienanteil in Prozent. Wenn Sie jetzt 30 Jahre alt sind, wäre ein Aktienanteil von 70 Prozent nach dieser Regel sinnvoll. In der Realität sollten Sie sich aber an Ihren persönlichen Lebensumständen orientieren. Eine solche schematische Regel eignet sich nicht für jeden Anlegertyp. Eine andere Regel besagt, man solle das gesamte Vermögen zu jeweils einem Drittel in Aktien, Anleihen und Immobilien anlegen. Da Rohstoffe in den letzten Jahren in Mode gekommen sind, müsste man heute auch einen angemessenen Rohstoffanteil berücksichtigen. Bei Immobilien sollten Sie nicht nur an ein Eigenheim oder an fremdvermietete Wohnungen denken, sondern auch an Immobilienaktien, -Zertifikate und so genannte REITs, Real Estate Investment Trusts, die in Deutschland erstmals 2007 eingeführt wurden. Gerade mit solchen Instrumenten können Sie auch mit Immobilien Renditen erzielen, die das Niveau der Aktienanlage erreichen.

Wenn Sie bereits über 60 Jahre alt sind, kommen Aktienanlagen nur noch als Depotbeimischung in Frage; es sei denn, Sie sind sehr spekulativ eingestellt. Dennoch sollten Sie Ihren Aktienanteil drastisch reduzieren und Ihr Vermögen überwiegend in sicheren Qualitätsanleihen und zur Streuung in Immobilien (-Zertifikaten) an- legen. Achten Sie zudem darauf, Ihre Anleihen zu streuen und nur Schuldverschreibungen mit hoher Bonität in Euro auszuwählen.

Wie kaufe ich Aktien – das Beratungsgespräch

Einen guten Kundenberater können Sie leicht von einem schlechten unterscheiden: Am Anfang jeder Anlageberatung stehen Fragen nach Ihren persönlichen Zielen, Ihren Erwartungen, Ihrer Lebensplanung , Ihrer Risikobereitschaft und Ihrem Zeithorizont. Ein Berater, der Ihnen ohne Ihre persönlichen Lebensumstände zu kennen, gleich eine Aktie empfiehlt, ist im besten Fall ein schlecht geschulter Anfänger. Grundlegend für eine optimale Beratung ist nämlich die Frage: Welche finanziellen Ziele haben Sie? Versuchen Sie, Ihre Ziele so genau wie möglich zu formulieren und Klarheit zu erlangen. Denn dies ist der Ausgangspunkt für eine sorgfältige Finanzplanung.

Auch die persönliche Lebenssituation spielt eine große Rolle: Wenn Sie vom Arbeitslosengeld leben, wird Ihr finanzielles Potenzial anders sein, als wenn Sie ein eigenes Unternehmen haben oder als hoch dotierte Führungskraft in einem internationalen Konzern arbeiten. Auch Ihre sonstigen Lebensumstände, etwa ob Sie ein eigenes Hans oder Kinder haben, Single oder geschieden sind, beeinflussen Ihr Anlageverhalten.

Es ist auch wichtig, in welcher Lebensphase sich befinden. Ein 20-Jähriger wird andere Prioritäten setzen als jemand kurz vor der Pensionierung. Auch wenn Ihnen Ihr Lebensalter ungünstig erscheint, bedenken Sie, dass jedes Lebensalter seine Vor- und Nachteile hat. Mit 20 Jahren Liegt Ihnen gleichsam die Welt zu Füßen; Sie können frei zwischen den Berufen wählen, Ihr Leben frei und unabhängig planen, Sie können Ihre Träume verwirklichen. Als 40-Jähriger haben Sie den Vorteil, dass Sie viele Lebenserfahrungen gesammelt haben und diese gezielt nutzen können. Sie haben schon viel Geld verdient und verfügen über Beziehungen und Netzwerke. Sie können Ziele realistisch einschätzen und Ihre Erfahrung dazu einsetzen, Ihren Lebensweg in die von Ihnen gewünschte Richtung zu Lenken. Auch als 60-Jähriger stehen Ihnen noch viele Möglichkeiten offen. Es gibt Menschen, die mit 50 Jahren ein erfolgreiches Unternehmen gegründet haben; andere begannen mit 80 Jahren zu malen und wurden berühmt; andere begaben sich mit 70 Jahren auf eine Weltreise. Machen Sie etwas aus Ihrem Leben, und leben Sie das Leben, das Ihnen gefällt. Die Finanzplanung ist ein wichtiger Teil Ihrer Erfolgsstrategie, deshalb sollten Sie sich bewusst machen, was Sie wirklich wollen.

Bei dem Beratungsgespräch wird Ihnen der Kundenberater ein Formular vorlegen und dort die Angaben von Ihnen notieren. Das ist deshalb wichtig, damit man Sie besser beraten kann. Risikoscheuen Anlegern wird der Berater andere Wertpapiere empfehlen als jemandem, der über jahrelange Börsenerfahrung verfügt und größere Risiken eingehen möchte. Seien Sie daher ehrlich und geben Sie offen zu, wie viel Sie wirklich über Wertpapiere wissen, wie Ihre Vorerfahrungen sind und welche finanziellen Möglichkeiten Sie haben.

Die meisten Banken haben ein Kategoriensystem, in das sie die unterschiedlichen Anlageformen einordnen. Ein konservativer Aktienfonds, der weltweit anlegt oder sich auf deutsche Standardwerte konzentriert, wird anders eingestuft als ein Investmentfonds, der vorwiegend in China, Indien oder Lateinamerika anlegt. Lassen Sie sich die Definition der einzelnen Risikokategorien erläutern, da jede Bank ihr eigenes System hat. Lassen Sie sich die Empfehlungen des Kundenberater genau erklären; fragen Sie nach Risiken und Chancen.

Im Zweifelsfall ist es immer besser und vorteilhafter, wenn Sie sich selbst ein Urteil bilden und die Verantwortung für Ihre Geldanlage übernehmen. Wenn Sie langfristig wohlhabend oder reich werden wollen, müssen Sie sich die Mühe machen, sich in die Materie einzuarbeiten. Ein Vermögensberater oder -Verwalter kann Ihnen diese Aufgabe nicht wirklich abnehmen. Wie bei allen existenziellen Fragen sollten Sie zumindest über Grundkenntnisse verfügen und erst dann einen vertrauenswürdigen Experten konsultieren. Genauso wenig wie es sinnvoll ist, einen Anwalt per Zufall aus dem Telefonbuch herauszusuchen oder bei einem ernsthaften gesundheitlichen Problem den unbekannten Arzt in der Nachbarschaft aufzusuchen, müssen Sie auch in finanziellen Angelegenheiten sehr sorgfältig und strategisch Vorgehen. Der beste und professionellste Kundenberater muss nicht der Ihrer Sparkasse oder Elausbank sein. Auch hier gibt es große Qualitätsunterschiede. Am sichersten sind Sie, wenn Sie selbst über fundierte Grundkenntnisse verfügen und sich gewissenhaft und umfassend informieren.

Fundamentalanalyse beim Aktienhandel – Kennzahlen für den Gewinn

Neben dem Jahresgewinn, der in der Bilanz angegeben wird, ins eine Reihe anderer Kennziffern üblich. Hierzu gehören die Begriffe EBIT und EBITDA. Die englische Abkürzung EBIT steht für „earnings before interest and taxes“. Darunter versteht man das Ergebnis vor Zinsen und Ertragssteuem. Das Akronym EBITDA bedeutet „earnings before interest, taxes, depreciation and amortisation“; es handelt sich um das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Eigenkapital-Amortisation.
Die Berechnung dieser beiden Kennzahlen ist relativ komplex und setzt umfangreiche Bilanzkenntnisse voraus. Vereinfacht kann man sagen, diese Kennzahlen wurden entwickelt, damit man den operativen Gewinn eines Unternehmens besser ermitteln kann. Außerordentliche Ereignisse werden ausgeklammert. Darüber hinaus werden die Steuerbelastung und die Zinsen für das Fremdkapital außer Betracht gelassen. Der Grund für diese Maßnahme ist, dass die steuerliche Belastung des Unternehmens länderspezifisch ist und je nach Unternehmenslage variiert; die Zinsen für das Fremdkapital werden ebenfalls nicht berücksichtigt, damit die Vergleichbarkeit von Unternehmen eher gegeben ist, denn manche Firmen sind auf ein hohes Maß an Fremdkapital angewiesen, während andere sich selbst finanzieren können.

Eine weitere wichtige Kennzahl ist der häufig genannte Cashflow. Der Cashflow kann auf mehrere Weisen berechnet werden, und es gibt außerdem unterschiedliche Varianten des Cashflows wie beispielsweise den Brutto und Netto Cashflow sowie freie Cashflows. Simpel ausgedrückt versteht man unter dem Cashflow die Differenz zwischen sämtlichen Ein- und Auszahlungen, die in einem Geschäftsjahr anfallen. Was unter dem Strich übrig bleibt, ist der Cashflow. Natürlich ist es in der Praxis etwas komplizierter, denn es dürfen lediglich zahlungswirksame Vorgänge berücksichtigt werden. Man könnte auch sagen: Der Cashflow ist das um die Abschreibungen und Zinsaufwendungen bereinigte Jahresergebnis und spiegelt die Innenfinanzierungskraft des Unternehmens wider. Insofern ist der Cashflow viel aussagekräftiger als das Jahresergebnis.

Eine interessante Aktiengesellschaft zeichnet sich durch einen positiven oder sogar stetig steigenden Cashflow aus. Ist der Cashflow hingegen negativ, bedeutet dies langfristig immer finanzielle Probleme, so dass selbst dringende Investitionen hinausgeschoben werden müssen. Analog zum Kurs-Gewinn-Verhältnis berechnet man das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV), das genauso interpretiert wird wie das KGV. Das KCV sollte geringfügig unter dem Branchendurchschnitt liegen.

Börse für Anfänger – Reichsein ist nicht einfach

Reichtum macht ein Herz schneller hart als kochendes Wasser ein Ei, sagt der Volksmund. Mag sein. Aber der Mensch strebt, solange er lebt, gerade nach materiellem Wohlstand. Ist ja nichts Verwerfliches, denn: Der Geist denkt, das Geld lenkt. Und da greifen gerade die am heftigsten in den Lenker, die behaupten, eine besonders feine Nase fürs Reichsein und -werden zu haben, die Vermögensverwalter. In dieser ebenso gediegenen wie manchmal dubiosen Sparte steht das amerikanische Finanzhaus Merrill Lynch fast uneinholbar auf Platz eins.

Die von Merrill Lynch verwalteten Vermögenswerte liegen bei 1,7 Billionen Dollar. Alles, was danach kommt, ist weit abgeschlagen. Der Branchenzweite UBS ist in diesem Bereich fast viermal kleiner, die verwalteten Vermögen betragen insgesamt nur 426 Milliarden Dollar. Da Merrill Lynch weltweit aber immerhin sechs Millionen Kunden betreut, ist das durchschnittliche Vermögen mit etwas über 280 000 Dollar rein statistisch nicht so groß. Da steht UBS schon viel besser da. Hier bringt jeder der 250 000 Kunden im Durchschnitt 1,7 Millionen Dollar mit. Und ganz vornehm ist die Kundschaft bei Goldman Sachs. Dort betreut man in der Vermögensverwaltung zwar nur 15 000 Kunden, die haben es aber ganz dicke. Jeder schob durchschnittlich mehr als 18 Millionen Dollar über den Tresen und erwartet nun, dass sie sich auch überdurchschnittlich gut vermehren. In dem von Merrill Lynch und der Unternehmensberatung Cap Gemini Ernst & Young vorgelegten German Wealth Report 2000, einer von mehreren Studien über den Reichtum in Deutschland und damit über die potenzielle Klientel, kommen die Finanzmanager zu dem Ergebnis, dass es in Deutschland 365 000 Menschen mit einem Geldvermögen von mehr als einer Million Euro gibt. Insgesamt gehören ihnen mehr als zwei Milliarden Euro oder 25,7 Prozent des deutschen Vermögens. Zu den Ultrareichen gehören 3 700 Deutsche mit einem Geldvermögen von mehr als 30 Millionen Euro pro Kopf.

Bezieht man diese Zahlen einmal auf die Gesamtbevölkerung, dann muss man feststellen, dass 0,5 Prozent der deutschen Bevölkerung immerhin 25,7 Prozent des Vermögens gehören, und schaut man noch genauer hin, so zeigt sich, dass 5 Prozent der Bevölkerung insgesamt sogar über 46 Prozent des Vermögens verfügen. Das heißt, 95 Prozent der Deutschen, also die überwiegende Mehrheit, müssen sich mit den restlichen 54 Prozent des vorhandenen Vermögens begnügen. Wer das jetzt für ungerecht hält, kann getröstet werden, denn die Situation hat sich schon deutlich gebessert. In der Zeit von 1996 bis 1999 kamen immerhin 52 000 Euro-Millionäre dazu, das entspricht einem Wachstum von 5,3 Prozent pro Jahr. Allerdings ist das Vermögen der Vermögenden im Zeitraum von 1996 bis 1999 mit 10 Prozent pro Jahr erheblich schneller gewachsen als das Einkommen der arbeitenden Klasse. Wenn man böswillig ist, könnte man es auf den Nenner bringen: Arbeit lohnt sich nicht mehr, es sei denn, man lässt das Geld arbeiten.

Weltweit ist die Situation natürlich noch viel krasser. Da gibt es 7 Millionen Dollar-Millionäre und über 55 000 Ultrareiche, die mehr als 30 Millionen Dollar Finanzvermögen besitzen. Die 225 reichsten Personen auf der Welt verfügen über ein Gesamtvermögen von über einer Billion Dollar, das entspricht dem jährlichen Einkommen der ärmsten 47 Prozent der Weltbevölkerung, also immerhin 2,5 Milliarden Menschen. Von diesen 225 Ultrareichen leben 60 in den Vereinigten Staaten, 14 in Japan und 21 in Deutschland. Wer das in Deutschland alles ist, hat freundlicherweise das Manager Magazin im Januar 2001 aufgelistet. Auf Platz 1 stehen die Gebrüder Karl und Theo Albrecht, die es mit ihren Aldi-Märkten geschafft haben, seit den sechziger Jahren immerhin 20 Milliarden Euro zusammenzutragen. Weitaus weniger bekannt sind die Familien von Baumbach/Boehringer und Engelhorn. Alle drei haben mit Pharmaprodukten ihr Vermögen gemacht. Die Familien von Baumbach und Boehringer (Boehringer Ingelheim) verfügen über 16 Milliarden Euro und die Familie Engelhorn (Boehringer Mannheim) über 10 Milliarden.

Die weiteren Plätze der deutschen Top-Ten-Liste werden von Reinhard Mohn (Bertelsmann), der Familie Herz (Tchibo, Reemtsma), der Familie Otto (Otto Versand), der Familie von Siemens (Siemens), Susanne Klatten, geborene Quandt (BMW und Altana), Erivan Haub (Tengelmann) und Otto Beisheim (Metro) besetzt.

Wenn Sie einen dieser Superreichen auf der Straße träfen, Sie würden ihn nicht erkennen, denn die wirklich Reichen sind alles andere als mediengeil. Man könnte sogar sagen, sie scheuen das Licht der Öffentlichkeit. Einerseits, weil sie Kidnapping oder Erpressung fürchten, andererseits, weil sie offensichtlich ein ziemlich normales Leben führen wollen, ohne Glamour und ohne Homestorys. Das ist ja bei einigen Newcomern, die ihr Geld am Neuen Markt gemacht haben, ganz anders. Die tun für Publicity (fast) alles.

Insgesamt konzentrieren sich in Deutschland knapp 30 Prozent des europäischen Vermögens der High Net Worth Individuals (HNWI). Als Ursache sieht Merrill Lynch dafür den seit den fünfziger Jahren anhaltenden Wirtschaftsaufschwung. Auch wenn sich die Verteilung zwischen den oberen 5 Prozent und den übrigen 95 Prozent etwas unproportional ausnimmt, ist es in Deutschland – anders als in Großbritannien – trotzdem zu einer immer breiteren Verteilung des Geldvermögens in der Bevölkerung gekommen. Dass die Reichen in Deutschland aber dennoch immer überproportional reicher wurden als die anderen, liegt an der allgemeinen Börsenentwicklung, den Veränderungen in der deutschen Investmentkultur, aber auch daran, dass viele Familienunternehmen verkauft, also zu Bargeld gemacht worden sind. Zwar ist in Deutschland das Verhältnis von Börsenkapitalisierung zu Bruttoinlandsprodukt in den Jahren von 1996 bis 1999 von 28,4 Prozent auf 67,8 Prozent gestiegen, dennoch liegt Deutschland in diesem Bereich weit abgeschlagen hinter der Schweiz, Großbritannien und den USA. Hier ist also noch Potenzial zum Reichwerden vorhanden.

Merrill Lynch erwartet, dass sich das überdurchschnittliche Wachstum in den Geldvermögenswerten der Reichen und Ultrareichen weiter fortsetzen wird. Wofür auch die ab 2001 geltende Steuerreform sorgt. Die meisten Ultrareichen Deutschlands leben in den Ländern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. In genau diesen Ländern wird auch erwartet, dass bis zum Jahr 2004 fast 50 000 Familienunternehmen unter den Hammer kommen und damit noch einmal ein ordentlicher Vermögensschub entsteht. In der gesamten Bundesrepublik sollen bis 2004 schätzungsweise 84 000 Familienunternehmen verkauft werden, weil kein Nachfolger in der Familie zu finden ist. Merrill Lynch unterscheidet so schön zwischen neuem und alten Reichtum. Leute, die erst in den letzten paar Jahren richtig reich geworden sind, sind bei der Auswahl ihrer Anlagen sehr leistungsorientiert und auch bereit, risikoreichere Anlageformen zu wählen, die sich schnell realisieren lassen. Meist sind sie besonders der Branche zugewandt, in der sie ihr Geld gemacht haben, und eigentlich haben sie nur eines im Kopf: dass ihr Vermögen noch weiter wachsen soll. Wenn die Bank nicht so funktioniert, wie sie möchten, gehen sie auch schnell zur nächsten. Das ist beim alten Reichtum anders. Hier legt man mehr Wert darauf, das Vermögen zu erhalten, und richtet sein Augenmerk besonders auf Renditen, die im Schnitt 15 Prozent für das Gesamtportfolio ausmachen sollten. Verschwiegenheit, Exklusivität und Erfahrung aufseiten der Finanzberater sind besonders gefragte Eigenschaften. Man wechselt nicht die Bank, sondern allenfalls den dortigen Ansprechpartner. Alter Reichtum besitzt circa 70 Prozent Geldvermögen und 30 Prozent Sachvermögen. 40 bis 50 Prozent des liquiden Vermögens sind global angelegt. Wieder ein Beweis für die Mobilität des Geldes.